forlaufend
97
LeopoldII.,r ö misch - deutsckcrKaiser (1790 -92), dritter Sohn Franz' I. und Maria^bercsias, geb. wnrde, da der zweite ^obn Karl vorher gestorben war, znm Nachfolger seines Vaters in Toscana bestimmt und trat nach dessen Tode ^ die Regierung an.
Anfangs durch z die Vertrauensmäuner der Kaiserin, Marckese Botta ! und Graf Rosenberg, geleitet, eröffnete er später in selbständiger Negierung eine Zeit angestrengter und doch auch besonnener Reformthätigkeit sür das Groß- bcrzogtum.
Als seiu Bruder, KaiserIoseph II., 1790 starb, wurde Leopold I der Nachfolgerdes kinderlosen Kaisers. Er fand den österr.
Staat in voller Zerrüttung: im Kriege mit den Türken, in feindlicher Spannung mit Preußen, [* 2] außerdem Ungarn [* 3] in Gärung und Bel- gien im Aufstande;
die übrigen Kronländer unzu- frieden. Leopold I war bemüht, den von Joseph bekämpften ständischen, nationalen und klerikalen Ansvrücken soweit als möglich gerecht zu werden.
Der Aufrubr in Belgien [* 4] und Ungarn wnrde unterdrückt;
auch ge- lang es der versöhnlichen Haltnng des Kaisers, durck den Vertrag von Reichenbach [* 5] (Juli 1790) Preußen von dem Plane, wabrend des Türkenkriege^ in Po- len Erwerbungen zu macken, zurückzubringen und die Österreich [* 6] feindseligen Bestrebungen de5 Grafen Hertzberg zu vereiteln.
Der Krieg mit der Pforte wurde durch den Frieden von SiZtov (1791) be- endet. Obfchon Bruder Marie Antoinettes, beoback- tete Leopold I der Französischen Revolution gegenüber dock zunächst große Vorsicht.
Erst nachdem der Flucktver- suck Ludwigs XVI. mißlungen war, trat er entsckie- dener hervor und verständigte sich mit dem preuß. Gesandten Bischoffwerder, dann mit Friedrick Wil- helm II. persönlich auf einer Zufammenkuuft in Pill- nitz (s. d.) 25. bis 27. Aug^. über ein Sckutz- bündnis, durch das beide Staaten ihre Besitzuugen sich gewährleisteten und ein europ. Konzert zur Ver- teidigung gegen neue Erschütterungen seitens der Französischen Revolution in Aussickt stellten.
Mit der Annahme der franz. Konstitution durch Lud- wig XVI. (14. Sept.) erklärte Leopold I den Zweck des Konzerts vorläufig für erledigt. Erst die Grenzver- letzungen des Reicks dnrch die Franzosen und die kriegerische Leidenschaft der Nationalversammlung trieben die deutschen Mächte zu der Allianz vom Auch jetzt dachte Leopold I nur an einen ^ Defensivkrieg. Dem Ultimatum der Nationalver- sammlung vom 25. Jan. solgte L.s Gegennote vom 7. Febr. Noch vor der franz."Kriegserklärung starb Leopold I unerwartet Vermählt war Leopold I seit 1705 mit der Prinzessin Maria Luise von Spanien [* 7] lgcst. die ihm 16 Kinder gebar.
L.5 Namen erhielt 1888 das österr.
Vgl. Schels, Geschichte Österreichs uuter der Regierung Kaiser L.s II. (Wien [* 8] 1837);
A. Wolf, Leopold I II. und Maria Christine.
Ihr Briefwechfel lebd. 1807);
von ^ybel, Kaiser Leopold I II. (in den «Kleinen bistor. Schriften», Bd. 2, Münck. 1809);
Beer, Joseph II., Leopold I II. und Kaunitz.
Ihr Briefweckfel l^icn 1873);
ders., Leopold I II., Franz II. und Katbarina. Ihre Korrespondenz (Lpz. 1874);
A. Wolf und von Zwiedineck-Tüdenborst, Osterreich unter Maria Theresia, Joseph II. und Leopold I II. (Berl. 1884).
Leopold I., Fürst von Anhalt [* 9] - Dessau [* 10] (1093 -1747), preuß. Feldmarschall, bekannt unter dem ! Namen des «Alten Dessauer», geb. zu ! Dessau als ^ohn des Fürsten Johann Georg II. ! und der Prinzessin Henriette von Uranien, kam ^ 1693 nach dem Tode seines Vaters zur Regierung;
l Vroclhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl.. XI. dock führte seine Mutter bis 1098 die Regentsckaft für ihn.
