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Irvingianer (1850-54) in frühgot. Stil in Gordon-Square, die dem Erechtheion nachgebildete St. Pancras' Church in Euston-Road, und vor allem die Westminsterabtei (offiziell die Kollegiatkirche von St. Peter) am Parliament-Square. Sie gehörte zu einem noch in Resten vorhandenen Kloster, das vom angelsächs. Könige Sebert zu Anfang des 7. Jahrh. gegründet, von den Dänen zerstört und von König Edgar 958 erneuert wurde. Eduard der Bekenner baute sie kurz vor seinem Tode um, Heinrich III. und Eduard I. gaben ihr ihre jetzige Gestalt.
Nur die beiden Türme (68 m) und der westl. Eingang wurden noch im 18. Jahrh. von Wren errichtet (s. Tafel: Londoner Bauten, [* 1] Fig. 1). Heinrich VIII. verwandelte bei der Reformation das Kloster in ein Kollegiatstift; unter Maria kehrten die Mönche zurück; Elisabeth stellte das Stift mit einer Erziehungsanstalt für Knaben wieder her. Die Kirche ist in Kreuzform erbaut, das Äußere ist vielfach schwerfällig, das Innere, namentlich vom westl. Haupteingange aus, gewährt den erhabenen Eindruck eines Meisterwerks frühgot.
Baukunst. [* 2] Freilich wird der Überblick durch Holzverschläge, Gitterwerk und Nebenbauten zum Teil gehindert. Die Kirche ist 156 m lang, im Kreuz [* 3] 61, im Schiff [* 4] 22 m breit. Besonders schön sind die 20 gemalten Glasfenster und die Holzschnitzereien im Chor. Sie ist noch in höherm Grade als die St. Paulskathedrale Nationalheiligtum und Ruhmeshalle. Hier ruhen oder sind durch Marmordenkmäler verherrlicht fast alle großen Staatsmänner, wie Pitt, Fox, Canning, Palmerston, Cobden, Beaconsfield, und Feldherren, Künstler wie Garrick, Kneller, G. G. Scott, Gelehrte wie Newton, Macaulay, Herschel, Lyell, Grote, Darwin, Männer wie Stephenson, Livingstone, Wilberforce u. a. Das südl. Querschiff, die Dichterecke (The Poet's Corner), ist Thackeray, Händel, Goldsmith, Shakespeare, R. Burns, Southey, Ch. Dickens, Sheridan, Chaucer, Longfellow, Tennyson u. a. gewidmet.
Viele der Kunstwerke haben nur geringen ästhetischen Wert; doch findet man auch einige schöne Arbeiten von Westmacott, Chantrey und Flaxman. An der Ostseite liegen im Halbkreis 9 Kapellen, die vorzugsweise Denkmäler, Reliquien und Gräber engl. Großen und die der Könige und Königinnen bis auf Georg III. enthalten. Die schönste ist die Kapelle Heinrichs VII. (erbaut 1502-20), mit einer phantastischen fächerförmigen Decke, [* 5] den eichenen Chorstühlen der Ritter des Bathordens und deren Fahnen sowie gegen 100 Statuen.
An der Südostseite der Abtei schließt sich das achteckige Kapitelhaus an, das 1282-1547 dem Parlament als Sitzungssaal diente. Im SW. der schöne Kreuzgang mit alten Grabsteinen und die Jerusalem [* 6] Chamber mit Fresken, wo Heinrich IV. starb. Ein Anbau ist hier geplant. Vor dem nördl. Querschiff liegt die St. Margaretskirche, von Eduard IV. erneuert, mit schönen Glasmalereien zur Erinnerung au den Buchdrucker Caxton, Sir Walter Raleigh, Milton und Admiral Blake. (Vgl. Neale, History and antiquities of the Abbey of Westminster, Lond. 1818 u. ö.; Stanley, Historical memorials of the Westminster Abbey, 5. Aufl., ebd. 1882.)
