Das ursprünglich französisch für die Belehrung eines
Sohnes L.s geschriebene Werk genoß lange
Zeit mit dem Kommentar von Edward Loke (in dessen
«Institutes») große
Autorität und erschien in zahlreichen
Ausgaben, zuletzt
von Tomlins («Lyttleton, his treatise of tenures in French and English»,
Lond. 1841).
Maximilien
Paul Emile, franz. Gelehrter, geb. zu
Paris, widmete sich daselbst zuerst dem
Studium der
Medizin, nach dessen Beendigung er sich philol. und histor.
Studien zuwandte.
Seit 1831 war Littré Mitarbeiter des «National», dessen Redaktion
er auch nach
CarrelsTode bis 1851 angehörte. Nach der Februarrevolution übernahm er das
Amt eines Municipalrates der Stadt
Paris, zog sich aber im Herbst 1818 wieder von der Öffentlichkeit zurück. Im Febr. 1871 in die Nationalversammlung
gewählt, hielt er sich hier zur republikanischen Linken. Im Dez. 1871 wurde er Mitglied der
Académie française und 1875 als
lebenslängliches Mitglied in den Senat gewählt. Er starb inParis.
Sein mediz. Hauptwerk ist die sehr geschätzte
Ausgabe und
Übersetzung sämtlicher Werke des
Hippokrates (10 Bde., Par. 1839-61).
Interessant ist seine
Schrift «Médicine et médicins» (Par. 1871).
Als Comte mit seinem
System des Positivismus auftrat, machte sich Littré durch Popularisierung von Comtes
Lehre
[* 3] zu dessen eifrigem
Vertreter und Förderer und veröffentlichte in diesem
Sinne: «Analyse raisonnée du
Cours de philosophie
positive de Comte» (1845). Mit Wycouboff gründete er 1867 die Zeitschrift «La
philosophie positive». Von seinen weitern philos.
Schriften sind zu nennen: «Application de la philosophie positive au gouvernement
de sociétés» (1849),
«Conservation, révolution et positivisme» (1852),
«Paroles de philosophie positive»
(1859),
«August Comte et la philosophie positive» (1863; 3. Aufl. 1877). Unter L.s histor.-
philol.
Arbeiten haben sich besonders die über die franz.
Sprache
[* 4] große
Anerkennung erworben. Hauptresultat derselben ist
das treffliche «Dictionnaire de la langue française» (4 Bde.,
1863-72;
Supplement, 1878; daraus
Auszug von Beaujean, 1878; 9. Aufl. 1891). Verwandte
Arbeiten sind die
«Historie de la langue française» (2 Bde.,
Par. 1862; 8. Aufl. 1882) und seine Beiträge zu
Band
[* 5] 21, 22 und 23 der großen «Historie littéraire de la
France», ferner
«Littérature et histoire» (Par. 1875; 2. Aufl. 1876),
eine
Übersetzung in altfranz.
Sprache des «Inferno»
von
Dante (1879) und «Études et glanures pour faire
suite à l'Histoire de la langue française» (1880) mit einer
«Causerie» über die Entstehung seines Wörterbuches (deutsch
Lpz. 1881). Von L.s übrigen
Schriften sind noch seine «Études sur les barbares et le
moyen âge» (Par. 1867; 4. Aufl. 1883),
Drüsen
(GlandulaeLittrianae), nach
AlexisLittre (s. d.) benannte kleine traubige
Drüsen in der Schleimhaut
der
Harnröhre, welche die letztere feucht und schlüpfrig erhalten.
Derartige
Brüche, die wegen
ihrer Kleinheit leicht übersehen werden und deshalb gefährlich sind, wurden zuerst von dem franz.
Anatomen und
ChirurgenAlexisLittre (s. d.) beschrieben.
Jos. Joh. von, Astronom, geb. zu
Bischof-Teinitz in
Böhmen,
[* 7] studierte in
Prag
[* 8] und wurde 1803 Erzieher der
Grafen Rénard in
Schlesien.
[* 9] Hier widmete er sich der
Mathematik und
Astronomie
[* 10] und wurde 1807 Professor der
Astronomie zu Krakau.
[* 11] Durch die Kriegsereignisse vertrieben, folgte
er 1810 einem Rufe in gleicher Eigenschaft an die
Universität zu Kasan,
[* 12] wo er die
Sternwarte
[* 13] gründete. 1816 wurde
er Mitdirektor der
Sternwarte in Ofen und 1819 Direktor der
WienerSternwarte, die er gänzlich reorganisierte.
Durch seine
Schriften über Versorgungsanstalten wurde er zu einer
Autorität auch in diesem Fache. Seine theoretischen Untersuchungen
veranlaßten denOptiker Plößl zur Ausführung der dialytischen
Fernrohre. 1837 wurde Littrow in den österr.
Adelsstand erhoben. Er starb Unter L.s
Schriften ist die bekannteste «Die Wunder des Himmels» (7. Aufl.,
bearbeitet von E.
Weiß, Berl. 1882-85),
«Atlas
[* 16] des gestirnten Himmels» (4. Aufl., Berl. 1886),
«Handbuch zur Umrechnung der vorzüglichsten Münzen,
[* 17] Maße und Gewichte» (4. Aufl., hg. von
Karl von Littrow,
Wien 1870) u. s. w. Eine
Biographie L.s befindet sich in seinen «Vermischten
Schriften», Bd. 1 (Stuttg.
1846).
Karl von Littrow, ältester Sohn des vorigen, geb. zu Kasan, stand seinem
Vater seit 1831 als
Gehilfe zur Seite und folgte ihm als Direktor der
WienerSternwarte 1842. Er starb in
Venedig.
[* 18] Die
«Annalen der
WienerSternwarte» erhoben sich unter seiner Leitung zu einem wichtigen astron. Jahrbuch. 1862-65 beteiligte
er sich an der von Generallieutenant
Baeyer ins Leben gerufenen europ.
Gradmessung.
[* 19] Zahlreiche
Arbeiten von ihm sind in
Zeitschriften sowie in den «Sitzungsberichten» und
«Denkschriften» der
WienerAkademie enthalten. Unter anderm verdankt man
ihm eine neue, sehr brauchbare Methode der Längenbestimmung zur See. Auch hat er die Veröffentlichung der meteorolog.
Beobachtungen
der
WienerSternwarte (seit 1755) durchgeführt. Er veranstaltete ferner zwei neue
Auflagen der von seinem
Vater verfaßten
«Wunder des Himmels». Seinen Bemühungen verdankt die große neue
Sternwarte in
Wien ihre Entstehung. - Sein Sohn,
Otto von
Littrow, geb. gest.
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