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Indischen Archipels, nach Kinterindien und Vorder- indien stattgefunden. In Britisch-Indien aber be- gaben sich alljährlich viele Tausende aus den bevöl- kertsten Landschaften nach den minderbevölkerten, um Beschäftigung zu finden. Am großartigsten war die Auswanderung aus der Präsidentschaft Madras [* 2] nach Ceylon [* 3] für die Kaffeeernte und später aus Bengalen nach den Theepflanzungen in Assam.
Diese Aus- und Einwanderung innerhalb des Britisch- Indischen Reichs wurde durch verschiedene Beschlüsse der ind. Centralregierung genau reguliert.
Als man anfing, die in den engl., franz. und Holland. Kolonien in Westindicn und Südamerika [* 4] infolge der Sklavenbefreiung verlorenen Arbeitskräfte durch die Einfuhr von Kullak aus China [* 5] und Indien zu ersetzen (zuerst 1844 in Britisch-Guayana, aber 1834 schon in Mauritius), fanden so viele Miß- brauche statt, daß die angeworbenen Arbeiter kaum etwas anderes waren als verkaufte Sklaven, wes- balb die indobrit.
Negierung zum Schutze der nach Amerika [* 6] zu exportierenden Kullak 1871 die «Indische Emigrationsakte» erließ.
Kulikontrakte hat die ind. Regierung mit den Gouvernements von Mau- ritius, Natal, Jamaika, Vritisch-Guayana u. a. brit. Kolonien in Westindicn, und unter ganz glei- chen Bedingungen 1861 mit Frankreich hinsichtlich des franz. Guayana, Munion, Martinique und Guadeloupe sowie später mit Holland wegen Suri- nam geschlossen. 1889-91 wanderten durchschnitt- lich 17000 Kullak aus Indien aus, davon etwa zwei Dritteile nach Guayana und Westindien, [* 7] der Rest nach Natal, Mauritius und Fidschi. In den fünfziger Jahren begann mit dem Auf- schwung des Plantagenbaues auf den pacifischen Inseln und in Australien [* 8] und mit der Entdeckung des kaliforn. und austral.
Goldreichtums eine starke Einfuhr von farbigen Kontraktarbeitern, die man auch als Kullak bezeichnete. In vielen Fällen waren es Ge- fangene und Entführte und aus dem Widerstand der Insulaner, besonders in Melanesien, entstanden viele Zusammenstöße mit europ. Fahrzeugen, die im An- fang erbarmungslos durch Kriegsschiffe der betreffen- den Nationen gerächt wurden.
Seit man das wahre Wesen dieses Menschenhandels eingesehen hat, be- aufsichtigen die Vertreter Deutschlands, [* 9] Englands und Frankreichs in jenem Gebiete die Anwerbung und Rücksendung der Kontraktarbeiter, die in den letzten Jahren in größerer Zahl aus Neumecklen- burg und Neupommern, von den Salomoninseln, von Rotuma, den Gilbertinseln, besonders aber aus Indien (1891 gab es auf den Fidschi-Inseln 7500 In- dier), China und Japan (in Neucaledonien arbeite- ten 600 Japaner unter Aufsicht eines japan. Be- amten in den Nickelminen) kommen. In zunehmen- dem Maße tragen auch die Malaien Niederländisch- Indiens, von denen man eine ältere Arbeiterkolonie im Kapland findet, neuerdings zu diesen wandern- den Arbeitermassen bei;
Ceylon besitzt davon 8000 und eine größere Zahl ist in Kaiser-Wilhelms-Land eingeführt worden.