In Brompton liegt die noch unvollendete Church of the Oratory im ital. Renaissancestil mit schönen Mosaiken, in Chelsea die Old-Church (1660). Auf dem Südufer sind St. Saviour's Church bei London-Bridge, teilweise aus dem 16. Jahrh. stammend, jetzt restauriert, die moderne gotische kath. St. Georgskathedrale in Westminster-Bridge-Road, Christchurch der Dissidenten und das Tabernacle (für 6000 Personen) zu erwähnen, in dem Spurgeon predigte. Wichtig für das kirchliche Leben sind noch die ritualistische St. Albanskirche in Holborn, Union-Chapel in Islington und die Wesleyanerkirche in City-Road, die großartige Great-Central-Synagogue der Juden in Great-Portland-Street, die Bedfort-Chapel der Unitarier in Bloomsbury-Street, die New-Jerusalem-Church der Swedenborgianer in Kensington, der City-Temple der Kongregationalisten bei Holborn-Viaduct und die schwedische prot. Kirche im Eastend. Für den auflebenden Katholicismus wichtig ist die Kirche St. Mary in Moorfields, die Jesuitenkirche in Farm-Street, die Pro-Cathedral in Kensington und St. Joseph's Retreat in Highgate. Religiöse Versammlungen und Andachten finden auch auf Plätzen und in den Parks allsonntäglich statt.
Denkmäler, Plätze und Parks. Außer den Denkmälern in den beiden Hauptkirchen sind folgende zu nennen: das Albert-Memorial von Sir G. G. Scott im S. von Kensington-Gardens, auf quadratischer Plattform ein Unterbau mit 4 Marmorgruppen und 169 Reliefporträten von Künstlern, der unter got. Baldachin die sitzende Statue des Prinz-Gemahls in vergoldeter Bronze [* 7] von Foley trägt (s. Tafel: Englische [* 8] Kunst III, [* 1] Fig. 5); die Reiterstandbilder von Richard Löwenherz (Bronze von Marochetti) neben dem Parlament, von Karl I., 1633 gegossen, auf Charing-Croß und von Prinz Albert auf Holborn-Circus, die Statue der Königin Anna (1886, von Belt) vor der St. Paulskathedrale und von Jakob II. in den Gärten von Whitehall (1686, von Grinling Gibbons), die Marmorstatue der Königin Victoria [* 9] (1896, von Thornycroft) vor der Börse.
Auf Trafalgar-Square steht die Nelsonsäule (44 m, 1843) mit den vier Löwen [* 10] von Landseer und Bronzereliefs, zwischen Standbildern Havelocks und Napiers, Georgs IV. von Chantrey und Gordons (1888) von Thornycroft; auf dem Parliament-Square die Minister Canning, Palmerston, Derby, Peel und Beaconsfield in Bronze, ferner auf Waterloo-Place nach Bells Entwurf das Krimdenkmal zum Andenken an die 2162 gefallenen Gardisten und ihm gegenüber Lord Clyde von Marochetti, Lord Lawrence von Böhm, Franklin von Noble und Burgoyne von Böhm, sämtlich in Bronze. Cavendish-Square trägt ein marmornes Reiterstandbild des Herzogs von Cumberland von Chew und die Bronzestatue Lord G. Bentincks von Campbell. Unweit des British-Museums stehen Fox und der Herzog von Bedford, beide von Westmacott. Peel ist auf Cheapside, Sir Rowland Hill, Wellington und Peabody vor der Börse, Carlyle (s. Tafel: Englische Kunst III, [* 1] Fig. 7) von Böhm vor seinem Wohnhaus [* 11] in Chelsea, Byron in Hamilton-Gardens, Shakespeare auf Leicester-Square, Dr. Jenner in Kensington-Gardens verewigt.
