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59 Augustusplatze erhebt sich das städtische Museum, 1856-58 nach Plänen von Lange-München im ital. Renaissancestil erbaut und 1883-86 von Licht-Leipzig hauptsächlich aus Mitteln der Grassistiftung erweitert;
gegenüber das Neue Tbeater, 1864-68 nach Entwürfen von Langhans-Berlin für 2 Mill. M. im Renaissancestil erbaut;
neben dem Theater [* 2] das Hauptpostamt, 1836 - 38 von Geutebrück erbaut, 1882-83 und 1895-97 bedeutend erweitert;
in der Ostvorstadt das 1872 von Lipsius erbaute neue Johannishospital und das Deutsche Buchhändlerhaus, [* 3] ein Rohbau in niederländ. Stil mit Erkern und Türmen, 1886-88 von Kayser und Großheim in Berlin [* 4] erbaut (s. Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig). [* 5]
In der Südvorstadt liegen die neuen Universitätsgebäude für Medizin, Naturwissenschaften, Landwirtschaft, ferner die Taubstummenanstalt, das große, 1871 eröffnete Krankenhaus [* 6] St. Jakob (s. Krankenhaus und Tafel: Krankenhäuser I), das neue (Siechenhaus, die neue Frauenklinik (Triersches Institut, 1891 eröffnet), die Psychiatrische und die Veterinärklinik-, am Roßplatz das Panoramagebäude, eröffnet, das Gesellschaftshaus der Harmonie, das Café Bauer (1890) und am Königsplatz das Grassimuseum (s. S. 61a); weiter westlich das neue Polizeiamt (1890), das Land- und Amtsgericht (1875 erbaut und 1895/96 erweitert), das Neue Konzert-(Gewand-)haus, 1882-84 durch die Berliner [* 7] Architekten Gropius und Schmieden für 1,3 Mill. M. erbaut, mit dem großen Konzertsaal (43 m lang, 23 m breit, 14 m hoch) für 1520 Zubörer und einem kleinen Saal (700 Plätze), das neue Konservatorium, 1885-87 von Licht [* 8] erbaut, die Universitätsbibliothek Albertina, nach Plänen von Arwed Roßbach [* 9] erbaut und 1892 eröffnet, die königl. Kunstakademie, die Gewerbeschule, das 1888 - 95 nach Plänen und unter Bauleitung des Regierungsbaumeisters E. Hoffmann erbaute Reichsgerichtsgebäude (196 m lang, 76 , tief), mit einer Kuppel (60 m) über der Wartehalle und zahlreiche schöne Privatgebäude. Am nördl. Teile der Promenade stebt inmitten der Anlagen das Alte Theater, 1766 errichtet, 1817 umgebaut, in der nahen Löhrstraße die Handelslehranstalt (1890), am Blücherplatz die Neue Börse (s. Tafel: Börsengebäude I, [* 1] Fig. 2), 1884-86 von Enger und Weichardt im Renaissancestil errichtet, mit einem großen Saal, der Börsenhalle (Lesehalle), der Handelskammer und einem Restaurant im Kellergeschoß, und östlich davon der Krystallpalast (früher Schützenhaus), 1833-35 erbaut und mehrfach umgestaltet, mit Restaurant, Theatersaal, Ballsälen, großer Konzerthalle (1892) und der Alberthalle (1887), einem Kuppelbau mit 3500 Sitzplätzen für Zirkusvorstellungen oder Konzerte (große Orgel), darüber ein Panorama.
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet von einem Oberbürgermeister (Dr. Georgi, seit 1884, 15000 M.), einem Bürgermeister (Dr. Tröndlin, seit 1884,12000 M.), einem Polizeidirektor (Dr. Bretschneider, seit 1883, 10500 M.), 24 Stadträten (10 besoldeten) und 72 Stadtverordneten. Zum Polizeiamt gehören 5 Polizeiräte, 1 Assessor, 3 Kriminalkommissare, 3 Referendare, ferner 1 Hauptmann, 3 Lieutenants, 24 Oberwachtmeister, 50 Wachtmeister (1 berittener) und 463 Schutzleute (14 berittene).
