Leboulengé - Lebrun (Charles François, Herzog von Piacenza)
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aus-21. Aug. 1869 zum Kriegsminister ernannt. Lebermoose beschränkte seine Thätigkeit auf Umformung der Infanterieregimenter
und Verbesserungen in der
Verwaltung. Die von
Niel eingeleitete Organisation der Mobilgarde, durch die eine vom stehenden
Heer
unabhängige Reservearmee geschaffen werden sollte, wurde von Lebermoose nicht weiter entwickelt. Er behielt sein
Portefeuille auch in dem Dez. 1869 gebildeten Ministerium
Ollivier und wurde zum Marschall ernannt.
In den geheimen, unter Vorsitz des
Kaisers gehaltenen Ministerconseils sowie im Corps législatif bezeichnete Lebermoose die franz.
Armee als völlig kriegsbereit, «archiprét». Bei
Ausbruch des
Krieges ernannte ihn der
Kaiser zum Generalstabschef der
Armee.
Nach den ersten
Niederlagen bei
Weißenburg,
[* 2] Wörth
[* 3] und
Spichern forderte die Regentschaft zu
Paris
[* 4] mit
Umgehung
des
Kaisers Lebermoose zur Niederlegung seines
Amtes auf. Er kam dieser
Aufforderung nach und übernahm 12. Aug. den
Befehl über das 3.
Armeekorps,
mit dem er in Metz
[* 5] eingeschlossen wurde und 30. und 31. Aug. beiNoisseville mit Auszeichnung focht. Durch
die Kapitulation von Metz geriet er in Gefangenschaft. Nach dem Frieden zog er sich nach dem Haag
[* 6] ins Privatleben zurück.
Lebermoose starb zu Moncel (Orne).
(spr. -bulangscheh),PaulEmile,Stabsoffizier der belg.
Artillerie, geb. in
Mesnil-Eglise
(Provinz
Namur),
[* 7] bekannt durch seine Erfindungen auf dem Gebiete der
Ballistik, insbesondere diejenigen des in
sämtlichen
Artillerien eingeführten
Chronographen (s.
Chronoskop,
[* 8] Bd. 4, S. 297b) und eines akustischen Entfernungsmessers
(s. d.). Er schrieb: «Étude de balistique expérimentale» (Brüss.
1868),
«Description et emploi du chronograph Le
[* 9] Boulengé» (ebd. 1869),
«Télémètre de combat» (ebd. 1874),
«Télémètrede fusil» (ebd. 1875),
«Description, maniement et usage des télémètres» (ebd. 1877). 1889 verbesserte
er seinen
Chronographen, um ihn auch für die Waffen
[* 10] der damals auftretenden großen
Anfangsgeschwindigkeiten geeignet zu machen.
[* 9]Bourget, franz. Ortschaften, s.
Bourget. ^[= # Le (spr. burscheh). 1) Flecken im Kanton La Motte-Servoler, Arrondissement Chambery des franz. ...]
(spr. -cha),Stadt in der span.
Provinz Sevilla,
[* 11] auf einem Hügel, an der Bahnlinie
Cadiz-Utrera, in welliger, sehr fruchtbarer Umgebung, hat (1887) 11933 E.,
Schloßruine;
(spr. -bröng),Charles,Maler, geb. zu
Paris als Sohn eines Bildhauers, gewann die Gunst des Kanzlers
Séguier, der ihn die Schule Vouets besuchen ließ und ihn im Herbst 1643 nach
Italien
[* 12] sendete. Unter
Poussins Leitung malte er in
Rom
[* 13] mehrere
Bilder, die den Einfluß dieses
Meisters zeigen. 1646 nach
Paris zurückgekehrt, betrieb
er die Gründung der Kunstakademie, die eröffnet wurde und an der er alsbald abwechselnd Professor,
Rektor und Kanzler, seit 1668 dauernd Rektor, seit Sept. 1683 Direktor wurde. 1660 auch zum Direktor der Gobelinsmanufaktur
ernannt, Juli 1662 zum königl. Hofmaler, Dez. 1662 in den Adelstand erhoben, führte Lebrun seitdem
die Oberaufsicht über die verschiedensten Kunstgebiete und gab der ganzen zeitgenössischen Kunst ihr Gepräge. Er starb in
Paris.
Seine
Kompositionen sind theatralisch wirkungsvoll, keck und sicher gemalt, imposant in ihrer reichen, dekorativen Üppigkeit;
doch machen sie vielfach den
Eindruck überladenen Schwulstes, wie auch ihr allegorischer
Inhalt und die kalte Farbenharmonie
wenig anmuten. Ebenso fehlt es seinen Gestalten an charakteristischer Durchbildung und Individualität. Seine
umfassendste Schöpfung ist die Ausmalung des Schlosses zu Versailles
[* 14] (1673–83), die er mit zahlreichen
Schülern ausführte.
Er selbst malte die Gesandtentreppe, die große
Galerie, die Säle des
Krieges und Friedens.
