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umgeben von den Standbildern der Feldherren und Staatsmänner, die Statuen und [* 1] Figuren sind zum Teil von Gustav Bläser, von Drake, Schweinitz, Tondeur und Büchting; ein Ulredenkmal, mit Relief (14. Jahrh.), zur Erinnerung an den Sieg der Kölner [* 2] über Erzbischof Engelbert, ein Bronzestandbild (1879) des Fürsten Bismarck nach Schapers Modell; ein Bronzestandbild (1881) des Grafen Moltke von Schaper und auf dem Altenmarkt einen Brunnen [* 3] (1885) mit dem Standbild des Reitergenerals Johann von Werth (s. d.). über dem Eingang der Rheinbrücke am linken Ufer steht das Reiterstandbild Friedrich Wilhelms IV., auf dem rechten Ufer das Wilhelms I. von Drake, beide 1867 aufgestellt.
Auf dem Kaiser-Wilhelm-Ring soll ein Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. (Modell von R. Anders) errichtet werden. Kirchen. Unter den Kirchen sind der roman. und der Übergangsstil stark vertreten. Als eine der ältesten gilt St. Gereon; der got.-roman. Chor, die beiden viereckigen Türme und die Krypta stammen aus dem 11. Jahrh., das zehneckige got. Schiff [* 4] ist 1219-27 errichtet. Die Kirche St. Maria im Kapitol, eine kreuzförmige roman. Basilika, [* 5] ist 1049, die Kirche St. Georg 1067, die Kirche Groß-St. Martin 1172 geweiht; der gewaltige Ostbau mit dem Turme (85 m) ist im 13. Jahrh. errichtet, im 15. restauriert; die Apostelnkirche, eine dreischiffige Pfeilerbasilika, ist um 1250 erbaut, 1875 restauriert.
Die letzten beiden Kirchen zeigen ebenso wie St. Gereon bereits den Übergangsstil in wundervollen Modifikationen; ein hervorragendes Beispiel desselben ist die ehemalige Stiftskirche St. Kunibert, eine gewölbte Basilika mit drei Türmen, 1247 geweiht, 1869-71 restauriert. Die Kirchen St. Johann Baptist, St. Ursula, vielfach umgebaut, mit got. Portal und Chor, die sehr alte St. Cäcilia, 930-941 und im 12. Jahrh. stark restauriert, und St. Andreas, mit roman. Schiff (1220), sind einfacher und fallen in die Zwischenzeit. In die got. Periode gehören außer dem Kölner Dom (s. d.) die Kirche St. Severin (1237), mit Turm [* 6] (1393-1411), neugewölbtem Schiff (1479), Taufkapelle (1505) und Sarkophag [* 7] des heil. Severin; ferner die frühgot.
Minoritenkirche, 1260 vollendet und 1860 restauriert, mit Dachreiter (im 18. Jahrh. erneuert) und der Chor (1414) der Andreaskirche. Die Jesuitenkirche, 1618-29 erbaut, ist ein Muster des den Jesuiten eigentümlichen Renaissancestils. Die Kirche St. Pantaleon, als evang. Garnisonkirche benutzt, stammt aus dem 12. bis 16. Jahrh., der Turm von 1891; die Kirche St. Peter (16. Jahrh.) ist 1890-92 restauriert worden. Der Neuzeit gehören an die evang. Trinitatiskirche (1860) und die got. Mauritiuskirche (1861-65). Rechts des Rheins die St. Heribertuskirche (17. Jahrh.) mit roman. Reliquienschrein [* 8] und Grabmal des heil. Heribert (1147), und die evangelische got. Johanniskirche (1860). Eine evang. und eine kath. (Herz Jesu-) Kirche sind (1894) im Bau begriffen.
