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587 der Rumelischen Eisenbahn, angesessen waren, Galata zur Niederlassung angewiesen, die es zu einer stark befestigten Handelsfaktorei machten. Der Palast ihres Oberhauptes, des Podestà, ist noch zum Teil erhalten. Von den alten genuesischen Kirchen und Klöstern bestehen noch zwei. San Francisco hat der Moschee Jeni-Dschami den Platz räumen müssen; die Arab-Dschami war früher eine Kirche des Goten Areobindos, St. Benoit ist jetzt eine franz. Klosterschule mit Pensionat.
Lange Zeit blieb Galata auf das noch jetzt durch Fundament kenntliche Dreieck [* 2] beschränkt, dessen bis zum Rande des Plateaus von Pera sich bergaufwärts erstreckende Spitze vom Galataturm (50 m) überragt wird, von dem aus man ganz Konstantinopel [* 3] überblickt. Im 16. und 17. Jahrh. vergrößerte es sich um das Dreifache. Zwischen Top-Hane, Galata und Kassim-Pascha, über diesen Vorstädten auf der Höhe des Hügels liegt Pera, das eigentliche Franken- und Fremdenquartier. Hier hat die Modernisierung die größten Fortschritte aufzuweisen.
Seit dem großen Brande vom ist Pera eine wesentlich europ. Stadt mit zum Teil gut gepflasterten Straßen, darunter die große Perastraße. An ihr liegen die meisten Botschaftshotels, von denen das englische, russische und französische am ansehnlichsten sind. Unter den neuern Bauwerken (zum Teil aus Marmor) zeichnen sich die ursprünglich zur Kaserne bestimmte Schule, Lycée Imperial de Galata-Serail, die Cité de Pera und das deutsche Botschaftspalais (oberhalb Fündüklü) hinter der großen Artilleriekaserne aus. Prachtbauten sind auch namentlich die großen Hotels am «Piccolo Campo» und in der Rue Cabristan; von den Gärten sind der Taximgarten und der Municipalgarten zu nennen.
Verwaltung. Konstantinopel bildet unter dem Titel Schehir-Emaneti unter einem Stadtpräfekten (Schehir Emini) einen eigenen Verwaltungsbezirk; dieser wird in 10 Bezirke (Daïre) geteilt, an deren Spitze ein Unterpräfekt (Müdir) steht (1.–3. Stambul, 6. Pera und Galata, 4., 5. und 7. europ. Seite des Bosporus, [* 4] 8. anatolische Seite, 9. Skutari, 10. Kadiköi). Zu polit. Zwecken giebt es eine Einteilung in 3 Mutessariflikts. Stambul steht unter dem Polizeiminister.
Infolge der vielfachen Umgestaltung auch der innern Stadtteile seit den großen Feuersbrünsten von 1865 und 1866 ist Konstantinopel auch gesünder geworden. Auch trotz der finanziellen Bedrängnisse seit 1875 ist die Regierung um Verbesserungen bemüht. Eine der wohlthätigsten Einrichtungen der neuesten Zeit ist die Versorgung durch laufendes Wasser aus dem See von Derkos (in der Nähe des Schwarzen Meers), obwohl das Wasser demjenigen der durch die alten Leitungen von Belgrad [* 5] (am Bosporus) her und dem neuerdings von Gök-su aus dem Thale der «Süßen Wasser Asiens» zur Versorgung der am asiat. Bosporusufer gelegenen Ortschaften (einschließlich Kadiköi) hergeleiteten Quellwasser an Güte nachsteht. (Vgl. Karte: Bosporus beim Artikel Bosporus.) Jene Wasserleitungen, wie die meisten derartigen Anlagen, liegen in den Händen fremder Unternehmer.
Seit 1870 ist die Feuerwehr gänzlich reorganisiert (s. Feuerlöschwesen, Bd. 6, S. 737a). Die Beleuchtung [* 6] geschieht durch Gas (die Gasometer bei Dolma-Bagdsche versorgen Pera, Galata u.s.w., die zu Jedikule Stambul), läßt aber, besonders in Stambul, noch viel zu wünschen übrig. Um die Sicherheit ist es im allgemeinen nicht minder gut bestellt als in andern Großstädten. Die Polizei (Sabtïe) besteht fast nur aus Türken, sehr zahlreich sind die Wachen. Der Fremde genießt ziemlich weitgehende Rechte und untersteht beinahe ausschließlich der Gerichtsbarkeit seiner eigenen Konsularbehörde.
