die
Banken. - Leicester ist die röm.
Station Ratä (Ratae, auch Ratecorion) im
Lande der Coritavi, das Leagacester der
Angelsachsen,
später Sitz der mächtigen
Grafen von Leicester,
[* 2] dann der
Herzöge von Lancaster. In der 1413 gestifteten, jetzt verfallenen
Abtei
starb 1530 Kardinal Wolsey, und während des Bürgerkrieges bestand Leicester eine
Belagerung durch den Prinzen
Ruprecht. In der Nähe Bradgate
Park, der Sitz des Earl von
Stamford. Im W. liegt
Bosworth (s.d.).
[* 2] (spr. leßtěr),RobertDudley,Graf von, Günstling der Königin Elisabeth von England, geb. 1532 oder 1533 als
Sohn des spätern
Grafen von
Northumberland (s. d.), besaß wenig rühmenswerte Eigenschaften;
er war ehrgeizig bis zum Äußersten, egoistisch, verschlagen, dabei feige und geistig unbedeutend. Durch seine Schönheit
und sein einnehmendes Auftreten gewann er Elisabeths
Herz und wußte sie bis an sein Lebensende zu fesseln.
Über ihr Verhältnis
sind viele übertreibende Gerüchte umgegangen, ganz grundlos werden sie kaum gewesen sein.
Unbewiesen ist, daß Leicester sich seiner ersten Gemahlin, Amy Robsart, durch
Mord entledigt habe, so sehr ihm
deren plötzlicher
Tod auch gelegen kam (1560), da Elisabeth sich mit der
Absicht trug, ihn zu heiraten, während sie später
eine
Verbindung zwischen ihm und Maria
Stuart plante. Leicester war trotz seiner geistigen Bedeutungslosigkeit ein
gefährlicher Gegner für Cecil (s. d.), dessen Wege er öfter kreuzte. Als ihn
1585-87 Elisabeth zum Oberbefehlshaber über die engl. Hilfstruppen ernannte, die sie den
Niederlanden gegen
Spanien
[* 3] sandte,
und auch diese ihn zum Generalstatthalter und Befehlshaber ihrer Macht zu Wasser und zu
Lande erhoben, zeigte er auch hier
seine Unfähigkeit als Feldherr aufs kläglichste. Trotzdem blieb er in der Gunst seiner Königin bis
zu seinem
Tode Aus einer heimlichen
Verbindung mit der verwitweten Lady Sheffield
[* 4] hinterließ er einen Sohn, Robert
Dudley (s. d.), der sich aber vergeblich um die
Anerkennung seiner Legitimität bemühte. 1578 hatte sich Leicester zum
drittenmal heimlich mit der verwitweten Gräfin Essex vermählt, der
Mutter seines Nachfolgers in Elisabeths Gunst. -
Vgl.
Bekker, Elisabeth und Leicester (Gießen
[* 5] 1890).
ursprünglich heimisch in der engl.
GrafschaftLeicester, seit Mitte des 18. Jahrh. jedoch
vom engl. Züchter
Bakewell durch sorgsame Kreuzung zur hervorragendsten Langwollschafrasse Englands, dem Dishley- oder Newleicesterschaf
(s.
Tafel: Schafrassen I,
[* 1]
Fig. 3), herangebildet. Das hornlose und mit langer, weißer, seidenglänzender
Wolle versehene Leicesterschaf zeichnet sich durch bedeutende
Größe, sehr feinen Knochenbau und außerordentliche Mastfähigkeit aus,
macht dafür aber große
Ansprüche an das Futter und ist gegen das Kontinentalklima empfindlicher als
die meisten andern engl. Schafrassen. In
Deutschland
[* 6] wird das Leicesterschaf infolgedessen nur seltener in Reinzucht gehalten, jedoch
mehrfach zur Verbesserung anderer Rassen benutzt, wozu es sehr geeignet ist.
(gotisch laiks, Tanz; 1aikan, springen), die älteste Art german.
Dichtung, bei der
Gesang,
Musik und rhythmische
Bewegungen vereinigt waren. Im Gegensatz zum Lied (s. d.), das aus gleichen
Strophen von gleicher Melodie bestand und auch vom Einzelnen vorgetragen werden konnte, war der Leich durchkomponiert,
aus
ungleichen
Strophen zusammengesetzt und meist für Chorgesang bestimmt. Diese alte, echt deutsche Art des Leich hat sich
noch in den mittelhochdeutschen Tanzleichen (z. B.
Tannhäusers, Winterstettens) erhalten.
Sie zerfallen deutlich in einen ersten, geschrittenen
Teil in geradem
Takt und einen zweiten, gesprungenen in ungeradem
Takt,
der oft in ein ausgelassenes Prestissimo ausläuft (Vor- und Nachtanz). Nachklänge dieser Form zeigt noch heute der sog.