Wenn auch die Kulieinfuhr vor- übergehend zu manchen Unzuträglichkeiten geführt hat, so ist doch die Verwendung von Kullak für das Kolonialwesen von größter Bedeutung geworden, denn damit trat an die Stelle des infolge seiner Be- freiung aus dem Sklavenverhältnis vielfach träge und saumselig gewordenen Negers der fleißige und mäßige Indier als Ersatzmann ein und half manchen, durch die Sklavenbefreiung plötzlich ihrer Arbeits- kräfte beraubten Kolonien über schwere Krisen hin- weg. -
Vgl. Kullak Andree, Geographie des Welt- handels, Bd. 2 (Stuttg. 1872). -
über die chines. Auswanderer, die auch oft als Kullak bezeichnet wer- den, s. Chinesenfrage und Auswanderung (Bd. 2, Kulierplüfch, s. Wirkwaren. ^S. 187 a). Kulierstuhl, eine Wirkmaschine [* 10] (s. d.). Kulierware, s. Wirkwaren. Kulikowo Polje (d. i. Schnepsenfeld), umfang- reiche Ebene im Kreis [* 11] Iepifan des russ. Gouverne- ments Tula, an der Mündung der Neprjadwa in den Don, ist bekannt durch die Schlacht worin der rusj.
Großfürst Demetrius IV. Donskoj die Tataren unter Chan Mamai schlug.
Die Schlacht auf dem Kullak P. wird in einem Epos «^Häon^ina.» (fpr. sadonschtschina, d. h. Erzählung von dem, was jenseit des Dons vorging) besungen. Kulilawanöl, ätherisches Öl, das durch Dampf- destillation aus der Rinde von ^innHinoinniQ Ouli- li^van ^Vees gewonnen wird;
es ist saMos, ichwerer als Wasser und riecht nach Kajeput- und Nelkenöl. Kulinarisch (lat.), auf die Küche bezüglich, zur Kochkunst gehörig. Kulisch, Pantelejmon Alexandrowitsch, russ. und kleinruss.
Schriftsteller, geb. zu Woronefch, studierte zu Kiew [* 12] und begann seine litterar.
Thätigkeit um 1840 mit Erzählungen aus den Volksüberlieferungen. In Kiew gehörte er zu dem Kreis Kostomarows, wurde gleich diesem de- nunziert und nach 2 Monaten Festungshast (1847) 3 Jahre in Tula interniert. 1850 wurde ibm er- laubt, nach Petersburg [* 13] zu kommen. Er trat in den Staatsdienst und schrieb, da ibm litterar.
Thätig- keit verboten war, anonym sür Journale. 1854 er- schienen seine «Aufzeichnungen über Gogols Leben», später zu einer zweibändigen Biographie (1856) umgearbeitet.
Nach der Amnestie gab er 1856-57 die sehr beifällig aufgenommenen «Denkwürdig- keiten über das südl. Rußland» («2^i3i^i 0 ^uön^ Nuäi») heraus, histor.-cthnogr.
Abhandlungen und Materialien. 1857 erschien sein histor.
Roman «Der schwarze Rat», eine Chronik des 1.1003;
1860 gab er eine Sammlung seiner Erzählungen, später eine Sammlung seiner Gedichte («Oosvitki») heraus. Eine totale Veränderung seiner Ansichten zeigen seine spätern Arbeiten: «Geschichte der Wiederver- einigung Kleinrußlands» (2 Bde. Text und 1 Bd. Materialien, Petersb. 1874) sowie «Der Abfall Kleinrußlands von Polen, 1340 -1654» (in den «Sitzungsberichten der Moskauer Gesellschaft für Geschichte und Altertümer», 3 Bde., 1888 - 89), worin sich der frühere Ukrainophile aus einen durch- aus antiukrain.
Standpunkt stellt. -
Vgl. A. Pypin, Geschichte der russ. Ethnographie [* 14] (Bd. 3).
Kulisse, s. Coulisse. Kullaberg oder Kulten, Gebirgskuppe im NW. des sch'wed.
Län Malmöhus, bildet ein ins Kattegat hinausragendes Vorgebirge (191 ni) mit Leuchtturm zwischen dem nördl. Oresund und dem Busen Skelder-Viken.
Kullak, Theodor, Pianist und Musiklehrer, geb. zu Krotoschin in Posen, [* 15] lebte seit 1843 in Berlin, [* 16] wo er Klavierlehrer der jüngern Prinzen und Prinzessinnen war, errichtete später mit Marx und Stern ein Konservatorium, an dem er bis 1855 wirkte, und gründete die noch jetzt be- stehende Neue Akademie der Tonkunst. Er starb in Berlin.
Von K.s Kompositionen hat «Die Schule des Oktavenspiels» (0p. 48) den größten Wert. Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. ¶