Bei der Mannigfaltigkeit der
Ursachen der Krampf läßt sich eine Behandlung derselben im allgemeinen nicht angeben. Bei Krampfanfällen
soll man den
Kranken, falls er dabei das
Bewußtsein verliert oder seiner sonst nicht mächtig ist, vor
Beschädigung schützen,
ihn weich betten und beengende Kleidungsstücke lösen. Reizende
Substanzen (Senfteige, Riechmittel) könnenHysterische
wieder zu sich bringen; auch die krampfstillenden
Mittel, wie
Baldrian,
Bibergeil, Moschus u. a. erweisen sich häufig nützlich.
Betäubende und
beruhigende Mittel, wie Einatmungen von
Chloroform oder
Äther, schwächen oft den
Anfall ab oder mildern doch
wenigstens das Schmerzhafte desselben. Bei partiellen Krampf einzelner
Muskeln
[* 2] und Muskelgruppen leistet gewöhnlich die Anwendung
des galvanischen
Stroms vortreffliche Dienste.
[* 3]
Wenn den Krampf
Blutarmut oder eine andere Ernährungsstörung zu
Grunde liegt, so
müssen diese zunächst durch die geeigneten
Mittel (kräftige Nahrung, frische Luft, lauwarme
Bäder,
Eisenpräparateu. dgl.)
bekämpft werden. -
Vgl.
Erb, Handbuch der
Krankheiten der peripheren cerebrospinalen
Nerven
[* 4] (2. Aufl., Lpz. 1876).
oder
Venenerweiterung
(Varix, Phlebactasis), die chronische
Ausdehnung
[* 5] einer
Blutader
(Vene), wobei diese nicht
bloß dicker, sondern auch länger wird und nun als gewundener dicker blauer
Strang durch die
Haut
[* 6] hindurchscheint. Die Krampfader entstehen,
wenn der Rückfluß des
Blutes gehindert ist, oder wenn die
Venen aus sonst einer
Ursache so lange stark
mit
Blut überfüllt waren, daß sie an ihrer Elasticität eingebüßt haben und sich nach der Entleerung nicht mehr auf
ihren frühern
Umfang zusammenziehen. In einer weitern
Kategorie von Fällen handelt es sich um eine chronische
Entzündung
der Venenwand, sodaß diese nachgiebig wird und sich ausdehnt. Die durch
Stauung des
Blutes entstehenden
Krampfader finden sich am häufigsten an den untern Extremitäten bei Leuten, welche viel stehen; ferner bei Frauen,
welche schwanger waren, wo die
Gebärmutter
[* 7] durch Druck auf die Bauchgefäße den Blutlauf in den
Beinen erschwert hat. Ähnlichen
Ursprungs sind die Krampfader am
After, die Hämorrhoiden (s. d.), sowie der sog.
Krampfaderbruch (s. d.).
Die Krampfader an den
Beinen (sog.
Aderbeine) machen oft heftige
Schmerzen, namentlich wenn sie große Knoten
(Aderknoten) bilden und
sich durch Druck oder Reibung
[* 8] entzünden. Auch bersten die Krampfader bei Verletzungen
(Stößenu. dgl.) leichter als andere
Venen
und können dann gefährliche
Blutungen veranlassen oder infolge der anhaltenden
Blutstockung in den
Haargefäßen
hartnäckige Flechten
[* 9] sowie schmerzhafte und schwer heilende
Geschwüre
(Bein- oder
Unterschenkelgeschwüre) zur Folge haben.
Mitunter bilden sich auch in den Blutaderknoten sehr harte rundliche bis erbsengroße Körper (sog.
Venensteine), die aus verkalkten Fibringerinnseln bestehen. Beseitigt oder doch wenigstens verkleinert und geschützt
werden die Krampfader durch das Tragen von
Gummi- oder Schnürstrümpfen; umständlicher ist das
Anlegen von Rollbinden
oder
Kleisterverbänden. Auch die Kälte, in der Form von kalten Douchen und Übergießungen, des Eises und der kalten
Umschläge
mit
Alaun-,
Zink- und Bleilösungen leistet häufig vortreffliche Dienste.
