Im engern
Sinne bezeichnet der
Name Krupp, auch Halsbräune oder
häutige Bräune
(Angina membranacea) den Kehlkopfskrupp, d.h.
eine kruppöse
Entzündung der Schleimhaut des
Kehlkopfes und der Luftröhre, welche vorzüglich
Kinder vom 2. bis 7. Lebensjahr
und zwar durchschnittlich mehr
Knaben als Mädchen befällt, am meisten bei feuchter und kalter Witterung,
bei wehenden Nord- und Ostwinden und in niedrig liegenden, feuchten Gegenden, an Seeküsten,
Flüssenu. dgl. zu herrschen
pflegt und meist tödlich verläuft.
Die
Entzündung fängt mit ziemlich starkem
Fieber und mit einer verdächtig klingenden
Heiserkeit, bisweilen aber auch ohne
alle Vorboten an und verrät sehr bald ihre gefährliche Natur durch die Ängstlichkeit der
Kranken beim
Atemholen, mühsames, pfeifendes Ein- und
Ausatmen, groben, rauhen, bellenden, schließlich ganz klanglosen
Ton des
Hustens
(Krupphusten), oft auch
Schmerz im
Kehlkopf.
[* 2] Häufig geht eine kruppöse
Entzündung im
Rachen und in den
Mandeln vorher; untersucht
man die Mund- und Rachenhöhle, so findet man oft die Schleimhaut gerötet, die
Mandeln geschwollen und
mit kleinen weißen Flecken besetzt, welche sich durch Abtupfen nicht entfernen lassen.
Die
Krankheit bildet sich meist schnell, in einem oder einigen
Tagen aus und tritt meist am späten
Abend oder mitten in der
Nacht in einzelnen
Anfällen (Kruppanfällen) auf, die durch
Stunden oder
Tage anscheinender Besserung voneinander
getrennt sind. Von
Diphtheritis (s. d.) unterscheidet sich der Kehlkopfkrupp besonders dadurch,
daß bei ihm die entzündliche
Ausschwitzung nur auf die Oberfläche, nicht zugleich in das Gewebe
[* 3] der Schleimhaut abgelagert
wird und nur eine eiterige Schmelzung erfährt, wogegen bei
Diphtheritis oft die ganze erkrankte Schleimhaut brandig zerfällt.
Was die Behandlung der häutigen
Bräune anbetrifft, so suche man die
Kinder zunächst durch regelmäßige kalte Waschungen
des
Halses und der
Brust gegen ungünstige Witterungseinflüsse gehörig abzuhärten; gegen rauhe Nordost- und Nordwinde soll
man sie unter allen Umständen möglichst schützen, namentlich zu
Zeiten, wenn der Krupp epidemisch herrscht. Fürchtet man,
daß bei einem
Kinde der Krupp im
Anzug ist, so bringe man dasselbe schleunigst bis zur Ankunft des
Arztes in das
Bett,
[* 4] versuche
es durch warmes Getränk und warme
Umschläge auf den
Hals zum Schwitzen zu bringen und stelle im
Krankenzimmer durch
Verdampfen
kochenden Wassers oder durch einen Zerstäubungsapparat eine möglichst feuchtwarme Luft her; die weitere
Behandlung muß durchaus dem
Arzt überlassen bleiben.
Die Hauptmittel bei der häutigen
Bräune sind: anhaltende Eisumschläge über den
Hals, bisweilen
Blutegel
[* 5] an den
Hals,
Hautreize,
Einatmungen lösender und verflüssigender
Mittel (Kalkwasser,
Milchsäure,
Alkalien u. s. w.),
Brechmittel (besonders Kupfervitriol)
und kalte Übergießungen im warmen
Bade. Treten trotzdem Erstickungsanfälle ein, so ist nur von der
rechtzeitigen Ausführung des Luftröhrenschnittes oder von der Einführung metallener
Röhren
[* 6] vom Munde aus (s.
Intubation)
Rettung zu erwarten. (S.
Tracheotomie.)
Vgl. Seitz, Diphtherie und Krupp geschichtlich und klinisch dargestellt (Berl. 1877; 2. Aufl.
