verschiedenen Fabriken in
Schlesien
[* 2] und England. Hierauf folgte er einem Ruf als Professor der technischen
Chemie an das Polytechnikum
in Zürich,
[* 3] wo er noch wirkt. Lunge
[* 4] ist ein fruchtbarer Schriftsteller vorwiegend aus dem Gebiete der technischen
Chemie, die durch ihn
mannigfache Förderung erfahren hat. Er veröffentlichte an umfangreichern Werken: «Handbuch der
Soda-Industrie
und ihrer Nebenzweige» (2 Bde., Braunschw.
1870-80; 2. Aufl. 1893),
kleinere oder größere umschriebene Eiterhöhlen im Lungengewebe, entstehen am häufigsten im Gefolge
einer
Lungenentzündung, namentlich wenn dieselbe blutarme und geschwächte Individuen befiel, sowie durch
Fremdkörper, Speiseteilchen
u. dgl., welche durch Verschlucken in die
Lunge gelangten.
Größere Lungenabscesse können den
Tod des
Kranken
herbeiführen, wogegen kleinere
Abscesse unter günstigen Verhältnissen gewöhnlich verheilen, indem sie entweder einschrumpfen
und sich unter Verkalkung ihrer Wandung gegen das normaleLungengewebe abkapseln, oder ihren
Inhalt nach
außen durch die
Bronchien entleeren und eine schwielige Narbe zurücklassen.
Eine andere Art der Lungenabscesse sind die sog. metastatischen, welche ein gewöhnlicher
Folgezustand der
Eitervergiftung des
Blutes oder Pyämie sind und am häufigsten im Anschluß an schwere Verletzungen, komplizierte
Knochenbrüche, brandige
Geschwüreu. dgl. beobachtet werden. Sie entstehen dadurch, daß
faulige oder jauchige Partikelchen von einer Wund- oder Geschwürsfläche durch
Embolie (s. d.) in den Blutstrom gelangen
und schließlich in den feinen Verzweigungen der Lungenarterie stecken bleiben, wo sie infolge ihrer reizenden Beschaffenheit
eine heftige eiterige
Entzündung mit mehr oder minder ausgedehnten
Abscessen erregen. Die Prognose der
metastatischen Lungenabscesse ist immer eine bedenkliche. (S. Pyämie.)
soviel wie
Lungenschlagfluß (s.
Lungenhyperämie). ^[= (Hyperaemia pulmonum, die Blutüberfüllung der Lungen, entweder die Folge vermehrten Blutzuflusses ...]
(grch.), derjenige krankhafte Zustand der
Lungen, bei welchem in einem größern oder kleinern Lungenabschnitt
die
Lungenbläschen zusammengefallen und luftleer sind und daher die
Lunge verdichtet ist, kommt entweder angeboren oder erworben
vor. Die angeborene Lungenatelektase besteht in einer Fortdauer des Fötalzustandes der
Lungen und findet sich bei solchen
Neugeborenen, die infolge von schwerer
Geburt, Schwäche oder Verstopfung der Luftröhre mit
Schleim nur ungenügend atmen;
wird das
Kind durch Reinigen der Mund- und Nasenhöhle, durch
Bespritzen mit kaltem Wasser, durch Schwenken des Körpers oder
durch Aussaugen der Schleimmassen vermittelst eines
Katheters zum kräftigen
Einatmen veranlaßt, so wird
gewöhnlich die
Atelektase bald beseitigt. Die erworbene Lungenatelektase entsteht am häufigsten durch den Druck von pleuritischen
Exsudaten,
Geschwülsten der
Brusthöhle, der Wirbelsäule
u. dgl. auf die
Lunge, wodurch die letztere allmählich blutleer,
blaßgrau, lederartig zähe und für ihre physiol. Funktionen unfähig
wird (sog. Kompressionsatelektase). Die letztere Form der Lungenatelektase ist immer
ein bedenklicher Zustand; die Behandlung muß durchaus gegen das Grundleiden gerichtet sein.
