geome-Unter den
Krankheiten der Linear sind hervorzuheben: die meist angeborene Lippenspalte oder Hasenscharte (s. d.);
die Doppellippe,
eine chronisch-ödematöse Schwellung der Oberlippe, bei welcher hinter der Oberlippe nach der Mundseite zu ein dicker wurstartiger
Wulst gleichsam in Form einer zweiten Lippe
[* 2] erscheint;
endlich der
Lippenkrebs, welcher fast ausschließlich die Unterlippe älterer
Männer befällt, zunächst als ein
kleines höckeriges Knötchen in der
Haut
[* 3] der Lippe erscheint,sich sodann als verjauchende und zerfallende
Geschwulst ausbreitet
und nur durch eine frühzeitige
Operation geheilt werden kann.
Häufig sind die Linear auch der Sitz syphilitischer
Geschwüre.
(Corolla labiata), eine
Blüte,
[* 5] in der der Rand der verwachsen-blätterigenBlumenkrone
durch zwei tiefer als die andern verlaufende Einschnitte in zwei lippenförmige Zipfel geteilt ist;
man unterscheidet dann
nach der
Stellung eine Ober- und eine Unterlippe, die letztere stellt den vordern, die erstere den hintern Zipfel dar (s.
Textfigur 10 zu
ArtikelBlüte).
Die Lippenblume kommt in verschiedenen Familien vor, besonders bei den Labiaten
und Scrophulariaceen.
Scheiben und Klötzchen aus einer leichten Holzart, die von mehrern südamerik. Indianerstämmen,
besonders von den
Botokuden (s.
Tafel:
Amerikanische Völkertypen,
[* 1]
Fig. 18, Bd.
1, S. 526),
Abiponen,
Toba, Pavagua,
Bororo
[* 1]
(Fig. 16),
Caraja
[* 1]
(Fig. 17) u. a. in der Unterlippe getragen werden; ähnliche
Pflöcke sind oft auch im Ohrläppchen als Schmuck befestigt. Die Löcher werden in die Lippen dicht unter dem Lippenrot in früher
Jugend gebohrt und durch Einstecken immer größerer Scheiben mehr und mehr erweitert, wodurch
die untern Schneidezähne ausfallen und die
Sprache
[* 7] beeinflußt wird.
Franz Jos.,
Freiherr von, Verlagsbuchhändler, geb. in
Berleburg in Westfalen,
[* 9] errichtete in
Berlin
[* 10] unter der Firma
Franz Lipperheide eine Verlagsbuchhandlung, deren Hauptunternehmen die Zeitschrift
«Die Modenwelt» (s. d.) ist.
Lipperheide selbst gab heraus: «Lieder zu Schutz und Trutz. Gaben deutscher Dichter aus der
Zeit des
Krieges im J. 1870 und 1871» (die
Volksausgabe in 72000 Exemplaren),
«Mustersammlung von Holzschnitten aus engl., nord-amerik.,
franz. und deutschen
Blättern» (10 Lfgn., 1885‒86). Auch legte er eine große kostümwissenschaftliche
Sammlung (Werke, Handzeichnungen,
Bilder) sowie eine Sammlung antiker
Bronzen an (beschrieben von F. von Wieser, Innsbr. 1894).
Lipperheide erhielt 1892 den erblichen königlich preuß. Freiherrntitel. Zur Ausschmückung
des
Buchhändlerhauses in
Leipzig
[* 11] stiftete er zwei (1894 vollendete) Wandgemälde von Professor Woldemar
Friedrich. – Seine
Gattin, Frieda Freifrau von Lipperheide, geborene Gestefeld, geb. in
Lüchow in Hannover,
[* 12] ist Leiterin der «Modenwelt» und verwertete eine in
ihrem
Besitz befindliche Sammlung von
Spitzen,
Stickereien u.dgl. zur
Reform der weiblichen
Handarbeit in: «Musterbücher für
weibliche
Handarbeit» (6 Sammlungen und
Neue Folge, 2 Bde., 1878‒90 u. ö.),
«Die dekorative Kunststickerei» (1888 fg.),
«Häusliche Kunst» (1894) u. a.
– Im Verlag der Firma erschienen ferner noch: «Lehrbücher der Modenwelt» (3 Bde.,
1885‒92),
«Blätter für Kostümkunde» (hg. von
A. von
Heyden, 1876 fg.) u. a. Das
Geschäft hat eine Filiale in
Wien
[* 13] (seit
1881) und eine Pensions-,
Witwen- und Waisenkasse, errichtet 1890 mit 200000 M. Grundkapital. –
Vgl.
Zum fünfundzwanzigjährigen Bestehen der «Modenwelt», 1865‒90 (Berl.
1890).
Julius, Kulturhistoriker, geb. zu
Braunau in
Böhmen,
[* 14] studierte in
Prag,
[* 15] wurde 1864 Professor an der
Oberrealschule in Leitmeritz, 1869 Direktor der
Volks- und höhern
Töchterschule in
Budweis, 1872 der Oberrealschule daselbst, 1874 Wanderlehrer
und 1875 Generalsekretär der Gesellschaft für
Verbreitung von Volksbildung in
Berlin. Er lebt seit 1885 als
Schriftsteller zu Leitmeritz-Kundratitz, wurde 1887 in den österr. Reichsrat und in den böhm.
Landtag gewählt und ist seit 1890
Beisitzer des Landesausschusses des Königreichs
Böhmen. Er schrieb namentlich: «Der Seelenkult
in seinen
Beziehungen zur althebr.
Religion» (Berl. 1881),
«Die
Religionen der europ. Kulturvölker, der
Litauer,
Slawen,
Germanen, Griechen und
Römer
[* 16] in ihrem geschichtlichen Ursprunge» (ebd. 1881),
«Christentum, Volksglaube und
Volksbrauch» (ebd. 1882),
«Allgemeine Geschichte des Priestertums» (2 Bde.,
ebd. 1883),
«Die Geschichte der Familie» (Stuttg. 1884),
«Kulturgeschichte der Menschheit» (2 Bde.,
ebd. 1886‒87).
Phil.
Dan., Zeichner, geb. zu Meißen,
[* 17] erlernte das Glaserhandwerk
und fand dann in der Meißener Porzellanfabrik
Arbeit. Er wurde 1738 Zeichner am Hauptzeughause in
Dresden
[* 18] und 1739 Zeichenlehrer
bei den königl.
Pagen, 1765 Aufseher der
Antiken bei der
Akademie der Künste und starb in
Dresden. Die Bekanntschaft
mit den Mischungen der Meißener Porzellanmasse veranlaßte ihn, sich im Nachahmen alter Pasten (s. d.)
zu versuchen. Er erfand eine weiße
Masse, der er neben einer fast unzerstörbaren
Dauer einen vorzüglichen
Glanz zu geben
wußte. Die
Abdrücke in dieser
Masse vereinigte er in seiner «Dactyliotheca», welche 3149
Abdrücke enthält, die in 57
Tabletten
und in drei
Bände verteilt sind (Bd. 1
u. 2, mit dem lat. Katalog von
Christ, Lpz. 1755‒56; Bd. 3,
mit
Register von Heyne, ebd. 1763,
Fol.; deutsch, Bd. 1
u. 2, von Thierbach, 1767, und das
Supplement 1776).
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