Steinen; der alte prachtvolle Großmogulpalast, später Residenz Randschit-Singhs,
Saman-Burdsch genannt. Zu den berühmtesten
Anlagen gehört der
Garten
[* 2]
Dschahangirs, Schahlimar oder Schalamar genannt, mit drei
Terrassen und 450
Fontänen.
Die Stadt besitzt
verschiedene staatliche Schulanstalten für
Volks- und höhere
Bildung, unter andern die Pandschab-Universität, das
OrientalischeKolleg, eine Rechtsakademie und mediz.
Schulen und Anstalten.
Man fertigt Baumwollstoffe, Waffen,
[* 3] Flanell,
Seide,
[* 4]
Gold- und Silberlitzen;
Lago Sebino war bis 1008 Residenz alteinheimischer
Hindu-Radschas, dann der ersten mohammed. Eroberer
Indiens, der Ghasnawiden, bis
1186;
hierauf der Ghoriden. Es wurde 1225 von dem Chowaresmier Dschalal-ud-din-Mankbarni, 1397 durch einen
Heerführer des
MongolenTimur geplündert, 1525 vom
Sultan Babar eingenommen, gehörte seitdem zum
Reiche des Großmoguls
und rivalisierte als Residenzstadt im 17. und 18. Jahrh. mit Dehli, verfiel aber mit dem
Verfall des Kaiserreichs. 1846 wurden
Stadt und Citadelle von der brit.
Armee besetzt und 9. März daselbst ein «Übereinkommen» mit dem elfjährigen
Maharadscha Dalip-Singh (s. d.) abgeschlossen.
(spr. lăihr), eigentlich EtienneVignoles,
HeerführerKarls VII. von
Frankreich, geb. um 1390, hielt sich seit 1418 zur
Partei des Dauphin, bekämpfte die Engländer und ihre franz. Parteigänger und entsetzte
im
Verein mit
Jeanne d'Arc April 1429 das bedrängte
Orleans. Nach der
Schlacht bei
Patay (1429) geleitete er
Karl nach Reims
[* 5] zur Krönung und zur
Belagerung von
Paris.
[* 6]
Als er 1430 gegen Rouen
[* 7] vordrang, um die
Jungfrau zu retten, wurde er von den Engländern
gefangen, entkam aber und wirkte 1432 bei der Einnahme von Chartres mit. In der Zeit des nationalen Aufschwungs zeichnete
er sich auch ferner durch kühne
Streifzüge in dem von den Engländern besetzten Gebiete nordöstlich
von
Paris aus; er nahm
Soissons und drang wieder gegen Rouen vor. 1442 begleitete er den König nach Montauban, wo er starb.
(spr. laïtóll),Périer de, franz. Artillerietechniker,
geb. zu Gaillon (Eure), wurde im Feldzuge 1870 bei Wörth
[* 8] schwer
verwundet, war an den in
Frankreich nach 1871 angestellten Versuchen behufs Schaffung eines Feldgeschützes aus
Stahl wesentlich
beteiligt; das von ihm konstruierte und häufig nach ihm benannte 95
mm-Geschütz (s.
Geschütz, Bd. 7, S. 917 b) gehörte
nur vorübergehend der Feldartillerie an. Lahitolle war zuletzt Direktor der Geschützgießerei
zu
Bourges und starb als
Oberstlieutenant zu Poitiers.
eine
Krankheit der Haustiere, die in den ersten
Tagen oder Wochen nach der
Geburt auftritt und durch
Fieber und
Gelenkanschwellungen charakterisiert ist, die
Lahmheit herbeiführen.
Die
Krankheit dauert 2-3 Wochen und führt in etwa 75 Proz.
der Fälle zum
Tode. Die Lähme beruht auf einer vom Nabel ausgehenden
Blutvergiftung.
Deshalb ist die Behandlung
hauptsächlich eine vorbeugende und besteht in sorgfältiger Nabelpflege.
Lahmen,
Lahmgehen,
Hinken (nicht zu verwechseln mit
Lähmung), bei
Pferden eine Bewegungsstörung, die, durch
Schmerzhaftigkeit irgend einer
Stelle eines Fußes verursacht, darin besteht, daß das
Tier den betreffenden
Fuß gar nicht oder unvollkommen belastet. Die Zahl der Zustände, die Lahmheit hervorrufen können, ist groß und
die Erkennung des Sitzes der Lahmheit nicht immer leicht. Man unterscheidet je nach dem Sitze des
Leidens Huf-,
Fessel-,
Sehnen-,
Schulter-,
Sprunggelenk-, Kniegelenk- und Hüftlahmheiten; auch durch
Überbeine (s. d.) werden Lahmheit hervorgerufen.