In der Gesandtentreppe schildert das Hauptdeckenbild die
Musen,
[* 15] welche
Ludwig XIV. huldigen. Gegenüber seinen dekorativen
Arbeiten kommen seine
Tafelbilder, die er zum großen
Teil als
Vorlagen für die königl. Gobelinsmanufaktur
anfertigte, weniger in Betracht. Das Louvre in
Paris besitzt davon 26 Gemälde, religiösen, mytholog. und geschichtlichen
Inhalts: zu nennen sind: Martyrium des heil.
Stephanus (1651),
Heilige Familie,
Christus in der Wüste von Engeln bedient, Büßende
Magdalena, Kreuzigung Christi (1685), Einzug Christi in
Jerusalem
[* 16] (1689), Jagd des Kalydonischen Ebers;
(spr. -bröng),CharlesFrançois,HerzogvonPiacenza, franz. Staatsmann, geb. zu St. Sauveur-Landelin
bei Coutances, studierte in
Paris und übernahm dann die Erziehung der
Kinder des spätern Kanzlers Maupeou. Als Maupeou mit
den Parlamenten in Streit geriet, ließ Lebrun mehrere Flugschriften im Interesse des
Hofs erscheinen, fiel
aber bei der Thronbesteigung
Ludwigs XVI. in
Ungnade. Kurz vor dem
Ausbruch der Revolution erregte er mit einer
Schrift«La voixdu citoyen» (1789) Aufsehen. Er wurde in die Nationalversammlung gewählt und wurde 1791 Präsident des Verwaltungsrats
im Depart. Seine-et-Oise. Die Ereignisse vom brachten ihn jedoch
ins Gefängnis, aus dem ihn erst der
Sturz der Schreckensherrschaft befreite. 1795 trat er in den
Rat der Fünfhundert und
übernahm darin den Vorsitz. Er leistete
Bonaparte bei der Revolution vom 18.
Brumaire große Dienste,
[* 20] und dieser wählte ihn dafür zum Dritten Konsul. Lebrun erwarb sich in dieser
Stellung Verdienste um die
Herstellung der franz.
Finanzen und errichtete den
Rechnungshof.
Bei
Aufrichtung des Kaiserthrons wurde er zum Erzschatzmeister des
Reichs erhoben, auch erhielt er das Generalgouvernement
von Ligurien, das er 1806 in ein franz. Departement umgestalten mußte.
Hierauf verlieh ihm Napoleon den
Titel eines
Herzogs von
Piacenza. Nach der Abdankung
LudwigBonapartes wurde er 1810 Gouverneur
von
Holland. Als ihn die Verbündeten Ende 1813 vertrieben, ging er nach
Paris, unterzeichnete die
Berufung der
Bourbons auf
den
Thron
[* 21] und erhielt 1814 die Pairswürde.
Weil er jedoch während der
Hundert Tage vom
Kaiser den
Titel
eines Großmeisters der
Universität angenommen hatte, verlor er nach der zweiten Restauration seine polit.
Stellung. Erst
im März 1819 wurde er wieder in die Pairskammer aufgenommen und gehörte hier der konstitutionellen Partei an. Er starb auf
seinem Landgute St. Mesme bei Dourdan. Lebrun war Mitglied des
Instituts.
Schon als
Student hatte er sich einen
Namen erworben durch
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die Übersetzung von Tassos «Befreitem Jerusalem» (2 Bde., 1774; 2. Aufl.,
Par. 1840) sowie Homers Iliade (3 Bde., 1776; 2. Aufl., 2 Bde.,
1809). In Coutances wurde ihm 1847 ein Bronzestandbild gesetzt.
Sein ältester Sohn, Anne Charles Lebrun, Herzog von Piacenza (geb. 1775, gest. 1859), folgte seinem Vater in der Pairswürde
und gab dessen «Mémoires» (Par. 1829) heraus.
(spr. -bröng), Elisabeth Louise, geborene Vigée, Bildnismalerin, geb. zu Paris, erhielt Unterricht
in der Malerei bei Doven, Greuze und Jos. Vernet, heiratete den Kunsthändler Lebrun (gest. 1813), erwarb sich einen Ruf durch
ihre Bildnisse in Öl und Pastell und wurde 1783 Mitglied der Akademie. Während der Französischen Revolution
(bis 1801) bereiste sie Italien und die europ. Hauptstädte; später verweilte sie drei Jahre in England, bereiste
Holland und die Schweiz,
[* 23] lebte seit 1809 in Paris, wo sie starb. Ihre gefällig gemalten Bildnisse (über 600) befinden
sich meist im Privatbesitz, 6 im Louvre (darunter ihr Selbstbildnis mit ihrer kleinen Tochter), in Versailles
(Marie Antoinette mit ihren drei Kindern), in Madrid
[* 24] (Marie Karoline, Gemahlin König Ferdinands Ⅳ. von Neapel);
[* 25] ein anderes
Selbstbildnis ist in den Uffizien in Florenz.
