mehr
wegraffte. -
Vgl. Lettres du roi Louis XII et du cardinal Georges d'Amboise (4 Bde., Brüss. 1712);
Maulde de la Clavière, Procédures politiques du règne de Louis XII (Par. 1886);
ders., Histoire de Louis XII (Abteil. 1, 3 Bde., ebd. 1890-91).
wegraffte. -
Vgl. Lettres du roi Louis XII et du cardinal Georges d'Amboise (4 Bde., Brüss. 1712);
Maulde de la Clavière, Procédures politiques du règne de Louis XII (Par. 1886);
ders., Histoire de Louis XII (Abteil. 1, 3 Bde., ebd. 1890-91).
König von Frankreich (1610-43), geb. in Fontainebleau als der Sohn Heinrichs IV. (s. d.) und der Maria von Medici (s. d.), bestieg nach der Ermordung seines Vaters den Thron. [* 2] Seine Mutter, die mit der Vormundschaft auch die Regentschaft an sich riß, verließ sogleich das polit. System ihres Gemahls, verband sich mit Spanien [* 3] und verlobte den König mit der Infantin Anna und ihre Tochter Elisabeth mit dem Prinzen von Asturien (1612). Diese Politik erregte die Besorgnisse der Hugenotten.
Die Großen, auf die ständische Reaktion, die von Heinrich IV. bezwungen war, zurückgreifend, verließen den Hof [* 4] und rüsteten sich zum Kriege. Nachdem der Hof zu St. Menehould mit ihnen Frieden geschlossen hatte, bestätigte der König bei seiner Mündigkeitserklärung im September das Edikt von Nantes und berief im Oktober die versprochene Reichsversammlung, die aber erfolglos auseinander ging. Gegen die großen Herren vertrat am Hofe der Günstling Marias, Concini, Marschall d'Ancre (s. d.), das Königtum und seine Unumschränktheit.
Der Prinz Heinrich II. von Condé zog deshalb wieder Truppen zusammen. Da auch die Hugenotten, in polit. Mißbrauch ihrer Sonderstellung, auf die Seite der Großen traten, so suchte die Regierung, nachdem sich der König zu Bordeaux [* 5] mit Anna von Österreich [* 6] vermählt hatte, die Parteien durch den zu Loudun geschlossenen Vertrag zu beschwichtigen. Doch blieb der Hof der Schauplatz von Kabalen. Am ließ sogar Concini den Prinzen Condé in die Bastille bringen; doch stürzte ihn selber, mit Hilfe seines Günstlings Luynes (s. d.), der junge König.
Mit Vorwissen des Königs wurde Concini niedergeschossen, die Königin-Mutter in Haft genommen, Luynes wurde zum Pair und Herzog erhoben, und ein königl. Heer zwang die Anhänger der Königin-Mutter zur Unterwerfung; auch gegen die Protestanten wandte man sich; auf eine neue Erhebung hin verloren sie 1622 fast sämtliche Sicherheitsplätze (s. Hugenotten, Bd. 9, S. 401). Eine ultramontane Regierung folgte auf den 1621 gestorbenen Luynes, die in dem ausbrechenden polit.-religiösen Weltkriege (s. Dreißigjähriger Krieg) Frankreichs Interessen schlecht wahrnahm.
Eine neue Epoche in der Regierung L.s begann nach längern Schwankungen erst 1624, als Richelieu (s. d.) in das Ministerium trat und bald die Leitung der Geschäfte, die Herrschaft über den König wie über den Staat ergriff. Im Innern wurden die Hugenotten durch die Wegnahme von La Rochelle bezwungen;
in Italien [* 7] wurde dem franz. Hause Nevers die Erbfolge in Mantua [* 8] durch den Mantuanischen Erbfolgekrieg (1628-31) gesichert;
im Dreißigjährigen Kriege griff Frankreich immer tiefer und erfolgreicher gegen Habsburg ein;
Spanien wurde in den Niederlanden und in Spanien selbst angegriffen.
