Ludwig IX. (König von Frankreich) - Ludwig XI. (König von Frankreich)
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mehr hatte, kehrte er unter Verzicht auf die engl.
Krone 1217 nach
Frankreich zurück. Hier folgte er 1223 dem
Vater und entriß
sogleich den Engländern Poitou. Wichtiger war, daß unter ihm das franz. Königtum zuerst
seine Macht nach
Süden ausbreitete, indem Ludwig VIII die
Rechte auf Gebiete in Languedoc, die ihm
Amalrich von
Montfort übertragen hatte, durch einen Kreuzzug gegen die
Albigenser (s. d.) und den
GrafenRaimund VI. von
Toulouse
[* 2] durchsetzen
wollte. Es gelang ihm, Sept. 1226 das reiche
Avignon, das zum
DeutschenReiche gehörte, nach längerer
Belagerung zu erobern.
Aber schon starb Ludwig VIII in Montpensier, nachdem er sein
Reich unter seine
Söhne, die ihm seine Gemahlin
Blanca (s. d.) von
Castilien geboren hatte, geteilt hatte. Von diesen sind
Ludwig IX.,
Alfons von Poitou und
Karl vonAnjou (s.
diese
Artikel) am berühmtesten geworden. -
Vgl. Petit-Dutaillis, Étude sur la vie et le règne de Louis VIII 1187-1226 (Par.
1895).
Als der König volljährig geworden war, weigerte sich
Hugo de la
Marche, den Vasalleneid zu leisten, und
rief seinen Schwager
Heinrich III. von England zu Hilfe; doch Ludwig IX schlug letztern 1242 bei Taillebourg und
Saintes. Im Aug. 1248 unternahm
Ludwig IX einen Kreuzzug. Nachdem er seine
Mutter zur Regentin eingesetzt hatte, segelte er mit einem
Heere von 40000 Mann
nach Cypern,
[* 4] von wo er im nächsten
Frühjahr nach
Ägypten
[* 5] übersetzte, um den Beherrscher
Jerusalems, den
Sultan Ejjub, in
seinem eigenen
Lande anzugreifen. Er landete zu
Damiette, schlug das mohammed.
Heer und nahm die Stadt, rückte aber
erst im November den
Nil bis Mansurrah hinauf, wo es zur
Schlacht kam.
Des Königs
Bruder Robert von
Artois drang jedoch blindlings in den schon fliehenden Feind, wurde mit seinem Korps gänzlich
geschlagen und fiel selbst Ludwig IX sah sich so hart bedrängt, daß er sich mit seinen
BrüdernKarl und
Alfons gefangen geben mußte. Er wurde indes mit den Seinigen 7. Mai gegen ein
Lösegeld von 100000
MarkSilber
wieder freigelassen. Mit dem Reste von kaum 6000 Mann schiffte er sich nach Akkon ein und blieb noch vier Jahre im
HeiligenLande, bis ihn der
Tod seiner
Mutter (Nov. 1252), der
Aufstand der Pastorellen (s. d.) und
Unruhen in Flandern 1254 zur
Rückkehr nötigten.
Bald gelang es ihm, die Ruhe herzustellen und diese auch seinem
Lande fortdauernd zu erhalten. Im Interesse seines
BrudersKarl vonAnjou, den Clemens IV. 1265 mit Neapel
[* 6] und
Sicilien belehnt hatte, unternahm er 1270 einen Kreuzzug nicht gegen das
Heilige Land, sondern gegen
Tunis.
[* 7] Im Juli landete er beim alten
Karthago.
[* 8]
Bald aber brach eine Seuche aus, der Ludwig IX erlag.
Nach einigen Erfolgen schloß sein Sohn Philipp III. bald mit dem
Emir von
Tunis Frieden und kehrte mit der
Leiche des
Vaters
nach
Frankreich zurück. Ludwig IX wurde 1297 von
Bonifacius VIII. heilig gesprochen.
Die Erstarkung des franz.
Staates ist von Ludwig IX in erfolgreichster
Weise gefördert worden, nicht nur durch territoriale Erwerbungen
(s.
Frankreich, Bd. 7, S. 85 a), sondern auch durch polit. und
administrative Maßregeln, durch die er die verschiedenen Gebiete zu einer lebendigen Gemeinschaft verband.
Er begünstigte die
Entwicklung der
Städte, veranlaßte die Abfassung von
Rechtsbüchern (Établissements de
Saint-Louis) und
wahrte den Übergriffen des Papsttums gegenüber, trotz seiner Frömmigkeit und Friedensliebe, die Würde der
Krone und die
Selbständigkeit der Gallikanischen
Kirche (s. d.).
der Zänker (le Hutin), König von
Frankreich (1314-16), geb. war der älteste Sohn Philipps
IV. des Schönen und durch seine
Mutter Johanna (s. d.) König von Navarra. Ein wenig bedeutender Herrscher,
fand er trotz der finanziellen
Not des
Landes seine Befriedigung in verschwenderischen Festen und
Turnieren
und überließ die Regierung seinem Oheim
Karl vonValois, der im
Sinne der Adelsopposition die
Räte Philipps des Schönen verfolgte.
Während so die Feudalherrschaft wieder emporkam, verfügte Ludwig 1315 die Aufhebung der
Leibeigenschaft auf den Krongütern
gegen eine Ablösungssumme. Er starb in Vincennes. Ludwig war verheiratet mit Margarete
von
Burgund und, nachdem diese wegen
Ehebruchs hingerichtet war, mit Clementia von
Ungarn.
