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apparaten, der Preßluftgründung, [* 2] den Preßluftwerkzeugen, Gesteinsbohrmaschinen [* 3] u. s. w.
Auf den menschlichen Körper wirkt komprimierte
Luft einerseits physikalisch durch den äußern Druck auf alle
Körperteile, insbesondere auch auf die Atmungsorqane,andererseits chemisch durch reichlichere Sauerstoffaufnahme in das
Blut auf die Mischung desselben. Diese Wirkungen suchte man für die
Medizin auszunutzen. Zuerst wurden pneumatische
Apparate unter der Bezeichnung «Cloches pneumatiques» zu solchem Zwecke 1864 von
Tabarié und andern
Ärzten zu Montpellier,
[* 4]
Lyon
[* 5] und Nizza
[* 6] aufgestellt und mit denselben sowohl bei Gesunden als auch bei
Kranken
Versuche angestellt. Das pneumatische
Kabinett (s. die nachstehende
[* 1]
Fig. 1) ist gewissermaßen eine Nachahmung
der
Taucherglocke zu ebener Erde; es stellt einen aus schmiedeeisernen, fest vernieteten Platten bestehenden
glockenförmigen Raum dar, in welchem mehrere
Personen bequem sitzen können.
Mittels einer mit einer Dampfmaschine [* 7] in Verbindung stehenden Pumpe [* 8] wird durch eine am Fußboden des Kabinetts einmündende Röhre a fortwährend frische, durch Baumwolle [* 9] filtrierte, bis zu einem gewissen Grade (1½ bis 1 3/7 Atmosphären) verdichtete Luft in den Raum b eingepreßt und kann am entgegengesetzten Ende durch das Abzugsrohr d wieder in das Freie gelangen; die mit dem Kabinett in Verbindung stehende Vorkammer c erlaubt das Ein- und Austreten, ohne daß dadurch der Luftdruck im Apparat wesentlich verändert wird.
Den meist auf eine bis zwei
Stunden bemessenen Aufenthalt in einem solchen Raume unter dem Einflüsse
der komprimierten
Luft nennt man ein pneumatisches
Bad.
[* 10] Mehrere deutsche
Ärzte, wie J. Lange, G. von Vivenot u. a., stellten
durch Experimente die Wirkung solcher
Bäder auf den Organismus genauer fest, wobei sich zeigte, daß die
Lungen
mechanisch erweitert werden, indem ihnen ein größeres Luftvolumen zugeführt wird; die Atemzüge werden minder häufig,
doch tiefer; diese Erscheinungen dauern auch nach dem Aufenthalt im pneumat.
Apparat fort. Ferner wird die Ausscheidung von
Harn und
Kohlensäure, somit auch der gesamte
Stoffwechsel, in weiterer Folge
die Gesamternährung vermehrt; auch vermindert sich die Füllung der feinsten
Blut-(Kapillar-)
Gefäße,
während sich die
Aufsaugung der
Lymphe beschleunigt. Indem durch die komprimierte
Luft dem ganzen Körper in
reichlicher Menge Sauerstoff
zugeführt wird, erhöht sich schließlich das Kraftgefühl der Muskulatur. Auf
Grund dieser Ergebnisse stellte man alsbald
an vielen Orten
Deutschlands
[* 11] pneumat.
Apparate
auf und nahm nun mit gutem Erfolge Kuren mit komprimierte
Luft vor bei
Krankheiten des
Kehlkopfes mit Auflockerung der Schleimhaut und mit
Blutüberfüllung dieses Organs, ferner bei langdauernden
Kehlkopf- und Luftröhrenkatarrhen, namentlich aber bei dem auf Lungenemphysem beruhenden
Asthma. Gegen Schwerhörigkeit zeigte
sich die komprimierte
Luft insofern günstig, als sie katarrhalische
Affektionen der innern
Teile des Gehörorgans
tilgt.
^[Flg. 1.]
Kaum hatte man bei der Anwendung dieser pneumat.
