forlaufend
182
Schurz, ^waiiHm I.. (Lond. 1891);
Morse, 1.il6 ol ^dr^Hm I.. (2 Bde., ebd. 1893). Lincolnschaf, s. Lincoln (Grasschaft).
I.inooin'8 Inu (fpr. lingkönns), s. Inn8 ol l^ourt. Lincrusta Walton, eme Art Linoleum (s. d.). Lind, Jenny, Sängerin, geb. zu Stockholm, [* 2] wurde 1830 in die konigl.
Theatcrschule m Stockbolm aufgenommen.
Nachdem sie mehrere hundertmal auf der schwed. Hofbühne mit Beifall aufgetreten war, versetzte sie im Alter von 17 I. als Agathe im «Freischütz» das Publikum in Begeiste- rung.
Sie ging 1841 nach Paris, [* 3] um bei Garcia ihre Ausbildung zu vervollkommnen, 1844 nach Berlin, [* 4] 1847 nach England, 1849 nach Norddeutsch- land, dann nach Schweden [* 5] und 1850 nach Nord- amerika, überall die höchsten Triumphe feiernd. In Amerika [* 6] vermählte sie sich 1852 mit dem Pianisten und Komponisten Otto Goldschmidt (s. d.), kehrte nach Europa [* 7] zurück und nahm ihren Ausentbalt in Dresden. [* 8] Von hier siedelte sie nach einigen Jahren nach London [* 9] über, wo sie nur noch selten und meist zu wohlthätigen Zwecken in Konzerten auftrat;
in Deutschland [* 10] sang sie noch einigemal auf niederrhein. und andern Musikfesten.
Sie starb auf ibrem Landsitze Malvern (Worccstershire).
Jenny Lindau
[* 11] gehörte zu den bedeutendsten Erscheinungen, die
jemals im Gesänge geglänzt haben.
Sie war gleich ausgezeichnet durch den Zauber der Stimme wie durch die Kunst des Gesangs und die Großartigkeit der dramat. Darstellung. 1894 wurde ihr in der Westminsterabtei ein Marmormcdaillon errichtet.-
Vgl. H. S.Holland und W. S. Rockstro, Jenny Lindau
(deutsch von
H. I. Schoell, 2 Bde., Lpz. 1891).
^/n^., binter lat. Orchideennamcn Abkürzung für den Gärtner und botan. Forsckungsreisenden Jean Jules Linden, geb. 1817 in Luxemburg. [* 12] Lindau.
1)
Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez.
Schwaben, hat (1890) 25948,1895: 20 552 (13197 männl., 13355 wcibl.) E. in 31 Gemeinden mit 454 Ortschaften.
- 2) Unmittelbare Stadt und Hauptort des
Bezirksamtes Lindau
, ehemals
Freie Reichsstadt und fester Platz am
nordöstl.
Ende des Vodensees, auf drei jetzt vereinig- ten
Inseln erbaut und mit dem !
Lande durch eine lange Holzbrückc
und den Eisenbahndamm verbun- den, an den Linien
München-Lindau (220,7 km) der Bayr. und Lindau
-Feld- kirch-Innsbrucl öer Osterr.
Staatsbahnen [* 13] (2 Bahn- höfe) , Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Kempten), [* 14] Schiffahrts-, Hauptzoll-, Bahnamtes und einer Reichsbanknebcnstelle, hat (1895) 5629 E. (1890: 5349, darunter 2323 Evan- gelische) , in Garnison das 3. Bataillon des 3. In- fanterieregiments Prinz Karl von Bayern, [* 15] Post, Fernsprechverbindung, Dampferverbindung mit den Ufcrortcn, Trajekt nach Romanshorn, einen alten Romcrturm (Heidenmauer), ein Bronzcstandbild des Königs Marimilian II. (1856), Löwendenkmal aus Kelhcimcr Marmor, 2 Leuchttürme, einen Neptuns- brunnen, Rcichsplatzbrunnen mit einer Lindavia, Rathaus im Renaissancestil (1422-36), 1886-88 von Tbicrsch restauriert, städtisches Museum, Stadt- bibliotbck, konigl. paritätische Lateinschule, 1530 als reichsstädtisches Lyceum gegründet, Realschule, böhere MädchensckulenMusikschule und mehrere Ver- eine, Wasserleitung, [* 16] Kanalisation, großes Seebad und Schwimmanstalten.
