LausitzerBergland, ein
Teil der
UmwallungBöhmens, umschließt zwei
Teile: das eigentliche Lausitzergebirge, das
sich in südöstl.
Richtung vom Elbsandsteingebirge bis zum Jeschkengebirge hinzieht und das Jeschkengebirge selbst, das in
südöstl. Fortsetzung bis zur Iser reicht und im
NO. von der
Neisse
[* 7] begrenzt wird. Das Ganze stellt eine
Hochfläche von etwa 320 m Höhe dar, welcher verschiedene Kuppen und
Ketten aufgesetzt sind. Im nordwestl.
Teil, dem Lausitzergebirge im
engern
Sinn, erhebt sich der Phonolithkegel der Lausche zu 796 m, gegen das Elbsandsteingebirge hin der
Hochwald zu 748 m,
der Johnsberg zu 642 m. Das Ganze bildet eine Granitplatte und hat in einem
Tertiärbecken bei Zittau
[* 8] ein mächtiges Braunkohlenlager und zahlreiche Basaltkegel.
In dem südwestl.
Teil, dem Jeschkengebirge,
gewährt der Jeschkenberg in
Böhmen (1013
m) eine herrliche Aussicht.
Grenzwall, s.
Märkisch-Schlesischer Landrücken. ^[= von SO. nach NW. streichender Höhenzug, der in Polen, am Ursprung der Malapane und Warthe seinen ...]
Typus, die früher allgemein gebrauchte Bezeichnung für eine sehr große Gruppe von vorgeschichtlichenThongefäßen,
die sich besonders häufig in den Gräberfeldern des mittlern und östl.
Deutschlands,
[* 9] in
Böhmen und bis
Ungarn
[* 10] hinein vorfinden
und von der
Bronzezeitbis in die ältere Eisenzeit, etwa von 600 bis teilweise in die letzten Jahrhunderte v.Chr. reichen.
Die schön geformten
Buckelurnen (s. d. und
Tafel:
UrgeschichteIII,
[* 1]
Fig. 17), die
Gefäße mit feinen
Strich-
und Punktverzierungen (Taf. IV,
[* 1]
Fig. 1
u. 2), die kleinen zweigeteilten
Gefäße und die sog. Räuchergefäße haben eine große
Verbreitung und wurden früher als die allgemeinen Charakteristika des lausitzer Typus angesehen. Aber nachdem
immer mehr Material aus der Erde geschafft worden war, lernte man immer mehr Unterschiede zwischen den
einzelnen Gebieten erkennen und immer mehr einzelne Gruppen für sich aussondern. So unterscheidet man jetzt auf dem großen
Gebiet des ehemaligen lausitzer Typus, vom Harz bis zum Donauthal, die sächs., die
mittelmärkischen, die Niederlausitzer, die
Posener und schles. Formen u.s.w.
im allgemeinen jeder bei bestimmter
Stellung der Organe des Mundes und
Kehlkopfes mit Hilfe des Respirations-(Atmungs-)stroms
erzeugte
Schall,
[* 12] sei es
Klang
(Ton) oder
Geräusch. Zur Erzeugung eines Laut sind notwendig: der durch die
Atmungsorgane erzeugte
Luftstrom, eine schallbildende
Hemmung desselben im
Kehlkopfe oder dessen Ansatzrohr (d. h.
Rachen-, Mund-
und Nasenhöhle) durch Verschluß oder Verengung, endlich ein durch dieses Ansatzrohr gebildeter Resonanzraum, der dem
Schall
eine bestimmte Färbung giebt.
Die
Stellungen, welche die Organe zu der erwähnten
Hemmung einnehmen, heißen
Artikulationen, der bestimmte Ort, wo die
Hemmung
stattfindet, die Artikulationsstelle des Laut (in dem
Begriffe «Laut» liegt demnach bereits das Artikuliertsein).