Blutungen aus den Krampfader werden wie andere
Blutungen (s. d.) behandelt. Die
Bein- oder
Unterschenkelgeschwüre
heilen sehr schwer; man muß das
Bein horizontal legen, die alten Krusten sorgfältig aufweichen und dann milde Salben (Borlanolin,
Diachylonsalbe u. a.) anwenden; häufig sieht man auch von feuchten,
Tag und Nacht liegenden
Umschlägen mit leicht antiseptischen
Flüssigkeiten, die luftdicht mit Kautschuktaffet bedeckt werden, gute Erfolge. Bei hartnäckigen Fußgeschwüren
sind oft Heftpflasterverbände oder Einwicklungen des ganzen
Unterschenkels mit Martinschen Gummibinden nützlich. Da die
vernarbten
Geschwüre oft leicht wieder aufbrechen, so müssen sich die
Kranken noch lange Zeit vor allen übermäßigen Anstrengungen
der
Beine sowie
vor der geringsten Verletzung sorgfältig in acht nehmen. Zuweilen empfiehlt es sich, die Krampfader durch
Operation zu beseitigen.
Varikocele, Cirsocele, die krankhafte Erweiterung der
Blutadern des
Samenstrangs, kommt viel häufiger
auf der linken als auf der rechten Seite vor und giebt sich als eine weiche, knotige, zusammendrückbare
Geschwulst längs
des
Hodens und
Samenstrangs zu erkennen, welche häufig keinerlei
Beschwerden, in andern Fällen aber eine
Reihe sehr lästiger
Symptome hervorruft. Die
Geschwulst, welche sich oft wie ein
Bündel verschlungener Regenwürmer anfühlt
und deren
Größe von der eines Taubeneies bis zu der einer Männerfaust schwankt, wird im Liegen gewöhnlich kleiner oder
verschwindet selbst gänzlich, während sie bei anhaltendem Stehen oder
Gehen größer wird und meist
ziehende
Schmerzen gegen die Oberschenkel und Lenden hervorruft; mitunter zieht das
Leiden
[* 10] wohl auch mancherlei nervöse Zufälle,
Gemütsverstimmung, Verminderung der Potenz
u. dgl. nach sich.
Die Behandlung beschränkt sich in den meisten Fällen auf öftere kalte Waschungen der Genitalien, sorgsame
Regulierung der
Stuhlentleerung und Tragen eines gut passenden
Suspensoriums; Reiten, anhaltendes Stehen,
Gehen und geschlechtliche
Ausschweifungen müssen vermieden werden. Die operative Behandlung
(Unterbindung, Ausschneidung,
Kompression der varikösen
Blutadern,
Galvanokaustik u. a.) ist gegenwärtig zwar ungefährlich, aber hinsichtlich des Erfolgs
nicht zuverlässig.
[* 11] (von Kranich), ein Hebeapparat, durch den schwere Lasten sowohl in vertikaler als in horizontaler
Richtung bewegt werden können und der sich namentlich zum Umladen von Frachtgütern sowie zur
Beförderung großer Arbeitsstücke
in Werkstätten, Gießereien u. s. w. eignet. Wegen der Schnelligkeit, mit welcher durch
Kran das Ein- und Ausladen der
Güter von Schiffen und Eisenbahnwagen geschieht, spielen die Kran für den
Großhandel und Verkehr eine wichtige Rolle und haben in neuerer Zeit zur
Bewegung besonders schwerer unteilbarer Lasten, wie
Kanonenrohre,
Panzerplatten, mächtige Dimensionen erlangt.
Als Kraft
[* 12] wird bei den Kran Handkraft (für kleine Lasten),
Dampf,
[* 13] Druckwasser, neuerdings auch
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
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forlaufend
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Elektricität angewendet, wonach man Handkrane, Dampfkrane, hydraulische und elek- trische Kran unterscheidet. Die Art der Kraft
ist vorzugsweise bestimmend für die Bauart des Wind- werkes, welches die Kette, an welcher die Last hängt, hebt und senkt.