Kabinette die günstige Wirkung der komprimierte
Luft im allgemeinen für eine Reihe
von Krankheitsformen festgestellt, so wurden auch andere transportable pneumatische
Apparate ersonnen, durch welche es möglich
wurde, den
Kranken mit größerer Leichtigkeit nicht bloß eine Luft einatmen zu lassen, die einen bestimmten
Grad der
Dichtigkeit hat, sondern auch abwechselnd verdichtete und verdünnte Luft (mittels sog.
Doppelapparate) bei der Ein- und Ausatmung darzubieten.
Hiermit war eine genauere individuelle und der Krankheit angepaßte, mehr oder minder kräftig einwirkende Verwendung verdichteter und verdünnter Luft ermöglicht. Nachdem schon 1870 Hauke in Wien [* 12] ein Instrument zur beliebigen Vermehrung und Verminderung des Grades der Luftverdünnung oder Verdichtung konstruiert hatte, eröffnete 1873 Waldenburgs pneumatischer Apparat eine Reihe hierhin gehörender Erfindungen, die in vielfacher Weise den Kranken beim Atmungsprozesse verdichtete oder verdünnte Luft zuführen.
Der Waldenburgsche Apparat gleicht im wesentlichen einem Gasometer (s. Fig. 2). In einem großen blechernen Cylindergefäß a, das bis zu einer gewissen Höhe mit Wasser gefüllt ist, bewegt sich ein zweiter nach unten offener, oben geschlossener Cylinder b; in diesem innern Cylinder nun wird die Luft durch Zug verdünnt oder durch Druck verdichtet. Der Zug wird durch Anhängen von Gewichten c an Schnüren, die vom Cylinder aus über Rollen [* 13] d gehen, bewirkt, der Druck durch Auflegen von Gewichten auf den Cylinder. Die Atmung erfolgt durch den mit dem innern Cylinder in Verbindung stehenden, mit einer
^[Artikel die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶
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Gesichtsmaske f versehenen Schlauch e; zur Kontrolle des Druckes dient ein am Apparat angebrachtes Manometer. [* 15]
Da die Einatmung komprimierte
Luft die Lungenventilation vermehrt und die Respirationskraft steigert, so erscheint ihre Anwendung besonders
bei solchen Affektionen gerechtfertigt, wo die Spannkraft des Herzens gesteigert und der Druck in den großen Schlagadern erhöht,
wo eine abnorme Blutfülle im großen Kreislauf
[* 16] vorhanden ist und wo der kleine Kreislauf entlastet werden soll. Daher wird
die komprimierte
Luft zu Kuren mittels der genannten transportablen Apparate besonders empfohlen bei allen Erkrankungen des Herzens, bei
welchen der Abfluß des Blutes aus den Lungen gehemmt ist, ferner bei Lungenschwindsucht mit Bluthusten,
bei Luftröhrenkatarrhen und namentlich bei Lungenemphysem. Doch hat man diese Apparate nicht bloß zu Heilzwecken (Aerotherapie,
Pneumatotherapie), sondern auch zur Ermittelung des gesunden oder krankhaften Zustandes der Lungen benutzt (Pneumatometrie).
Man kann nämlich die Kraft,
[* 17] mit der die Lungen die Luft einatmen, gewissermaßen messen, und Waldenburg
[* 18] behauptet, daß
man Tuberkulose der Lungen bei einem Individuum anzunehmen berechtigt ist, wenn die Inspirationskraft auf 60 mm sinkt.
Litteratur. Lange, über komprimierte
Luft, ihre physiol. Wirkung und therapeutische
Bedeutung (Gött. 1864);
Rud. von Vivenot, Zur Kenntnis der physiol. Wirkungen und der therapeutischen Anwendung der verdichteten Luft (Erlangen [* 19] 1868);
Hauke, Ein Apparat für künstliche Respiration und dessen Anwendung zu Heilzwecken (Wien 1870);
Waldenburg, Die pneumat.
Behandlung der Respirations- und Cirkulationskrankheiten (Berl. 1875; 2. Aufl. 1880); Simonoff, Aerotherapie (Gießen [* 20] 1876); Knauthe, Handbuch der pneumat. Therapie (Lpz. 1876); Örtel, Respiratorische Therapie (ebd. 1882).