[* 10] Von der erstern hatte er eine Tochter
Johanna, die Erbin von Navarra; die letztere gebar nach dem
Tode L.s einen Sohn,
Johann I., der bald starb.
Die
Krone fiel nun dem zweiten
Sohne Philipps des Schönen, Philipp V. zu.
König von
Frankreich (1461-83), geb. der älteste Sohn
Karls VII. und der Maria von
Anjou, zeigte
schon als Dauphin eine eigenwillige und rücksichtslose Herrschernatur, die ihn bald in einen feindlichen
Gegensatz zu seinem
Vater brachte. Er verband sich 1440 gegen die Günstlinge des letztern mit der
Praguerie (s. d.); doch
Karl begnadigte ihn und schickte ihn mit den
Armagnaken (s. d.) 1444 gegen die
Schweizer; er mußte aber später wieder gegen
ihn einschreiten, als er von neuen
Anschlägen des
Sohnes gegen den
Thron
[* 11] erfuhr. Ludwig XI floh 1456 zum
Herzog
Philipp von
Burgund und blieb bei ihm bis zum
Tode des
Vaters. Als ihm 1461 die
Krone zufiel, begann er sogleich eine Verfolgung
der alten
Räte und die Unterdrückung der
Großen, namentlich der Häuser
Burgund und
Bretagne, was zu einer
Verbindung desAdels
gegen ihn führte (s. Ligue du
bien public). Gegen
Karl den Kühnen von
Burgund, der sich an die
Spitze der Liga stellte, lieferte
Ludwig XI die unentschiedene
Schlacht bei Montlhéry, ¶
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Seine Feinde suchte er durch List zu trennen; in den Verträgen von Conflans und St. Maur (Okt. 1465) fand er seinen
Bruder, den Herzog von Berry, mit der Normandie, Karl vonBurgund mit Gebieten in der Picardie ab. Während er aber dem erstern
die Normandie bald wieder entriß, lud er den letztern im Okt. 1468 zu einem friedlichen Vergleich nach
Péronne ein. Hier wurde er jedoch von Karl, der nicht ohne Grund die Aufwiegelung der Lütticher auf Ludwig XI zurückführte, gefangen
genommen und nur gegen Abtretung von Flandern und Picardie freigelassen. Da Ludwig XI diesen Vertrag nicht hielt, geriet er aufs
neue in Fehde mit Karl, die bis Dez. 1472 dauerte.
Während der bisherige Ratgeber L.s, der Kardinal La Balue, in Ungnade fiel, trat jetzt der Geschichtschreiber Comines in
des Königs Dienste
[* 13] und wurde das Hauptwerkzeug seiner Politik. Während nun Karl der Kühne sich mit Eduard IV. von England
zur Eroberung Frankreichs verbündete, zog Ludwig XI die Schweizer und den Herzog René von Lothringen auf seine
Seite. Eduard IV. erschien 1475 mit einem Heere in Frankreich, ließ sich aber, da ihn Karl nicht unterstützte, im August den
Frieden von Amiens
[* 14] gegen eine hohe Summe von Ludwig XI abkaufen. Nach dem UntergangKarls 1477 nahm Ludwig XI die burgund.
Städte in der Picardie, in Flandern und Hennegau und das Herzogtum Burgund als eröffnetes Mannslehn für sich. Der Hauptteil
des Gebietes Karls aber, die reichen niederländ. Provinzen, kamen mit der Hand
[* 15] seiner Tochter Maria von Burgund an Maximilian
von Habsburg. In demKriege, der nun zwischen letzterm und Ludwig XI entbrannte, erlitt Ludwig XI 1479 eine
Niederlage bei Guinegate; im Frieden von Arras
[* 16] (Dez. 1482) wurde der Dauphin (später Karl VIII.) mit der Tochter Maximilians
verlobt, die später Artois und das eigentliche Burgund als Mitgift erhalten sollte.
Eine andere wichtige Erwerbung gelang Ludwig XI, indem er den alten Titularkönig von Neapel,
René von Anjou und Provence, bewog, den kinderlosen GrafenKarl von Maine zum Erben einzusetzen. Dieser starb 1481 und hinterließ
die Provence sowie Anjou-Maine an Ludwig XI. Von Menschenhaß und Todesfurcht gefoltert, starb Ludwig XI in der
Feste Plessis-les-Tours, wo er sich von jeher eingeschlossen hatte. Sein Hauptverdienst ist die Befreiung
der Monarchie von den feudalen Gewalten, die eine starke Centralgewalt überall hemmten.
Die Großen verfolgte er grausam und hinterlistig; aber er beförderte Handel und Industrie, Ackerbau und Verkehr und führte
eine sparsame und geordnete Verwaltung durch, so daß die Einkünfte sich unter ihm verdoppelten. Mit dem
Papste, der ihm den TitelRex christianissimus gab, hielt er sich im besten Einvernehmen. Er unterstützte Kunst und Wissenschaft,
berief humanistisch gebildete Gelehrte, reformierte die PariserUniversität und errichtete Buchdruckereien. Ludwig XI war vermählt
mit Margareta von Schottland, dann seit 1451 mit Charlotte von Savoyen, die ihm den Dauphin Karl gebar.
Ludwig XI gilt für den Verfasser der «CentNouvelles», einer Nachahmung des «Decamerone» des Boccaccio, und des «Rosier des guerres»,
einer Instruktion für seinen Sohn. Delavigne hat Ludwig XI in einer Tragödie behandelt, Walter Scott schuf ein vorzügliches Charakterbild
von ihm in seinem Roman «Quentin Durward». -
Vgl. Comines' Mémoires (Par. 1523; neue Ausg., 4 Bde.,
1747);