Bildungs- und Vereinswesen. Für das Schulwesen ist unter der Regierung Abd ul-Hamids II. viel geschehen, doch liegt der Elementarunterricht noch sehr im argen. Es giebt Kinderschulen (Subjân Mektebleri) für Knaben 162, für Mädchen 169;
Elementarschulen (Mekiâtib-i-Ibtidâije) für Knaben 18, für Mädchen 3;
Privatschulen für Knaben 10, für Mädchen 5;
höhere Bürgerschulen für Knaben 19, für Mädchen 8;
je eine Gewerbeschule, ein türk. Waisenhaus (Dâr-ul-Schafakat), und von höhern Schulen: das Lycée Imperial de Galata-Serail (Mekteb-i-Sultani), je eine Civil-Medizinschule, höhere Schule für Civilbeamte (Mekteb-i-milkijê), Lehrerseminar (Dar-ul-Muallimin), Lehrerinnenseminar, Schule für Rechtswissenschaften, kaiserl. Kriegsschule (Mekteb-i-harbijê), Medizinschule, 10 militär. Vorbereitungsschulen, Marineschule auf der Insel Chalki (Mekteb-i-bahrijê).
– Unter den fremden Nationen haben die Griechen in und den Vorstädten 56 Schulen (eine Handelsschule auf der Prinzeninsel Chalki), die von etwa 12000 Schülern und Schülerinnen besucht werden;
darunter eine große Kommunalschule im Quartier Fener;
die Mädchenschule Zappion und die Knabenschule Zographion in Pera sind wohlthätige Stiftungen;
die Erhaltung der Schulen kostet über 5 Mill. Piaster jährlich.
Die Armenier haben 40 mit den Kirchen zusammenhängende Schulen, die kath. Armenier sechs. Außerdem sind in erster Linie die Österreicher, dann die Franzosen, Engländer, Italiener, Bulgaren, Amerikaner (Robert-College am Bosporus), Israeliten u.a. durch eigene Schulen vertreten. Die Deutsche [* 7] und Schweizer-Schule, eine höhere Bürgerschule für Knaben und Mädchen in Pera, wird auch von Nichtdeutschen besucht. Einige franz. Theater [* 8] sind untergeordneten Ranges. Sehr beliebt bei den Türken sind die Schattenspiele (s. Karagöz). Das Vereinsleben ist bei der einheimischen Bevölkerung [* 9] einschließlich Griechen und Armenier nicht entwickelt; doch besitzen letztere einen wissenschaftlichen Verein «Syllogos». Den Mittelpunkt des geselligen Lebens der Deutschen und Schweizer bilden die «Teutonia» und der Handwerkerverein. Von Bedeutung ist auch der Deutsche Exkursionsklub.
Zahlreich sind wohlthätige Anstalten;
die türk. Armenküchen (Imarets), meist Dependenzen von Moscheen, speisen täglich etwa 30000 Arme;
außerdem haben alle fremden Nationen besondere Wohlthätigkeitsvereine und Krankenhäuser;
unter den letztern ist das deutsche Krankenhaus [* 10] in Fündüklü das angesehenste.
Zeitungen erscheinen in zehn Sprachen, die bedeutendsten sind: «Tarik» und «Saedet» (türkisch),
«Levant Herald» (französisch und englisch),
«La Turquie»»Journal de la Chambre de Commerce" und «Konstantinupolis» (griechisch);
doch herrschen strenge Censurverhältnisse.
