das einaktige
Drama in Versen
«Venus von
Milo» (1895) u. a. Eine Sammlung seiner dramat. Werke
erschien u. d. T.
«Theater»
[* 5] (5 Bde., Berl.
und Bresl. 1873-88).
An Reisewerken erschienen: «Aus dem
Orient» (Bresl. 1889),
[* 7]
Rudolf,
Diplomat und Schriftsteller,
Bruder des vorigen, geb. in Gardelegen,
[* 8] ging jung nach
Frankreich,
wo er in Montpellier
[* 9] und
Paris
[* 10]
Sprachen und Geschichte studierte. Darauf wurde er Mitarbeiter an der
«Revue des Deux Mondes»,
an dem «Journal des Débats» u. a.
1859-69 lebte Lindau in
Indien,
Malaka, Cochinchina,
China,
[* 11]
Japan und Kalifornien, zunächst als Delegierter des schweiz. Handelsdepartements
und schweiz. Gesellschaften. 1864 gründete er in
Jokohama mit Charles Rickerby die
Zeitung «The
JapanTimes», 1867-69 war er
Teilhaber eines amerik.
Handelshauses. 1862 nahm er im Generalstabe am cochinchinesisch-chines. Feldzuge teil. 1869 kehrte
Lindau nach
Deutschland
[* 12] zurück. Als der
Deutsch-FranzösischeKrieg ausbrach, wurde er dem Generalkommando des Gardekorps beigegeben.
Seine
Berichte erschienen im
«Staats-Anzeiger» und in der «Norddeutschen
AllgemeinenZeitung». 1872-78 lebte er in
Paris, der
deutschen
Botschaft beigegeben; 1878 wurde er nach
Berlin
[* 13] in das
Auswärtige Amt berufen, in dem er die
Stelle eines vortragenden
Rates bekleidete. 1892 wurde er auf Wartegeld gestellt, um die Thätigkeit als
Vertreter der deutschen
Gläubiger der
Türkei
[* 14] im Verwaltungsrat der ottomanischen
Staatsschuld zu übernehmen.
L.s erste
Arbeiten sind in franz.
Sprache
[* 15] verfaßt: «Un voyage autour du Japon» (Par. 1864),
«Peines perdues» (eine Sammlung
von Novellen, die in der
«Revue des Deux Mondes», im «Journal de St. Pétersbourg» und
im
Pariser «Figaro» erschienen waren, ebd. 1880).
In engl.
Sprache gab er einen
Band
[* 16] Novellen heraus: «The Philosopher's Pendulum and other stories» (Edinb.
1883).
Deutsch erschienen: «Die preuß. Garde im Feldzuge 1870-71» (Berl.
1872),
(Tilia Linde), Pflanzengattung aus der Familie der
Tiliaceen (s. d.) mit 8 in der nördlichen
gemäßigten Zone vorkommenden
Arten,
Bäumen mit etwas schiefen, meist herzförmigen
Blättern. Die gelblichen
Zwitterblüten,
in drei- oder mehrblütigen
Trugdolden, sitzen in der
Achsel eines großen, an den Stiel der
Dolde angewachsenen, zungenförmigen,
blaßgrünen, netzaderigen
Deckblattes. Der
Kelch ist fünfblätterig, ebenso die
Blumenkrone, die Staubfäden sind langgestielt,
zahlreich, die
Fruchtknoten obenständig, fünffächerig mit zwei Samenknospen, die
Früchte meist fünfkantige,
gewöhnlich nur einsamige Kapseln
[* 18] mit harter Schale, die sich beim
Keimen fünfklappig teilt. In
Deutschland kommt nur die
klein- und die großblätterige Linde vor.
Die kleinblätterige Linde
(Tiliaparvifolia Ehrh.,
ulmifolia Scop.),
auch
Stein-,
Berg-, Spät- oder Winterlinde genannt, hat unterseits seegrünliche
Blätter, die außer einem
gelben Bärtchen in den Nervenwinkeln kahl sind. Die Abbildung auf
Tafel:
Laubhölzer.
Waldbäume IV,
[* 1]
Fig. 2 zeigt die Winterlinde
als frei erwachsenen
Baum, ferner: 1 blühenden Zweig, 2 und 3
Blüten, 4
Stempel, 5 Querdurchschnitt des
Fruchtknotens, 6 Längsdurchschnitt
desselben, 7
Frucht, 8 Längsdurchschnitt derselben, 9 Längsdurchschnitt des Samens, 10 Triebspitze mit
Knospen
[* 19] im Winter, 11 Keimpflanze mit den beiden fünf- oder mehrspaltigen Kotyledonen.