Schon 1093 hatte ibm der Kurfürst von Brandenburg [* 11] ein Regiment verlieben, mit dem er 1695 während des Krieges in den Niederlanden der Belagerung von Namur [* 12] beiwobnte. 1098 übernahm er die Regierung und vermählte sich noch in dem- selben Iabre mit der Tochter des Apothekers Föse, Anna Luise.
Während der Friedenszeit führte er in seinem Lande zahlreiche Verbesserungen, wie Er- richtung der Elbdä'mme, Anlage von Dörfern und Vorwerken, ein;
besondere Sorgfalt widmete er aber seinem zu Halberstadt, [* 13] später zu Halle [* 14] garnisonieren- den Regiment, bei dem er 1098/99 den Gleichschritt und eiserne Ladestöcke einführte.
Durch diese bald auf die ganze Armee übertragene Einrichtung legte er den Gruud zu der taktischen Überlegenheit der preuß. Infanterie. Im spanischen Erbfolge- kriege fübrte er 1702 zwölf preuß. Bataillone zur Unterstützung Österreichs an den Niederrhein und zeicknete sich bei den Belagerungen von Kaisers- werth und Venlo aus. Er wurde zum General- licutenant ernannt und rettete nach dem Tressen bei Höchstädt [* 15] durch seinen meisterhaften Rückzug das geschlagene östcrr.
Heer unter Styrum vom völligen Untergänge. 1704 zum General der Infanterie ernannt, fand er abermals Gelegenheit, 13. Aug. bei Höckftädt durch kühnes Eingreifen in die Scklacht sich bervorzuthun. Im April 1705 führte er ein preuß. Hilfskorps von 8000 Mann zur Armee des Prinzen Eugen nach Italien [* 16] und befehligte bei Eassano sowie bei Turin [* 17] den linken Flügel. 1707 folgte Leopold I dem Prinzen Eugen bei dem Einfall in die Provence und half Toulon [* 18] berennen;
nach vergeblichen Versuchen, die Festung [* 19] zu nehmen, glückte es Leopold I auf dem Rückzüge Susa zu erobern. 1709 wohnte er dem Feldzuge in den Niederlanden obne Kommando bei und war bei der Scklackt von Malplaquet zugegen. 1710 erhielt Leopold I abermals das Kommando, bezwang Douai und Aire, konnte aber in den folgenden Jahren, abge- sehen von der Überrumpelung von Mors, nichts Wesentliches ausrickten. Am wurde Leopold I zum Feldmarschall befördert.
Friedrich Wilhelm I. sckenkte dem Fürsten nicht nur in militär., sondern auck in ökonomischen Angelegenheiten das vollste Vertrauen.
In dem Kriege gegen Karl XII. von Scbweden erlüclt Leopold I 1715 den Oberbesehl über 25 0 0 Mann Preußen und 8000 Sachsen, [* 20] mit denen er zuerst Rügen, dann Stralsund [* 21] eroberte und den Frieden von Stockholm [* 22] herbeiführte, in dem Preußen Vorpommern bis zur Peene erhielt. 1733 ward Leopold I zum Reichsmarfchall ernannt;
im Polnischen Thron- solgekriege 1734/35 wobnte er obne Kommando dem Feldzuge gegen Frankreich bei.
Mit dem Hinscheiden Friedrick Wilbelms I. war anch der Einfluß L.s ge- brochen.
Zwar übertrug ibm Friedrich d. Gr. im April 1741 das Kommando über 30000 Mann, die zwiscken Magdeburg [* 23] und Genthin zum Einfall in Sacksen zusammengezogen waren, doch kam er wäb- rend des ganzen Krieges nicht zur Aktion und ver- mochte erst im zweiten Scklesischen Kriege durch den Sieg bei Kcssclsdorf seinen Ruf als Feldberr ueu zu bethätigen.
Nach dem Frieden von Dresden [* 24] zog der Fürst sich in seine Residenz Dessau zurück, einzig mit der ^orge um sein Land beschäf- tigt. Er starb daselbst Seinen Na- men erbielt 1889 das 1. magdeburgische Infanterie- regiment Nr. 20. Ihm wurde in Berlin [* 25] und Dessau ein Bronzestandbild errichtet. - Vgl. Crousaz, ¶