Industrie und Handel. Großindustrie fehlt fast völlig; wichtig sind Dampfmühlenbetriebe, Fesfabrikation, Tabakindustrie, Gießerei, [* 11] Druckerei und die kaiserl. Werkstätten und Werfte für Heer und Flotte. Dagegen ist das Kleingewerbe hoch entwickelt. Den einzelnen Handwerken sind meist
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. ¶
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588 bestimmte Straßen gewidmet; beständiger Markt findet vor den Moscheen statt und hier herrscht noch ein echt orient. Leben und Treiben. Im Großhandel spielen Griechen, Armenier und span. Juden eine wichtigere Rolle als die Türken. Konstantinopel ist infolge seiner Lage am Kreuzungspunkt der Wege von Rußland nach dem Mittelmeer und der Karawanenstraße von Vorderasien nach Osteuropa von jeher ein Welthandelsplatz gewesen. Doch scheint es, falls nicht die kleinasiat. Bahn neues Leben bringt, an Bedeutung zu verlieren, seitdem Syrien, Arabien, Südpersien direkte Schiffverbindung nach Südeuropa erhalten und seitdem Rußland sich in Centralasien festgesetzt hat.
Auch seine Rolle als Stapelplatz der Balkanhalbinsel [* 13] ist durch die Konkurrenz von Saloniki, [* 14] Dedeaghatsch und Burgas gefährdet. Wichtige Einfuhrwaren sind: Getreide [* 15] und Mehl [* 16] (vor allem aus Südrußland), ind. Reis, Zucker [* 17] (1891/92: 22,47 Mill. kg, darunter 18 Mill. im Werte von 6,5 Mill. M. aus Österreich-Ungarn), [* 18] Kaffee auch aus Brasilien, [* 19] Petroleum, ferner Baumwollgarne und Zeuge fast nur aus England, Strumpf-Wirkwaren, Wollstoffe, Jute, [* 20] Seide, [* 21] Shawls, Kleider und Fes zumeist aus Österreich; [* 22] ferner Eisen, [* 23] Zinn, Werkzeuge, [* 24] Küchengeräte, Glas [* 25] (aus Belgien [* 26] und Böhmen), [* 27] Thonwaren, [* 28] Papier zu Cigaretten aus Frankreich und Österreich, Holz [* 29] und Steinkohlen.
Zur Ausfuhr kommen Teppiche, etwa 160000 Stück jährlich, aus Kleinasien, Persien, [* 30] Turkestan, Mohair (Angora), namentlich nach England, Lammfelle und vor allem Schafwolle. Rosenöl, Stickereien und Filigranarbeiten sind meist einheimischen Ursprungs. Dem Verkehr in der Stadt dienen außer Wagen und Reitpferden vier Pferdebahnlinien, zwei in Stambul in den neuen Straßenzügen und zwei in Galata-Pera. Eine unterirdische zweigleisige Drahtseilbahn (700 m) führt von der Neuen Brücke [* 31] unter dem Galataturm hindurch nach dem Derwischkloster Tekke in Pera hinauf.
Viel benutzt sind Lokaldampfer (drei Gesellschaften), Dampffähren und die zahlreichen Ruderboote (Kaiks) zum Verkehr im Hafen und nach den entferntern Stadtteilen im Bosporus, nach Kadiköi und den Prinzeninseln. Auch die Eisenbahnlinie Konstantinopel-Adrianopel (318,3 km), deren Hauptbahnhof bei der neuen Brücke liegt, dient dem Lokalverkehr nach den Stationen Kumkapu, Jenikapu und Psamatia bis Jedikule am Marmarameer. Im ganzen verkehrten (1892) 15273 Schiffe [* 32] mit 8,4 Mill. t im Hafen von Konstantinopel, gegen 17850 mit 9,8 Mill. t im J. 1891; der Rückgang erklärt sich aus dem Verbot der Ausfuhr russ. Getreides.
Von den 4318 Seglern mit 674409 t waren 2867 türk., 1234 griech. Nationalität; unter den 5142 Dampfern mit 5,9 Mill. t trugen 3502 brit., 639 griech., 130 ital. und 125 deutsche Flagge. Dazu kommen 1601 Schiffe der regelmäßig verkehrenden Dampfschiffahrtsgesellschaften (wie Messageries maritimes, Compagnie Russe de navigation à vapeur, Florio Rubattino, Compagnie Mahsoussé und der Österr.-Ungar. Lloyd) sowie 2882 türk. Segler und 1330 Dampfer für den Küsten- und Lokalverkehr. Von Skutari (Haidar Pascha) geht die Linie nach Angora aus. – Neuerdings tritt der Plan, beide Ufer durch feste Überbrückung des Bosporus zu verbinden, wieder hervor.
