empfangenen Gewinn abzufordern, hat das Reichsgericht als unbegründet bezeichnet. Die Gewinnaussichten der
Spieler sind bei
den Lotterie, in denen meist nur ein bestimmter
Teil der Einlagen zu Gewinnen dient, sehr ungünstig. Die Ziehung der Lotterie erfolgt
gewöhnlich in der
Weise, daß sämtliche Losnummern in ein
Glücksrad und die Gewinne (mit oder ohne Beifügung
der Nieten) in ein anderes
Rad gethan werden und daß nun gleichzeitig aus jedem
Rad eine Nummer und ein Gewinn (oder eine
Niete) genommen wird.
Diese, unter
Kontrolle stattfindende Thätigkeit wird gewöhnlich von Waisenknaben mit verbundenen
Augen vorgenommen. Die gezogenen
Nummern werden unter Beifügung des darauf gefallenen Gewinnbetrages in gedruckten Gewinnlisten bekannt
gemacht. Staats-Klassenlotterien bestehen zur Zeit z. B. in
Braunschweig
[* 2] (100000 Lose zu je 120 M.),
Hamburg
[* 3] (112000 Lose zu
je 132 M.),
Mecklenburg-Schwerin (70000 Lose zu je 120 M.); ferner in
Sachsen
[* 4] (100000 Lose, in 5
Klassen mit je 39 M. Einsatz
- dazu 1 M. Schreibgebühr und 4 M. [bis 2 M.] Reichsstempel [10 vom
Hundert] - gespielt; von
den Gewinnen werden 14⅙ Proz. abgezogen, davon 12⅙ Proz. für den
Staat, der bei 2 Lotterie jährlich etwa 4½ Mill. M. Reingewinn bezieht); in
Preußen
[* 5] (225620 Lose, 4
Klassen mit je 39 M. Einsatz,
wozu noch 1 M. Schreibgebühr und 4 M. Reichsstempel treten;
Abzüge 15⅘ Proz., davon für den
Staat 14,3 Proz. und für
den Einnehmer 1,5 Proz.; jährlich 2 Lotterie, Reingewinn für den
Staat etwa 9 Mill. M.);
Holland (jährlich 3 Lotterie mit je 21000 Losen
zu je 20 Anteilen, in 5
Klassen; ein Los kostet 70
Fl.; Gewinn für den
Staat etwa 0,7 Mill.
Fl.). In
Ungarn
[* 6] ist mit der Millenniumsausstellung von 1896 eine
Klassenlotterie versuchsweise eingeführt worden.
Die Lotterie kam schon Ende des Mittelalters auf. In
Holland läßt sie sich
bis in den Anfang des 15. Jahrh. zurückverfolgen, zu
welcher Zeit auch schon Geldlotterien vorkamen; häufig waren dieselben auch mit der
Verlosung von
Leibrenten verbunden. Aus
Florenz
[* 7] ist eine Geldlotterie von 1530, aus
Frankreich von 1531 bekannt. Die älteste deutsche
Klassenlotterie ist die
Hamburger
von 1610 (zur Errichtung eines Zuchthauses). Anfangs und noch bis ins 17. Jahrh. hinein dienten
die Lotterie namentlich Wohlthätigkeits- und ähnlichen Zwecken, z. B. die holländische
Lotterie von 1509 für Einrichtung von Waisenhäusern, die englische von 1569 für Unterhaltung der Seehäfen, die
Pariser von 1572 für
Ausstattung armer
Jungfrauen. Später suchten die
Staaten indes eine Einnahmequelle daraus zu schaffen
und machten die Lotterie zu einem Staatsmonopol. England führte die
Klassenlotterie 1694 ein; die Staatslotterie
in
Frankreich wurde 1660, die in
Holland 1726, die in
Preußen 1702 (seit 1767 monopolisiert) errichtet.
Das
Monopol oder die Einführung von Staatslotterien überhaupt läßt sich damit rechtfertigen, daß die
Lust am
Spiel in den
Menschen unausrottbar zu sein scheint und deshalb ohne die Staatslotterie andere, weniger kontrollierbare
und vielleicht in wirtschaftlicher und moralischer Hinsicht noch gefährlichere Befriedigungsmittel suchen, oder das
Geld
dem
Auslande durch Beteiligung an fremden Lotterie zuführen würde. Thatsächlich ist das Lotteriespiel weder in
wirtschaftlicher
Beziehung, noch in moralischer Hinsicht von günstiger Wirkung. Wiederholt ist deshalb auch die Abschaffung
der Staatslotterien verlangt worden; in England (1826),
Belgien
[* 8] (1830),
Hessen-Darmstadt ^[] (1832),
Frankreich (1836)
und
Bayern
[* 9] (1861) ist diesem Verlangen
Rechnung getragen worden. -
Vgl. Mareinowski, Das Lotteriewesen im Königreich
Preußen (Berl.
1892);
Brandt, Das Lotteriewesen unserer Zeit (Hamb. 1894).
Zu den Lotterie sind auch die Lotterie- (oder Prämien-)Anleihen (s. Prämienanleihen) und unter gewissen Umstanden
das Promessengeschäft (s. Heuergeschäft) zu rechnen.
Über die Klagbarkeit des
Lotterievertrags s.
Ausspielgeschäft.
Antonio, ital.
