erster
Großherzog von Hessen
[* 4] (1790-1830), geb. zu Prenzlau,
[* 5] wo sein
Vater, der
Erbprinz von
Darmstadt,
[* 6] als preuß. Oberst in Garnison stand, trat 1773 in russ.
Dienste
[* 7] und machte den türk. Feldzug mit. Der
Tod seines
Vaters, des Landgrafen
Ludwig IX., berief ihn 1790 zur Regierung,
die er unter dem
Namen Landgraf Ludwig X. antrat. Im Reichsdeputationshauptschluß (1803) erhielt er als
Entschädigung für einige abgetretene Gebiete das Herzogtum Westfalen
[* 8] sowie
Teile des Erzstifts Mainz,
[* 9] des
Bistums Worms
[* 10] und
der Pfalz. Im ganzen gewann er 103 Quadratmeilen.
Bald darauf trat Ludwig dem Rheinbunde bei, vergrößerte sein Gebiet von neuem und nahm den
TitelGroßherzog an (seitdem
nannte er sich Ludwig I.). Nach der
Schlacht bei
Leipzig
[* 11] verließ er die Sache Napoleons, sein
Bruder, Prinz Emil, führte ein hess.
Korps gegen
Frankreich. Auf dem
Wiener Kongreß mußte Ludwig das Herzogtum Westfalen an
Preußen
[* 12] überlassen und erhielt dagegen
Rheinhessen und Mainz; von nun an führte er denTitelGroßherzog von Hessen und bei Rhein. Ludwig gab seinem
Lande eine
Verfassung. Die Stadt
Darmstadt verdankt ihm mancherlei Bauten, wie die Hofbibliothek und das Museum,
die er aus seinen Privatmitteln errichtete, sowie die Gründung des Hoftheaters. Am kam eine Zolleinigung zwischen
Preußen undDarmstadt zu stande, die den ersten Schritt zum
Deutschen Zollverein bildete. Ludwig starb In
Darmstadt wurde ihm 1844 ein
Denkmal errichtet.
Großherzog von Hessen (1830-48), Sohn des vorigen, geb. 1777 zu
Darmstadt, kam nach seinem Regierungsantritt
mit dem Landtag in
Konflikt, weil dieser seine Privatschulden nicht auf die Staatskasse übernehmen
wollte. Als sich die Nachwirkungen der franz. Julirevolution auch in Hessen geltend machten,
trat die Regierung L.s unter dem Ministerium des
Freiherrn du
Thil mit großer Heftigkeit dem entgegen; es kam zu fortdauernden
Konflikten mit dem Landtag, in welchem die liberale Opposition immer mehr
Boden gewann. (S. Hessen, Großherzogtum,
Geschichte.) Im Beginn der Märzbewegung von 1848 nahm Ludwig II seinen ältesten Sohn
Ludwig zum Mitregenten an, ernannte
Heinrich
von Gagern, den bisherigen Führer der Opposition, zum Minister des Innern und bewilligte verschiedene liberale Forderungen.
Bald darauf starb Ludwig II
Großherzog von Hessen und bei Rhein (1848-77), Sohn des vorigen, geb.
vermählte sich 1833 mit der Prinzessin Mathilde, Tochter des Königs
Ludwig I. von
Bayern,
[* 13] die 1862 kinderlos starb. Ludwig III, ein
großer Kunst- und namentlich Theaterfreund, nahm erst thätigen
Anteil an der Regierung nachdem er mitten in der
Bewegung von 1848 von seinem
Vater zum Mitregenten ernannt worden war. Zunächst liberal, lenkte seine Regierung
unter dem Minister Dalwigk alsbald wieder in reaktionäre
Bahnen ein (s. Hessen, Großherzogtum, Geschichte). 1866 trat er
auf die Seite
Österreichs und schloß sich nach Beendigung des
Krieges nur widerwillig an
Preußen an. Mit MagdaleneFreiin
von Hochstätten ging er 1868 eine morganatische
Ehe ein, die ebenfalls kinderlos blieb. Er starb zu Seeheim bei
Darmstadt.
Großherzog von Hessen und bei Rhein (1877-92), geb. Sohn des Prinzen
Karl (gest.
von Hessen,
BrudersLudwigs III., und von dessen Gemahlin Elisabeth, Tochter des Prinzen Wilhelm (s. d.)
von
Preußen, eines
Bruders König
Friedrich Wilhelms III. In seinem 16. Jahre trat Ludwig IV in das hess. Militär ein,
besuchte dann die
Universitäten Gießen,
[* 14] Göttingen
[* 15] und
Bonn
[* 16] und nahm hierauf seine militär. Laufbahn wieder auf. Am vermählte
er sich mit der Prinzessin
Alice (s. d.), einer Tochter der Königin Victoria
[* 17] von England. Am
Kriege von 1866 nahm
Ludwig IV als Commandeur der 2. hess. Infanteriebrigade teil und übernahm nach dem Friedensschluß
und dem
Abschlusse der Militärkonvention mit
Preußen das Kommando der hess. Division, an deren
Spitze er im
Kriege von 1870 und 1871 focht,
insbesondere bei Gravelotte, vor Metz
[* 18] und bei
Orléans.
[* 19] 1888 wurde er zum Armeeinspecteur der 3.
Armeeinspektion ernannt.
Seine mit Frau von Kolemine eingegangene morganatische
Ehe wurde alsbald wieder getrennt. Er starb in
Darmstadt. 1895 wurde ihm in Worms ein
Denkmal gesetzt. Seine
Kinder erster
Ehe sind: sein Nachfolger Ernst
Ludwig (s. d.), die Prinzessinnen Victoria (geb.
seit 1884 Gemahlin des Prinzen
Ludwig von
Battenberg), Elisabeth (geb. seit 1884 Gemahlin des
Großfürsten Ssergij
Alexandrowitsch von
Rußland), Irene (geb. seit 1888 Gemahlin des Prinzen
Heinrich von
Preußen)
und Alix (geb. seit 1894 als
Alexandra Feodorowna Gemahlin des
KaisersNikolaus II. von
Rußland).
I. von
Anjou, König von Neapel,
[* 20] kämpfte tapfer gegen die Gascogner und Engländer für
die
Erhaltung der Monarchie seines ältern
BrudersKarls V. (s. d.) in
Frankreich und wurde, nachdem er auch die Provence (1366)
angegriffen hatte, welche Johanna I. von Neapel gehörte, durch Vermittelung Clemens' VII. 1380 von Johanna adoptiert und
zum Nachfolger bestimmt.
GleichzeitigRegent für
Karl VI. (s. d.) von
Frankreich geworden, wurde er von
Papst Clemens VII. in
Avignon 1381 zum König von Neapel gekrönt, während
Urban VI. in
Rom
[* 21] das Königreich an
Karl III. von
Durazzo übertrug. An dem zähen
WiderstandKarls III., der schon 1382 Johanna I. hatte ermorden lassen, scheiterte L.s Unternehmung
gegen Neapel. Ludwig starb in
Bari.