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Menschen bewohnt. Das vierte, die Hochebene de la Croix-Rousse, hat 36 719 E., meist Seidenweber. Das fünfte, die alte Vorstadt Baise und das rechte Saôneufer, ein Arbeiterviertel, hat 59 025 E., und das sechste, Les Brotteaux, ein vornehmes Villenviertel, 79 204 E. Unter den Vororten sind Caluire-et-Cuire (1891: 9988 E.) im N. und Ecully (2935 E.) sowie Tassin-la-Demi-Lune (3479 E.) im W. Villenviertel, Villeurbanne (17 940 E.) im O., St. Fons (4060 E.) im SO. und La Mulatière (3377 E.) sowie Oullins (8327 E.) im S. Industrieviertel.
Die Stadt besitzt breite und regelmäßige Straßen, z. B. die Rue de la République, früher Rue Impériale und Rue de Lyon, [* 2] die Rue de l'Hötel de Ville, die neue Durchbruchstraße Rue Président Carnot im sog. Quartier Grolée, die Avenue de Saxe et de Railles (zum Parc de la Tête d'Or im NO. führend), den Cours Morand, Cours Gambetta und de la Liberté und den Boulevard de la Croix-Rousse, schöne Plätze (über 100), 26 ausgezeichnete Quais, von denen die des rechten Rhôneufers besonders berühmt sind, 9 Rhône- und 13 Saônebrücken.
Die Place Bellecour, einer der größten Plätze Europas, von stattlichen Gebäuden umgeben, enthält schöne Kastanienalleen, Springbrunnen, zwei Pavillons, einen Kiosk und die Reiterstatue Ludwigs XIV. (seit 1825). Sodann sind hervorzuheben die Place des Terreaux mit einem nach dem Bildhauer Bartholdi benannten, durch die Hinrichtungen in der ersten Revolution berüchtigten Brunnen; [* 3] Place Carnot, früher Place Perrache, mit einer «Republik»-Statue, Place Sathonay mit Kastanienpflanzungen, Place Sathonay mit dem Denkmal der Freiheit und der Statue Jacquards (1840), Place Tolozan mit der Bronzestatue des Marschalls Suchet (seit 1858). Unter den Brücken [* 4] zeichnet sich vor allem aus der Pont de Tilsitt oder de l'Archevêché, der Pont Lafayette, der Pont de la Guillotière (282 m lang, mit 8 Bogen), [* 5] Pont Morand (241 m) und Pont du Midi (3 Eisenbogen auf Steinpfeilern).
Von den sehr zahlreichen Gotteshäusern (darunter 3 prot. Kirchen und eine Synagoge) sind die bedeutendsten: die alte Kathedrale St. Jean, ein 1476 vollendeter Bau in gemischtem byzant.-got. Stil, mit vier Türmen, prachtvollem Portal, einer der größten Glocken Frankreichs, einer prächtigen Standuhr, deren Schlagwerk an die Uhr [* 6] des Straßburger Münsters erinnert, und vielen Gemälden, welche ihr der Kardinal Fesch schenkte; die Kirchen Ainay (auf der Stelle eines röm. Tempels), St. Nizier, St. Bonaventure und la Rédemption.
Hoch über dem rechten Saôneufer erhebt sich die 1896 eingeweihte massige Kirche Notre-Dame de la Fourvière mit vier Türmen, im eigenartig modernisierten byzant. Stil mit überreicher Ausschmückung durch farbige Marmorsäulen. Von den übrigen öffentlichen Gebäuden zeichnen sich aus: das Hotel de Ville (Rathaus), eins der größten Europas (1646-56 von Simon Maupin erbaut, 1674 durch Feuersbrunst zerstört, 1702 von Mansart und 1868 besser von Desjardins restauriert), mit dem Stadtarchiv, den kühnen Bronzegruppen der «Rhône» und der «Saône», einem Glockenturm, Kuppeln und einer Reiterstatue Heinrichs IV. an der Façade; die 1891 vollendete Präfektur, die neuen Gebäude der mediz.
