Die erste in
Deutschland
[* 3] ausgeführte Druckluftanlage zur Kraftverteilung wurde von der Kommanditgesellschaft für Druckluftanlagen
August Niedinger & Comp.,
Augsburg,
[* 4] in Offenbach
[* 5] errichtet und im Herbst 1891 in Betrieb genommen.
Als Motoren gelangen zwei 300pferdige liegende Compounddampfmaschinen zur Verwendung. Durch Compoundkompressoren wird die
Luft auf 6 (in Aussicht genommen auf 8)
Atmosphären Überdruck verdichtet und gelangt in zwei je 18 cbm fassende Luftbehälter,
resp. in die Verteilungsleitung von 300
mm größtem lichten Durchmesser.
Die Länge des Rohrnetzes betrug am
Schlusse des J. 1892 etwa 9000 m.
In dem Niederdruckkompressor wird die angesaugte Luft
auf 1,9
Atmosphäre Überdruck unter Wassereinspritzung komprimiert und die
Verdichtung auf 6
Atmosphären im Hochdruckkompressor
vollendet. Die Kompressorcylinder sind liegend angeordnet und mit einer
Steuerung durch Corlißschieber versehen. Als Material
für die Druckleitung ist
Gußeisen verwendet worden. Die Untersuchung der
Anlage ergab, daß pro
Kompressor-Pferdestärke und
Stunde 11,76 cbm Luft von atmosphärischer
Spannung auf 7,10
Atmosphäre absolut verdichtet wurden; bei 8 km Leitungslänge
stellte sich der Luftverlust pro
Stunde auf ½
Promille der normalen Lieferung
beider
Kompressoren (4000 cbm) heraus.
Der Preis für 1 cbm Luft zur Kraftlieferung wurde zu 0,8
Pf. festgesetzt.
Mit Kompressionsmaschine im weitesten
Sinne des Wortes bezeichnet man jedes Gebläse
[* 6] (s. d.) und namentlich die
Gebläsemaschinen, welche die gepreßte Luft für Hochöfen, Bessemereien u. s. w. liefern.
Kompressionsmaschine sind auch eine
Klasse der
Eismaschinen (s. d., Bd.
5, S. 753a). -
Über die ähnlich konstruierten
Maschinen zur Verdünnung der Luft s.
Luftpumpe.
[* 7]
oder Druckverbände, in der
Chirurgie solche
Verbände, durch welche auf einen Körperteil längere
Zeit hindurch ein bestimmter Druck ausgeübt werden soll.
Man bedient sich ihrer mit
Vorteil zur Blutstillung,
zur
Aufsaugung krankhafter
Ausschwitzungen und Ergüsse, zur Fixierung entzündeter Organe, zur
Heilung chronischer und schlaffer
Geschwüreu. dgl. Je nach dem beabsichtigten Heilzwecke verfertigt man sie aus Heftpflasterstreifen,
aus Leinen- oder Gazebinden, aus Flanellbinden, Gummibinden
u. dgl.
(neulat.), chirurg.
Instrumente, welche dazu bestimmt sind, einen anhaltenden Druck
auf ein
Blutgefäß, einen Ausführungsgang oder ein anderes Organ auszuüben. Am bekanntesten ist das
Tourniquet
[* 8] (s. d.).
Luft,Druckluft oder Preßluft, Luft, welche einen höhern Druck besitzt als das
Barometer
[* 10] angiebt. Solche
gepreßte Luft wird in der Tecbnik auf verschiedenen Gebieten angewendet, so bei den Druckluftanlagen,
den
Taucher-
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
¶
mehr
apparaten, der Preßluftgründung,
[* 12] den Preßluftwerkzeugen, Gesteinsbohrmaschinen
[* 13] u. s. w.
Auf den menschlichen Körper wirktkomprimierte Luft einerseits physikalisch durch den äußern Druck auf alle
Körperteile, insbesondere auch auf die Atmungsorqane,andererseits chemisch durch reichlichere Sauerstoffaufnahme in das
Blut auf die Mischung desselben. Diese Wirkungen suchte man für die Medizin auszunutzen. Zuerst wurden pneumatische
Apparate unter der Bezeichnung «Cloches pneumatiques» zu solchem Zwecke 1864 von
Tabarié und andern Ärzten zu Montpellier,
[* 14] Lyon
[* 15] und Nizza
[* 16] aufgestellt und mit denselben sowohl bei Gesunden als auch bei Kranken
Versuche angestellt. Das pneumatische Kabinett (s. die nachstehende
[* 9]
Fig. 1) ist gewissermaßen eine Nachahmung
der Taucherglocke zu ebener Erde; es stellt einen aus schmiedeeisernen, fest vernieteten Platten bestehenden
glockenförmigen Raum dar, in welchem mehrere Personen bequem sitzen können.