Die Wohlfahrtspolizei wird von der dem Rate unterstehenden Ratswache (1 Oberwachtmeister, 5 Wachtmeister, 61 Ratsdiener, 15 Ratsboten) ausgeübt. Die Berufsfeuerwehr (seit 1865) besteht aus 1 Branddirektor, 1 Brandinspektor, 4 Brandmeistern, 1 Feldwebel, 14 Oberfeuerwehrmännern und 148 Maschinisten, Fahrern und Feuerwehrmännern und hat 6 ständige Feuerwachen, 5 Dampfspritzen, 21 Druck- und 26 kleinere Handspritzen, 245 automatische Feuermelder [* 10] und 26 Pferde; [* 11] außerdem bestehen 4 Compagnien der Freiwilligen Feuerwehr in den Vororten mit etwa 160 Mann.
Die beiden städtischen Gasanstalten (Gasbeleuchtung seit 1838) gaben (1895) 17,872 Mill. cbm Gas ab (Länge des Rohrnetzes 248 km). Die östl., nördl. und westl. Stadtteile werden durch drei der Thüringer Gasgesellschaft gehörige Gasanstalten versorgt. Eine elektrische Centrale (Leipziger Elektricitätswerke, Aktiengesellschaft) zur Beleuchtung [* 12] der innern Stadt und der innern Vorstädte ist 1895 in Betrieb genommen worden. Mehrere Restaurants, Fabriken und Geschäftshäuser besitzen elektrische Einzel- oder Blockanlagen, zusammen 208 Privatanlagen mit 2841 Bogen-, 50 646 Glühlampen und 196 Elektromotoren.
Die städtischen Wasserwerke bei Connewitz (seit 1866) und Naunhof (1888) förderten (1895) 9,029 Mill. cbm Wasser; die Länge des Rohrnetzes betrug 309 km. Die Markthalle (Kosten 3,200 Mill. M.) ist der neue Central-Schlacht- und Viehhof (4,943 Mill. M.) 1888 eröffnet. Auf letzterm wurden (1895) aufgetrieben: 23 633 Rinder, [* 13] 43 913 Kälber, 45 310 Schafe [* 14] und 105 280 Schweine; [* 15]
geschlachtet wurden 22 918 Rinder, 57 427 Kälber, 44 154 Schafe, 207 Ziegen und 111 077 Schweine, 961 Pferde und 24 Hunde. [* 16]
Finanzen. Der Haushaltplan (1896) schließt ab in Einnahme und Ausgabe mit 20,381 Mill. M., die Schulden betragen 62,368 Mill. M., darunter Anleihen 48,986 Mill.M, das Vermögen 88,458 Mill.M., darunter 7 Rittergüter (1327 ha Gesamtfläche). Für Schulen werden aufgewendet 3,820 Mill. M., für milde Anstalten und gemeinnützige Vereine 1,811 Mill. M., Armen- und Krankenwesen 1,695 Mill. M., Strassenreinigung 310 369 M., Straßensprengung 123 705 M., Sicherheitspolizei 1,389 Mill. M., Wohlfahrtspolizei 351000 M., öffentliche Beleuchtung 420000 M. und Feuerlöschwesen 375 104 M.
Die direkten Steuern betrugen (1895) 42,07 Proz. der städtischen Einnahmen. Vielfache Schenkungen reicher Bürger bezeugen ungewöhnlichen Gemeinsinn: Ferdinand-Rhode-Stiftung (1872, 1,29 Mill. M.);
Grassisches Vermächtnis (1880, 2,203 Mill. M.);
Stiftung eines Menschenfreundes [Carl Tauchnitz] (1884, 3,85 Mill. M., ausschließlich der Gebäude);
Focke-Stiftung (1886, 500000 M.);
Theobald-Petschke-Stiftung (1888, 470000 M.);
Döring-Gröppler-Stiftung (1890, 600000 M.);
Radius-Brandstetter-Stiftung (1890, 400000 M.);
Stiftung der Geschwister Berendt für die Lähne-Stiftung (1893, 117000 M.);
Vermächtnis der Frau Dr. Großmann (1893, 119 500 M., Wert zweier Grundstücke);
Dörge-Stiftung (1893, 100000 M.);
Stiftung eines Ungenannten (1894, 100000 M.);
Vermächtnis des Privatmannes Leidhold (1894, 179 500 M.).