Die einheimische Opposition erlag währenddes dem Königtum immer vollständiger. L.s Verdienst ist, daß er allen Machinationen, die Richelieu von den Prinzen, den Seigneurs und vor allem von der Königin-Mutter drohten, die Spitze abbrach und sich zu dem Minister hielt, der die Größe seines Hauses und Frankreichs wollte. So ließ er Richelieu freie Hand [* 9] gegen seinen Bruder, den Herzog Gaston von Orléans, bei der Verschwörung 1631, der Rebellion 1632;
die eigene Mutter opferte er dem Kardinal;
eine höhere persönliche Rolle hat man Ludwig mit Unrecht zuzuschreiben gesucht. An Richelieus Stelle trat Ende 1642 dessen Schüler Mazarin;
Seine Söhne waren Ludwig XIV. und Philipp, Stammvater des heutigen Hauses Orléans [* 10] (s. d.). 1829 wurde ihm zu Paris [* 11] an Stelle eines 1639 von Richelieu errichteten, 1792 zerstörten Standbildes ein Reiterstandbild gesetzt. -
Vgl. A.
Bazin, Histoire de
France sous
Louis XIII (4 Bde., 2. Aufl., Par.
1846);
Topin, Louis XIII et Richelieu (ebd. 1876);
B. Zeller, La minorité de Louis XIII, 1610-12 (ebd. 1892).
XIV. (le Grand), König von Frankreich (1643-1715), wurde als der Sohn Ludwigs XIII. und Annas von Österreich in St. Germain-en-Laye geboren. Mit dem Tode seines Vaters riß die Mutter die Regentschaft an sich und erhob Mazarin (s. d.) zu ihrem Minister. Noch während der Unterhandlung des Westfälischen Friedens begannen die mit dem Parlament verbundenen, von Spanien unterstützten Großen die Unruhen der Fronde (s. d.), die erst mit der Unterwerfung Condés und dem Pyrenäischen Frieden 1659 völlig endeten.
Unter diesen innern Eindrücken wuchs Ludwig heran; der Friede bezeichnete nach außen die endgültige Verdrängung Spaniens durch Frankreich. Seine weitere Folge war L.s Vermählung mit der Infantin Maria Theresia, Damals erregte der junge, den Frauen und üppigen Festen ergebene, in Erziehung und Bildung verwahrloste König keine großen Erwartungen. Aber kaum war Mazarin gestorben so trat er selbständig als Lenker seines Staates auf. Wohl zog auch er die Kräfte heran, welche die Regierung hielten, die Colbert, Vauban, die Le [* 12] Telliers, Lionne; aber einen Minister-Regenten, wie Richelieu und Mazarin, duldete er nicht mehr, vielmehr war er selbst der Erbe der beiden Kardinäle, und zwar steigerte er die Lehre [* 13] von der königl. Allmacht zum halbreligiösen Dogma, das seinen Ausdruck fand in dem, wenn nicht ganz sicher gesprochenen, so doch durchaus charakteristischen Wort L'état c'est moi. Ludwig bemühte sich ehrlich, diese Selbstvergötterung durch Erfüllung höchster Königspflichten zu rechtfertigen.
Die Wohlfahrtspolitik des franz. Königtums, einheitliche Staatsbildung, Förderung des arbeitenden Volks, des Gewerbes und Handels, führte in den zwei ersten Jahrzehnten der große Colbert auf ihren Gipfelpunkt, das Heer ordnete Louvois im Sinne der Einheitlichkeit und Kraft, [* 14] und Ludwig machte alsbald diese Macht in der europ. Politik geltend. Nach dem Tode Philipps IV. von Spanien erhob er Ansprüche auf einen Teil der span. Niederlande [* 15] und behauptete sie in dem sog. Devolutionskriege (s. d.). Der am geschlossene Aachener Friede (s. d.) ließ Französisch-Flandern und eine Reihe Grenzplätze in seinen Händen.