Großvatertanz u. a. Neben diesen volkstümlichen Leich kennt die
altdeutsche
Dichtung aber auch Kunstleiche, die auf den kirchlichen Sequenzen (s. d.)
beruhen; ihrem Ursprung gemäß haben sie meist religiösen, seltener ernst minniglichen
Inhalt und zerfallen in lauter verschiedene,
aber zweiteilige
Strophen, die sich meist zu zwei großen, in Melodie und Strophenbau ähnlichen oder gleichen Hauptteilen
zusammenordnen. -
Vgl. Lachmann, über die Leich der deutschen Dichter des 12. und 13. Jahrh. (in Bd. 1 der
«KleinernSchriften», Berl. 1876);
Reinmar von
Zweters Gedichte, hg. von Roethe (Lpz. 1887).
oder
Leichnam
(Cadaver), der tote Organismus im
Tier- wie im
Pflanzenreiche. Sobald das Leben erloschen ist (s.
Tod), nimmt der
Stoffumsatz, der dem Einfluß der
Blutbewegung, der
Atmung, der Nahrungszufuhr u. s. w. entzogen ist, eine andere
Richtung an, und es tritt Fäulnis (s. d.) ein, welche sich durch ganz bestimmt
eintretende Erscheinungen
(Leichenerscheinungen) zu erkennen giebt.
Bei denTieren gerinnt das
Blut, die
Muskeln
[* 7] (s. d.) werden,
gleichfalls infolge der Gerinnung der Muskelsubstanz, starr
(Totenstarre), das
Blut fließt nach den tiefer
gelegenen
Stellen (Blutsenkung) und färbt die blassen Körperteile, auch die
Haut,
[* 8] rotblau
(Totenflecken).
Bleibt die Leiche länger liegen, so sickert Flüssigkeit aus derselben, die die
Haut blasig abhebt und infolge eingetretener
Fäulnis stärkern
Geruch verbreitet. Die schließlich entstehende Jauche ist nicht bloß durch ihren
Geruch widerlich, sondern oft auch den Lebenden gefährlich, die mit verletzter
Haut mit derselben in Berührung kommen, da
sich häufig auch krankheiterregende
Spaltpilze an dem Zersetzungsvorgang beteiligen oder schon im Körper vorhandene dadurch
weiter verbreitet werden. Es entstehen von den vergifteten
Stellen aus manchmal lebensgefährliche
Entzündungen
der
Lymphgefäße
(Rotlauf, Septichämie und Pyämie) oder häufig hartnäckige
Entzündungen
(Leichenpusteln) und
Geschwüre
der
Haut, in andern Fällen harte, schmerzhafte, warzenähnliche Knoten der
Haut, die man als
Leichentuberkel bezeichnet.
Man spricht deshalb von
Leichengift (s.
Leichenalkaloide) und
Leichenvergiftung. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich
nicht umGifte und
Vergiftungen, obwohl bei der Leichenfäulnis
Gifte eintreten, sondern um Infektionserreger
und infektiöse Erkrankungen. Wer sich einer
Infektion mit
Leichengift ausgesetzt hat, lasse die Hautwunde ausbluten, betupfe
sie sodann mit
Carbolwasser,
Ammoniak oder
Höllenstein und verbinde sie mit einem antiseptischen
Verbandstoff
(Carbolsäure,
Salicylsäure,
Jodoform);
Entzündungen bedürfen ärztlicher Behandlung. Will man die Leiche konservieren,
so bringe man sie sofort in ein kaltes luftiges Zimmer, besprenge sie öfters mit
Sublimat- oder Carbolsäurelösung und kühle
sie durch
Eis
[* 9] ab; die bedeckenden
Tücher sind mit Chlorkalklösung zu tränken, das
¶
Die Leichenöffnung (Sektion, Autopsie), bestehend im Aufsägen der Schädelhöhle und Öffnen der Brust- und Bauchhöhle, hat
den Zweck, den Arzt über die abgelaufene Krankheit zu unterrichten und der Medizin Material zu ihrer fernern Ausbildung zu
liefern. Tritt ein Todesfall durch die Schuld eines andern ein, oder wird dies vermutet, so beantragt
das Gericht die Leichenöffnung (gerichtliche Sektion, Obduktion, s. d.). Eine eingehende
anatomische und, wenn nötig, auch chem. Untersuchung der Leiche giebt die Grundlagen
zudem gerichtsärztlichen Gutachten. In jedem andern Falle aber hat der Arzt oder eine andere hierzu bestellte
Person eine Bescheinigung über den Todesfall auszustellen. (S. Leichenschau.) An vielen Orten sind sog. Leichenhäuser oder
Leichenhallen errichtet, um die Leiche bis zur Beerdigung aufzunehmen. (S. Leichenhaus.)