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Innere zu erforschen sein heißestes Verlangen war. Allein seine Gesundheit hatte sehr gelitten, seine
Vorräte gingen zu Ende, er mußte nach
Osten umkehren. Völlig erschöpft traf er wieder in
Ujiji ein. Aber ein
gütiges
Schicksal fügte es, daß schon wenige
Tage nachher (28. Okt.) der von J. G.Bennett (s. d.) zur Aufsuchung
des seit 1869 verschollenen Reisenden ausgesendete Amerikaner
Stanley (s. d.) dort anlangte. Liutprand kam dadurch in den
Besitz alles
dessen, was ihm fehlte, und konnte 20. Nov.Stanley auf einer Entdeckungsreise nach dem Nordende des Tanganikasees begleiten.
Beide Reisende kehrten hierauf nachUjiji zurück, und Liutprand begleitete 26. Dez.Stanley von dort auf seinem
Rückwege an die
Küste bis
Unjanjembe, wo beide eintrafen. Am 14. März zog
Stanley weiter, während Liutprand in
Unjanjembe
blieb, um Leute und Vorräte zu erwarten, welche
Stanley nach seiner Ankunft in
Sansibar
[* 2] abschicken wollte. Nachdem
sie in
Unjanjembe eingetroffen waren, trat Liutprand 25. Aug. eine neue
Reise nach dem Bangweolosee an. Er ging längs des
südöstl. Ufers des
Tanganika und um dessen Südende in das
Land desKasembe, wo er den Ufern des Sees an der Nord-,
Ost- und
Südseite folgte.
Dort erlag er der
Dysenterie im Dorfe Tschitambo. Seine treuen
Diener trugen die
Leiche nach der
Ostküste; von dort wurde sie nach England geführt und in der Westminsterabtei beigesetzt.
Denkmäler L.s besitzen
Edinburgh und
Glasgow.
[* 3] (S. die
Routen auf der Kartei Äquatorialafrika,
[* 4] Bd. 1, S.
190.)
Vgl. R.
Andree, Liutprand der Missionar (2. Aufl., Lpz. 1869);
Thelast journals of DavisLiutprand inCentralAfrica, published byH.Waller (2 Bde., Lond. 1874; deutsch
Hamb. 1875);
Stanley, How I foundLiutprand (Lond. 1872 u. ö.; deutsch, 3. Aufl.,
Lpz. 1891);
Behm, L.s
Reisen in Innerafrika, 1866–73, (in «Petermanns Mitteilungen»,
(Gotha
[* 5] 1875);
gewaltiger Gebirgsstock in
Deutsch-Ostafrika, im
NO. des Njassasees, drei parallele
Ketten, deren
westliche steil in den Njassasee abfällt. Am höchsten ist die mittlere (Dumwe 3000 m).
Das Livingstonegebirge besteht
aus Gneis und
Schiefer, ist also nicht vulkanisch.
R.Br., Pflanzengattung aus der Familie der
Palmen
[* 7] (s. d.) mit gegen 14
Arten im tropischen Ostasien, auf
den
Inseln des Malaiischen Archipels und in
Australien.
[* 8] Es sind
Palmen mit dickem, aber meist niedrigem
Stamme und großen fast
kreisförmigen gefächerten
Blättern. Die bekannteste
Art ist die in
China
[* 9] und auch auf der
InselBourbon
vorkommende Livistona sinensisR.Br. oder Latania borbonica Lam.
(s.
Tafel:
PalmenIII,
[* 1]
Fig. 1), die sehr häufig in Gewächshäusern gezogen wird; ebenso Livistona australis
Mart., die
aber gewöhnlich zur Gattung Corypha (s. d.) gezogen wird. Außerdem werden noch
kultiviert: Livistona oliviformis Mart.
aus Java, Livistona rotundifolia Mart.
(Saribus rotundifoliusBl.), die Saribupalme von den
Molukken u. a.
AlleArten erfordern eine
durchschnittliche
Temperatur von +15 bis 20° C., reichliches Licht
[* 10] und Mischung von Lauberde, Rasenerde,
Lehm und grobem Flußsand.