Fakultät (im Hofe das Standbild des Physiologen Claude Bernard, 1894), der 1883 restaurierte Palast St. Pierre oder der schönen Künste, ursprünglich ein großes Benediktinerkloster, mit den Räumen der Kunstschule, den reichsten Museen der Stadt und zwei Bibliotheken; der Handels- und Börsenpalast; der Justizpalast (früher Palais de Roanne) mit einer Kolonnade von 24 korinth. Säulen. [* 7] Noch sind zu erwähnen: das große Theater [* 8] (1827-30 von Soufflot aufgeführt) und das 1858 umgebaute Théâtre des Célestins, 1881 teilweise abgebrannt und neu aufgeführt;
ferner die Bank, die Tabakfabrik, das Artilleriearsenal, mehrere Kasernen, besonders Part-Dieu oder Margaron.
Behörden, Bildungs- und Wohlthätigkeitsanstalten. Lyon ist Sitz eines Erzbischofs, eines prot. und eines israel. Konsistoriums, des Präfekten, eines Appellhofs, eines Gerichtshofs erster Instanz, eines Assisenhofs, eines Handelsgerichts, von sechs Friedensgerichten, einer Handelskammer, eines Gewerberates, einer Börse, einer Filiale der Bank von Frankreich, vieler Konsulate, des Generalkommandos des 14. Armeekorps, der 6. Kavalleriedivision und der 51. Infanteriebrigade.
Die Garnison bilden Teile des 52., 96., 98. und 121. sowie das 157. und 158. Infanterieregiment, das 7. und 10. Kürassier-, das 2. Dragoner-, das 8. Jägerregiment zu Pferd, [* 9] das 6., 11. und 36. Festungsartilleriebataillon, die 6. Artillerie-, die 14. Trainabteilung und die 14. Gendarmerielegion. Die Einnahmen der Stadt für 1893 (hauptsächlich Octroi, 8,7 Mill.) betragen 12,59, mit den außerordentlichen 26,5 Mill. Frs.; die ordentlichen Ausgaben 12,46, die außerordentlichen (namentlich öffentliche Arbeiten 10,5 Mill.) 14 Mill. Frs.
Von wissenschaftlichen Anstalten sind zu nennen: die vier staatlichen Fakultäten (ohne Theologie) mit 119 Docenten und 1800 Hörern, die freie kath. Universität mit vier Fakultäten, das meteorolog. Observatorium, die Stadtbibliothek im Lyceum mit 100000 Bänden und 1600 Handschriften, die im Palais des Arts mit 60 181 Druckbänden, die Tierarzneischule, das Große und das Kleine Priesterseminar, die Taubstummenlehranstalt und Blindenanstalt, die Schule der schönen Künste, die Acker- und Gartenbauschule, die Gewerbeschule (École de la Martinière), die centrale Schule und die Handelsschule. 5000 Kinder unter 7 Jahren besuchen die 40 Warteschulen; städtische Elementarschulen bestehen 52 für Knaben und 54 für Mädchen mit 9300 und 10 200 Kindern.
Unterricht und Lehrmittel sind unentgeltlich. Die Kosten betrugen (1893) 2,3 Mill. Frs. Außerdem bestehen in jeder der 36 Parochien zwei vom Klerus geleitete und durch private Unterstützung erhaltene Schulen mit zusammen 18000 Kindern. Das Museum enthält 20000 Kupferstiche, Skulpturen (viele röm. Reste), Gemäldegalerie, darunter die Sammlung Bernard, und Antiquitäten. Außerdem sind zu erwähnen: der botan. Garten [* 10] im Park de la Tête d'Or, das ethnolog. Institut, wissenschaftliche Gesellschaften u. s. w. Zu den Wohlthätigkeitsanstalten gehören das großartige Hôtel-Dien (schon im 6. Jahrh. von Childebert gegründet), das Hospice de la Charité (im 16. Jahrh. von dem Deutschen Kleeberger gestiftet), das Hospital de l'Antiquaille auf Fourviere, das auf Croix-Rousse u. s. w. Die wichtigsten Zeitungen sind: «Le [* 11] Salut public», «Le Nouvelliste», «L'Express», «Le Progrès», «Le Lyon Républicain», «Le Peuple».