1879);
Alfred,
Besitzer des größten Gußstahlwerks der Erde, hochverdient um die deutsche Stahlindustrie, wurde zu
Essen
[* 8] geboren. Sein
Vater,
Friedrich Krupp (geb. 1787), besaß in
Altenessen ein durch Wasser getriebenes kleines
Hammerwerk und
beschäftigte sich dort seit 1810 mit Versuchen zur Herstellung desTiegelgußstahls. 1818 errichtete
er bei
Essen, im Mittelpunkt der heutigen Gußstahlfabrik, ein kleines Werk. Wenn auch das damalige Produkt zu manchen Zwecken
ausgezeichnet befunden wurde, namentlich zu
Stempeln für Münzen,
[* 9]
Medaillen, Knöpfen
u. dgl., so war doch der
Verbrauch davon
und deshalb die Thätigkeit der Fabrik gering, und als Friedrich Krupp starb, war sie kaum noch
beschäftigt.
Gemäß dem
Testament wurde (1826) die Fabrik von der
Witwe,
Therese Krupp, unter der Leitung des ältesten
Sohnes,
Alfred Krupp, fortgeführt
und ihm der alleinige
Besitz übertragen. Der
Name der Firma blieb zu Ehren des Begründers
Friedrich Krupp. Noch
lange hatte der neue
Besitzer mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, doch gelang es ihm, der Fabrik, wenn auch langsam,
eine wachsende
Lebensfähigkeit zu sichern
und sie endlich zu der ersten ihrer Art zu erheben. 1886 wurde das Stahlwerk Asthöwer
&
Co. in
Annen der Firma Krupp einverleibt.
Alfred Krupp starb in
Essen, wo ihm zwei
Denkmäler errichtet
wurden (s.
Essen). Nach seinem
Tode ging die Gußstahlfabrik mit allen dazugehörigen Werken in den
Besitz seines einzigen
Sohnes,
FriedrichAlfred Krupp, geb. über, der auch das Grusonwerk (s.
Gruson) übernahm. Er ist
Geh.
Kommerzienrat, Mitglied des
Reichstags (Hospitant der
Reichspartei) seit 1893 und
des preuß.
Staatsrats.
Die Bestrebungen K.s, Feuerwaffen aus Gußstahl herzustellen, begannen in den vierziger Jahren. 1847 lieferte Krupp einen
3-Pfünder nach
Berlin,
[* 10] dessen Prüfung die Vortrefflichkeit des Materials ergab. Zur vollen Geltung kam der Gußstahl aber
erst mit der Einführung der gezogenen Hinterladungsgeschütze. Von besonderer Bedeutung für diese
Geschütze
[* 11] war die Konstruktion des K.schen Rundkeilverschlusses (1864, s.
Geschütz, Bd. 7, S. 923
a), der bei allen später von der
Gußstahlfabrik gefertigten
Kanonen angewendet worden ist und seine Kriegsbrauchbarkeit bewährt hat.
Darauf ging Krupp an die weitere Ausbildung desAufbaues der Rohre, der innern Seeleneinrichtung, der Lafettierung,
der Munition. Die Rohre wurden entsprechend der verlangten Haltbarkeit aus mehrern Schichten aufgebaut. Die innere Einrichtung
der Seele wurde auf Grundlage ausgedehnter Versuche von Jahr zu Jahr verbessert; die Ladungen wurden gesteigert, die
Geschosse
[* 12] in der
Führung verbessert und dann verlängert und schwerer gemacht, Perkussions- und Zeitzünder wurden
konstruiert und probiert. In betreff der Lafetten wurden die vorhandenen
Systeme verbessert. (S.
Geschütz, Bd. 7, S. 920 b
fg.) Die Durchschlagskraft der Stahlgeschosse gegenüber den
Panzerplatten hat eine enorme, für alle vorkommenden Verhältnisse
ausreichende Höhe erlangt. So durchschlägt die 1886 gebaute 42 cm-Küstenkanone nahe der Mündung eine
schmiedeeiserne Platte von 107,8 cm, auf 2000 m Entfernung noch eine solche von 91,9 cm
Dicke, wobei das Gewicht des
Geschosses 1000 kg,
seine
Anfangsgeschwindigkeit 604 m und die Ladung 410 kg beträgt. Von der 24 cm-Küstenkanone, die eine Schußweite von über 20 km
erreicht (s.Geschütz, Bd. 7, S. 921 b), wird nahe der Mündung eine
Platte von 74,7 cm, und
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
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