Bedeutend ist die Fischerei [* 17] und der Speditionshandcl, der Obst-, Gemüse- und Weinbau in der Umgebung, Apfelwein-, Most-, Teig- warenfabrikation und drei Brauereien.
Ausgeführt werden besonders Getreide, [* 18] Obst, Kirschgeist, Wein, Most, Butter, Schmalz, Käse, Eisen [* 19] und Bauholz. Es bestehen ein großes städtisches Gctreidelager- baus, Vorschußvercin, eine Sparkasse, Filiale der Bayrischen Notenbank, Handelsverein, mehrere Bank- und Wechselgeschäste, Jahr-, Viktualien- und Obstmärkte.
Die Stelle einer Handelskammer ver- tritt der Ausschuß des Handelsvereins.
Der 1812 an- gelegte Seehafen ist später bedeutend erweitert. - Lindau
soll aus
dem alten, gegen die Vindelicier erbau- ten (^8ti'uni «Iil)6lii entstanden sein;
schon 774 wird es urkundlich erwähnt. Es wurde 1275
Freie Reichsstadt, trat 1525 der
Reformation bei,
tam 1803 an den Fürsten von Bretzenhcim, 1804 an
Österreich
[* 20] und 1806 an
Bayern. -
Vgl. Boulan, Lindau
vor Altem und Jetzt (neue
Ausg.,
Lind. 1872); Lindau
,
Bregenz
[* 21] nebst Umgebung (4. Aufl., ebd. 1886); Neuester Führer durch Lindau
,
Bregenz und deren Um- gebungen
(2. Aufl., ebd. 1893): Schriften des Ver- eins für Geschichte des
Bodensees und seiner Um- gebung (ebd.).
-
3) Lindau
in
Anhalt,
[* 22] Stadt im
Kreis,
[* 23] gerbst des Herzogtums
Anhalt, an der Nuthe und der Linie Verlin-Güsten der Preuh.
Staatsbahnen, bat (1895) 1078 (1890: 1047) E., darunter 76 Ka- tholiken, Postagentur und Fernsprechverbindung.
Lindau, Paul, Schriftsteller, geb. zu Magdeburg, [* 24] studierte in Halle [* 25] und Berlin, lebte dann in Paris und übernahm 1863 die Redaktion der «Düsseldorfer Zeitung», ^eit 1864 war er in Berlin journalistisch thätig und wurde 1866 Re- dacteur der «Elberfcldcr Zeitung», welche Stellung er bis Herbst 1869 innehatte.
Äus jener Zeit stam- men seine ersten leicht und anmutig geschriebenen Reiseskizzen: «Aus Venetien» (Düsscld. 1864) und «Aus Paris». 1869 begründete Lindau in Leipzig [* 26] das belletristische Journal «Das Neue Blatt», [* 27] dessen Leitung er 1871 niederlegte, um nach Berlin über- zusiedeln, wo er 1872diepolit.-belletristischeWochen- schrift «Die Gegenwart» begründete und bis 1881 redigierte;
zugleich gab er seit 1877 die Monats- schrift «Nord und Süd» heraus.
Seit 1891 lebte Lindau in ^trehlcn bei Dresden;
1895 wurde er zum Intendanten des Meininger Hofthcaters ernannt. Von seinen kritisch-ästhetischen Schriften, in denen sarkastische Schärfe und blendenderWitz vorherrschen, sind zu nennen: «Harmlose Briese eines deutschen Kleinstädters» (2 Bde., Lpz. 1870; 2. Aufl., Bresl. 1879) und «Litterar. Rücksichtslosigkeiten» (1. bis 3. Aufl., Lpz. 1871).
Zwei wertvolle Studien auf dem Gebiete der franz. Litteraturgeschichte sind: «Moliere» (Lpz. 1872) und «Alfred deMusset» (Berl. 1877).
Eine Sammlung seiner Kritiken und Abhand- lungen veranstaltete Lindau u. d. T. «Dramaturgische Blätter» (2. Aufl., 2 Bde., Stuttg. 1877; Neue Folge, 2 Bde., Vresl. 1879),
«Gesammelte Aufsätze» (2. Aufl., Verl. 1880),
«Aus dem littcrar. Frank- reich» (2. Aufl., Bresl. 1382) und in den Briefen «Aus der Hauptstadt» (5. Aufl., Tresd. 1881);
dra- maturgische Skizzen bieten seine «Vorspiele auf dem Theater» [* 28] (ebd. 1895).
