110 wurde aber 427 wieder unterworfen. Nach der
Schlacht bei Ägospotamoi (405) kam die
Insel unter die Herrschaft der Spartaner,
aber 394 schloß sie sich zum größten
Teile wieder an
Athen
[* 2] an. Im
Kriege der
Römer
[* 3] gegen König
Mithridates von
Pontus (88
v.Chr.) trat Lesbos auf Seite des letztern und wurde nach dem
SiegeRoms hart bestraft. Als selbständiger
Staat erscheint die
Insel zum letztenmal seit 1355 n. Chr., wo sie eigene
Herzöge aus der genuesischen Familie der Gattilusio
hatte, bis sie 1462 unter die Herrschaft der
Türken kam. Bei Lesbos, unweit
Mytilene, schlugen die aufständischen Griechen eine
türk. Flotte. In der griech. Kulturgeschichte
spielt Lesbos eine bedeutende Rolle als der Hauptsitz der melischen
Poesie (s.
Griechische Litteratur, Bd. 8, S. 358) und der mit
dieser eng verbundenen
Musik. Auch die
Historiker Hellanikus und
Theophanes, der
PhilosophTheophrastus u. a. gehören ihr durch
Geburt an. –
Staatsbahnen,
[* 11] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Oppeln) und Steueramtes erster
Klasse, hat (1895) 1553 (1890: 1591) E., Post,Telegraph,
[* 12] Erziehungsanstalt für schwachsinnige
Kinder;
(spr. -koh),Pierre, franz.
Architekt, geb. um 1510 zu
Paris, gest. 1578, leitete 1546–78 den
Bau des Louvre
und wurde während dieser Zeit von König
Heinrich Ⅱ. zum
Rat und
Almosenier, außerdem zum
Abt von
Cluny
und Kanoniker an
Notre-Dame zu
Paris ernannt. Von ihm stammt die westl. Façade des
Hofs, die als eins der besten Werke der
franz.
Architektur gilt. Auch baute Lescot das Haus
Franz' Ⅰ. in den Champs-Elysées und entwarf die Zeichnung zur
Fontaine des
Innocents, woran
JeanGoujon die Reliefs bildete. Gemeinsam mit diesem geschickten Bildhauer, der auch
am Louvre thätig war, gab er seinen Werken jene feine Durchbildung, welche die franz. Renaissance
von nun an auszeichnete. –
Vgl. A. Berty, Les grands architectes français de la renaissance (Par. 1860).
(spr.-digĭähr), François de
Bonne,
Duc de, franz. Feldherr und Parteimann, geb. 1 .April 1543 zu
St.
Bonnet de Champsaur am Drac, wurde für die jurist. Laufbahn bestimmt, trat aber in das
Heer ein und beteiligte sich auf
Seite der
Protestanten an den Hugenottenkriegen. 1595 ernannte ihn
Heinrich Ⅳ., dessen Sache er gegen
die Liga (s. d.) verfochten hatte, zum
Statthalter der Provence, 1597 nach einem
Siege über den
Herzog von Savoyen zum
Statthalter
der Dauphiné, wo Lesdiguières seit langem wie ein selbständiger Herrscher geboten hatte.
Bis zum Frieden von 1601 hielt Lesdiguières die Waffen
[* 14]
Frankreichs gegen Savoyen aufrecht und wurde 1608 zum Marschall
erhoben. Von Maria von Medici, nach dem
TodeHeinrichs Ⅳ., zum
Herzog und Pair ernannt, war er bemüht, die Politik
Heinrichs
Ⅳ. fortzusetzen, die Regierung zu stützen und seine Religionsgenossen vom
Aufruhr abzuhalten. Ebenso kämpfte er in
HeinrichsSinne zusammen mit
Karl Emanuel von Savoyen gegen die
Spanier. Von den
Jesuiten gewonnen, trat er etwa 1621 zum
Katholicismus über, wurde 1622 Connétable von
Frankreich und starb, nach einem neuen span. Feldzuge, unter den Vorbereitungen
zu Kämpfen gegen die Hugenotten, zu
Valence. Er war einer der mächtigsten
Männer und der tüchtigsten Kriegsführer
seiner Zeit. –
Vgl.
Acteset correspondance du connétable deLesdiguières (hg. Von Douglas und
Roman, 3 Bde.,
Grenoble
[* 15] 1878–84);
Apparate, die in Schulen die Erlernung der Druckschrift erleichtern.
Pestalozzi wandte
zuerst Papptäfelchen mit großgedruckten
Buchstaben an, die er zu
Silben und Wörtern zusammenstellte.
Gewöhnlich besteht
die Lesemaschine aus einer
Tafel, die der
Breite
[* 18] nach mit durchgehenden Schlitzführungen versehen ist;
in letztere schiebt
man die auf einzelne Brettchen oder steife
Pappen in großem Maßstab
[* 19] gedruckten
Buchstaben ein, um sie
sämtlichen
Schülern sichtbar zu machen. In neuerer Zeit sind verschiedene künstliche Lesemaschinen gebaut worden, doch
ohne Anklang zu finden.
und Lesemethoden. Lesen, ursprünglich gleichbedeutend mit Sammeln, Zusammenlegen, und bei den alten
Deutschen
angewendet auf die Runen
[* 20] (s. d.), ist ein Zusammenfassen der Lautzeichen
oder
Buchstaben zu Wörtern und
Sätzen, die
Sinn und Bedeutung haben. Die Methode des Lesenlehrens hat im Laufe der Zeit verschiedene
Verbesserungen erfahren. Die älteste Methode ist die
Buchstabiermethode, bei welcher den
Schülern zunächst die
Namen der
Buchstaben (nicht ihrer
Laute) eingeprägt werden, worauf das Syllabieren, das «Zusammenschlagen»
derBuchstaben in
Silben, und endlich das Lesen ganzer Wörter und
Sätze folgte.