Die von den so erzeugbaren Laut in der menschlichen
Sprache
[* 13] verwendeten heißen
Sprachlaute, die von diesen in einer bestimmten
Sprache vorkommenden bilden deren Lautbestand. Die
Lehre
[* 14] von der Erzeugung, der besondern Art und dem Verhältnis der Laut zueinander
heißt
Phonetik (vom griech. phonē, «Laut»)
oderLautphysiologie, auch
Sprachphysiologie; unter Lautlehre oder Phonologie versteht man die
Darstellung
des Lautbestandes einer einzelnen
Sprache oder Sprachengruppe und seiner geschichtlichen
Veränderungen.
Eine Hauptaufgabe der Lautphysiologie ist die systematische
Anordnung der
Sprachlaute. Die aus dem
Altertum überkommene
Einteilung
der Laut in
Vokale und
Konsonanten und der letztern wieder mutae (tenues,k, t, p, media, g, d,
b, und aspiratae,
kh, th, ph, grch. χ, ϑ, ϕ), liquidae (l, r,
m, n) und
Spiranten (s, ch, f u.s.w.) wird zwar in praktischen
Sprachlehren immer
noch beibehalten, ist aber wissenschaftlich ungenügend. Die Lautphysiologie teilt die Laut nach verschiedenen
Gesichtspunkten
ein. Die wichtigsten Einteilungsarten sind:
1)
Tönende (stimmhafte) und tonlose (stimmlose) Laut. Werden durch den Luftstrom die
Stimmbänder im
Kehlkopf
[* 15] in rhythmische Schwingungen
versetzt, so entsteht ein musikalischer
Klang, der Stimmton. Laut, die mit Stimmton hervorgebracht werden, z.B. a, n, w, nennt
man tönend. Erfährt der Luftstrom erst im Ansatzrohr eine
Hemmung, sei es durch Herstellung eines völligen
Verschlusses, wie
bei t, oder nur einer Verengerung, wie bei f, so entstehen tonlose Laut. Zu diesen gehören indes auch solche,
bei denen der Luftstrom so durch den
Kehlkopf und die Mund- oder Nasenhöhle durchgeht, daß weder dort noch hier eine Schallbildung
stattfindet; das sind die tonlosen
Vokale oder, wie sie gewöhnlich heißen, die
h-Laute (man kann z. B.
das h in
«Uhu» als ein tonloses
u, das in «Hirt» als ein tonloses i bezeichnen). – 2)
Sonorlaute und
Geräuschlaute.
Das Ansatzrohr dient einerseits zur Modifikation der im
Kehlkopf gebildeten
Klänge, andererseits können in ihm durchHemmung
und Reibung
[* 16] des Luftstroms
«Geräusche» erzeugt werden, die von der Thätigkeit des
Kehlkopfs unabhängig sind. So findet z. B.
bei t und bei dem s von ist ein
Geräusch an der Innenseite der obern Zahnreihe oder an den
Alveolen statt. Stimmton und Ansatzrohrgeräusch
können verbunden sein, z.B. beim sog. weichen s (frz.
z in zéro). Diejenigen Laut nun, die mit
Geräusch gebildet werden, seien sie tonlos oder tönend, heißen
Geräuschlaute (sie
zerfallen in Verschlußlaute oder explosivae, wie t, d, und Reibelaute oder
Spiranten, wie s, frz. z, f, v); diejenigen dagegen,
bei denen
Stimmbildung im
Kehlkopf stattfindet und das Ansatzrohr nur schallmodifizierend wirkt, heißen
Sonorlaute (zu ihnen gehören die
Vokale, die
Nasale und die r- und l-Laute, wenn sie ohne Reibungsgeräusch hervorgebracht
werden). – 3) Mundlaute,Nasenlaute und Mund-Nasenlaute.Bei den meisten
Sprachlauten ist der Nasenraum durch das an die hintere
Rachenwand angedrückte
Gaumensegel (s.
Gaumen) abgesperrt, z.B. bei
a, t, f. Dieses sind die reinen Mundlaute.
