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Liliplngeorgine, s. DaliUa. Lilith (hebr., d. h. die Nächtliche), Nacktgespenst, das im M. Aberglauben eine Rolle spielt. Ii1inin Lille, [* 2] Lilie, Pflanzengattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.) mit 45 bekannten, in den gemäßigten Regionen der nördl. Erdhälfte verbreiteten Arten, Zwiebelgewächsen mit gro- ßen, aufrecht stehenden oder hängenden, trichter-, glocken- oder schalenförmigen oder flach ausgebreite- ten, meist wohlriechenden Blüten, deren Blumen- oder Pcrigonblätter häufig an der spitze zurück- gebogen oder ganz zurückgerollt sind.
Die Zwiebeln besteden aus dicken, fleischigen, dachziegelig liegen- den Schuppen und haben am Zwiebelboden mehrere Jahre dauernde Wnrzeln.
Außerdem entwickeln sich an den Stengeln dicht über der Zwiebel jährlich neue Wurzeln, die zum Herbst mit jenen absterben. Als Nutzpflanzen können die Lilien [* 3] nur insofern angesehen werden, als die Zwiebeln einiger Arten in ihrer Heimat, z. B. die von 1^. mai ta^on ^/. in Sibi- rien, gckocbt als Speise dienen.
Dagegen werden die meisten Arten mit vielen Varietäten als Zierpflan- zen kultiviert. So besonders: 1^. aui^win ^?,M., die Goldbandlilie aus Japan, [* 4] von etwa 1 ni Höhe, mit sehr großen, bis 25 cm im Durchmesser haltenden, flachglockigen, weißgrundigen, purpur- rot gefleckten, in der Mitte eines jeden Blumenblattes goldgelb gestreiften, sehr wohlriechenden Blüten, meist als die schönste Art der Gattung angesehen (Königin derLilien).
Sie blübt im August und September;
im Topf kultiviert, läßt sich die Blüte- zeit bis Weihnacbten hinausschieben.
Leider läßt sich diese prächtige Art in Deutschland [* 5] schwer dauernd erhalten.
Von den Hunderttausenden jäbrlich aus Japan eingeführten Zwiebeln gehen die meisten nack einigen Jahren wieder ein. 1^. L^ciosum 3VlA7lb. (1^. iancifolium ^? ebenfalls aus Japan, ist der vorigen ähnlich, jedoch in allen Teilen etwas kleiner, mit rötlichweißgrnndigen, purpurgefleckten und gc- warzten wohlriechenden Blüten im August und September; die Zwiebeln halten unter Bedeckung den Winter im freien Lande aus. 1^. duidilei-um I. (die wilde Feuerlilie), in den Bergregionen Süd- und Mitteleuropas heimisch, mit trichter- förmigen, ockergelben oder orangeroten bellern oder dnnklern Blumen, blüht Mai bis Juni, läßt sich durch die in den Blattachseln sich bildenden Vrut- zwiebeln leicht vermehren, gedeiht in jedem Bo- den ohne Pflege und ist deshalb die verbreitetstc Zierlilie. 1^. c^näiäuni ^., die weihe Lilie, in Südeuropa und dem Orient beimisch, ist eine der ältesten Zierpflanzen und beliebtesten Lilien, mit reinweißen glockenförmigen, im Juni bis Juli er- scheinenden stark duftenden zahlreichen Blüten;
die Zwiebeln treiben schon im Herbst eine dichte Nosette von Niederblättern, aus deren Mitte im nächsten Jahre der Vlütenschaft sich erhebt. 1^. ci-oceuin O/itt?'^ (Feder- oder Safranlilie), in Österreich, [* 6] Italien [* 7] und Frankreich heimisch, hat orangerote oder safranfarbene aufrecht stehende, in After- doldcn gestellte Blumen. 1^. lon^iftoi-um I7in?lk., ans Japan, hat 2-5 lange, trichterförmige, weiße Blüten im Juni bis Juli;
ähnlich, jedoch noch schöner, ist 1^. Lronini Foi'i., wahrscheinlich auch aus Japan stammend, mit 1-4 langen, röhrigen, innen weißen, außen braunpurpurncn hängenden Blumen im Juni bis Juli.
Beide Arten verlangen eine sorgfältige Pflege und guten Winterschutz.
I.. inarwg'011 ^., Türkenbund, Gelb- oder Gold- wurz, durch ganz Europa [* 8] und das nördl. Asien [* 9] verbreitet, bat schwarzpuuktiertc Stengel, [* 10] qnirlig gestellte Blätter und hängende, in langen Trau- ben stehende rosaviolette, braunpunktierte Blumen nnd stark zurückgerollte Blumenblätter. Es giebt Varietäten mit weißen, dunkelpurpurroten oder schwarzrotcn Blumen ^- mln-w^on ^. vai-. (^ta.- nii).
