forlaufend
821
Haare, [* 2] überhaupt alle Gegenstände auf das glück- lichste nachzuahmen wußte. Die letzte klassische Vollendung erhielt die Kupferstich durch Gerard Edelinck (s. d.), der in seinen Werken die bis- herigen Richtungen, die plastische und die malerische, Zur schönsten Zusammenwirkung vereinigte.
Mit Recht gilt daher das 17. Jahrh, für das goldene Zeitalter der Kupferstich. Von den nächstfolgenden Kupfer- stechern arbeiteten dieDrevet (s. d.) noch mit Erfolg nach den Grundsätzen und im Geiste der klassischen Meister fort;
andere hingegen, wie Balechou und Beauvarlet, verringerten die Vorzüge ihrer Werke durch einseitiges Verfolgen malerischer Richtungen in einer Kunst, welche des Farbenzaubers entbehrt. Doch man sah neben großen Verirrungen manche gute Erscheinung auftauchen, und das silberne Zeit- alter der Kupferstich im 18. Jahrh, ist noch reich an treff- lichen Künstlern, wie G. F. Schmidt, I. G. Wille, R. Strange, W. Woollett, G. Volpato, W. Sharp, I. G. von Müller, Raffaello Morghen (s. die be- treffenden Artikel).
Lassen auch die Arbeiten der Genannten hinsichtlich der Zeichnung und der Wahr- heit des Ausdrucks ost zu wünschen übrig, so er- scheint in denselben doch die Darstellung bis zur höch- sten Eleganz, Zartheit und Lieblichkeit ausgebildet.
Was die Technik anbelangt, so arbeiteten die alten Meister ausschließlich mit dem Grabstichel, und selbst bei den jüngern findet sich noch keine ver- einte Anwendung der Radiernadel und des Grab- stichels. Im 17. Jahrh, bedienten sich die Maler des letztern zur Nachhilfe bei ihren radierten Platten; allein die Kupferstecher jener Zeit hielten sich an die reine Grabstichelarbeit.
Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh, kam es bei diesen in Gebrauch, die Platten vermittelst der Radiernadel vorzubereiten und dann mit dem Grabstichel zu bearbeiten. Zu den Arbeiten dieser Handwerkszeuge fügte man noch diejenige derSchneidenadel hinzu, und seitdem wurde nur selten mit dem Grabstichel allein gearbeitet. 3)tan pflegte gewöhnlich mehrere Vearbeitungsweisen miteinander zu verbinden, was freilich oft die Tech- nik des Stiches als bloße Virtuosität hervortreten und zur Manieriertheit ausarten ließ. In neuerer Zeit begannen die Franzofen zuerst wieder einen strengen Stil und eine festere Zeichnung auch in die Kupferstich einzuführen und fanden Nachfolger unter den Deutschen und Italienern.
Viele Leistungen von Desnoyers, Richomme, Francois Forster, Müller dem Jüngern, Longhi, Toschi'u. a. erinnern, trotz der modernen Behandlung und manchmal unge- nügend treuen Wiedergabe des Originals, durch Ge- diegenheit der Technik an die Arbeiten der bessern frühern Epoche. In neuerer Zeit zeichneten sich in der Kupferstich aus: Steinla (gest. 1858), Calamatta (gest. 1869), Schäffer (gest. 1871), Iof.
Keller (gest. 1873), Mandel (gest. 1882), Felsing (gest. 1883), Henriquel- Dupont (gest. 1892);
ferner R. Trossin (geb. 1820), L. Iacoby (geb. 1828), Joh. Bürger (geb. 1829), G. Eilers (geb. 1834; s. die betreffenden Artikel). Eine Reform der in Formalismus erstarrten Linien- stecherei versuchte mit Erfolg der Franzofe Gaillard (s. d.; gest. 1887) und in Deutschland [* 3] Stauffer-Bern Litteratur.