Bei Handkranen ist dasselbe eine durch Handkurbel bewegte Winde,
[* 17] bei welcher meist eine Übersetzung aus
dem Schnellen
[* 18] ins Lang- same (im Sinne der angreifenden Kraft gerechnet) stattfindet; bei Dampfkranen ist das Windwerk eine
Dampfwinde, ebenfalls mit Übersetzung ins Lang- same, während bei elektrischen Kran an Stelle des Dampfmotors ein Elektromotor
die Windentrommel umtreibt.
Eine Übersetzung aus dem Langsamen ins Schnelle wird bei hydraulischen Kran angewendet: hier geschieht
das Heben und Senken der Last nicht durch eine Windentrommel, sondern durch einen Flaschenzug,
[* 19] dessen feste Rollen
[* 20] am Boden
des hydraulischen Cylinders befestigt sind, während die beweglichen Rollen sich mit dem Plungerkolben auf- und ad oder hin
und her bewegen, je nachdem der Cylinder vertikal oder horizontal angeordnet ist. Auf die Bauart der
übrigen Teile eines Kran ist na- mentlich die Art der beabsichtigten Bewegung der Last von Einfluß.
Hiernach unterscheidet man na- mentlich Drehkrane, Scherenkrane, Roll- krane, Lanfkrane, Schwimmkrane. Weitere Bezeichnungen
ergeben sich aus der Art der An- wendung und der besondern Form, wie Magazin- kran, Giehöreikran, Wandkran,
Portal- kran, Vockkran, Eisenbahnkran.
[* 16]
Fig. 1. Vorstehende
[* 16]
Fig. 1 zeigt
einen Drehkran, der namenlich für Lagerräume gceignet ist (Magazin- kran). Derselbe gestattet eine volle
Drehung der Last
im Kreise.
[* 21] Die Lastkette X läuft über eine Rolle N eines Balkens^, des sog. Auslegers, der an einer vertikalen
Säule 8, der Kransäule, befestigt ist. An dieser ist oben eine Kettcntrommel angebracht, auf welcher sich die Lastkette
aufwickelt.
Auf der Achse der Kettentrommel sitzt die Seil- scheibe D, die ihre Bewegung von der am Fuße der Kransäule anmontierten Handwinde
^V empfängt. Ein anderer gebräuchlicher Drehkran ist der in nach- stehender
[* 16]
Fig. 2 abgebildete Giehereikran.
Bei diesem ist der Durchmesser des Kreises, welchen die Last beschreiben kann, dadurch veränderlich gemacht, daß die Lastrolle 15 an
einer sog. Laust atze I. hängt, die auf dem Ausleger ^ hin und her bewegt werden kann, was vom Arbeiterstande aus durch eine
über das Rad r geschlungene Kette bewirkt wird, indem das Rad r auf der Welle n sitzt, die mittels einer
Schnecke in ein Schneckenrad der Katze
[* 22] Fig. 2. eingreift.
Zum Heben und Senken der Last dient das Handwindwerk ^V. Die Drehung des ganzen Krangerüstes geschieht bei beiden beschriebenen
Kran durch die Hand
[* 23] des Arbeiters, während bei elektri- Artitel, die man unter K vermißt, sind unter C
aufzusuchen. schen, hydraulischen und Dampfdrehkranen für die Drehung ein besonderes Drebwerk angeordnet ist, das seinen
Antrieb von dem Motor empsängt. An Quais hat man freistehende Drehkrane, deren Kransäule oben keinen Drehpunkt besitzt. Bei
dem in vorstehender
[* 16]
Fig. 3 abgebildeten hydraulischen Drehkran ist die Kransäule mit dem Ausleger aus
einem Stück als Fachwcrksträger (Konstruktion Fairbairn 1850) ausgeführt. Freistehende
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