oder
Lungengangrän
(Gangraena pulmonum), das brandige
Absterben einzelner Lungenpartien, wobei sich
das Lungengewebe in einen schwärzlich-grünen, übelriechenden
Brandschorf oder in eine mißfarbige, stinkende, breiartige
oder jauchige
Masse umwandelt, entsteht am häufigsten im Verlaufe der
Lungenentzündung, namentlich bei sehr geschwächten
und herabgekommenen
Personen, bei
Greisen, Säufern und Skorbutkranken, sowie durch faulige
Fremdkörper, welche durch Verschlucken
oder durch
Embolie (s. d.) in dieLungen gelangen, und giebt sich durch
Fieber, große Hinfälligkeit, verfallenes
Aussehen und einen oft unerträglichen aashaften
Geruch der ausgeatmeten Luft und des
Auswurfs zu erkennen.
In dem ausgehusteten
Auswurf findet man bei der Betrachtung unter dem Mikroskop
[* 5] Zellenreste, elastische Gewebsfasern, Fäulnisorganismen
(Bakterien der verschiedensten Art) und oft eigentümliche lange Fettsäurenadeln (Margarinkrystalle).
Wenn der Lungenbrand einen ganzen Lungenlappen befällt, so erfolgt in der Regel unter typhusähnlichen
Symptomen der
Tod; nur bei einer
geringern
Ausdehnung
[* 6] der Gangrän kann Genesung erfolgen, indem der
Brandschorf sich allmählich durch
Erweichung löst, durch
die
Bronchien unter
Husten nach außen entleert wird und eine schrumpfende narbige
Höhle zurückbleibt.
Die Behandlung erfordert nahrhafte, kräftige Kost, reine Luft, gesunde Wohnung und häufig wiederholte Einatmungen von zerstäubter
Carbolsäurelösung.
(Pneumonia), die
Entzündung des Lungengewebes, bei welcher dieLungenbläschen
eines kleinern oder größern Lungenabschnitts mit fester, fibrinöser, aus dem
Blute stammender
Substanz erfüllt und die
erkrankten Lungenpartien luftleer, leberartig (hepatisiert) und vollkommen funktionsunfähig werden, ist eine der häufigsten
und schwersten akuten Erkrankungen und tritt in zwei wesentlich voneinander verschiedenen Hauptformen auf.
Lungenentzündung
* 7 Seite 61.382.
Sie befällt den
Menschen entweder primär, inmitten der vollsten Gesundheit, als sog.
kruppöse, genuine oder primäre Lungenentzündung, oder sekundär im Anschluß an vorausgegangene Katarrhe oder im
Verlauf anderer
Krankheiten
(Masern,
Scharlach,
Typhus u. a.) als sog. katarrhalische oder sekundäre Lungenentzündung; die
erstere Form betrifft mit Vorliebe erwachsene und kräftige
Personen und ist gewöhnlich über einen oder mehrere ganze Lungenlappen
verbreitet (lobäre Lungenentzündung), wogegen die sekundäre Lungenentzündung vorzugsweise bei
Kindern,
Greisen sowie bei schwächlichen und kachektischen
Individuen vorkommt und sich zumeist auf kleinere Lungenabschnitte, aus einzelne Läppchen beschränkt (lobuläre Lungenentzündung). Als
weitere
Abarten der Lungenentzündung unterscheidet man noch die chronische interstitielle Pneumonie, welche sich mitunter
an chronische Luftröhrenkatarrhe, Rippenfellentzündungen, Staubinhalationen und
Lungenschwindsucht anschließt
und durch
Vermehrung des die Lungenläppchen trennenden oder die
Bronchien umgebenden
Bindegewebes¶
mehr
chronische Verdickungen und Verhärtungen des Lungengewebes verursacht; die käsige Pneumonie, welche durch Nekrose der hepatisierten
Lungenteile und dadurch bedingte weitere Veränderungen (Erweichung, Kavernenbildung) zur Lungenschwindsucht (s. d.) führt;
ferner die Schluckpneumonie, welche bei Kindern, bei Geisteskranken und bei Individuen, welche am Zungen-, Kehlkopf- oder Speiseröhrenkrebs
leiden, durch Verschlucken von Speiseresten oder sonstigen zersetzungsfähigen Substanzen in die Luftröhre
und Bronchien zu stande kommt und häufig in Lungenbrand (s. d.) übergeht; und die Senkungspneumonie oder hypostatische Pneumonie,
welche sich bei Schwerkranken, die viele Wochen in Rückenlage im Bett
[* 8] zubringen müssen, in den tiefstgelegenen Partien der
Lunge durch Senkung des Blutes nach unten entwickelt. Je größer die Ausbreitung einer Lungenentzündung ist, um
so schwerer und gefahrdrohender ist gewöhnlich auch ihr Verlauf; wer einmal von einer Lungenentzündung ergriffen
wurde, behält oft längere Zeit hindurch eine große Neigung zu erneuten Entzündungen des Lungengewebes.