Huber und Rost, Handbuch für Kunstliebhaber (9 Bde., Zür. 1796-1804);
Bartsch, 1.6 P6iuti'6-3I'HV6UI' (21 Bde., Wien [* 4] 1803-21); ders., Anleitung zur Kupferstichkunde (2 Bde., ebd. 1821); Nobert-Dumesnil, 1^6 psiutre-Fi'a.vsui' fi-an- 53.18 (9 Bde., Par. 1835 - 65);
Passavant, 1.6 Artikel, die man unter K verm p6intr6'Frav6ur (6 Bde., Lpz. 1860-64);
Andresen, Der deutsche Peintre-Graveur oder die deutschen Maler als Kupferstecher nach ihrem Leben und ihren Werken vom letzten Drittel des 16. bis zum Schluß des 18. Jahrh. (5 Bde., ebd. 1864-78);
ders., Die deutschen Malerradierer des 19. Jahrh. (Bd. 1-4, - ebd. 1866-70; Bd. 5, von Wessely, ebd. 1874-77); G. Duplessis, Hi8t0ii-6 ä6 1a Fra.vur6 (Par. 1880); Apell, Handbuch für Kupferstichsammler (ebd. 1880); von Lützow, Geschichte des deutschen Kupferstichs und Holzschnitts (Berl. 1891);
ders., Der Kupferstich der Gegenwart in Europa [* 5] (Bd. 2 der «Vervielfältigenden Kunst der Gegenwart», Wien 1891);
R. Graul, Die Radierung der Gegenwart in Europa und Nord- amerika Od. 3 der «Vervielfältigenden Kunst der Ge- genwart», ebd. 1892 fg.);
Veraltn, 1^63 Fl3,v6ur8 äu. XIX' 8i6ei6 (10 Bde., Par. 1885).
Wichtige Sammel- werke sind Weigel und Zestermann, Die Anfänge der Druckerkunst in Bild und Schrift (2 Bde., Lpz. 1866), Die Publikationen der Internationalen Chalko- graphischen Gesellschaft (Berl. 1886fg.), Kupferstiche und Holzschnitte alter Meister in Nachbildungen der deutschen Reichsdruckerei (ebd. 1889 fg.). - Über die Technik: Bosse, Iraitö ä68 niHui6r63 ä6 Fravei- 8ur 1'ailHiu 6te. (Par. 1645; deutsch Nürnb. 1652 u. ö.); I. C. Gütle, Die Kunst in Kupfer [* 6] zu stechen, zu radieren und zu ätzen (3 Bde., Nürnb. und Altdorf 1795);
Longhi, Die Kupserstecherei (Hildburgh. 1837);
Lalanne, Ii-aite ä6 1a Fraviii-6 2.1'63.u-l0rts (Par. 1866);
Hamerton, NtckiuF anä tk6 6tck6rg (Lond. 1868);
Martial, ^0iiv6au traitö ä6 1a Fra- vur6 3. 1'6Hu-k0i-t6 (Par. 1873);
S. R. Koehler, I^tcliwF (Lond. 1885);
Herkomer, NtckinZ and M6220s.iQ5 6llZi'2.viuA (ebd. 1892). Kupferstein, s. Kupfer (S. 813 a). Kupferstich, Abdruck, der mit schwarzer oder auch bunter Farbe auf Papier, Pergament, Atlas [* 7] u. s. w. von Stichen auf Metallplatten gemacht wird (s. Kupferdruck).
Je nachdem dabei der Grabstichel oder die Radiernadel allein oder überwiegend an- gewandt ist, unterscheidet man zwei Hauptklassen: eigentliche und Radierungen (s. Kupfer- stechkunst und Radierkunst).
Radierungen sind außer- dem meist von Malern erfunden (Malerradie- rungen, Originalradierungen) und häusig in einem Zuge ausgeführt;
sie zeigen den ganzen Reiz geist- reicher Originalgedanken und einen leichten, spie- lenden Vortrag.
Beide Arten der Kupferstich wurden seit ihrer Entstehung geschätzt und gesammelt, wozu namentlich der Abbe von Marolles um die Mitte des 17. Jahrh, in Frankreich ein großartiges Bei- spiel gab.
Nach ihm erlangten besonders Mariette, Silvestre, Basan, Paignon-Dijonval, Graf Rigal, Durand, Debois in Paris, [* 8] Bankier Winckler in Leipzig, [* 9] Graf Fries in Wien, Ploos van Amstel, Baron Verstolk von Soelen in Amsterdam, [* 10] Rey- nolds, Mark Mastermann Sykes, Herzog von Vuckingham in London, [* 11] T. O. Weigel in Leipzig, Marchese Durazzo in Genua, [* 12] Baron von Liphart, Eugöne Dutuit in Rouen, [* 13] A. von Lanna in Prag, [* 14] Dr. Sträter in Aachen [* 15] den meisten Ruf als Kupfer- stichsammler.
Dieselbe Sammlerlust ward auch bei den Fürsten rege, und aus solchen königl. Samm- lungen entstanden die öffentlichen Kupferstichkabi- nette in London, Paris, Dresden, [* 16] Berlin [* 17] und Wien, die als die reichsten und vollständigsten be- rühmt sind.
Gleichzeitig machten sich die Kupferstich unter Glas [* 18] und Rahmen als Zimmerverzierungen geltend und verdrängten die Malereien aus den Wohnungen ißt, sind unter E aufzusuchen. ¶