Die Niederlande hatten sich Ludwig jetzt zum leidenschaftlichsten Feind gemacht. Gegensätze der äußern Politik, der Staatsanschauung, des Handelsinteresses trieben ihn gegen sie; meisterhaft wußte sein Minister Lionne sie 1668-71 zu isolieren. Nachdem Ludwig 1670 dem Verbündeten der Generalstaaten, Herzog Karl IV. von Lothringen, das Land entrissen hatte, drang er im Mai 1672 mit Condé und ¶
Turenne in die Niederlande (s. d.) ein und eroberte binnen sechs Wochen die Hälfte der Provinzen;
der Durchstich der Deiche, das Emporkommen Wilhelms III. von Oranien, das Eingreifen der europ. Mächte retteten das Land;
1673 belagerte Ludwig Maastricht; [* 17]
die Generalstaaten verbanden sich indes mit Spanien, Brandenburg [* 18] und dem Kaiser, und auch das Reich trat endlich bei, nachdem eine franz. Armee am Rhein das Erzstift Trier [* 19] überfallen und die zehn, schon halb mit Frankreich verbundenen Reichsstädte des Elsaß ganz in ihre Gewalt gebracht hatte. Ludwig stellte seinen Feinden im Frühjahr 1674 drei große Armeen entgegen.
Mit der einen besetzte er selbst die Franche-Comté. Die andere unter Condé machte die Niederlande zum Schauplatz des Krieges und siegte bei Senef. Eine dritte unter Turenne verheerte die Pfalz und begegnete den Kaiserlichen und dem Großen Kurfürsten mit Glück im Elsaß. Nach einer kurzen Pause, die der Tod Turennes und der Abgang Condés verursachte, erschien Ludwig zu Anfang 1676 mit Verstärkungen in den Niederlanden und eroberte viele Plätze, während Luxembourg den Breisgau verheerte und den Prinzen von Oranien bei Mont-Cassel schlug.
Alles Land zwischen Saar, Mosel und Rhein war auf Louvois' und des Königs Befehl zur Wüste gemacht worden. Im Mittelmeere gewann Duquesne die Oberhand über de Ruyter; den Brandenburger hatte Schweden, [* 20] den Kaiser eine östl. Koalition abgezogen. Erst infolge des feindlichen Auftretens von England schloß Ludwig 1678 den Frieden zu Nimwegen [* 21] (s. d.) und erhielt von den Generalstaaten eine Menge Plätze, von Spanien die ganze Franche-Comté. Dem Kaiser gab er Philippsburg zurück, erhielt aber dafür Freiburg [* 22] und blieb in dem Besitz aller Eroberungen im Elsaß.
Dieser Friede bezeichnet den Höhepunkt von L.s Macht, er und Louvois gedachten ihn auszubeuten. Nachdem er die zehn Reichsstädte und die Reichsritterschaft zur Huldigung gezwungen hatte, errichtete er zu Metz, [* 23] Breisach, Besançon [* 24] die berüchtigten Réunionskammern (s. d.) und ließ sich alle Ortschaften, Distrikte, Grafschaften zusprechen, die nur jemals zu den von Frankreich gemachten Eroberungen gehört hatten. Straßburg [* 25] wurde, völlig isoliert, im Frieden durch Überfall genommen.
Ebenso verfuhr Ludwig an den niederländ. Grenzen. [* 26] Endlich verbanden sich die Generalstaaten, Spanien und der Kaiser und vermochten Ludwig 1684 zu Regensburg [* 27] zu einem 20jährigen Waffenstillstande, in dem er die Einstellung weiterer Réunionen versprach. 1681 ließ er durch eine Flotte Tripolis, 1684 Algier und Genua [* 28] beschießen. Im Innern setzte Ludwig die königl. Allmachtansprüche immer schroffer durch; doch wurde die produktive Wohlfahrtspolitik bald durch ein bloßes, nach Steuerertrag ringendes fiskalisches Verfahren verdrängt. Im Zusammenhang mit L.s Staatsidee steht die festere Gründung einer selbständigen franz. Kirche, die sich auf dem Nationalkonzil von 1682 (s. Gallikanische Kirche) gegen Rom [* 29] für den König erklärte, aber auch alle individualistischen Regungen (s. Jansenisten) zertrat.
Gegen die Hugenotten (s. d.) ließ Ludwig sich durch seine Geistlichkeit zu fortschreitender Unduldsamkeit hinreißen: er hielt den Protestantismus in Frankreich für erloschen, die Dragonaden (1683), die Aufhebung des Edikts von Nantes [* 30] (1685) sollten die Reste wegfegen und zerstörten ein Element wirtschaftlicher und geistiger Lebendigkeit auf franz. Boden. Diese Richtung L.s, eine steigende Bigotterie, wurde gefördert durch die Frau von Maintenon (s. d.), mit der er nach einer Reihe von frühern Geliebten (s. Lavallière, Montespan, Fontanges), nach dem Tode seiner Gemahlin (1683), in geheimer Ehe verbunden war.