Behörden. In Leipzig haben ihren Sitz: das Reichsgericht, der kaiserl. Disciplinarhof, Ehrengerichtshof, die Anwaltskammer bei dem Reichsgericht, kaiserl. Disciplinarkammer, das Schiedsgericht für die Versicherungsanstalt des Königreichs Sachsen [* 17] und für die Berufsgenossenschaften oder Sektionen solcher, die in Leipzig ihren Sitz haben, die ¶
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Oberpostdirektion für die Kreishauptmannschaften und Zwickau [* 19] sowie das Herzogtum Sachsen-Altenburg, eine Reichsbankhauptstelle, die königl. Kreishauptmannschaft und Amtshauptmannschaft Leipzig, ein Landgericht (Oberlandesgericht Dresden) [* 20] mit zwei Kammern für Handelssachen und 14 Amtsgerichten (Borna, Frohburg, Geithain, Grimma, [* 21] Colditz, Leipzig, Leisnig, Markranstädt, Mügeln, Oschatz, [* 22] Pegau, Taucha, Würzen, Zwenkau), ein Amtsgericht, die Königl.
Sächsische Landeslotteriedirektion mit Darlehnskasse, ein Landbauamt, eine Straßen- und Wasserbauinspektion, Gewerbeinspektion, die Landesbrandversicherungsanstalt, zwei Betriebsoberinspektionen der Sächsischen Staatsbahnen, [* 23] ein HauptZoll-, Kreissteuer- und Aichamt, zwei Superintendenturen, eine Schulinspektion, die Königl. Sächsische Landesuntersuchung, eine Handelskammer, Gewerbekammer, 7 Generalkonsulate und 21 Konsulate, sowie die Kommandos der 24. Division, 47. und 48. Infanterie- und der 24. Kavalleriebrigade.
Unterrichtswesen.. Die Universität verdankt ihre Gründung der Auswanderung von 2000 deutschen Studenten aus Prag [* 24] (1409) uach Leipzig unter den Professoren Otto von Münsterberg [* 25] und Johann Hoffmann. Die Landgrafen von Thüringen und Markgrafen von Meißen, [* 26] Friedrich der Streitbare und dessen Bruder Wilhelm, errichteten auf Grund einer Bulle des Papstes Alexander V. vom ein neues Studium generale. Otto von Münsterberg war der erste Rektor. Die Lehrer und Studierenden wurden in vier Nationen geschieden: die sächsische, meißnische, fränkische (später bayrische) und polnische (1830 aufgehoben).
Ausgestattet mit dem großen und kleinen Fürstenkollegium (Petrinum), zu denen später das Frauenkollegium kam, und der Besoldung von 20 Magistri, erhielt die Universität 1413 durch Papst Johann XXIII. sechs Kanonikate. Die mediz. Fakultät wurde 1415 gestiftet, 1438 mit zwei Professoren besetzt, die juristische 1504. Der Reformation widersetzte sich die Universität sehr hartnäckig. Kurfürst Moritz von Sachsen schenkte ihr 1545 die Besitzungen des Paulinerklosters und reiche Einkünfte.
Für unbemittelte Studierende wurde das Konviktorium gegründet, in dem etwa 280 Studierende Mittag- und Abendessen erhalten. Der Blütezeit bis 1559 folgte ein Stillstand. Pufendorfs Schriften wurden verboten, Chr. Thomasius und A. H. Francke entfernt; erst Gottsched verschaffte einer freiern Richtung Eingang, indem er die deutsche Dichtung als Lehrgegenstand einführte. 1829 wurde ein Rentamt zur Verwaltung eingesetzt und 1830 und 1850 die Verfassung umgestaltet.