George Stephenson von Baily steht in der Vorhalle des Euston-Bahnhofs (s. Taf. III, [* 1] Fig. 1). Dem Herzog von Wellington sind noch am Hydepark ein Reiterstandbild von Böhm und die sog. Achillesstatue ans Kanonenmetall von Westmacott gewidmet. An Stelle des alten Citythors am Ende von Fleet-Street steht seit 1878 das Temple-Bar-Memorial; an den furchtbaren Brand (1666) soll das Monument (61 m) dicht bei London-Bridge erinnern, das einen großartigen Blick über das Gewühl der City und ¶
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die Themse gewährt. An der Nordostecke des Hydepark steht Marble Arch, ein Triumphbogen mit Bronzethoren und Reliefs; vor der Westminsterabtei die Westminstersäule (19 m), an der Waterlootreppe die York Column (38 m). Auf dem Victoria-Embankment, einem 2 km langen, 32 m breiten Quai (1864-70 für 2 Mill. Pfd. St. angelegt), zwischen Blackfriars- und Westminster-Bridge, steht u. a. die Nadel der Kleopatra, ein Obelisk (21 m) aus Alexandria. - Von den mit Ziergärten, Teichen, Promenaden, Spielplätzen versehenen öffentlichen Parks seien neben den schon erwähnten genannt: im Westend: Lincoln's Inn-Fields im S. von Holborn, Park Crescent und Park Square im O. und Primrose-Hill im NW. von Regent's Part, Grosvenor-Square, die Public-Gardens in Chelsea und die Recreation-Grounds in Paddington.
Der großartigste Komplex neben Hydepark (s. d.) und Kensington-Gardens ist im S. von Piccadilly Greenpark (28 ha) und Palace-Gardens und, durch den Buckinghampalast davon getrennt, St. James' Park, einst ein Sumpf, dann von Lenôtre und von Nash angelegt, im N. vom Mall, im O. von den Rcgierungsgebäuden begrenzt. Die Stadtviertel im N. und O. besitzen seit 1842 bei Hackney einen Erholungsplatz im Victoriapark (117 ha, für 130000 Pfd. St. angelegt) mit drei Teichen und Cricketplatz; ferner die London-Fields, den Finsburypark und den schattigen Clissoldpark. Das Südufer besitzt im O. den Southwarkpark in Rotherhithe, im W. den herrlichen Batterseapark (75 ha) mit seinen tropischen Gewächsen, ferner Kennington- und Dulwichpark sowie in Lambeth seit 1890 den Vauxhallpark. Die zahlreichen mit Gartenanlagen versehenen Squares gehören meist den Anwohnern; einige stehen jedoch dem Publikum offen.
Weltliche Bauten. London [* 13] ist keine schöne Stadt, hauptsächlich deshalb, weil die einheitliche Verwaltung fehlt; Backsteinbauten herrschen vor; Geschäftsreklamen verunzieren die Häuser. Künstlerisch hervorragende Bauwerke sind nicht zahlreich; bei modernen Gebäuden, wie Geschäftshäusern, Theatern und Bahnhöfen ist nur Zweckmäßigkeit bestimmend. Ans früherer Zeit stammen: Guildhall, das Rathaus, 1411-31 aufgeführt, 1789 mit Façade versehen, später mehrfach restauriert, enthält eine große Halle [* 14] (46 m lang) mit den beiden riesigen Holzfiguren Gog und Magog, in der alljährlich das Lord-Mayor-Bankett stattfindet, Räume für Gerichtsverhandlungen, eine Freibibliothek (60000 Bände) und eine Gemäldesammlung (Corporation Art Gallery);
die got. Crosby-Hall (1466), einst Wohnung Richards III., jetzt Restaurant, und zahlreiche Zunfthäuser;
am Strand der Temple mit schöner got. Halle (1572), Somerset-House, 1776-86 von Chambers (s. d.) umgebaut, mit zwei modernen Flügeln, einst Residenz der Königinnen, jetzt Sitz zahlreicher Staatsbehörden;
die Front zur Themse ist 240 m lang, das Gebäude soll im ganzen 3600 Fenster haben.
Ein Meisterwerk von Inigo Jones ist der Bankettsaal, der einzige Rest des Palastes Whitehall, den sog. Horse-Guards (s. d.) gegenüber, jetzt als Kapelle benutzt, mit Gemälden von Rubens an der Decke. Der Palast war einst Residenz Kardinal Wolseys, dann Elisabeths, Karls I., Cromwells und Karls II. Nach Wrens Plan ist 1710 Marlborough-House am Mall erbaut, jetzt Wohnung des Prinzen von Wales. In seinen ältesten Teilen aus dem 13. Jahrh. stammt Lambeth-Palace rechts von der Themse, die Wohnung der Erzbischöfe von Canterbury, mit Halle, Porträts der Erzbischöfe seit 1553 in der Guard-Chamber (Laud von van Dyck) und dem frühern Gefängnis.