Mittels einer mit einer Dampfmaschine
[* 17] in Verbindung stehenden Pumpe
[* 18] wird durch eine am Fußboden des Kabinetts einmündende
Röhre a fortwährend frische, durch Baumwolle
[* 19] filtrierte, bis zu einem gewissen Grade (1½ bis 1 3/7 Atmosphären)
verdichtete Luft in den Raum b eingepreßt und kann am entgegengesetzten Ende durch das Abzugsrohr d wieder in das Freie gelangen;
die mit dem Kabinett in Verbindung stehende Vorkammer c erlaubt das Ein- und Austreten, ohne daß dadurch der Luftdruck im Apparat
wesentlich verändert wird.
Den meist auf eine bis zwei Stunden bemessenen Aufenthalt in einem solchen Raume unter dem Einflüsse
der komprimierten Luft nennt man ein pneumatisches Bad.
[* 20] Mehrere deutsche Ärzte, wie J. Lange, G. von Vivenot u. a., stellten
durch Experimente die Wirkung solcher Bäder auf den Organismus genauer fest, wobei sich zeigte, daß die Lungen
mechanisch erweitert werden, indem ihnen ein größeres Luftvolumen zugeführt wird; die Atemzüge werden minder häufig,
doch tiefer; diese Erscheinungen dauern auch nach dem Aufenthalt im pneumat.
Apparat fort. Ferner wird die Ausscheidung von Harn und Kohlensäure, somit auch der gesamte Stoffwechsel, in weiterer Folge
die Gesamternährung vermehrt; auch vermindert sich die Füllung der feinsten Blut-(Kapillar-) Gefäße,
während sich die Aufsaugung der Lymphe beschleunigt. Indem durch diekomprimierte Luft dem ganzen Körper in
reichlicher Menge Sauerstoff
zugeführt wird, erhöht sich schließlich das Kraftgefühl der Muskulatur. Auf Grund dieser Ergebnisse stellte man alsbald
an vielen Orten Deutschlands
[* 21] pneumat. Apparateauf und nahm nun mit gutem Erfolge Kuren mitkomprimierte Luft vor bei
Krankheiten des Kehlkopfes mit Auflockerung der Schleimhaut und mit Blutüberfüllung dieses Organs, ferner bei langdauernden
Kehlkopf- und Luftröhrenkatarrhen, namentlich aber bei dem auf Lungenemphysem beruhenden Asthma. Gegen Schwerhörigkeit zeigte
sich diekomprimierte Luft insofern günstig, als sie katarrhalische Affektionen der innern Teile des Gehörorgans
tilgt.
^[Flg. 1.]
Kaum hatte man bei der Anwendung dieser pneumat. Kabinette die günstige Wirkung derkomprimierte Luft im allgemeinen für eine Reihe
von Krankheitsformen festgestellt, so wurden auch andere transportable pneumatische Apparate ersonnen, durch welche es möglich
wurde, den Kranken mit größerer Leichtigkeit nicht bloß eine Luft einatmen zu lassen, die einen bestimmten
Grad der Dichtigkeit hat, sondern auch abwechselnd verdichtete und verdünnte Luft (mittels sog.
Doppelapparate) bei der Ein- und Ausatmung darzubieten.
Hiermit war eine genauere individuelle und der Krankheit angepaßte, mehr oder minder kräftig einwirkende Verwendung verdichteter
und verdünnter Luft ermöglicht. Nachdem schon 1870 Hauke in Wien
[* 22] ein Instrument zur beliebigen Vermehrung
und Verminderung des Grades der Luftverdünnung oder Verdichtung konstruiert hatte, eröffnete 1873 Waldenburgs pneumatischer
Apparat eine Reihe hierhin gehörender Erfindungen, die in vielfacher Weise den Kranken beim Atmungsprozesse verdichtete oder
verdünnte Luft zuführen.
Der Waldenburgsche Apparat gleicht im wesentlichen einem Gasometer (s. Fig. 2). In einem großen
blechernen Cylindergefäß a, das bis zu einer gewissen Höhe mit Wasser gefüllt ist, bewegt sich ein zweiter nach unten
offener, oben geschlossener Cylinder b; in diesem innern Cylinder nun wird die Luft durch Zug
verdünnt oder durch Druck verdichtet.
Der Zug
wird durch Anhängen von Gewichten c an Schnüren, die vom Cylinder aus über Rollen
[* 23] d gehen, bewirkt,
der Druck durch Auflegen von Gewichten auf den Cylinder. Die Atmung erfolgt durch den mit dem innern Cylinder in Verbindung
stehenden, mit einer