Besondern Beifall fan- den die Erzählungen aus dem modernen Leben, wie «Im Fieber» (3. Aufl., Bresl. 1890),
«Wunderliche Leute» (ebd. 1888),
«Herr und ^rau,Bewer» (9. Aufl., ebd. 1889),
«Mayo» (5. Aufl., ebd. 1881),
«Helene Jung» (Stuttg. 1885),
«Vater Adrian und andere ! Geschichten» sBresl. 1893),
«Die Gehilfin» (ebd. ¶
Lindau,
[* 11] Rudolf, Diplomat und Schriftsteller, Bruder des vorigen, geb. in Gardelegen, [* 29] ging jung nach Frankreich, wo er in Montpellier [* 30] und Paris Sprachen und Geschichte studierte. Darauf wurde er Mitarbeiter an der «Revue des Deux Mondes», an dem «Journal des Débats» u. a. 1859-69 lebte Lindau in Indien, Malaka, Cochinchina, China, [* 31] Japan und Kalifornien, zunächst als Delegierter des schweiz. Handelsdepartements und schweiz. Gesellschaften. 1864 gründete er in Jokohama mit Charles Rickerby die Zeitung «The Japan Times», 1867-69 war er Teilhaber eines amerik.
Handelshauses. 1862 nahm er im Generalstabe am cochinchinesisch-chines. Feldzuge teil. 1869 kehrte Lindau nach Deutschland zurück. Als der Deutsch-Französische Krieg ausbrach, wurde er dem Generalkommando des Gardekorps beigegeben. Seine Berichte erschienen im «Staats-Anzeiger» und in der «Norddeutschen Allgemeinen Zeitung». 1872-78 lebte er in Paris, der deutschen Botschaft beigegeben; 1878 wurde er nach Berlin in das Auswärtige Amt berufen, in dem er die Stelle eines vortragenden Rates bekleidete. 1892 wurde er auf Wartegeld gestellt, um die Thätigkeit als Vertreter der deutschen Gläubiger der Türkei [* 32] im Verwaltungsrat der ottomanischen Staatsschuld zu übernehmen.
L.s erste Arbeiten sind in franz. Sprache [* 33] verfaßt: «Un voyage autour du Japon» (Par. 1864),
«Peines perdues» (eine Sammlung von Novellen, die in der «Revue des Deux Mondes», im «Journal de St. Pétersbourg» und im Pariser «Figaro» erschienen waren, ebd. 1880). In engl. Sprache gab er einen Band [* 34] Novellen heraus: «The Philosopher's Pendulum and other stories» (Edinb. 1883). Deutsch erschienen: «Die preuß. Garde im Feldzuge 1870-71» (Berl. 1872),
«Erzählungen und Novellen» (2 Bde., ebd. 1873),
«Robert Ashton» (Roman, 2. Aufl., 2 Bde., Stuttg. 1879),
«Liquidiert» (Novelle, ebd. 1877; 2. Aufl. 1880),
«Schiffbruch» (Novellen, ebd. 1877; 2. Aufl. 1880),
«Gordon Baldwin» (Novelle, Berl. 1878),
«Vier Novellen und Erzählungen» (ebd. 1878),
«Gute Gesellschaft» (Roman, 2 Bde., Bresl. 1878; 2. Aufl. 1883),
«Die kleine Welt» (drei Novellen, Berl. 1880),
«Wintertage» (drei Erzählungen, Bresl. 1883),
«Der Gast» (Roman, ebd. 1883),
«Auf der Fahrt» (Erzählungen, Berl. 1886),
«Zwei Seelen» (Roman, Stuttg. 1888),
«Der lange Holländer» (Erzählungen, Berl. 1889),
«Martha» (Roman, Stuttg. 1892),
«Liebesheiraten» (Roman, Berl. 1894),
«Aus China und Japan. Reiseerinnerungen» (ebd. 1896). L.s «Gesammelte Romane und Novellen» erschienen in 6 Bänden (Berl. 1892-93).