Nach innen leitete er so einen Stillstand ein, dem der Rückschlag folgen mußte; den gleichen Gang [* 31] nahm das Auswärtige, auf das Ludwig alle Kräfte warf. Sein Streben nach der Hegemonie über Europa [* 32] führte, nach kleinern Konflikten, 1688 zu offenem Bruch mit dem Papst Innocenz XI. In demselben Jahre ward Ludwig durch die engl. Revolution, die Verbindung Englands mit Holland, den prot. deutschen Ständen und den Habsburgern in Österreich und Spanien zu einem neuen Kriege gedrängt.
Anlaß war für ihn neben anderm der Erbanspruch an die Pfalz, den er von dem angeblichen Rechte seiner Schwägerin Elisabeth Charlotte von Orléans auf die Allodialgüter ihres Vaters, des verstorbenen Kurfürsten Karl Ludwig, herleitete. Verbündet mit dem Kurfürsten von Köln, [* 33] Karl Egon von Fürstenberg, besetzte er Bonn [* 34] und überzog im Sept. 1688 die Pfalz, Baden, [* 35] Württemberg [* 36] und Trier. Zu Anfang 1689 verwüsteten hierauf die franz. Truppen die Unterpfalz in fürchterlicher Weise. Ludwig sandte Luxembourg mit einem starken Heere nach den Niederlanden; er schlug die Verbündeten bei Fleurus, während Catinat Savoyen eroberte. Am 10. Juli schlug der Admiral Tourville die brit.-niederländ. Flotte auf der Höhe von Dieppe, [* 37] so daß die Franzosen kurze Zeit zur See das Übergewicht erhielten.
Auch in den folgenden Jahren blieb das Kriegsglück auf seiten L.s; er belagerte 1692 Namur, [* 38] worauf Luxembourg die Schlacht von Steenkerken gewann. Dagegen wurde 28. Mai die franz. Flotte, welche die Landung des vertriebenen Königs von Großbritannien, [* 39] Jakobs II., an der brit. Küste versuchen sollte, von Russell und Almonde bei dem Kap de la Hague fast gänzlich vernichtet. Nachdem 1691 mit Louvois die Seele des Krieges geschieden war, waren die Verbündeten 1693-95 im Übergewicht;
auch Luxembourg starb 1695;
eine riesige Kriegssteuer wurde im selben Jahre nötig, und der Friede ward für Ludwig zum Bedürfnis;
zu Ryswijk (s. d.) kam er 1697 zu stande, und Frankreich wahrte zum erstenmal nur eben den Besitzstand.
Frankreich war völlig erschöpft, als es wenige Jahre später durch den Tod Karls II. von Spanien aufs neue vor die Aufgabe gestellt wurde, einer europ. Koalition die Spitze zu bieten. Der Spanische [* 40] Erbfolgekrieg (s. d.), in dem Ludwig die gesamte span. Monarchie gegen den mit den Seemächten und der Mehrzahl der deutschen Stände verbündeten Kaiser für seinen Enkel Philipp von Anjou zu erkämpfen suchte, schlug der Macht L.s unheilbare Wunden. Der alte König, der den gesamten Kampf selber lenkte, hielt sich in der Bedrängnis mit bewundernswerter Würde und Festigkeit [* 41] aufrecht.
In den Friedensschlüssen von Utrecht [* 42] und Rastatt [* 43] (1713 fg.) behauptete er zwar für seinen Enkel das Pyrenäenreich, aber die ital. und niederländ. Dependenzen gingen verloren, und England legte durch die Vernichtung der franz.-span. Flotten und die Eroberung einer Reihe ihrer Kolonien den Grund zu seiner maritimen Größe. Die franz. Monarchie aber erholte sich von den Schlägen von Höchstädt [* 44] und Turin, [* 45] Malplaquet und Ramillies nie wieder. Seitdem seufzte sie unter der Schuldenlast, deren Druck vorzugsweise dazu beitrug, die Revolution zu fördern. ¶