Die Ursachen der Lungenentzündung sind teils örtliche, wie Stoß, Schlag und andere Verletzungen der Brust, fremde Körper,
welche in die Luftwege gelangen, reizende oder staubige Einatmungen, gewaltsame Anstrengungen der Atmungsorganeu. dgl., teils
allgemeine, wie heftige Erkältungen und gewisse epidemische nicht näher bekannte Einflüsse, durch welche die Krankheit
bisweilen in größerer epidemischer Verbreitung auftritt. Bei entkräfteten Kranken und Verletzten, die lange auf dem Rücken
liegen müssen, bildet die infolge der Herzschwäche eintretende Blutstockung (Hypostase) in den Lungen eine häufige Ursache
der Brustentzündung.
Ferner ergeben neuere Forschungen, daß die sog. primäre oder kruppöse Lungenentzündung zu
den infektiösen Krankheiten gehört, indem sich immer im Blute und im Auswurf der Kranken ganz specifisch geformte Bakterien,
die sog. Pneumokokken, vorfinden. Man hat bei der Lungenentzündung mehrere
Bakterienformen gefunden. Die wichtigste ist der sog. Diplococcus pneumoniae, welcher von Fränkel und Weichselbaum beschrieben
wurde; derselbe repräsentiert rundliche Bakterien, die meist zu zwei, doch auch gelegentlich in Ketten zusammenliegen und
eine Kapsel besitzen («Kapselkokken»). In den Kulturen verliert der Kokkus seine Virulenz sehr rasch,
so daß man ihn, um ihn virulent zu erhalten, in kurzen Perioden immer wieder auf ein Tier verimpfen und von diesem dann neue
Kulturen anlegen muß. Durch Einbringung abgeschwächter Kulturen in das Blut und namentlich in die Lunge kann man bei Tieren
echte kruppöse Lungenentzündung hervorrufen, wenn auch das Experiment nicht immer beweiskräftig
ausfällt. Bei der menschlichen Lungenentzündung fehlt er nie.
Die Symptome der Lungenentzündung können sich je nach dem Sitz, der Ausdehnung und Intensität des Krankheitsprozesses sowie nach den individuellen
Verhältnissen verschieden gestalten. Die primäre oder kruppöse Lungenentzündung beginnt in der Regel plötzlich
mit einem intensiven Schüttelfrost, hohem, oft von Delirien begleitetem Fieber (39-41° C.) und erhöhter
Pulsfrequenz, großer Mattigkeit, Fieberkopfschmerz und Schlaflosigkeit, wozu sich sehr bald Atemnot und Beklemmung, Seitenstechen,
kurzer trockner Husten und zäher, durch beigemischtes Blut rostfarbiger Auswurf gesellen.