Geschichte. Das alte Byzanz (s. d.), dessen Landmauer vom jetzigen Bahnhof bis zur heutigen Moschee Nuri Osmanieh hinauf und von da ostwärts zur Propontis hinablief, wurde durch Konstantin d. Gr. um mehr als das Siebenfache erweitert. Die Landmauer, zu welcher er 326 den Grund legte, zog sich von dem Quartier des Harmatios in der Gegend des Mehlthors am Goldenen Horn bis zum Marmarameere (Quartier Psamatia) hin. Von dieser Mauer ist nichts mehr erhalten. Das Landgebiet außerhalb, Exokionion oder Chora genannt, wurde den sieben Tausendschaften der got. Gardetruppen angewiesen und erhielt die Zahlennamen der Heeresabteilungen: die siebente (to hebdomon) lag außerhalb der Stadt, am Marmarameer, in der Gegend des heutigen Makriköi.
Die von den Türken Tekfur Serail (Kaiserpalast) genannte Ruine war eine Dependenz des heute bis auf die massiven Unterbauten verschwundenen Kaiserpalastes der Blachernen, unterhalb desselben lag der Campus. Die innere Stadt wurde nach dem Vorbilde Roms in 12 Regionen eingeteilt, die 14. lag außerhalb der Mauern und führte den schon im 2. Jahrh. n. Chr. auftauchenden Namen Blachernai (grubenreiches, sumpfiges Terrain): die 13. Region lag an der Stätte des heutigen Galata.
Die Konstantinische Mauer stürzte bei einem Erdbeben [* 33] 412 ein. Da die Hunnen Konstantinopel bedrohten, schützte Theodosius II. das Exokionion und das Gotenquartier durch eine neue Mauer (413). Als auch diese durch Erdbeben zerstört wurde, errichtete der Präfekt Kyros Konstantin 447 die noch jetzt bestehende, aber vielfach ganz verfallene Theodosianische Doppelmauer. Sie war 6670 m lang, hatte 94 Türme an der innern, 80 an der äußern Linie, 7 bürgerliche und 7 Militärthore, welche letztern heute vermauert sind.
Eine große Bresche befindet sich da, wo der heute fast ganz ausgetrocknete Lycosbach in die Stadt eintritt. An dieser Stelle befanden sich Vorrichtungen zur Wasserverteilung und Pumpwerke zur Füllung des Grabens an der Mauer. An andern Punkten sind in neuerer Zeit, namentlich am Hafen, breite Mauerlücken geöffnet worden. Merkwürdig unter den Thoren sind das Top-Kapussi, einst das Thor des heil. Romanus, bei dem Kaiser Konstantin XI. Dragatses, der letzte byzant. Kaiser, kämpfend fiel, und die versteckte Kerkoporta am sog. Hebdomonpalast, durch welche die Janitscharen zuerst eindrangen. (S. Osmanisches Reich.) [* 34]
Vgl. von Hammer, [* 35] und der Bosporus (2 Bde., Pest 1822);
Théophile Gautier, Constantinople (Par. 1853; neue Aufl. 1877);
de Amicis, Constantinopoli (Mail. 1881; deutsch von Agnes Burchard, Rost. 1882; 2. Aufl. 1884);
Stambul und das moderne Türkentum, von einem Osmanen (Lpz. 1877; neue Folge 1878);
von Criegern, Kreuzzug nach Stambul (Dresd. 1879);
Tchihatchef, Le [* 36] Bosphore et Constantinople (Par. 1864);
Pulgher, Les anciennes églises byzantines de Constantinople (Wien [* 37] 1878–80);
Mordtmann, Führer durch Konstantinopel. (Konstant. 1881);
Leonhardi, und Umgebung (Zür. 1885);
de Blowitz, Une course à Constantinople (Par. 1884);
Dorn, Seehäfen des Weltverkehrs, [* 38] Bd. 1 (Wien 1891);
Meyer, Türkei [* 39] und Griechenland, [* 40] Bd. 1 (4. Aufl., Lpz. 1892).