die Leib- und Bettwäsche der
Kranken, bedarf in allen jenen Fällen, in denen es sich um ansteckende
Krankheiten handelt
(Cholera,
Pocken,
Scharlach,
Diphtheritis,
Unterleibs- und Flecktyphus,
Milzbrand,
Ruhr,
Tuberkulose,
Kindbettfieber
u. a.), einer sehr gründlichen und gewissenhaften
Desinfektion,
[* 6] ehe sie wiederum anderweit benutzt werden
darf. Leibwäsche, waschbare Kleider und Bettwäsche sind, ohne sie zu schütteln, auseinander zu nehmen oder auszustauben,
im
Krankenzimmer selbst in bereit stehende Behälter mit Schmierseifenlauge (15 g Schmierseife aufgelöst in 10 l lauwarmen
Wassers) unterzutauchen, in diesen aus dem Zimmer zu schaffen, dann mit derselben an einem passenden
Ort eine halbe
Stunde lang zu kochen und endlich wie gewöhnlich zu waschen.
Vom
Kranken benutzte Verbandstücke werden am besten verbrannt.
Betten, Matratzen,
Kissen,
Decken und alle nicht waschbaren
Stoffe
mit Einschluß der Kleider sind, wo dies angeht, in mit Sublimatlösung (1
TeilSublimat auf 5000
Teile Wasser) getränkte Laken
oder
Tücher einzuhüllen und einer
Desinfektionsanstalt zu übergeben, in welcher sie durch überhitzten Wasserdampf gereinigt
werden. Nach der
Desinfektion (s. d.) klopft man sie aus, sonnt und lüftet sie öfters und
läßt die Federn reinigen.
GrößereKrankenhäuser besitzen jetzt fast durchweg große
Waschanstalten mit Dampfbetrieb und
eigene Desinfektionsapparate.
Zelt zum Unterbringen Schwerkranker und Verwundeter.
Das Krankenzelt der deutschen Feldlazarette
(s. d.), für 12
Betten berechnet, besteht aus einem zerlegbaren Eisengerippe und einer
Bekleidung von einfachem Segeltuch;
es ist 9 m lang, 6 m breit;
seine Seitenwände sind 1,6 m, die Dachfirst 4,3 m hoch.
Zur
Ableitung der Feuchtigkeit wird es
von einem 0,5 m tiefen
Graben umzogen.
im
Kriege das Bestreben, Verwundete und
Kranke über eine möglichst große Zahl von Räumen und
Ortschaften zu zerstreuen, um die Gefahren, welche die Anhäufung von Verwundeten und
Kranken an wenigen Orten für diese
selbst sowie für den gesunden
Teil der
Armeen und für die
Bevölkerungen herbeiführt, zu vermeiden. Welche
außerordentliche
Ausdehnung
[* 7] die Krankenzerstreuung 1870/71 erreicht hat, zeigt die
Thatsache, daß von den gesamten 560 851 Mann, welche bei
den mobilen deutschen
Heeren einer Lazarettbehandlung bedürftig wurden, etwa 250000 Mann (44 Proz.) als noch Behandlungsbedürftige
oder Rekonvalescenten in immobile Lazarette nach allen GegendenDeutschlands
[* 8] gelangten.
Fast alle waren vorher in mobilen Sanitätsanstalten behandelt. Nur durch so umfassenden Rückschub
(Evakuation) können die
Feldlazarette sich zu beweglichen Sanitätseinrichtungen gestalten, und stets an Schlachttagen zur ersten Hilfe bereit sein.
Eine bisher einzig dastehende, und nur durch die Krankenzerstreuung möglich gewordene
Erscheinung ist es z. B.,
daß während der
Schlacht am 14
Tage nach den drei großen
Schlachten
[* 9] um Metz,
[* 10] außer 21 deutschen
Sanitätsdetachements noch 21 deutsche Feldlazarette auf dem Schlachtfelde selbst oder in der Nähe in Thätigkeit treten
konnten. In größerm Maßstabe ist Krankenzerstreuung erst möglich, seit zahlreiche Eisenbahnen einen raschen und
schonenden
Transport auch Schwerverwundeter und Schwerkranker auf weite Entfernungen ermöglichen. (S.
