mehr
548
Pferde,
[* 2] Esel und Ochsen gehen in der Trockenzeit zu
Grunde.
Die Bevölkerung ist ein buntes Gemisch von
Stämmen der Banturasse.
Besonders zu nennen sind von W. nach O. geordnet: am untern Kongostaat
die
Kabinda (s. d.);
zwischen
Boma und
Manjanga die stolzen,
den
Weißen oft feindlich gesinnten
Basundi, die neben Fischfang,
Weberei
[* 3] und
Töpferei auch Handelsgeschäfte
nach dem obern Kongostaat
betreiben;
die Bateke (s. Französisch-Kongo, Bd. 7, S. 209a) am Stanley Pool;
die Ubangi zwischen Alima und Mobangi und die kriegerischen, über 130000 Köpfe zählenden Bangala zwischen dem Äquator und dem 2.° nördl. Br.;
die Basoko am Aruwimi, vortreffliche Waffenschmiede, welche sich Kanus für 50 Ruderer bauen und in Jambumba mit 8000 E. ein Centrum besitzen;
innerhalb des Kongobogens, etwa zwischen 2° nördl. Br. und 1° südl. Br., der weitverbreitete Stamm der Balolo;
an der Mündung des Kassai die fleißigen und intelligenten Wabuma, welche als Händler und Schiffer nach dem Stanley Pool ziehen;
südöstlich stromaufwärts die wilden, menschenfressenden Bakutu, Bassongo Mino und Bakuba, unter denen zerstreut die Batua (s. d.), eine Zwergrasse, wohnen;
am mittlern Lulua und Sankuru begegnet man den höher civilisierten Stämmen der Baschilange (s. d.) und Baluba (s. d.);
vom mittlern Lomami bis zum Tanganikasee leben die kriegsgeübten Völker der Wakusu und Manjema;
friedlich im allgemeinen verhalten sich die ackerbautreibenden Warua in Kassongo.
Die Ansiedelungen der (1892) 950 Europäer (darunter 445 Belgier) bestehen aus Handelsniederlassungen und Stationen. Die bedeutendsten Handelsplätze befinden sich am untern Kongo in Banana, Boma, Matadi (s. d.) und Ponta da Lenha. Vivi, früher als Hauptstation von Stanley gegründet, ist jetzt verlassen. Größere Stationen, teils zu Verwaltungs- oder Handelszwecken, sind errichtet: im Thal [* 4] der Livingstonefälle Manjanga;
Leopoldville (s. d.) am südl. Ufer des Stanley Pool;
am mittlern und obern Kongo: Kwamouth, Äquatorstation, Bolobo, Basoko, Stanleyfälle, Njangwe;
Jambuja am Aruwimi;
am Sankuru Lusambo;
in Katanga Lufui, am Tanganikasee Myala und Albertville (Lutuka).
Verwaltung. Der Kongostaat
wird unter der
Souveränität des Königs der Belgier von einer Centralregierung in
Brüssel
[* 5] und dem
Generalgouverneur
in
Boma regiert und ist in 13 Verwaltungsdistrikte eingeteilt. Dem Gouverneur zur
Verfügung steht eine
Truppe (8 Compagnien)
von 3520
Haussa- und Bangalanegern unter 80 europ. Offizieren und eine Flottille
von 7 Dampfern auf dem untern und 12 auf dem obern
Kongo. Im
Budget für 1893 stehen als Einnahmen 2000000
Frs. aus
Steuern und
Zöllen und fast 3 Mill.
Frs. als Zuschuß von
Belgien;
[* 6] der Hauptposten unter den
Ausgaben beträgt etwas über 2 Mill.
Frs. für
die Kolonialtruppe.
Das Wappen zeigt einen silbernen Querbalken in Blau, oben rechts ein goldener Stern, in der Mitte ein Herzschild mit einem goldenen Löwen [* 7] in Schwarz. Die Flagge ist blau mit fünfzackigem goldenen Stern in der Mitte (s. Tafel: Flaggen [* 8] der Seestaaten beim Artikel Flaggen, Bd. 6, S. 862).
Handel. Die Ausfuhr betrug (1892) 5,4 Mill. Frs. Die wichtigsten Waren sind: Elfenbein (3,7 Mill. Frs.), Kautschuk (0,6), Palmöl (0,4), Palmkerne (0,8);
5 Dampferlinien vermitteln den Verkehr nach Lissabon, [* 9] Liverpool, [* 10] Hull, [* 11] Rotterdam [* 12] und Hamburg. [* 13] 1892 liefen in Boma und Banana 244 Schiffe [* 14] ein.