Allmählich wird der Husten feuchter und lockerer, die Schmerzhaftigkeit geringer und nach fünf oder
sieben oder neun Tagen tritt
bei normalem Verlauf meist in Form einer Krisis, d. h. unter plötzlichem Nachlaß
des Fiebers und der subjektiven Beschwerden, die Genesung ein. Abweichend sind Verlauf und Symptome der sekundären oder katarrhalischen
Lungenentzündung, die niemals so plötzlich beginnt, sondern sich immer an vorausgehende Katarrhe oder andere Krankheiten
anschließt, meist mit schleimig-eiterigem Auswurf verbunden ist und nicht mit plötzlicher Krisis, sondern nur allmählich
in Genesung übergeht.
Die angeführten Symptome genügen übrigens nicht, um die Diagnose einer Lungenentzündung zu begründen, sondern hierzu ist stets
genaue physik. Untersuchung der Brust (vermittelst Perkussion und Auskultation)
[* 9] nötig. Beim. Beklopfen hört man über
den entzündeten Lungenteilen einen gedämpften oder leeren Schall,
[* 10] welcher sich von dem lauten und vollen Schall des gesunden
Lungengewebes deutlich unterscheiden läßt, während man beim Behorchen an Stelle des normalen weichen Atmungsgeräusches
(Vesikuläratmen) ein scharfes, rauhes Geräusch, das sog. Bronchialatmen (s. d.) sowie feines Knisterrasseln vernimmt.
Hinsichtlich des anatomischen Vorgangs pflegt man bei der primären Lungenentzündung drei Stadien
zu unterscheiden, das Stadium der Anschoppung, in welchem die Haargefäße des erkrankten Lungenabschnitts beträchtlich erweitert
und mit stockendem Blute übermäßig erfüllt sind, das Stadium der roten Hepatisation, in welchem die entzündete Lungenpartie
gleichmäßig dunkelbraunrot, leberartig derb (hepatisiert) und vollkommen luftleer ist und die Lungenbläschen
von einer festen fibrinösen Masse erfüllt sind, und endlich das Stadium der grauen oder gelben Hepatisation, in welchem der
kranke Lungenteil eine graue oder gelbliche Farbe besitzt und die geronnene Ausschwitzungsmasse allmählich wieder resorbiert
und so die Heilung eingeleitet wird.
Der Ausgang der Lungenentzündung ist sehr verschieden: entweder erfolgt, wie in den meisten Fällen,
vollständige Lösung und Aufsaugung der ausgeschwitzten Massen und damit völlige Genesung, oder es kommt nur zu unvollständiger
Zerteilung, das Exsudat dickt ein, erfährt eine käsige Umwandlung und verursacht chronisch entzündliche Reizungen, welche
weiterhin einen häufigen Ausgangspunkt der Lungenschwindsucht (s. d.) bilden; in seltenen Fällen endlich entstehen
mehr oder minder große umschriebene, mit flüssigem Eiter gefüllte Höhlen im Lungengewebe, sog. Lungenabscesse (s. d.) oder
brandiges Absterben einzelner Lungenpartien, wobei jauchige Massen ausgehustet werden. (S. Lungenbrand.) Bisweilen erfolgt auch
Lungeninduration oder Lungenschrumpfung (s. d.).
Bezüglich der Behandlung ist zu betonen, daß der Kranke während der Dauer der Lungenentzündung in strengster Ruhe
im Bett liege, beständig eine reine, gleichmäßig warme und mäßig feuchte Luft atme, wenig spreche und eine schmale
entzündungswidrige Diät erhalte; der Stuhlgang ist täglich durch ableitende und erweichende Klystiere zu regulieren. Übermäßig
hohes Fieber muß durch kalte Kompressen, kühle Bäder oder antipyretiscbe Heilmittel (Chinin, Antipyrin, salicylsaures Natron)
bekämpft werden. Gegen die vorhandenen Atmungsbeschwerden und Brustschmerzen erweisen sich meist Senfteige,
warme Umschläge oder Schröpfköpfe auf die Brust sowie die narkotischen Mittel nützlich. Bei stockendem Auswurf sind kleine
Gaben von Brechweinstein oder Ipecacuanha, bei drohender Herzschwäche kräftige
¶