Sanitätszüge.)
der Raum, in welchem
Kranke und Verletzte verpflegt und behandelt werden. Das Krankenzimmer muß geräumig sein,
jedem
Kranken mindestens 40-60 cbm Luftraum gewähren, ferner dem
Sonnenlicht zugänglich, gut zu heizen, hinsichtlich seiner
Temperatur gut zu regulieren und jederzeit gehörig zu ventilieren sowie endlich still und ruhig
gelegen sein; kleine, luft- und lichtlose, nach Norden
[* 11] gelegene Räume dürfen unter keinen Umständen für die
Krankenpflege
benutzt werden.
Die
Temperatur des Krankenzimmer, die jederzeit mittels des
Thermometers zu kontrollieren ist, betrage für bettlägerige
Kranke +12 bis
14° R. (+15 bis 17,5° C.), für
Kranke, die tags über aufstehen, durchschnittlich +15° R (+18,5°
C.); eine ausreichende Lufterneuerung läßt sich in Privathäusern meist nur durch öfteres und ausgiebiges Öffnen der
Fenster, nötigenfalls auch der
Thüren erreichen, wobei nur der
Kranke durch Vorstellen von Bettschirmen, zweckmäßige
Stellung
des
Bettsu. dgl. vor direktem Luftzug zu schützen ist. Jede Verunreinigung
der Zimmer durch qualmende Lampen,
[* 12] schlechte Heizungsanlagen,
Absonderungen und
Ausleerungen des
Krankenu. dgl. ist möglichst
zu vermeiden; ebensowenig sind
Räucherungen behufs angeblicher Luftverbesserung statthaft. Der Fußboden des Krankenzimmer, der am besten
durch
Ölfarbe wasserdicht gemacht wird, muß täglich feucht ausgewischt werden.
Das Mobiliar ist durch feuchtes Abwischen fleißig zu reinigen: alle Staubfänger, wie
Teppiche,
Vorhänge,
Polstermöbel
u. dgl. sind aus dem Krankenzimmer zu entfernen. Nach der Genesung
oder dem
Tod des
Kranken muß das Krankenzimmer, wenn es sich um eine ansteckende
Krankheit handelte, zunächst gründlich desinfiziert
werden; Fußböden,
Wände,
Decken, Fenster, Möbel
[* 13] und Gerätschaften sind zuerst mit Tüchern, Schwämmen
oder
Bürsten, die mit Sublimatlösung (1
TeilSublimat auf 5000
Teile Wasser) getränkt sind, abzureiben und unmittelbar darauf
mit Schmierseifenlauge (15 g Schmierseife in 10 l Wasser aufgelöst) abzuseifen; tapezierte
Wände müssen mit weichem
Brot
[* 14] (in welchem die Krankheitsstoffe am besten haften bleiben) gründlich abgerieben werden, worauf die Brotkrumen
mit den Pilzkeimen sofort zu verbrennen sind. Darauf lüfte man das Zimmer fleißig und lasse es, wenn möglich, eine Woche
leer stehen.
(Morbus, in zusammengesetzten Wörtern nosos, pathos), die
Abweichung einzelner oder aller Organe des Körpers
von demjenigen Verhalten, wie es im Zusammenspiel der Thätigkeit der Organe zur
Erhaltung des Gesamtorganismus
und seiner vollkommenen Leistungsfähigkeit notwendig ist. Zum
Begriff der Krankheit gehören nicht bloß die
Störungen des Gesundheitsgefühls
und der normalen Funktionierung, sondern auch die
Abweichungen von der normalen Form, Mischung und Zusammensetzung der Organe.
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
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mehr
Von verschiedenen Gesichtspunkten aus teilt man die in verschiedene Klassen ein. Man unterscheidet so von alters her die durch
eine Verletzung (trauma) entstandenen (traumatischen) oder chirurgischen, auch äußerlichen Krankheit, welche äußere
Hilfe und mechan. Hilfsmittel erfordern, von den sog. innern Krankheit, welche
durch innere oder mediz. Mittel geheilt werden.