Befestigungen. Als Bahnknotenpunkt und am Zusammenfluß zweier Ströme gelegen, eignet sich Lyon vorzüglich als Versammlungspunkt einer ¶
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Südarmee. Lyon ist seit 1874 durch einen zweiten, äußern Gürtel [* 13] von Forts, welche die ältern, innerhalb gelegenen in einem Kreis [* 14] von 80 km Ausdehnung [* 15] umspannen und 8-12 km von der Kernumwallung entfernt sind, zur zweitstärksten Festung [* 16] Frankreichs erhoben worden. Von den ältern Forts sind die einen selbst in der Stadt, aus dem Plateau de la Croix-Rousse oder dem von Fourvière gelegen: Maupetit (früher St. Jean), Blandan (Lovasse), Castellane (St. Laurent), Berruyer (St. Just), Dubois-Crancé (St. Irénée);
die andern sind nur 1-5 km vor die Stadt vorgeschoben, auf dem linken Rhôneufer: Chabert (La Vitriolerie), Montluc (Villeurbanne), im Winkel [* 17] zwischen Rhône und Saône Montessuy und St. André (Caluire), am rechten Saône- und Rhôneufer Villepatour (La Duchère) und Lapoype (Ste. Foy).
Die neuen Forts des linken Rhôneufers sind: Oudinot (Feyzin) zur Beherrschung des Rhônethals und der Bahn nach Marseille, [* 18] 9 km von der Stadt, Lannes (Corbas, 9 Km) und Turenne (St. Priest, 11 km), Séréziat (Bélair, 8 km), Massena (Bron, 8 km) und Bessières (Genas, 13 km) im O. von Lyon. Im Winkel zwischen Rhône und Saône liegt Guébriant (Bancia, 12 km), Gribeauval (Sermenaz, 10 km). Auf dem rechten Saôneufer folgt das starke Fort Ravailles (Mont-Verdun, 9 km), der Schlüsselpunkt der Verteidigung gegen N., mit drei Anschlußbatterien, und Fort Vauban (Paillet), im W. Fort Chapoly (Montrichard), Fort und Batterie du Bruissin (10 km); im S. Fort d'Aubigny (de Lorette, 10 km) und auf dem Plateau von Irigny die Forts Montcorin und Colbert (Champvillars, 12 km).
Industrie, Handel und Verkehr. Die Seidenindustrie ist die wichtigste in und die Seidenstoffe sind weltberühmt. Im Anfang des 19. Jahrh. zählte man ungefähr 4000 Webstühle. [* 19] Aber nachdem Jacquard (s. d.) seinen Webstuhl [* 20] erfunden hatte, stieg die Zahl schnell. 1894 arbeiteten 85000 Webstühle für die Seidenfabrikanten, darunter 16000 in Lyon, die andern in der Umgebung. Außerdem existieren auch 25000 mechan. Webstühle in 230 Fabriken in dem Depart. Rhône und den angrenzenden Departements, welche, wie die Handwebstühle, für die Seidenfabrikanten von Lyon arbeiten.
Man erzeugt alle Arten von Seidenstoffen; in den letzten Jahren sind Schnürungen, gemusterte und einfarbige Stoffe, Surrah-, Moire-, Sammet- und Atlasstoffe, chines. Kreppe und Musseline besonders wichtig geworden. Seidenweber giebt es etwa 95000; rechnet man die Spuler, Zettler, Arbeiter in Färbereien, Appreturanstalten u. s. w. dazu, so beschäftigt die Seidenindustrie in und um Lyon 210000 männl. und weibl. Arbeiter. Fabriken bestehen 310; Ein- und Verkäufer der Seidenwaren werden 320, Seidenhändler etwa 70 gezählt.
Die Fabrikate gehen vornehmlich nach Nordamerika [* 21] (etwa für 50, vor den hohen Eingangszöllen 100 Mill. Frs.), nach England, China, [* 22] Japan und Indien. Die Exportziffern betragen 250 Mill. Frs. für die Seidenstoffe und 120 bis 150 Mill. Frs. für verarbeitete Stoffe, wie Modewarenstoffe, Kleider- oder Regenschirmstoffe u. s. w. Man zählt über 75 Appreturanstalten, 89 Färbereien mit 6000 Arbeitern. Die Gold- und Silberwirkerei beschäftigt 1000 Arbeiter in 70 Fabriken, 27 Fabriken bestehen für Seiden- und Wollposamenterien.