Die Einnahmen aus dem Universitätsvermögen betragen jährlich etwa 350000 M., der Staatszuschuß 1,450 Mill. M. Die Zahl der Studierenden sank in der Mitte des 19. Jahrh, auf 800, jetzt ist die Universität Leipzig nächst Berlin und München [* 27] die am stärksten besuchte im Deutschen Reiche. Sie hatte (Winter 1895/96) 198 Professoren und Docenten, 3019 immatrikulierte studierende und 138 Hörer, (Sommer 1896) 203 Docenten, 170 Hörer, 2876 immatrikulierte Studierende, darunter 335 Theologen, 920 Juristen und 622 Mediziner. Zahnheilkunde studierten 36. Zur Universität gehören das Predigerkollegium zu St. Pauli zur Vorbildung von Kandidaten der Theologie, 1862 gestiftet, die Bibliothek (s. unten), die akademische Lesehalle, zahlreiche Seminare, Institute und Kliniken. - Andere Unterrichtsanstalten sind die Thomasschule, ein städtisches Gymnasium mit Alumnat (60 Alumnen), 1221 gegründet, deren Kantoren seit langer Zeit berühmte Meister waren, wie Calvisius, Schein, Kuhnau, Bach, Doles, Hiller, Schicht, Weinlig, Hauptmann, Nichter, Rust; die Nikolaischule, ein städtisches Gymasium, 1511 gegründet, das königl. Gymnasium, das Realgymnasium, die königl. Kunstakademie und Kunstgewerbeschule, königl. Baugewerkenschule, städtische Gewerbeschule, 3 städtische und 3 private Realschulen, je 1 höhere Schule für Mädchen, 4 höhere Bürgerschulen, 13 Bürger- und 28 Bezirksschulen, 4 städtische Fortbildungsschulen für Knaben und eine für Mädchen, städtische Haushaltungs -, Schwachsinnigenschule, Erziehungsanstalt für geistig zurückgebliebene Kinder, Taubstummenanstalt, 1778 von Eppendorf nach Leipzig verlegt, und die städtische Blindenanstalt. Von Korporationen und Vereinen unterhaltene Schulen sind die Öffentliche Handelslehranstalt, Öffentliche Buchhändlerlehranstalt, Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen, das Lyceum für Damen, 2 Haushaltungsschulen, Deutsche Fachschule für Drechsler und Bildschnitzer (s. Holzindustrieschulen), Fachschulen für Kaufleute, Buchdrucker, Heizer u. a., endlich zahlreiche Privatschulen.
Die Frequenz der Bürger- und Bezirksschulen betrug 15. Mai 1896:Schulen | Knaben | Mädchen | Zusammen |
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Höhere Bürgerschulen | 1555 | 1929 | 3484 |
Mittlere Bürgerschulen | 7342 | 6967 | 14309 |
Bezirksschulen | 19759 | 21101 | 40860 |
Insgesamt | 28656 | 29997 | 58653 |
Sammlungen. . Die Universitätsbibliothek «Albertina» (Oberbibliothekar: Prof. Dr. von Gebhard) ist entstanden aus der Bibliothek des 1543 aufgehobenen Pauliner-(Dominikaner-)klosters und enthält 438000 Bände, 545 Inkunabeln vor 1481 und 4138 Handschriften; die Stadtbibliothek (Oberbibliothckar: Dr. Wustmann, 110000 Bände, 1500 Bände Handschriften) befindet sich im Alten Gewandhaus; im Buchhändlerhause die Königl. Sächsische Bibliographische Sammlung, die Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler und das Buchgewerbemuseum (s. Centralverein für das gesamte Buchgewerbe). Ferner bestehen eine Bibliothek der Handelskammer (18000 Bände, 93 Bände Handschriften), des Reichsgerichts (88000 Bände) u. a.
Den bildenden Künsten. dient das Städtische Museum der bildenden Künste, eine Schöpfung des 1836 begründeten Leipziger Kunstvereins, welches eine reichhaltige Sammlung besonders moderner Kunstwerke (1896 über 730 Ölgemälde, 270 Skulpturen und 99 Kartons und Aquarellen) birgt. Große Schenkungen und Vermächtnisse haben das Institut vorzugsweise gefördert, so das Vermächtnis des 1853 verstorbenen Heinrich Schletter, die Claußsche, Schumannsche und Thiemesche Stiftung von Gemälden, die Dörriensche, ehemals Gehlersche Sammlung von Zeichnungen älterer, die Demianische und Mayersche Sammlung von Zeichnungen und Aquarellen moderner Meister u. s. w sowie die von Karl Lampe [* 28] gestiftete Sammlung von Stichen, Photographien u. s. w. zur Geschichte der Malerei. Wertvoll ist das Vermächtnis (500000 M.) des 1888 verstorbenen Hermann Theobald Petschke geworden, aus dessen Erträgnissen Gemälde und Skulpturen angekauft werden. In dem Erdgeschoß hat auch der ¶