Komponist, geb. wahrscheinlich 1667 in
Venedig,
[* 10] wo
Legrenzi sein
Lehrer wurde und er über 50 Jahre
lang im Dienst der Markuskirche thätig war. Als Opernkomponist war er so angesehen, daß der Kurfürst
von
Sachsen ihn 1717 mit einer Operntruppe zu den Vermählungsfeierlichkeiten nach
Dresden
[* 11] berief, wo er bis 1719 blieb und
einige
Opern schrieb. Lotti starb zu
Venedig. Seine eigentliche Bedeutung liegt in der kunstvollen mehrstimmigen Kammer-
und Kirchenmusik, in Madrigalen, Motetten und
Messen. Durch Vorträge unserer Kirchenchöre bekannt und allgemein bewundert
sind seine vielstimmigen
Misereres und Crucifixus.
Alle neuen Sammelwerke (von Rochlitz, Proske u. s. w.) bringen
Chöre von
ihm, aber das meiste von seinen
Kompositionen existiert nur handschriftlich.
(ital.) oder
Zahlenlotterie, eine Art des
Glücksspiels, welche darin besteht, daß jemand
aus den
Zahlen 1 - 90 eine oder mehrere (höchstens fünf) auswählt und unter Einzahlung einer
Summe darauf wettet, daß die
gewählte Zahl oder, wenn mehrere gewählt sind, alle gewählten
Zahlen sich unter denjenigen fünf
Zahlen befinden werden,
welche bei der nächsten Ziehung gezogen werden. Das Lotto ward in Genua
[* 12] zuerst erfunden und 1620 von
Staats wegen eingeführt (daher auch Genuesische
Lotterie genannt). Es soll hier entstanden sein, indem man bei der Ergänzung
des
GroßenRates aus 90 aufgezeichneten
Namen 5 ausloste, wobei es nicht wenige gab, welche auf die herauskommenden fünf
Namen
wetteten.
Leicht ließen sich an die
Stelle der
NamenZahlen setzen. Wer nur auf eine Nummer wettet, besetzt einen
sog.
Auszug und zwar einen einfachen
Auszug, wenn er darauf wettet, daß die betreffende Nummer überhaupt mit gezogen wird,
oder einen bestimmten
Auszug, wenn er wettet, daß die Nummer an einer bestimmten
Stelle (zuerst, zuletzt,
zu dritt u. s. w.) herauskommt. Zwei, drei, vier und fünf Nummern beißen
Ambe,
Terne, Quaterne und
Quinterne. Wird die Wette,
welche die Lottoanstalt acceptiert hat, verloren, so geht auch der Einsatz verloren, wird die Wette dagegen gewonnen, so
erhält der Spielende so vielfach seinen Einsatz, als es der Lottoplan für den vorliegenden Fall verspricht.
Für alle Fälle läßt sich die Wahrscheinlichkeit des Herauskommens der Nummern mathematisch unschwer berechnen. Da indes
die Lottoanstalt die entstehenden Kosten tragen und decken muß und außerdem einen sehr erheblichen Gewinn bringen soll,
so empfängt der Gewinner in allen Fällen weniger, als er erhalten müßte. Besetzt er einen einfachen
Auszug und werden fünf Nummern gezogen, so ist die Wahrscheinlichkeit, daß die betreffende Nummer mit gezogen wird,
5/90 = 1/18, d. h. für die
Kasse sind 17 Fälle, für die
Spieler 1 Fall günstig. Wenn die
Kasse auf jeden Gewinn verzichtete,
müßte der
¶
mehr
Spieler, wenn er mit dem einfachen Auszug gewinnt, 18mal seinen Einsatz erhalten; er bekommt ihn aber in der Regel nur 16-,
in Österreich
[* 14] nur 14mal. Bei einem bestimmten Auszug (Wahrscheinlichkeit 1/90) erhält der Gewinner in Österreich seinen Einsatz
57mal anstatt 90mal. Noch ungünstiger ist das Verhältnis bei der Ambe, Terne, Quaterne. Bei der letztern
wird gemeinhin etwa nur der achte Teil derjenigen Summe von der Anstalt gezahlt, welche gezahlt werden sollte.
Man rechnet, daß in der Regel der dritte Teil des Einsatzes von vornherein Gewinn des Unternehmers, der Anstalt ist. In mehrern
Staaten wurde das öffentliche Lotto als Finanzquelle monopolisiert. Gegenwärtig erzielen
Österreich und Italien
[* 15] aus derselben noch bedeutende Einnahmen, z. B. 1891/92 Österreich 14,4 Mill. M., Ungarn 3½ Mill. M.,
Italien 1892/93 etwa 26 Mill. M. (Reineinnahme). In Bayern wurde das Lotto 1861 aufgehoben. Zu hohe Einsätze werden zurückgewiesen,
um die Möglichkeit des Verlustes für die Kasse zu verringern; aus gleichem Grunde wird meist auch die
Besetzung der Quinterne nicht gestattet.
Lorenzo, der bedeutendste Maler von Bergamo im Anfang des 16. Jahrh., geb. um 1480 zu Treviso, war 1506 - 12 in der
MarkAncona
[* 16] und in Rom,
[* 17] 1513 - 24 mit kurzer Unterbrechung in Bergamo, seit 1526 dauernd in Venedig, etwa von 1550 an
bis zu seinem Lebensende (nach 1555) in Loreto thätig. Er läßt sich am besten mit Correggio vergleichen, mit dem er in
der Ausbildung des Helldunkels und in perspektivischen Verkürzungen bis zu einem gewissen Grade wetteifert. Seine Vorliebe
für Zierlichkeit und Bewegung läßt ihn häufig manieriert erscheinen, daneben aber entzückt er durch
überraschende lebhafte Wirkungen der Farbe, schwärmerische Empfindung und Kühnheit der Komposition.