1^. ckalceclonicum ^., die Scharlach-Tür- kenbundlilie (Orient), hat leuchtendscharlachrote, der Form nach denen der vorigen gleicke Mütm, ebenso 1^. ^oi^ponium ^. (Prachtlilie, schar- lachroter Türkenbund), in den Pyrenäen und Sibirien beimisch. 1^. ti^i-iunni Aa^e?' (China und Japan) ist ausgezeichnet durch ihre schwärzlichen oder braunen, weihbehaarten Stengel, mit linien- sörmigen Blättern,in deren Achsel zahlreiche Zwiebel- chen sitzen, und durch orangerote, schwarzpurpur ge- fleckte Blumen. 1^. t68tac6um ^'?M., Nanking- lilie (Japan), treibt schon im Herbst Blätter und im Frühjahr einen bis 2 m hohen Stengel, der an sei- nem obern Teile mit 2-5 trichterförmigen hängen- den, nankinggelben Blumen besetzt ist.
Die Blüte- zeit dieser leicht zu kultivierenden Art fällt in die Zoit von Mitte Juli bis Mitte August.
I.. W0N5- ä^pQuin Fi'ck. und die Varietät 8c0vit?ianuin, aus dem Kaukasus, zeichnen sich durch große, trich- terförmige, bangende, glänzend blaßgelbe, von Ende Mai bis Mitte Juni erscheinende Blumen aus; beide verlangen guten Boden und Winterschutz.
Die Lilien gedeihen am besten in lockerm, tief- gründigem Boden, in freier Lage.
Man läßt die Zwiebeln 2 - 3 Jahre in der Erde liegen und ver- pflanzt fie, nachdem die Stengel abgestorben sind, sofort auf einen andern Platz, oder schlägt sie Zuerst in Erde ein, damit die ausdauernden Wurzeln nicht vertrocknen.
Bei der Topfkultur ist jährliches Um- ! pflanzen in frische Erde notwendig.
Die Topflilien l werden im Herbst verpflanzt, frostfrei durchwintert ! und zum Frühjahr ins Freie gestellt. Die Ver- ^ mchrung der Lilie findet durch Vrutzwiebeln und , Samen [* 11] statt. Außer den zur Freilandkultur geeigneten Arten ' ist noch 1^. ^iFanteum ^tt/?., die Riesenlilie l dause kultiviert werden muß.
Aus ihrer oberirdischen Zwiebel mit großen herzförmigen Blättern treibt nach 8-12 Jahren ein 2-3 ui hoher, starker Schaft, ^ der an seinem obern Teile 10-15 sehr wohlriechende, bis 18 cm lange trichterförmige, außen grünlichweiße, innen violett angehauchte Blumen trägt.
Die alte Zwiebel, an der sich schon Vrutzwiebeln gebildet haben, gebt nach der Blüte [* 12] ein.
Die Saranah- lilie, 1^. kamtäcillUcenäs ^., wird jetzt zur Gat- tung ^i-itiliHriH (s. d.) gezogen. -
Vgl. Rümpler, ^ Die sckönblühenden Zwiebelgewächse (Berl. 1882).
! ^' hinter lat. Tiernamen Abkürzung sür ! Wilh. Liljeborg, Professor der Zoologie zu Up- ! sala; cr schrieb besonders über Krebse. ! ^iii'ebi., lnnter lat. Pflanzennamen Abkürzung ^ sür Samuel Liljcb lad, schwed. Botaniker, gest. !
er schrieb mehrere Abhandlungen ' über die Flora Schwedens. ! Liljeholmen, Vorstadt von Stockholm [* 13] (s. d.). Lille (spr. lil).
1) Arrondifsemeut des franz. Depart. Nord, hat 776,61 hkm, (1891) 732 862 E. ^ - 2) Hauptstadt des Depart. Nord, vläm. Rys- ! sel, Festung [* 14] und eine der gewerbreichsten Städte ^ Frankreichs, 11 Icin von der belg. Grenze, in 24 m ! Höhe, in einer reichbewässerten, ergiebigen Ebene, ¶
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bat (1891) 149973, als Gemeinde 201211, mit den Vororten Loos und La Madcleine 218824, 1896 als Gemeinde 216276 E. 3. ist geräumig und gut gebaut, besonders in den neuern Teilen (seit 1860), und hat lange Boule- vards (de la Liberte, Vauban), breite Straßen und große Plätze (Place de la Mpulilique).
(S. nachstehenden Situationsplan.) Gebäude und Bildungs- wesen.
Die wichtigsten Bau- werke sind: die Et.