Das schönste Bauwerk ist das spätgot. Parlamentsgebäude mit Westminster-Hall (s. Tafel: Parlamentsgebäude II, [* 12] Fig. 1). Es wurde 1840-52 nach dem Entwurf von Sir Charles Barry (s. d.) für 3 Mill. Pfd. St. aufgeführt und bedeckt mit seinen 1100 Zimmern und 11 Höfen einen Flächenraum von 3,25 ha. Von den drei Türmen ist der Victoria-Tower 103 m, der Uhrturm an der Westminsterbrücke 97 m und der mittlere 91 m hoch. Die Façade an der Themse ist 275 m lang und mit Statuen aller engl. Herrscher geschmückt.
Das Innere ist reich mit Fresken, Statuen (500), Glasmalereien, Holzschnitzarbeiten, Mosaiken, Bronzekandelabern u. s. w. ausgestattet. Besonders schön sind die Sitzungssäle des Hauses der Lords mit dem Thron [* 15] und den roten Saffiansitzen der Peers und des (räumlich nicht ausreichenden) Unterhauses mit eichenem Tafelwerk, die achteckige Central-Hall mit venet. Glasmosaik und Herrscherstatuen sowie die anschließenden Korridore mit je 8 Freskogemälden, der Queen's Robing-Room nebst der mit Fresken (s. Tafel: Englische Kunst II, [* 12] Fig. 10) geschmückten Victoria-Gallery und St. Stephen's Hall [* 16] (1330 gegründet, 1834 renoviert), mit Marmorstandbildern der großen Staatsmänner, die zur Westminster-Hall führt. Diese, an Stelle des von Wilhelm Rufus begonnenen Palasts 1398 und 1820 umgebaut, 73 m lang, 28 m hoch, ohne Säulen, [* 17] war einst Schauplatz der Absetzung Eduards III. (1327), Richards II. (1394), der Ernennung Cromwells zum Lord-Protektor, der Verurteilungen des Thomas Morus, Somersets, Essex', Guy Fawkes', des Prozesses gegen Warren Hastings u. a. Der Nordostflügel des gewaltigen Gebäudes ist die Residenz des Sprechers des Unterhauses.
Von den königl. Palästen diente der St. James-Palast von Wilhelm III. bis auf Georg IV. als ständiger Wohnsitz der Könige. Es ist ein Backsteinbau, nach dem Brande von 1809 größtenteils neu aufgeführt mit glänzender innerer Ausstattung, wo bis 1861 der Drawing-Room (s. d.) stattfand. Die jetzige Residenz ist Buckingham-Palace, 1825 von Nash an Stelle des Schlosses des Herzogs von Buckingham erbaut, mit neuerer (1846) Ostfaçade, kostbaren Staatsgemächern, Thron- und Ballsaal sowie Gemäldesammlung (Teniers, Rembrandt, Rubens, Potter, Ruisdael, Tizian u. a.). Kensington-Palace im W. von Kensington-Gardens stammt aus der Zeit Wilhelms III. Im O. und SO. des Hydeparks, in den Stadtteilen Mayfair und Belgravia, liegen zahlreiche Paläste der reichen Adelsgeschlechter.
Historisch bekannt ist Holland-House (Tudorstil) in Hollandpark. Von Klubhäusern sind hier zu nennen: der Constitutional-Club in der Northumberland-Avenue, wo auch die schönsten Hotelbauten liegen, Union-Club, Athenäum, Reform- und Carlton-Club in Pall Mall, St. James-, Naval and Military-Club in Piccadilly, Junior-United-Service-Club in Regent's Street. Die Ministerien liegen in Whitehall und Downing-Street. Ein schöner Renaissancebau sind hier die neuen Public-Offices (1868-73 für 500000 Pfd. St.); sie enthalten das Home-Office, Foreign-, Colonial- und India-Office. Im New-Record-Office unweit der St. Dunstanskirche bei Fleet-Street, einem feuerfesten Gebäude im Tudorstil (1851-66), sind ¶