Hängt aber das
Gaumensegel frei herunter, sodaß die Luft durch den Nasenraum ausströmen kann, so entstehen, wenn
¶
mehr
die Mundhöhle nach außen hin abgesperrt ist (z. B. durch Aufeinanderpressen der Lippen),
die reinen Nasenlaute (nasales), m, n u. s. w. Entweicht hingegen die Luft durch Mund und Nase
[* 18] zugleich, so haben wir Mund-Nasenlaute,
zu denen namentlich die nasalierten Vokale gehören, wie in frz. enfant. - 4) Nach den Artikulationsstellen des Mundraums:
a. Die Lippenlaute (Labiale): Verschluß oder Enge werden gebildet durch die beiden Lippen oder durch Unterlippe und Oberzähne
(b, p, f u. a.). b. Die Zwischenzahnlaute (Interdentale): der vordere Zungensaum verstopft den Spalt zwischen den beiden Zahnreihen
(z. B. engl. th). c. Zahnlaute (Dentale): Verschluß oder Enge
gebildet durch die Zungenspitze und die Zähne
[* 19] oder die Alveolen der Oberzähne (hierher gehören die mannigfachen
Arten der t- und d- wie s-Laute), d. Die Cerebrallaute (auch Kakuminale oder Linguale genannt): die Zungenspitze wird auf- und
zurückgebogen und artikuliert gegen die höchste Stelle der Gaumenwölbung;
diese Laut giebt es z. B. im Sanskrit, man bezeichnet
sie in lat. Schrift durch die zur Bezeichnung der Dentale angewandten Buchstaben mit darunter gesetztem
Punkt, t, th, d, dh, n. e. Die Gaumenlaute (Palatale): Verschluß oder Enge gebildet durch den mittlern Zungenrücken und den
harten Gaumen (hierher z. B. im Deutschen das k, g vor e, i, das ch von ich), f. Die Kehllaute (Gutturale,
auch Velare genannt): Verschluß oder Enge gebildet durch den hintern Zungenrücken und den weichen Gaumen (k, g vor a und
andern sog. harten Vokalen, ch in ach u. a.). - 5) Dauer- und Momentanlaute.
Jene sind solche Laut, deren Erzeugung beliebig lange fortgesetzt werden kann (Vokale, Liquidä, Nasale und
Spiranten). Bei diesen erfolgt die Lauterzeugung momentan, es sind die sog. Verschluß-
oder Explosivlaute (s. oben): es wird an irgend einer Artikulationsstelle durch Aufeinanderpressen
der betreffenden Mundteile ein fester Verschluß gebildet, der nach einem Augenblick völliger Lautlosigkeit gesprengt wird;
von den beiden Namen Verschluß- und Explosivlaut bezeichnet also jeder nur eins von den verschiedenen
Momenten, die bei der Bildung dieser Laut in Betracht kommen. - 6) Einfache und zusammengesetzte Laut. Da die Laut in der lebendigen
Sprache gewöhnlich nicht vereinzelt auftreten, sondern in Verbindung mit andern, in Lautverbindungen, so hat die Lautphysiologie
vor allem auch diese Lautverbindungen zu untersuchen.
In der Zeit, in der die Sprachorgane aus der festen Stellung für einen Laut in die feste Stellung für einen andern Laut übergeführt
werden, dauert der Luftstrom fort, und bei diesem Übergang sind immer Übergangslaute vorhanden, z. B.
werden zwischen a und i in der Verbindung ai (Kaiser) e-Laute als Übergangslaute gesprochen. Die Schrift,
die ja die lebendige Rede im allgemeinen nur in mehr oder minder roher Umrißzeichnung wiedergiebt und kein durchaus getreues
Abbild von ihr ist, läßt die Übergangslaute in der Regel unbezeichnet.