[* 26] Sie veröffentlichte: «Souvenirs» (3 Bde., Par.
1835–37).
(spr. -bröng),Karl Aug., Schauspieler und dramat. Dichter, geb. zu
Halberstadt,
[* 27] ging 1809 in Dessau
[* 28] zum Theater
[* 29] über. Er erwarb sich rasch einen Namen und war nacheinander in Memel,
[* 30] Würzburg
[* 31] (1812–15), Mainz
[* 32] (1815–17) und seit 1817 in Hamburg
[* 33] thätig. Hier führte er 1827–37 mit F. Lebrun Schmidt die Direktion
des Stadttheaters. Später trat er nur noch als Gast an verschiedenen Orten auf. Er starb zu Hamburg. Lebrun leistete
namentlich in feinkomischen Charakterrollen Außergewöhnliches. Auch seine Bearbeitungen ausländischer Dramen und seine
eigenen Schauspiele sind verdienstliche, vorzugsweise bühnengerechte Arbeiten.
(spr. -bröng),PierreAntoine, franz. Dichter, geb. zu Paris, wurde wegen einer Ode auf die große
Armee nach der Schlacht bei Austerlitz
[* 34] vom Kaiser mit einem Jahresgehalt von 1200 Frs. belohnt und schrieb noch einige patriotische
Oden und Tragödien im Stil der klassischen Überlieferung. Später wurde er wegen seiner Tragödie «Marie
Stuart» (1820),
einer in Rücksicht auf den die franz. Bühne beherrschenden Geschmack ausgeführten Bearbeitung von Schillers
«Maria Stuart», von den Romantikern als einer der Ihren gefeiert. Wegen einer Ode auf den Tod Napoleons Ⅰ. verlor Lebrun (1822)
sein Jahresgehalt und seine Stelle in der Steuerverwaltung. Die Anerkennung der jüngern Generation erwarb
Lebrun durch die Dichtung «Voyage en Grèce» (1828). 1828 wurde er Mitglied der Akademie. Durch seinen Einfluß kam V. Hugo 1841 in
die Akademie. Lebrun war unter der Juliregierung Pair (1839),
unter Napoleon Ⅲ. (1853) Senator. Er starb zu
Paris. Seine «Œuvres» sind gesammelt in 5 Bänden (Par. 1844–63).
(spr. -bröng), Ponce Denis Ecouchard, genannt Lebrun-Pindare, franz. Dichter, geb. zu Paris, machte
sich als Geheimsekretär ^[] des Prinzen Conti 1760 weltbekannt
durch eine Ode an Voltaire, worin er diesen ersuchte, sich
einer Mademoiselle Corneille, die von dem großen Tragiker abstammte, anzunehmen. L.s Bestreben war es,
inmitten der geistreichen Zierlichkeit und schwächlichen Empfindlichkeit seiner litterar. Umgebung, sich der «großen
Poesie» zu widmen, dem Erhabenen und Großartigen nachzugeben und so zur Unsterblichkeit zu gelangen. So wurde Lebrun nicht der
korrekteste, aber der energischste Dichter in der Ausbildung und Ausnutzung des von Malherbe und Rousseau
überlieferten Odenstils und der dritte sog. Klassiker dieser Gattung.
Aber auch er ist vorzugsweise Wort- und Verskünstler und, ungeachtet naturphilos. Anläufe, arm an Gedanken. Außer den Oden
schrieb Lebrun Elegien ohne tiefe Empfindung, zwei unvollendete Lehrgedichte («La
nature» und «Les veillées du Parnasse») und eine Reihe vortrefflicher, beißender Epigramme. Durch widrige
Verhältnisse in Not geraten, wurde er von Ludwig ⅩⅥ. mit einer Pension unterstützt; nach der Revolution verkündete er
Robespierres Lob und ließ einige Jahre später seine patriotische Muse in den Dienst Bonapartes treten, der ihm als Konsul
ein Jahresgehalt von 6000 Frs. gewährte. Lebrun starb zu Paris. Seine «Œuvres complètes» gab Ginguené
heraus (4 Bde., Par. 1811).
(spr. -bröng),Theodor, Schauspieler, geb. zu Kornitten bei Königsberg,
[* 35] studierte in Berlin
[* 36] Medizin,
ging aber 1848 in Thorn
[* 37] zur Bühne, spielte in verschiedenen Städten und übernahm 1865 die Leitung des
RigaerTheaters, die er bis Mai 1868 führte. Hierauf wurde Lebrun Direktor des Wallner-Theaters in Berlin, das ihm eine neue Blüteperiode
verdankt und auf dem er neben der bis dahin meist gepflegten Posse auch das Lustspiel heimisch machte. 1886 ging er als Regisseur
an das Hamburger Thaliatheater. Als Schauspieler genoß Lebrun den Ruf eines vorzüglichen Charakterdarstellers,
der auch im klassischen Drama Bedeutendes leistete. Seit 1893 lebte er in Hirschberg
[* 38] in Schlesien,
[* 39] wo er starb.