Die wichtigste Frage, welche der Arzt zunächst zu entscheiden hat, ist die, ob eine Krankheit mit Fieber (s. d.) verbunden ist oder
nicht, weil davon zum großen Teil die Schwere der Krankheit abhängt, und man teilt daher die Krankheit ein in fieberhafte (wohl auch entzündliche,
hitzige) und fieberlose. Eine schnell eintretende und schnell verlaufende Krankheit heißt eine
akute, und da solche in der Regel mit Fieber verbunden sind, nennt man die fieberhaften Krankheit wohl auch ohne weiteres akute Krankheit. Den
Gegensatz zu diesen bilden die langsam verlaufenden, die chronischen; auch fieberhafte Krankheit nennt man chronische,
wenn sie eine sehr lange Dauer haben.
Weiterhin teilt man die Krankheit ein in typische oder rhythmische (auch cyklische oder periodische) Krankheit, welche
eine deutliche Aufeinanderfolge regelmäßig begrenzter Perioden von bestimmtem Charakter zeigen, wie Typhus, Pocken, Masern,
Scharlach, Lungenentzündung u.a., und in atypische, arhythmische Krankheit, welche einen unregelmäßigen, schwankenden
Verlauf ohne charakteristische Stadien zeigen, wie die fieberlosen Katarrhe, die meisten Vereiterungen,
die Rheumatismen u. a. Tritt im Verlauf einer chronischen Krankheit oder gegen das Ende auch einer akuten eine Verschlimmerung ein,
so spricht man von einer (akuten) Steigerung (Exacerbation), einem Nachschub (beim Weiterschreiten des Krankheitsprozesses
auf noch gesunde Teile eines Organs).
Bei manchen Krankheit, den sog. intermittierenden oder aussetzenden
Krankheit, tritt eine längere oder kürzere Rückkehr zur Gesundheit ein, und nach dieser Pause erfolgt eine neue
Erkrankung, ein Anfall oder Paroxysmus (so beim Wechselfieber, bei der Epilepsie, dem Stimmritzenkrampf u. a.). Tritt im Laufe
der Genesung (z. B. vom Typhus) die Krankheit nochmals auf, so nennt man dies einen Rückfall oder Recidiv. Eine
im Wesen abgelaufene Krankheit kann ferner andere Störungen bewirken (Lungenentzündung z. B. Tuberkulose), also eine Nachkrankheit.
Die Krankheit zeigen sich entweder in einzelnen Fällen, zerstreut, sporadisch, oder die Fälle häufen sich, kumulieren,
und endlich kommt es zur Seuche oder Epidemie (s. d.). Haben in gewissen Gegenden ihren Sitz, über den
hinaus sie sich nicht oder selten verbreiten (so die Wechselfieber in Sumpfgegenden, der Kropf u. s. w.), so heißt die Krankheit eine
Endemie (s. d.).
Die Ausgänge der Krankheit sind sehr verschieden; entweder erfolgt vollständige Herstellung des normalen Zustandes:
Heilung, Genesung (s. d.), oder es tritt nur unvollständige Genesung ein,
wobei entweder eine Disposition zu neuen Erkrankungen bestehen bleibt oder andersartige krankhafte Zustände,
sog. Nachkrankheiten, zurückbleiben;
in andern Fällen endlich erfolgt nach mehr oder minder langem Kranksein das vollständige
Aufhören des Stoffwechsels, der Tod (s. d.).
Die Krankheit nimmt häufig rasch eine Wendung zum Bessern unter der Form der sog. Krisis
(s. d.); in andern Fällen erfolgt dies nur langsam und ganz
allmählich (Lysis, «Lösung»). Der vollständigen Genesung geht meist die sog.
