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68 der Franzosen, welche bereits auf dem Rückzuge waren, abzumarschieren. Langeron, der unausgesetzt um Schönefeld gestritten hatte, nahm es erst gegen Abend mit dem Verluste von 4000 Mann. Das Vorrücken der Nordarmee vollendete hierauf die Einschließung der Franzosen. Nur die Straße nach Weißenfels [* 2] blieb ihnen zum Rückzuge frei, welchen Napoleon bereits 11 Uhr [* 3] vormittags befohlen hatte.
Der 19. Oktober. Die Verbündeten gingen nun zum Angriff auf die Stadt über, in welcher die Verwirrung bald den höchsten Grad erreichte. Zwischen 8 und 11 Uhr wurden die Vorstädte erstürmt, während Napoleon sich durch das Gewühl seiner Soldaten Bahn brechen mußte, bis ihn eine Menschenwoge durch das Ranstädter Thor mit fortriß. Das ostpreuß. Landwehrbataillon Königsberg [* 4] unter Major Friccius drang zuerst gegen 11 Uhr in die innere Stadt ein, nachdem es das äußere Grimmaische Thor erstürmt hatte.
Die Verbündeten folgten von allen Seiten. Die Verteidigung war jedoch plan- und hoffnungslos, und als endlich auch die Nachhut abziehen wollte, wurde sie durch die vorzeitige Sprengung der Elsterbrücke am Ranstädter Steinweg (gegen Mittag) abgeschnitten. Viele ertranken, darunter der Fürst Poniatowski; die meisten erlagen den Waffen [* 5] oder wurden gefangen. Gegen 1 Uhr nachmittags zogen die verbündeten Monarchen ein; der König von Sachsen [* 6] suchte vergeblich Unterhandlungen mit ihnen anzuknüpfen und wurde später (23. Okt.) gefangen nach Berlin [* 7] geführt.
Die Stärke [* 8] der Truppenmassen, welche in dieser Riesenschlacht gegeneinander gekämpft haben, ist auf nahezu 500000 Mann mit 2000 Geschützen zu schätzen: Napoleons Heer betrug gegen 180000 Mann, das der Verbündeten am ersten Schlachttage 200000 Mann, nach dem Eintreffen Bennigsens, Colloredos und der Nordarmee jedoch fast 300000 Mann. Den Verlust der Franzosen scbätzt man auf 78000 Mann (worunter 15000 Gefallene, 15000 Verwundete, 23000 Lazarettkranke und 25000 Gefangene) nebst 300 Geschützen und gegen 1000 Fahrzeugen, den der Verbündeten auf etwa 51000 Mann, nämlich 21000 Ruffen, 14000 Österreicher, 16000 Preußen [* 9] und 300 Schweden. [* 10] Grenzenlos war das Elend und die Verwüstung in der Gegend von Leipzig; [* 11] etwa zwölf Dörfer waren gänzlich zerstört und der Schaden an Eigentum ist aus über 9 Mill. M. angeschlagen worden. Die Verfolgung der geschlagenen Armee erfolgte nicht mit dem nötigen Nachdruck; Rücksichten mancherlei Art mögen hierbei obgewaltet haben. Napoleons Niederlage bedeutete die Befreiung Deutschlands [* 12] bis zum Rhein.
Mehrere Denkmäler und Denksteine erinnern an die Schlacht; so die gußeiserne Spitzsäule auf dem bei Liebertwolkwitz gelegenen sog. Monarchenhügel (wo nach einer irrtümlichen Überlieferung die drei Monarchen am Nachmittag des 18. Okt. vereint gewesen sein sollen, als die Siegesnachrichten eintrafen), das Denkmal des Fürsten Schwarzenberg unweit Meusdorf, der Napoleonstein am Südfriedhof (der Standpunkt Napoleons am 18.) u. a. Mehrere dieser Denkmäler hat der Verein zur Feier des 19. Okt., der sich 1843 in Leipzig gebildet hat, errichtet; auch sind durch Theodor Apel 41 Marksteine mit Bezeichnung der Stellung der betreffenden Armeekorps auf den bedeutendsten Punkten des Schlachtfeldes errichtet worden.
Litteratur. Aster, Die Gefechte und Schlachten [* 13] bei Leipzig im Okt. 1813 (2 Bde., Dresd. 1852-53; 2. Ausg. 1856) ;K. G. von Berneck, Die Schlachten bei Leipzig (Lpz. 1855);
Sommer, Die Völkerschlacht bei Leipzig (2. Aufl., ebd. 1863);
Wuttke, Die Völkerschlacht bei Leipzig (Berl. 1863);
R. Naumann, Die Völkerschlacht bei Leipzig (Lpz. 1863);
Apel, Führer auf die Schlachtfelder L.s (ebd. 1863);
ders., Tabellarische Zusammenstellung der Kriegsereignisse bei Leipzig im Okt. 1813 (ebd. 1866);
Moser, L.s Schlachtfelder 1813 (ebd. 1873).