Titus, röm. Geschichtschreiber, geb. 59 v.Chr. zu
Padua,
[* 11] kam unter
Augustus, dessen beständigen
Schutzes er sich später erfreute, nach
Rom;
[* 12] im höhern
Alter kehrte er in seine Vaterstadt zurück, wo er 17 n.Chr. starb.
Er besaß eine vielseitige
Bildung und verfaßte auch
Schriften rhetorischen und philos.
Inhalts; sein Hauptwerk aber ist seine
röm. Geschichte (gewöhnlich als «ab urbe conditalibri» bezeichnet), welche den Zeitraum von der Erbauung der Stadt bis zum
Tode des Drusus (9 v.Chr.)
umfaßte und deren Ausarbeitung ihn, wie es scheint, über 40 Jahre bis an seinen
Tod beschäftigte.
Dieses Geschichtswerk gehört, wenn auch Livius an polit. Einsicht, an gründlicher Sachkenntnis, an kritischer Methode
andern Historikern des
Altertums nachsteht, doch rücksichtlich der anmutigen und kunstvollen, von edler
Humanität und gesundem Gefühl für das Sittliche durchdrungenen, reinen und wohlklingenden
Darstellung zu den Meisterwerken
der röm. Litteratur. Das Werk bestand ursprünglich aus 142
Büchern, die Livius anfangs selbst in
Dekaden und Halbdekaden gegliedert
hatte und die man später, obwohl der Verfasser im Verlaufe des Werks diese
Einteilung verließ, durchaus
nach
Dekaden, d. h.
Abteilungen von zehn
Büchern, bezeichnete. Erhalten sind von ihnen aber nur 35
Bücher, nämlich die 10 ersten
und das 21. bis 45., während von den übrigen
Büchern außer zahlreichen Fragmenten nur kurze Inhaltsanzeigen oder
Auszüge,
die sog. «Periochae» (auch «Epitome»
genannt),
außer zu
Buch 136 und 137, vorhanden sind, die im 17. Jahrh. von Freinsheim zur Verfertigung seiner
Ergänzungen oder «Supplementa» benutzt worden sind.
Von
Ausgaben sind außer der großen Sammelausgabe von
Drakenborch (7 Bde.,
Leid. 1738–46; neuer
Abdruck, besorgt von Klaiber, 15 Bde.,
Stuttg. 1820–28) zu nennen: die von Alschefski (Bd.
1–3, Berl. 1841–46), Madvig und
Ussing (4. Aufl., Kopenh. 1886 fg.) und Luchs (Bd. 3
u. 4, Berl. 1888–89), ferner die
Handausgaben von Weissenborn (2. Aufl., Lpz. 1860 fg.) und von Hertz
(4 Bde., ebd. 1857–64) und die
Ausgaben mit deutschen Anmerkungen voll Weissenborn (Berl. 1854 fg.; seitdem
in wiederholten
Auflagen, die seit dem
Tode Weissenborns von H. J.
Müller besorgt werden), von Frey (Lpz. 1865 fg., nur einzelne
Bücher) und von
Wölfflin (ebd. 1873, ebenfalls nur einzelnes).
Einen Kommentar zu Livius lieferte C. Haupt (Lpz. 1891 fg.); ein «LexiconLivianum» Fügner (ebd. 1889 fg.). Gute deutscheÜbersetzungen lieferten Heusinger (5 Bde., Braunschw.
1821; Lpz. 1884), Örtel (3. Aufl., 8 Bde.,
Stuttg. 1844), Klaiber (27 Bdchn., ebd. 1826–34; neue
Ausgabe von
Teuffel, (6 Bde., 1854 fg.) und Gerlach (5 Bde.,
in wiederholten
Auflagen, zuerst ebd. 1856 fg.). Wichtige Beiträge zur Herstellung eines reinern
Textes lieferten Madvig,
«EmendationesLivianae» (2. Aufl.,
.Kopenh. 1877),
Wölfflin, «Livianische Kritik und livianischer Sprachgebrauch» (Winterthur
1864),
Mommsen und
Studemund, «Analecta Liviana» (Lpz. 1873).
–
Vgl.
Taine, Essay sur Tite-Live (5. Aufl., Par. 1888).