Die großblätterige Linde
(Tiliagrandifolia Ehrh.,
plytyphyllos Scop.),
auch Wasser-,
Früh- oder Sommerlinde genannt, hat etwas größere, unterseits blaß-grasgrüne, etwas rauh behaarte
Blätter,
in den Nervenwinkeln hellere Bärtchen;
Blüten und
Früchte sind etwas größer als bei der kleinblätterigen
Linde. Von beiden
Arten giebt es zahlreiche
Varietäten; merkwürdig ist die sog. Kapuzenlinde auf dem Kirchhofe des von den
Hussiten
zerstörten
Klosters Siedlec in
Böhmen,
[* 20] die sich durch eigentümliche Verwachsung des
Blattes zu einer Art
Kapuze auszeichnet.
Beide Linde bilden einen geraden Schaft, mit in der
Jugend glatter, im
Alter¶
mehr
flachrissiger Rinde, und entwickeln eine starke Pfahlwurzel. Sie erreichen ein sehr hohes Alter, in einzelnen Fällen bis 1000 Jahre.
Samenreife findet im Oktober statt, Abfall im November, Keimdauer ist zwei Jahre. Der Verbreitungsbezirk der Linde, namentlich
der kleinblätterigen, ist sehr groß. Diese ist eine osteurop. Holzart, waldbildend im mittlern Rußland,
geht nördlich bis Finland und Skandinavien, westlich bis Nordspanien, gehört namentlich dem Flachlande an und steigt im BöhmerWald kaum bis 700 m, in Tirol
[* 22] einzeln bis 1200 m. Lindenwälder giebt es nur noch in Rußland, früher mögen sie in Deutschland
und Österreich
[* 23] nicht selten gewesen sein, worauf viele slaw. und deutsche
Ortsnamen schließen lassen. Die großblätterige Linde kommt namentlich in Südeuropa vor, waldbildend im südlichern
Rußland (Volhynien u. s. w.), einzeln nicht selten eingesprengt im mitteleurop. Waldgebiet,
steigt in den Gebirgen etwas höher als die kleinblätterige Linde, im böhm.-bayr. Walde und in den bayr. Alpen
[* 24] bis 1000 m; im
nördl. Europa
[* 25] ist sie häufig angepflanzt, aber von Natur nicht heimisch.
Das Holz
[* 26] beider Linde ist zum Bauen nicht brauchbar, dagegen für Tischler als Blindholz vorzüglich geeignet, ebenso zu den verschiedensten
Schnitzarbeiten, es liefert sehr weißen Holzstoff
[* 27] und eine gute Kohle zum Zeichnen (Reißkohle), zum Feinschleifen der Metalle
und zur Herstellung von Schießpulver.
[* 28] Die Rinde liefert Bast
[* 29] zu Flechtwerken (Seilen, Tauen, Matten u. s. w.)
und zum Binden; diese Bastwaren kommen vorzugsweise aus Rußland in den Handel. Der Bast wird im Frühjahr von 20- bis 30jährigen
gefällten Linde durch streifenweises Schälen gewonnen; eine 10 m hohe, 30-40 cm starke Linde liefert etwa 45 kg
Bast, der für 10-12 Matten ausreicht.
Die Blüten gewähren den Bienen vorzügliche Nahrung, auch bereitet man aus ihnen einen offizinellen, schweißtreibenden Thee.
Die Linde wird als Park- und Alleebaum geschätzt. Häufig findet man nicht bloß die deutschen Linde in Gärten, sondern auch die
schöne Silberlinde (Tiliaargentea DC. oder tomentosa
Moench), die im Orient und in Ungarn
[* 30] heimisch ist, die nordamerikanische Silberlinde (TiliaalbaAit., heterophyllaVent.), beide
Arten ausgezeichnet durch die unterseits silberweißen Blätter; die amerik. TiliapubescensAit. mit großen weißhaarigen Blättern,
und die ebenfalls amerik. Tilia americana Linde mit kahlen, beiderseits grünen Blättern. Obgleich vielfach von verschiedenen
Insekten
[* 31] bewohnt, erleidet die Linde doch selten erhebliche Schäden. Auffallend sind an den Lindenblättern oft
die durch eine Milbe (Phytoptus) hervorgerufenen Gallen und filzartigen Gebilde.