Die Synagoge ist 1859-61 erbaut. Weltliche Gebäude. Das Rathaus stammt im Mittelbau aus dem 14. Jahrh.; der Turm wurde 1407-14 aus den 1396 von den adligen Geschlechtern eingezogenen Strafgeldern, die zierliche Renaissance-Halle 1569-71 errichtet; die östl. Teile sind 1549-60 erbaut, die Façade 1591 umgebaut und 1870 erneuert. Der sog. Löwenhof ist 1540 vom Steinmetzmeister im Renaissancestil erbaut; im Hansasaal wurde der erste allgemeine Hansatag abgehalten; der Muschelsaal, 1761 vollendet, enthält Wandteppiche und eine kostbare Stuckdecke, der ehemalige Ratssaal eine geschnitzte Eingangsthür (1603) von Melchior Reidt.
Dem Rathaus gegenüber liegt der sog. span. Bau, im 17. Jahrh. erbaut, 1886 restauriert. Südlich der got. Gürzenich, 1441-52 für 80000 Fl. als Pracht- und Festsaal des Rates erbaut, als welcher er zuerst 1475 zu Ehren des Kaisers Friedrich benutzt wurde. Später verfallen, wurde das Gebäude 1856 durch Jul. Raschdorff restauriert und bildet nun den großartigsten ältern, nicht kirchlichen Bau der Stadt. Im Erdgeschoß befindet sich die Börse. Der große Festsaal (53 m lang, 22 m breit) bildet eine mächtige Halle [* 9] mit Mittel- und Seitenschiffen und enthält ein 50 m langes Wandgemälde, den am bei dem Feste der Dombauvollendung zu Ehren des Kaisers Wilhelm I. veranstalteten geschichtlichen Festzug darstellend, von Camphausen, den beiden Röber, Beckmann und Bauer.
Das roman. Tempelhaus (12. und 13. Jahrh.), ehemals Familiensitz der «Overstolzen in der Rheingasse», enthält die Handelskammer und die Bibliothek des Kunstgewerbemuseums. Das Zeughaus mit der Hauptwache (1601) hat ein schönes Renaissanceportal. Aus neuerer Zeit stammen das Regierungsgebäude (1830), das städtische (Wallraf-Richartz-) Museum, 1855-61 in engl.-got. Stil erbaut, mit dem schönen Kreuzgang der Minoritenkirche, das Stadttheater (1872), das großartige Bürgerhospital, das Hohenstaufenbad, das Oberlandesgericht, 1886-93 erbaut, das Reichspostgebäude der Hauptbahnhof, sowie zahlreiche Privatpaläste.
Verwaltung. Die Stadt Köln [* 10] wird verwaltet von einem Oberbürgermeister (Becker, seit 1886; 20000 M.), einem ersten Beigeordneten (Pelman; 10000 M.), 11 weitern Beigeordneten (2 unbesoldet) und 45 Stadtverordneten. Für Sicherheitszwecke besteht eine königl. Polizeidirektion, für Feuerlöschwesen eine Berufsfeuerwehr (seit 1871, 96 Mann), eine Reservefeuerwehr (63) und eine Freiwillige Feuerwehr (309); ferner 1 städtische und 1 private Gasanstalt, ein Wasserwerk (seit 1871), ein städtisches Elektricitätswerk, städtisches Leihhaus und ein städtischer Vieh- und Schlachthof.