Diesen verschiedenen
Arten von Lahmheit liegen entweder Quetschungen, Zerrungen mit
Bluterguß oder
Entzündungen zu
Grunde, welche
selbst durch Fehltritte, Verletzungen oder auch durch Erkältung (Schulterlahmheit,
Rehe) hervorgerufen werden können.
(Akinesis,Paralysis), in der
Medizin derjenige Zustand, bei dem die Muskelthätigkeit durch Erkrankung der
Muskeln
[* 9] selbst (sog. myopathische Lähmung) oder der sie beherrschenden
Nerven
[* 10] (sog. neuropathische Lähmung) geschwächt oder vernichtet ist. Die Lähmung kommt
zu stande, indem entweder die Nervencentralorgane
(Gehirn
[* 11] und Rückenmark) einen
Teil ihrer Thätigkeit eingestellt haben (centrale
Lähmung), oder indem die Nervenleitung zu dem
Muskel unterbrochen oder die
Muskeln selbst erkrankt sind (peripherische Lähmung). Die
centrale Lähmung kann verschiedener Art sein.
Dieselbe kann schon dadurch gegeben sein, daß der Willensimpuls zu den
Bewegungen fehlt (so bei Geisteskranken,
Hysterischen),
oder daß das
Centralorgan für die Reflexbewegungen vernichtet ist, ohne daß die betreffenden Krankheitsherde selbst eine
sichtbare
Veränderung darböten; oder es können anatomisch nachweisbare Zerstörungen imGehirn oder
Rückenmark die
Ursache der centralen Lähmung sein, so mangelhafte
Ernährung,
Blutungen im
Gehirn (Hirnschlag),
Entzündungenu. dgl.
Die centrale Lähmung ist entweder eine cerebrale, wenn der Sitz der lähmenden
Ursache im
Gehirn ist, oder eine spinale, wenn die
Lähmung ihren Ausgangspunkt im Rückenmark hat.
Bei den peripherischen Lähmung ist, sofern sie nicht auf Erkrankung
der
Muskeln beruhen, entweder der
Nerv in seinem Verlauf unterbrochen (zerschnitten, gequetscht, durch Neubildungen oder
Entzündungen
zerstört u. s. w.) oder in seiner molekularen Zusammensetzung durch fettige Entartung,
Atrophie,
Erweichung u. s. w. verändert.
Die Lähmung ist entweder vollständig (Paralysis) oder unvollständig (Parese), in welch letzterm Falle nur eine
Schwäche oder Funktionsstörung des befallenen Organs vorhanden ist. Die Lähmung betrifft entweder den ganzen Körper
mit Einschluß selbst des
Gehirns (allgemeine
Paralyse), oder nur einen
Teil (partielle
Paralyse), und wird dann, je nachdem
sie einzelne Körperteile befällt, verschieden benannt: Hemiplegie (halbseitige Lähmung), bei Lähmung einer
Körperseite,
Paraplegie (Querlähmung), bei Lähmung der untern Körperhälfte, Paralysis cruciata (gekreuzte
Lähmung), wenn einzelne
Teile beider Körperhälften abwechselnd (z. B. rechte Gesichtshälfte, linker
Arm und linkes
Bein) betroffen
sind. Bisweilen geht die Lähmung mit einem unaufhörlichen unwillkürlichen Bewegen des kranken
Gliedes einher,
d. i. die sog. Zitter-
oder Schüttellähmung (Paralysis agitans), welche namentlich alte Leute befällt. Die Lähmung, welche
häufig mit
Anästhesie (s. d.) verbunden vorkommen, sind um so ausgedehnter, je näher
sich der verletzte
Nerv den Centren befindet, je mehr
¶
mehr
einzelne Muskeln versorgende Fasern er an dieser Stelle enthält. Eine Blutung im Gehirn lähmt eine ganze Körperseite; eine
in der Breite
[* 13] ausgedehnte Verletzung des Rückenmarks lähmt alle abwärts von dieser Stelle gelegenen Teile, während eine
Zerschneidung eines Nerven etwa an der Handwurzel nur die Lähmung einiger Finger zur Folge hat. Sind Empfindungsnerven
in ihrer Thätigkeit beeinträchtigt, welche bei Gesunden die Reflexbewegungen vermitteln, so spricht man von einer Reflexlähmung.
Häufig werden infolge der gleichzeitig vorhandenen Anästhesie in den gelähmten Gliedern mancherlei abnorme Gefühlseindrücke
(Ameisenkriechen, Taub- und Pelzigsein, Gefühl des Einschlafens u. a.) empfunden.