Von andern Betrieben sind besonders zu nennen: 12 große Maschinenbauanstalten, die Werkstätte der Mittelmeerbahn, Herstellung von Bijouterie- und Goldschmiedearbeit (jährlich 8 Mill. Frs.), Leonischen Waren (s. d.), ital. Nudeln (jährliche Produktion 12 Mill. Frs.); Buntpapierfabriken, 3 Papierfabriken (577 500 Frs.); Etablissements für Eisenindustrie mit 16 500 Arbeitern, 15 Fabriken für chem. Produkte, 10 Glasfabriken mit 2000 Arbeitern (jährliche Produktion 6 Mill. Frs.), 6 Kerzenfabriken (10 Mill. Frs.), 12 Seifenfabriken (3,5 Mill. Frs.), zahlreiche Werkstätten für Hutmacherei, Gerberei, Buchdruckerei u. s. w. Außerdem ist aber kein Zweig der Fabrikationsthätigkeit unvertreten. - Bei so großartiger Fabrikthätigkeit ist der Handel von großer Bedeutung.
Derselbe wird auch gefördert durch die günstige Lage an dem Zusammenflusse zweier von Schiffahrt belebten Flüsse [* 23] und im Mittelpunkte wichtiger Straßen zwischen dem Mittelmeer, dem Innern Frankreichs, der benachbarten Schweiz [* 24] und Italien [* 25] sowie durch das Bahnnetz. Neben dem Seidenhandel ist auch der Handel mit Wein und Branntwein, mit Baumwolle [* 26] und Schafwolle (5-6 Mill. kg jährlich), mit Tüchern und Zeugen, Würsten, Stein- und Holzkohlen, Kastanien, Käse, Epicerien und Droguen, Korn, Mehl, [* 27] Öl, Seife und ital. Strohhüten von großer Bedeutung. Unter den Bankinstituten ist der Crédit Lyonnais (eingezahltes Kapital 100 Mill. Frs.), 1863 begründet, mit 95 Filialen in Frankreich und Algerien [* 28] und 15 im Ausland, das wichtigste, daneben die Société Générale (120 Mill. Frs.), Comptoir d'Escompte de Paris [* 29] (80 Mill.), Hong-kong und Shang-hai Banking Corporation (50 Mill.), Société Lyonnais (30 Mill. Frs.). - Dem Verkehr in der Stadt und nach den Vorstädten dienen 12 Pferdebahnlinien, darunter 5 von der Place Bellecour ausgehende, 5 Dampf- und 4 elektrische Straßenbahnen, 4 Omnibuslinien, 2 Drahtseilbahnen nach Croix-Rousse und 1 nach Fourvière, St. Just und St. Irenée, und 2 Dampfschiffgesellschaften.
Die Stadt besitzt neun Bahnhöfe; [* 30] der wichtigste ist der von Perrache am Cours du Midi. Lyon liegt an den Bahnlinien: Paris-Lyon (Bahnhof Vaise und Perrache)-Marseille, Besoul-Besançon-Lyon (St. Clair, Brotteaux, Perrache), Lyon-Grenoble, Paris-Nevers-Lyon (Vaise und Perrache), Lyon (St. Paul und Gorge de Loup)-Montbrison, Lyon (Croix-Rousse)-Bourg. Lokalbahnlinien führen nach Aoste-St. Genis, vom Bahnhof St. Just nach Mornant und Vaugneray, von Croix-Rousse nach Trévoux. Lebhaft ist der Frachtverkehr auf den Flüssen.
Lyon ist der Geburtsort der röm. Kaiser Claudius und Caracalla, des Politikers Jules Favre, des Marschalls Suchet, des Physikers Ampère, der drei Botaniker Jussieu, des Webstuhlerfinders Jacquard, des Malers Meissonnier, des Nationalökonomen J. B. Say und der Dichterin Louise Labé.
Geschichte. Lyon war schon zur Zeit der alten Gallier bedeutend. Es lag im Gebiet der Segusianer und wurde Lugdunum genannt. Munatius Plancus führte 43 v. Chr. eine röm. Kolonie dahin, und bald gewann die Stadt unter röm. Herrschaft große Blüte. [* 31] Augustus residierte mehrere Jahre daselbst und Claudius verschönerte die Stadt. Unter Nero brannte Lyon ab. Noch finden sich Reste von drei Aquädukten, einer Naumachie, zwei Theatern u. s. w. Hier fand das Christentum in Gallien zuerst festen Boden. Seit 534 teilte Lyon die Schicksale des Fränkischen und Neuburgundischen Reichs. Mit der umliegenden Landschaft bildete es die Grafschaft Lyonnais, und unter Konrad II. fiel es mit Arelat ans Deutsche Reich. [* 32] Aus der Gerichtsbarkeit der Grafen kam Stadt und Grafschaft 1173 unter die der Erzbischöfe ¶