SchonValentinIckelsamer (1530) forderte jedoch, daß der
Schüler die Worte in ihre
Laute (nicht
Buchstaben) zerlegen und die
Laute wieder zusammenfügen lerne. Die vielfachen Mängel der
Buchstabiermethode wurden auch von andern schon zeitig anerkannt,
so von Zeidtler (um 1700), vom Prediger Vontzky (1721), dem
Pseudonymen Nachsinner (1735); besonders drastisch
wurden sie von Samuel Heinicke (s. d.) dargestellt. Auch wurden vielfach Verbesserungen
vorgeschlagen, z. B. von Gedicke in
Berlin,
[* 21] der zuerst die
Vokale beibrachte und dann gleich ganze
Silben vorführte und aussprechen
ließ; von Olivier,
Lehrer am Philanthropinum in
Dessau
[* 22] (gest. 1815 als Privatlehrer in
Wien),
[* 23] der vor dem
eigentlichen Lesen die
Kinder im
Analysieren von Wörtern übte und vom
Laute ausging, jedoch die
Konsonanten noch mit angehängtem
leisen e in der
Aussprache verband (etwa
¶
mehr
111 wie be inTraube), und von J. F. N. Krug, Schuldirektor in Zittau
[* 25] (gest. 1843), der die physiol.
Seite allzusehr in den Vordergrund stellte. Erst der bayr. Schulrat Stephani (gest. 1850) hat das Wesen der reinen Lautiermethode
so klar erfaßt und dargestellt in seiner «Fibel oder Elementarbuch zum Lesenlernen» (Erlangen
[* 26] 1802; 102. Aufl.
u.d.T. «Handfibel», 1868) und dem «Kurzen
Unterricht in der gründlichsten und leichtesten Methode, Kindern das Lesen zu lehren» (4. Aufl., Erlangen 1811), daß er als
der eigentliche Begründer derselben zu bezeichnen ist.
Für ihre Verbreitung, besonders in Sachsen,
[* 27] wenn auch in modifizierter Form, hat vor allem der sächs.
Kirchenrat Gottlob Leberecht Schulze (1779–1856) gewirkt. Eine entscheidende Weiterbildung zur Schreiblesemethode erfuhr
sie durch Harnisch, Schulz und vorzüglich durch den bayr. Schulrat Joh. Baptist Graser (gest. 1841), nach welcher der erste
Leseunterricht mit dem Schreibunterricht verbunden wird, und zwar entweder so, daß erst nur die Schreibschrift (die deutsche
oder die lat. Schrift) angewandt wird, was später Lüben, Kehr und Schlimbach empfahlen, oder so, daß Schreib-und Druckschrift
zu gleicher Zeit nebeneinander zur Anwendung kommen (reine und gemischte Schreiblesemethode).
Einen neuen Fortschritt des Leseunterrichts bahnte der FranzoseJoseph Jacotot (1770–1840) an, dessen Methode sich kurz als
die analytisch-synthetische bezeichnen läßt. Er ging von ganzen, dem «Télémaque»
Fénelons entnommenen Sätzen aus, zerlegte dieselben in Wörter, diese in Silben und Buchstaben und baute daraus das Ganze
wieder auf. In Deutschland
[* 28] haben besonders der LehrerKarl Seltzsam in Breslau
[* 29] (seit 1841), der Seminarlehrer Scholz, gleichfalls
in Breslau, und der Schulrat Graffunder in Erfurt
[* 30] zur Anerkennung und Fortbildung dieser Methode beigetragen.
Nur eine Modifikation derselben, insofern anstatt von Sätzen von einzelnen Wörtern ausgegangen wird, ist die sog. Normalwörtermethode,
die zuerst an der von KarlVogel geleiteten Bürgerschule in Leipzig
[* 31] zur Anwendung kam, wo von 1843 ab die von Vogel herausgegebene
Bilderfibel, «Des Kindes erstes Schulbuch» (11. Aufl., Lpz.
1874), dem Unterricht als Grundlage diente. Unter den vielen Pädagogen der Neuzeit, welche die Normalwörtermethode in verschiedenartiger,
vielfach voneinander abweichender Weise ausgebildet haben, sind A. Böhme in Berlin, LouisThomas und Klauwell in Leipzig, Kehr
in Erfurt, Frühwirth und Fellner, sowie Fechner in Wien hervorzuheben. –
Vgl. Fechner, Die Methoden des
ersten Leseunterrichts (2. Aufl., Berl. 1882);
Kehr, Geschichte des Leseunterrichts (in dessen «Geschichte der Methodik des
deutschen Volksschulunterrichts», Bd. 1, 2. Aufl.,
Gotha
[* 32] 1887);
für das ästhetische Lesen: Palleske, Die Kunst des Vortrags (2. Aufl., Stuttg. 1884);
Benedir, Der mündliche
Vortrag (Bd. 1, 7. Aufl., Lpz.
1893; Bd. 2 u. 3, 4. Aufl. 1888).