Moritz- kirche, die got. Katbarinenkirche (16. Jahrh.), die Magdalenen- kirche von 1675 und die Andreaskircbe (1702-59), beide im griech. Stile aufgeführt, die Stephanskirche, die neue Kirche von Wazemmcs, b'esonders aber die an der Stelle des alten Cbatcan du Vuc (der Wiege ."5-,^ ^/^/l/ 1 H?i,///,""^ Lille (Situationsplan).
der Stadt) 1855 begonnene und im Kreuzbogenstil des 13. Jahrh, aufgeführte großartige Kirche Notre- Dame de la Treille et St. Pierre;
ferner das Stadt- haus (1846 aufgeführt), das eine reiche Gemälde- .galerie (Rubens, Nuisdacl, Claude Lorrain, Hals, Paolo Veronese u.a.), das kostbare Wicar-Museum mit 1435 Zeichnungen und der berühmten, Naffael zugeschriebenen Wachsbüste des «Mädchens von Lille», das ethnogr.
Moillet-Museum, ein archäol. und ein technolog.
Museum sowie ein Münzkabinett enthält;
das Palais des Departementalarchivs, der große Iustizpalast, die Präfektur, das Zeug- haus, das alte Münzgebäude, die Börse (1652 in span. Stil erbaut, mit einer Statue Napoleons I.), das Theater, [* 16] der Konzertsaal.
Vildungsanstalton sind: die sreie kath. Universität mit 5 Fakultäten und 56 Docenten, die staatlichen 4 Fakultäten (78 Do- renten, 1118 Studierende), Lyceum, College, Maler- und Zeichenschule, Konservatorium sür Musik, zahl- reiche gelehrte Gesellschaften und der botan. Garten. [* 17] Täglich erscheinen 5 Zeitungen.
Ferner besitzt Lille ein Armenbaus, Gefängnis, 5 Hospitäler, Irren- haus, Taubstummenanstalt, Findelhaus. Lille ist der Sitz der Departementsbehörden, eines Gerichtshofs erster Instanz, eines Assisenhofs, eines Handelsgerichts, mehrerer Friedensgerichte, einer Handelskammer, eines Gewerberats, einer Filiale der Bank von Frankreich, ferner des Kommandos des 1. Armeekorps, der 1. Infanterie- und 1. Ka- valleriebrigade.
Die Garnison bildet das 43. In- fanterieregiment, das 16. Iägerbataillon zu Fuß, das 19. Jägerregiment zu Pferd, [* 18] das 1. Festungs- artilleriebataillon, die 1. Abteilung des Trains und die 1. Gendarmcriclegion.
Industrie. Großartig ist die Fabrikthätigkeit auf allen Gebieten, namentlich die Textilindustrie, Baumwollspinnerei und Weberei; [* 19] dagegen ist die früher blühende Fabrikation von SpitzeliMi'rn, Spitzen und Tüll in Abnahme. Außerdem liefert Lille Posamen- tierarbeiten und Strumvnvaren. Es bestehen ferner verschiedene Maschinen- und Instrumenten- bau - Anstalten, Schneidemühlen, Fabriken für Fässer, Wollkratzen, Seilerwaren, Cbemikalien, Seife, zahlreiche Ölmühlen, Garn- und Leinwandbleicken, Brennerei, eine Tabakmanufattur, große Zucker- siedereien u. s. w. - Sebr be- deutend ist der Handel mit den eigenen Erzeugnissen, mit Kolo- Z nialwaren, Wein, Branntwein, ^ Tabak, [* 20] Krapp und Kohlen. Verkc h r. Im Innern dienen ^ zahlreiche Pferdebahnlinien dem Verkehr, wichtig ist das an die Deule anschließende Kanalnetz. Lille ist Haupteisenbahnknotenpunkt der Linien Paris-Lille-Tourcoing, Hazebrouck-Lille (44 km), Lille-Tour- nai (franz. Grenze, 17 km), Lille- Bethune (36 km), Valenciennes- Lille (48 km), Lille-Armentieres-Ver- guette-St. Omer (65 km), Lille- Comines (belg. Grenze, 23 Km). Festung. Lille ist Centralpunkt der Verteidigung der Depart. de-Calais, beherrscht den Ab- '.'6 Nord und Pa schnitt an der belg. Grenze zwischen Schelde und Lys und kann unter Umständen den linken Flü- gel der dritten Verteidigungslinie gegen Deutsch- land bilden.
Die bastionierte Enceinte ist erwei- tert und Lille durch einen Gürtel [* 21] detachierte! Forts zu einem Hauptwaffenplatz erhoben worden, dessen äußerer Umfang 80 km mißt.
Im N. liegen die Forts Vert-Galant und Vondues, im W. Pre- mesques und Englos (5-6 km von der Stadt), im S. Seclin und Sainghin (7-8 Km), im O. das Fort Mons-en-Varoeul und die Batterie Camp francais (3^ km). Geschichtliches. Lille bestand anfangs nur aus einem Schloß Balduins I. zwischen den Flüssen Denle und Lys, daber I'isle, «die Insel», später Lille genannt.
Valduin IV. umgab es 1030 mit Mauern. Philipp der Gute machte es zu seiner ¶