Der Begriff des zusammengesetzten Laut ist hiernach, d. h. wenn man die wirkliche Sprache, nicht ihre schriftliche
Darstellung in Betracht zieht, schwer zu begrenzen. In der minder exakten Grammatik nennt man zusammengesetzte Laut solche, die
einen stärkern Gegensatz zueinander bilden und oft vereinigt auftreten, auch in der Schrift gewöhnlich als ein Mehrfaches
erscheinen. Namentlich gehören dahin die Diphthonge (Verbindung zweier Vokale innerhalb derselben Silbe, wie ai, au,
ei) und die Aspiraten
(Verbindung eines Verschlußlautes mit h, wie kh, gh). - 7) Sonanten (Selbstlauter) und Konsonanten (Mitlauter).
Jede Silbe hat einen Laut, der der Träger
[* 20] der Silbenbetonung ist, z. B. in hóff-núng die Vokale o und u. Solche Laut nennt man
Sonanten. Die andern Elemente der Silbe sind gewissermaßen nur Beigaben zu dem den Kern der Silbe ausmachenden
Sonanten und heißen darum Konsonanten. Jede Silbe muß einen Sonanten haben und kann nur einen haben. Dagegen kann sie mehrere
Konsonanten (z. B. Genitiv strúmpfs) oder auch gar keinen (z. B.
das ausrufende o!) enthalten. Ein großer Teil nun der Sprachlaute kann ebensowohl sonantisch als auch
konsonantisch fungieren. Am bekanntesten ist diese Doppelgeltung der Vokale i und u, z. B. ist in «Asien»
[* 21] das i bei dreisilbiger
Aussprache des Wortes sonantisch, bei zweisilbiger (Asjen) konsonantisch; ebenso ist u in lateinisch aqua konsonantisch; immer
konsonantisch sind i und u in den Diphthongen ai, au, ei, eu u. dgl. Ferner sind sonantische Nasale (n, m)
und Liquidä (r, l) häufig. Auch im Deutschen, wo die Schrift allerdings diese Geltung der Laut nicht erkennen läßt: man spricht
z. B. die Formen geritten, rechnet, handelt fast immer als gerittn, rechnt, handlt mit silbebildendem
n und l (während in berittne und handle n und l konsonantisch stehen). Entsprechend sind in czechischem
vlk (Wolf) und krt (Maulwurf) l und r Sonanten; s ist Sonant z. B. in unserer Interjektion «bst!».
In der Lautphysiologie leisteten bereits die alten Inder sehr Bedeutendes. Unter den europ. Völkern sind nennenswerte Beiträge
zu dieser Wissenschaft erst seit dem 17. Jahrh. zu verzeichnen. Im Ausgang
des 18. Jahrh. erschien das erste grundlegende Werk von W. von Kempelen, Mechanismus der menschlichen Sprache nach der Beschreibung
seiner sprechenden Maschine
[* 22] (Wien 1791). In unserm Jahrhundert nahm die Phonetik einen bedeutenden Aufschwung, als die Wichtigkeit
der lautphysiol.
Forschung für die Sprachwissenschaft klarer erkannt wurde und sich neben den Physiologen auch die Sprachforscher
an diesen Studien beteiligten. Gute Handbücher lieferten Brücke,
[* 23] Grundzüge der Physiologie und Systematik der Sprachlaute (2.
Aufl., Wien 1876); Sievers, Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogerman. Sprachen (4.
Aufl., Lpz. 1893);
Vieles
Einzelne in Techmers «Internationaler Zeitschrift für allgemeine
Sprachwissenschaft» (Lpz. 1884 fg.) und in Vietors «Phonetischen
Studien» (Marb. 1888 fg.). Neben den Deutschen haben sich die Engländer und die Schweden
[* 25] um die Lautphysiologie verdient gemacht.
Hervorzuheben sind: A. M. Bell, Visible speech (Lond. 1865);
A. I. Ellis, On early English pronounciation (4 Tle., ebd. 1869 -
75);
H.Sweet, Handbook of phonetics (Oxf. 1877) und History of English sounds (ebd. 1888);
I. Laut Lundell, Det svenska landsmålsalfabetet
(«Svenska Landsmålen», I); I. Storm, Engl. Philologie, Bd. 1. (2. Aufl.,
Lpz. 1892).