Die Ursachen sind sehr mannigfaltig. Die centralen Lähmung entstehen bei Zerstörung des Gehirns und Rückenmarks
infolge von Zertrennung derselben (Bluterguß, Erschütterungen, Entzündungen ihrer selbst oder ihrer Häute, Druck auf dieselben
durch Geschwülste u. s. w.), während die peripherischen Lähmung die oben aufgeführten
Ursachen haben. Allgemeine Lähmung besonderer Art treten noch auf bei gewissen Vergiftungen, so bei Bleivergiftung, bei Vergiftungen
mit gewissen Alkaloiden (Curare, Nikotin, Blausäure, Ergotin u. s. w.), bei Malariakrankheit, bei Syphilis,
nach Rheumatismen u. s. w. Bei Geisteskranken wird öfters eine eigentümliche, allmählich
sich über den ganzen Körper ausbreitende und mit Blödsinn verbundene Lähmung beobachtet, welche fast immer zum Tode führt; das
ist die sog. Dementia paralytica. (s. Progressive Paralyse der Irren). Eine nicht minder bedenkliche Lähmung ist
die sog. Bulbärparalyse (s. d.).
Eine eigenartige Form der Lähmung ist ferner die sog. Kinderlähmung oder essentielle Lähmung (Poliomyelitis anterior acuta), bei welcher
in den ersten Lebensjahren ganz plötzlich unter hohem Fieber, Delirien, Krämpfen und andern Hirnerscheinungen vollständige
Lähmung der beiden untern Extremitäten eintreten, welche weiterhin zu fettiger Entartung und
Schwund der Muskulatur und zu mannigfachen dauernden Verkrümmungen der Fußgelenke führen. Das Wesen dieser merkwürdigen
Krankheit, deren eigentliche Ursachen noch ganz unbekannt sind, besteht in einer herdweise auftretenden Entzündung der vordern
grauen Hörner des Rückenmarks, aus denen die Bewegungsnerven entspringen.
Eine ähnliche Krankheit kommt übrigens auch mitunter bei Erwachsenen als sog. akute
atrophische Spinallähmung vor. Verschieden hiervon ist die sog. akute aufsteigende Spinallähmung oder Landrysche Paralyse,
bei welcher sich in rapider Weise unter Fieber und reißenden Schmerzen eine an den untern Extremitäten beginnende, rasch bis
zu den obern Extremitäten aufsteigende motorische Paralyse entwickelt, während die Sensibilität sowie
Funktionen der Blase und des Mastdarms normal bleiben.
Die Krankheit befällt vorwiegend junge kräftige Männer von 20-35 Jahren und verläuft in vielen Fällen tödlich. Ausgebreitete
Lähmung der untern, später auch der obern Extremitäten sowie der Blase und des Mastdarms finden sich weiterhin bei der Rückenmarksschwindsucht
(s. d.), wo sie ihren Grund in der atrophischen Entartung der hintern Rückenmarksstränge und der hintern
Nervenwurzeln haben. In naher Beziehung Zu dieser Rückenmarkskrankheit steht die zuerst 1875 von Erb, später von Charcot beschriebene
spastische Spinalparalyse oder primäre Seitenstrangsklerose (Tabes
dorsal spasmodique), eine eigentümliche Lähmungsform,
welche vorwiegend die Beine befällt und sich dadurch auszeichnet, daß in den gelähmten Muskeln infolge
einer Steigerung der Sehnenreflexe bei jedem Versuche einer aktiven oder passiven Bewegung reflektorische Muskelspannungen eintreten,
welche der beabsichtigten Bewegung einen oft kaum zu überwindenden Widerstand entgegensetzen. Die gelähmten Beine sind oft
steif wie zwei unnachgiebige Stöcke, wodurch die Kranken einen höchst eigentümlichen (spastisch-paretischen) Gang
[* 14] darbieten.
Die Behandlung der Lähmung erfordert zunächst vor allem eine genaue und sorgfältige Erforschung der Grundursache;
von den einzelnen Heilmitteln haben sich die Anwendung des elektrischen, insbesondere galvanischen Stroms auf die gelähmten
Teile, die methodische Vornahme gymnastischer Manipulationen (Frottieren, Massieren, Heilgymnastik), der Gebrauch gewisser
Bäder, zumal der indifferenten Thermen (Wildbad, Gastein, Teplitz, Wiesbaden,
[* 15] Warmbrunn u. a.) sowie die
innerliche oder subkutane Anwendung des Strychnins und Brucins am meisten bewährt. In geeigneten Fällen von Lähmung, z. B. bei
Durchtrennungen der Nerven, bei Drucklähmungen u. s. w., ist die operative Behandlung indiziert. Durch
Nahtvereinigung der durchtrennten Nerven (Nervennaht, s. d.) hat man sehr befriedigende, zum Teil überraschende Heilungen
der Lähmung erzielt. Alle gelähmten Teile müssen übrigens vor äußern Schädlichkeiten sorgsam geschützt und durch zweckmäßige
Lagerung, spirituöse Einreibungen und geeignete Schutzverbände vor dem brandigen Aufliegen (s. d.) behütet werden. -
Vgl.
Erb, Handbuch der Krankheiten der peripheren cerebrospinalen Nerven (2. Aufl., Lpz. 1876);