Entschädigung verschwanden. Die letzten Reste der Leibeigenschaft in
Deutschland
[* 2] wurden 1832 in der sächs. Oberlausitz und 1848 in den
österr.
Ländern getilgt.
In
Rußland wurde die Leibeigenschaft bereits unter
KaiserAlexander Ⅰ. in den drei Ostseeprovinzen auf
Initiative der dortigen Ritterschaften
aufgehoben. Die Pläne der Abschaffung im eigentlichen
Rußland stießen auf den hartnäckigsten
Widerstand;
unter
Nikolaus begnügte man sich der Willkür der Herren Schranken zu ziehen, freilich vergeblich,
da man den Leibeigenen
ein
Recht der Klage gegen den Herrn nicht zugestand. Zu den Leibeigenen gehörten nicht nur
Bauern, sondern auch städtische
Arbeiter, ja Händler, die Dienerschaft u. s. w. Die
Beziehungen der Herren waren vielfach patriarchalische.
Einzelne ließ man technisch ausbilden und war stolz darauf, reiche Kapitalisten und selbst Künstler unter ihnen zu besitzen.
Viele Leibeigene arbeiteten auf eigene
Rechnung oft in entlegenen Gegenden und gaben dem Herrn nur einen geringen
Teil ihres
Erwerbs als sog. Obrok ab. Immer aber war der
Grad ihrer Abhängigkeit durch die
Humanität oder Tyrannei
des Gebieters bedingt, dessen Strafgewalt fast unbeschränkt war; nur die Befugnis stand demselben nicht mehr zu, bei willkürlichem
Verkauf die
Bande der
Ehe zu lösen. Die endliche Freigebung der Leibeigenen erfolgte durch
Manifest des
KaisersAlexander Ⅱ.
vom 19. Febr. (S.
Bauernemancipation und
Rußland.)
Vgl. Sugenheim, Geschichte der Aufhebung der und Hörigkeit in Europa
[* 3] bis um die Mitte des 19. Jahrh.
(Petersb. 1861);
Engelmann, Die Leibeigenschaft in
Rußland (Lpz. 1884);
G. F.
Knapp, Die Bauernbefreiung und der Ursprung der Landarbeiter
in den ältern
TeilenPreußens
[* 4] (ebd. 1887);
ders., Die Landarbeiter in Knechtschaft und
Freiheit (ebd.
1891).
Leibwache, die seit dem Ende des 15. Jahrh. übliche Benennung der zum persönlichen Schutze
des Fürsten bestimmten Haustruppen (s. d.). Die franz.
Garde du Corps wurde 1440 errichtet, durch die Revolution wieder aufgelöst, 1815 wieder errichtet und 1830 aufgelöst. Napoleon
Ⅲ. errichtete die Centgardes (s. d.). InBrandenburg-Preußen wurde 1542 die Trabantengarde zu Fuß
errichtet, 1571 die Leibgarde der einspännigen Knechte zu Roß, die der
Große Kurfürst sehr vermehrte und Kurfürst
Friedrich Ⅲ. 1692 Garde
du Corps benannte. Jetzt bestehen außer den unter Haustruppen erwähnten Leibgarde in
Deutschland nur noch die Leibgarde der Kaiserin (s.
Leibgendarmerie), die hess. Garde-Unteroffiziercompagnie, in
Rußland die Compagnie der Palastgrenadiere,
in England die Yeomen of
Queen’s Guard und die Gentlemen
atArms, in
Spanien
[* 6] die Monteros de Espinosa, die Alabaderos und die
Leibgarde zu
Pferd.
[* 7] Auch die früher an fast allen
Höfen bestehenden
Schweizer- und Trabantengarden waren Leibgarde.
oder
Leibzucht (Vitalitium), vielfach gleichbedeutend mit
Auszug (s. d.). Im eigentlichen
Sinne und seit
dem frühen deutschen Mittelalter ist Leibgedinge der zur Versorgung der überlebenden
Witwe im voraus vom Ehemann bestellte lebenslängliche
Nießbrauch an gewissen Grundstücken. Der Ehemann durfte die Leibgedingsgüter ohne Zustimmung der Frau nicht veräußern.
Das Leibgedinge ist mitunter unabhängig von einer Wiederheirat der
Witwe, mitunter aber lediglich Witwenversorgung.
Daraus hat sich später als Gegenleistung der
Mitgift der
Ehefrau das Gegenvermächtnis (s. d.) entwickelt, das im
Preuß. Allg.
Landrecht Leibgedinge genannt wird, wenn es in einem Nießbrauch von
Gütern oder Kapitalien besteht; bei Rittergütern wurde diese
Art der Leibgedinge als
Dotalicium (s. Donatio propter nuptias) bezeichnet. Anderwärts wird Leibgedinge das
Wittum (s. d.) genannt, überhaupt das, was der
Witwe zu ihrem
Unterhalt, unabhängig von etwaigem Eingebrachten, ausgesetzt
ist oder zusteht.
im allgemeinen eine aus gut gedienten Mannschaften sich ergänzende meist berittene
Truppe, welche
zum Ordonnanz- und Wachtdienst bei der
Person des Monarchen bestimmt ist; derartige Formationen finden
sich fast in allen
Staaten. – In
Preußen
[* 8] ist die bis dahin in
Stärke
[* 9] eines Zuges bestehende Leibgendarmerie des
Kaisers 1889 durch einen
zweiten Zug
vermehrt worden, welcher die Bezeichnung als Leibgendarmerie der Kaiserin erhielt und zu ihrem Geleit bestimmt
ist. Die Leibgendarmerie trägt den Stahlhelm sowie Lederhosen und hohe Stiefel der
Kürassiere, die Mannschaften des
ersten Zuges grünes, die des zweiten Zuges weißes Koller. Für den Hofgaladienst trägt der zweite Zug
eine
Uniform ähnlich
der
Tracht der
Kürassiere im 18. Jahrh.
Wilhelm,Maler, geb. zu Köln,
[* 10] lernte auf der
Akademie in
München
[* 11] unter
Piloty
und
Ramberg und studierte 1869‒70 in
Paris
[* 12] unter dem Einflusse
Courbets, entwickelte aber selbständig einen tief in die Natur
eindringenden Realismus. Von seinen Werken besitzt die
MünchenerPinakothek: In der Bauernstube und In der Kleinstadt;
die
Sammlung
Schön in Worms
[* 13] das bekannteste: Frauen in der
Kirche;
Auf der Kunstausstellung zu
Berlin
[* 15] 1895 erhielt er die große goldene
Medaille. Leibl lebt in
Aibling
in Oberbayern und widmet sich neben der Malerei auch der Radierkunst.
1) Bezirkshauptmannschaft in
Steiermark,
[* 16] hat 743,07 qkm und (1890) 63981 (31704
¶
mehr
männl., 32277 weibl.) meist deutsche E., 84 Gemeinden mit 208 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke
Arnfels, und Wildon. – 2) Markt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eine Bezirksgerichts (298,02 qkm, 30542 E.),
am Zusammenfluß der Laßnitz und Sulm, an der Linie Wien-Triest der Österr. Südbahn, seit dem Brande 1829 neu
gebaut, hat (1890) 2216, als Gemeinde 2597 E., Post, Telegraph;
[* 18] Fabrikation von landwirtschaftlichen Maschinen und Zündwaren,
Baumwollspinnerei sowie regen Handel. Auf der Halbinsel zwischen Sulm und Mur, dem Leibnitzer Feld, stand einst das röm.
Flavium Solvense (auch Flavia Solva).