Der Landtransport vom untern Kongostaat
nach dem
Stanley Pool wird durch die
Trägerlöhne sehr verteuert: deshalb regte
Stanley schon 1884 den
Bau einer
Kongobahn (s. d.) an. Nach Vollendung der
Bahn wird
man die
Strecke
Matadi-Leopoldville in zwei
Tagen zurücklegen, wozu man jetzt 18
Tagemärsche braucht.
Geschichte. Der Kongostaat
ist von der
«Internationalen
Afrikanischen Gesellschaft» gegründet worden, welche unter
dem Protektorat
Leopolds II. von
Belgien von
Stanley geleitet wurde. Dieselbe erwarb 1881–84 teilweise durch
Abschluß von
Verträgen mit den Häuptlingen ein ungeheures Gebiet und stellte sich zur
Aufgabe, das Kongogebiet dem freien Handelsverkehr
aller Nationen zu erschließen; in der Lösung dieser
Aufgabe wurde sie durch die
Beschlüsse der
Afrikanischen
oder
Kongokonferenz (s. d.) unterstützt.
Schwierigkeiten machte die Regelung der Besitzverhältnisse an der Kongomündung. wurde die dortige Grenze gegen
das portug. Gebiet festgestellt. König
Leopold II. von
Belgien nahm 1885 mit Zustimmung der belg. Kammern den
Titel
Souverän
des Kongostaat
an. 1890 wurde ein Übereinkommen getroffen, demzufolge
Belgien dem Kongostaat
ein unverzinsliches Darlehen
von 25 Mill.
Frs. bis 1900 bewilligte und dafür sich das
Recht vorbehielt, nach
Ablauf
[* 15] jener
Periode den Kongostaat
zu annektieren,
falls nicht dieser es vorzöge, das Darlehen in weitern 10 Jahren zurückzuzahlen.
Gemäß einem
Vertrag von 1891 mit
Portugal
[* 16] wurden die Grenzen
[* 17] des Kongostaat
nach S. durch Einverleibung von
Muata Jamvos Reich
(Lunda) am
Kuango und
Kassai beträchtlich erweitert. Die Expeditionen von
Stairs, Delcommune und Bia 1891/92 unterwarfen Katanga
der Herrschaft des Kongostaat.
Mit demselben
Gedanken der Gebietsvergrößerung unternahm
van Kerkhove 1890 einen mit starker Truppenmacht
ausgerüsteten Zug
vom
Stanley Pool nach
NO. und drang durch die
Niamniam- und Monbuttuländer bis nach
Wadelai
am
Nil vor (1892). Er selbst wurde auf dem Rückmarsch getötet.
Kerkhove hatte im Norden
[* 18] des
Aruwimi die Bandenführer und Sendlinge der am mittlern
Kongo ansässigen
Araber bekämpft und
diese im Elfenbeinhandel und Sklavenraub schwer geschädigt. Die
Kunde davon rief eine Empörung gegen
alle
Weißen am
Kongo und Tanganikasee hervor, welcher im Mai 1892 Hodister mit seinen Gefährten zum Opfer fiel. Der Kongostaat
entsandte
eine durch die Negerstämme vom
Sankuru und
Lomami verstärkte Truppenmacht unter
Kapitän Dhanis gegen die
Araber. Dhanis schlug
sie im Nov. 1892 südöstlich von Ngongo Luita, eroberte Febr. 1893
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. ¶
mehr
549 Njangwe und im April darauf Kassongo. Am mittlern Kongo, bei den Stanleyfällen und Kirundu, kämpften siegreich im Mai 1893 Kapitän Ponthier und die Lieutenants Chaltin und Tobbak. Kapitän Jacques, in Albertville durch Rumaliza von Ujiji aus hart bedrängt, trieb im Sept. 1892, unterstützt von Delcommune und Joubert, die Angreifer erfolgreich zurück. Ein neuer Angriff Rumalizas wurde im Sept. 1893 von Dhanis und Ponthier zurückgeschlagen, wobei letzterer das Leben einbüßte.
Litteratur. Wauters, Les Belges au Congo (Brüss. 1884);
Stanley, Der Kongo und die Gründung des Kongostaat (2. Aufl., Lpz. 1887);
Chavanne, Reisen und Forschungen im K. (Jena [* 20] 1887);
Pechuël-Lösche, Kongoland (ebd. 1887);
Cam. Coquilhat, Sur le Haut [* 21] Congo (Par. 1888);
Ed. Dupont, Lettres sur le Congo (Par. 1889);
Wißmann, Wolf, von François und Mueller, Im Innern Afrikas (3. Aufl., Lpz. 1891);
Wißmann, Unter deutscher Flagge quer durch Afrika [* 22] (7. Aufl., Berl. 1890);
Giraud, Les lacs de l’Afrique équatoriale (Par. 1889);