Rekonvalescenz voraus, eine Periode ohne
scharfe Grenzen,
[* 17] in welcher sich das Wohlbefinden leidlich wiederhergestellt hat,
wo aber noch eine mehr oder minder große Schwäche und Empfindlichkeit gegen äußere Einflüsse besteht.
Die Frage nach Sitz und Wesen der Krankheit hat das Interesse der Ärzte schon in den frühesten Zeiten lebhaft
erregt. Ursprünglich betrachtete man die Krankheit als etwas dem Organismus durchaus Fremdes, vom Leben des übrigen
Körpers Isoliertes, ihm Aufgedrungenes (ontologische Auffassung), und ging darin so weit, die Krankheit förmlich zu personifizieren.
Unter dem Einfluß naturwissenschaftlicher Anschauungen teilten sich die Ärzte alsbald in zwei, sich bis in die neuere Zeit
lebhaft bekämpfende Parteien; während die einen die Flüssigkeiten und Säfte (humores) des Körpers, insbesondere das
Blut, als Ausgangspunkt und Verbreitungsmittel der Krankheit hinstellten (Humoralpathologen), sahen die andern
die festen Teile (solida) des Körpers, namentlich die Nerven,
[* 18] als das bei jeder Erkrankung zuerst Ergriffene
an (Solidarpathologen).
Erst Mitte des 19. Jahrh. gelang es Virchow, gestützt auf die rapiden Fortschritte der Physiologie, Chemie und mikroskopischen
Forschung, den wichtigen Nachweis zu führen, daß Gesundheit und Krankheit nichts wesentlich Verschiedenes, sondern
Äußerungen derselben, innerhalb der kleinsten Elementarteilchen des Körpers, der Zellen, und unter
denselben physiol. Gesetzen stattfindenden Lebenserscheinungen sind, und damit die Lehre
[* 19] der Cellularpathologie (s. d.) zu
begründen.
Die Ursachen der Krankheit, mit deren Studium sich die Ätiologie beschäftigt, sind sehr mannigfaltig und in vielen Fällen noch sehr
dunkel. Zunächst kann man die angeborenen Krankheit unterscheiden von den nach der Geburt erst erworbenen; ein
Teil der hierher gehörigen Krankheit ist auf fehlerhafte Entwicklungsvorgänge des Fötus sowie auf falsche Lagerung
des letztern in der Gebärmutter
[* 20] zurückzuführen. (S. Fötalkrankheiten.) Über dieUrsachen der erworbenen Krankheit hat die Wissenschaft
im allgemeinen nur wenig Sicheres ermittelt, und der Umstand, daß ein und dasselbe Ding (z. B.
Erkältung, Durchnässung) als Ursache der verschiedensten Krankheit angegeben wird, ist der beste Beweis für die Unsicherheit, welche
in dieser Hinsicht noch immer herrscht.
Sicher ist nur, daß in den meisten Fällen der ungewöhnliche Umstand, welcher die Krankheit scheinbar hervorrief,
dem Ausbruch der Krankheit nur die Veranlassung gegeben hat, die sog.
Gelegenheitsursache (causa occasionalis) war, während die Krankheit selbst schon längst durch angeborene Bildungsfehler, durch
eine Reihe von Mißhandlungen des Körpers, durch schlechte Nahrung, schlechte Wohnung, übergroße Anstrengung u. dgl. vorbereitet
war; es mußte eine Anlage oder Disposition (causa disponens) zur Krankheit vorhanden gewesen sein, die oft genug
von den Eltern oder Großeltern ererbt war. (S. Erbliche Krankheiten.) In andern Fällen sind dagegen wieder die Verhältnisse
so weit klar, daß man mit großer Bestimmtheit voraussagen kann, unter welchen Verhältnissen eine Krankheit eintritt
und wann nicht; ja man kann sie selbst künstlich hervorrufen. Dies ist vor allem der Fall bei den sog.
Infektionskrankheiten (s. d. und Ansteckung). Konstitutionskrankheiten endlich sind solche, welche das Bestehen des ganzen
Organismus, die Konstitution desselben, gefährden und den Organismus in allen seinen Teilen erfassen,
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
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