Justin Timotheus Balthasar von, hess. Staatsmann und Rechtsgelehrter, geb. zu
Brilon in Westfalen,
[* 32] studierte in Münster,
[* 33] Göttingen
[* 34] und Bonn,
[* 35] habilitierte sich 1820 in Bonn, wurde 1823 außerord.
Professor der Rechte in Gießen,
[* 36] 1821 ord. Professor. 1829 als Ministerialrat nach Darmstadt
[* 37] berufen, wurde er 1832 zum Direktor
des Oberstudienrates, 1836 zum Kanzler der Universität Gießen und zum Geh. Staatsrat ernannt, 1839 in den Adelstand erhoben. 1847 trat
er in den Ruhestand, wurde in das Frankfurter und Erfurter Parlament gewählt, 1850 Gesandter des Fürsten
von Liechtenstein
[* 38] beim Bundestage, 1863 auch für Reuß
[* 39] ä. L. und Hessen-Homburg. Nach Aufhebung des Bundestags lebte er
auf
Schloß Dreis im Reg.-Bez. Trier
[* 40] und starb in der Nacht zum zuBonn. Seine namhaftesten jurist.
Schriften sind: «Abhandlungen aus dem deutschen gemeinen Civilprozeß» (2 Bde.,
Bonn 1823-29),
«Lehrbuch des deutschen gemeinen Civilprozesses» (7. Aufl.,
ebd. 1850) und «Handbuch des deutschen gemeinen bürgerlichen Prozesses»,
von dem aber nur der 4. und 5. Band: «Über die Lehre
[* 41] von den Rechtsmitteln» (Gieß. 1831-40) erschienen sind.
Er gab die «Zeitschrift für Civilrecht und -Prozeß» (mit andern, Gieß.
1827-64) und das «Archiv für das öffentliche Recht desDeutschenBundes» (4 Bde., ebd. 1853-64) heraus.
KarlPaulGottfried, Maschinenbauer, geb. zu Berndorf in Oberfranken, studierte 1861-64 am
Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich
[* 42] Maschinenbau und bildete sich sodann in den Werkstätten und im Zeichenbureau
der Lokomotivfabrik von Borsig in Berlin praktisch aus. 1868 wurde er außerord., 1872 ord. Professor der theoretischen Maschinenlehre
an der Technischen Hochschule daselbst, verließ 1879 den Lehrstuhl, um die Direktion der Gesellschaft für LindesEismaschinen
in Wiesbaden
[* 43] zu übernehmen, legte dieselbe 1890 nieder und kehrte 1891 nach München
[* 44] zurück, um sich
freier wissenschaftlicher Thätigkeit zuzuwenden. Er errichtete daselbst eine Versuchsstation für Kältemaschinen. Nachdem
Linde in mehrern Abhandlungen («Wärmeentziehung bei niedern Temperaturen», «VerbesserteEis- und Kühlmaschine» u. s. w. im «Bayr.
Industrie- und Gewerbe-Blatt», Münch. 1870-71) die Theorie der mechan. Kälteerzeugung aus den Resultaten der
mechan. Wärmetheorie entwickelt hatte, bildete er die Mittel zur Herstellung niederer Temperaturen und deren Verwendung in der
Industrie aus. (S. Eismaschinen.)
Sam. Gottlieb, poln. Sprachforscher, geb. 1771 zu
Thorn,
[* 45] studierte in Leipzig,
[* 46] war hier Lektor der poln. Sprache, später Bibliothekar des Grafen Ossolinski in Wien
[* 47] und wurde 1803 von
der preuß. Regierung als Rektor des Lyceums und Oberbibliothekar nach
Warschau
[* 48] berufen. 1833-38 war er wieder Direktor des Gymnasiums zu Warschau und des Schulwesens für das Gouvernement Masovien.
Er starb zu Warschau. Sein Hauptwerk ist das große «Wörterbuch der
poln. Sprache» (6 Bde., Warsch.
1807-14; neue Aufl. von Szajnocha, Lemberg
[* 49] 1854-60), das er mit Hilfe des Fürsten A. Czartoryski und des
Grafen Ossolinski herausgab.