Finanzen. Der Haushaltplan (1893/94) schließt ab in Einnahme mit 24,014 Mill. M., Ausgabe mit 25,271 Mill. M. Die Schulden betragen 22,241, das Vermögen 26,890 Mill. M. Behörden. Köln ist Sitz der königl. Bezirksregierung, des Landratsamtes für den Landkreis Köln, eines Erzbischofs (die niederrhein. Kirchenprovinz besteht aus der Erzdiöcese und den Suffraganbistümern Münster, [* 11] Paderborn [* 12] und Trier), [* 13] der Provinzial-Steuerdirektion, eines Oberlandesgerichts mit 9 Landgerichten (Aachen, [* 14] Bonn, [* 15] Cleve, [* 16] Düsseldorf, [* 17] Elberfeld, [* 18] Koblenz, [* 19] Köln, Saarbrücken, [* 20] Trier), eines Landgerichts mit zwei Kammern für Handelssachen und 9 Amtsgerichten (Bensberg, Bergheim, Gummersbach, Kerpen, Köln, Lindlar, Mülheim [* 21] a. Rh., Wiehl, Wipperfürth), eines Amts- und Rheinschiffahrtsgerichts, Seemannsamtes, einer Oberpostdirektion, zweier Königl. Preuß. Eisenbahndirektionen: rechtsrheinisch mit 8 Betriebsämtern (Dortmund, [* 22] Düsseldorf, Essen, [* 23] Köln-Deutz, Neuwied, zwei in Münster, Wesel) [* 24] und linksrheinisch mit 6 Betriebsämtern (Aachen, Koblenz, Köln, Krefeld, [* 25] Saarbrücken, Trier), eines Hauptsteuer-,Katasteramtes, einer Reichsbank- Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. ¶
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hauptstelle, Handelskammer, eines städtischen Statistischen Bureaus, eines Gouvernements und einer Kommandantur, der 7. Festungsinspektion, eines Artilleriedepots, Proviantamtes, einer Fortifikation, Artilleriewerkstatt, sowie der Kommandos der 15. Division, 29. Infanterie- und 15. Kavalleriebrigade. Unterrichts- und Bildungswesen. Drei königl. kath. Gymnasien: an Marzellen, 1450 gegründet, 1815 reorganisiert;
an der Apostelnkirche, 1860 gegründet und das Kaiser-Wilhelmsgymnasium, 1871 gegründet;
ferner ein königl. simultanes Friedrich - Wilhelmsgymnasium, ein Realgymnasium mit Gymnasial-Parallelklassen, 1828 gegründet, eine Oberrealschule, erzbischöfl.
Priesterseminar, Schullehrerseminar, 4 höhere Mädchenschulen, darunter 2 mit Lehrerinnenbildungsanstalten. Der Zoologische Garten [* 27] und die Flora enthalten reiche Gewächshäuser und eine Gartenbaulehranstalt. Sammlungen. Die Stadtbibliothek (115000 Bände und 2000 Inkunabeln, sowie Karten, Pläne u. s. w.), Bibliotheken der höhern Schulen, der Regierung, der Justizbehörden, der Handelskammer, mehrerer Kirchen und Vereine, sowie ein reiches städtisches Archiv. Das städtische (Wallraf-Richartz-) Museum, erbaut durch die Schenkung des Kommerzienrats Richartz (gest. 1861) und begründet durch die Gemälde- und Altertümersammlung des Professor Wallraf (gest. 1824), enthält Gipsabgüsse, röm. Altertümer, Wandmalereien von Steinte und Gemälde, endlich die dauernde Ausstellung des Kölnischen Kunstvereins; das Kunstgewerbemuseum ist 1888 eröffnet, das erzbischöfl.
Museum befindet sich in einer 1665 aufgeführten Kapelle; endlich bestehen zum Teil bedeutende Kölner Privatsammlungen des Freiherrn von Oppenheim, des Bürgermeisters Thewald und des Domkapitulars Schnütjen. Das Stadttheater (1700 Zuschauerplätze) ist für 30000 M. jährlich verpachtet, hat ein Solopersonal von 48 Personen und eine Spielzeit von 8 bis 9 Monaten. Das Konservatorium der Musik (1851 gegründet, mit städtischer Subvention) und die berühmten Gürzenichkonzerte stehen unter Leitung des Kapellmeisters Dr. Wüllner. In Köln erscheinen 5 polit.
Zeitungen und Tagesblätter, darunter die «Kölnische Zeitung» (s. d.) und die «Kölnische Volkszeitung» (s. d.). Der Gesang wird in vielen Vereinen gepflegt, unter denen der Kölner Männergesangverein und der Kölner Liederkranz die berühmtesten sind. Die Stadt hat (1893) 19 Orts-, 15 Betriebs- und 1 Innungskrankenkasse, sowie zahlreiche Stiftungen und Wohlthätigkeitsanstalten. Industrie und Handel. Die Industrie erstreckt sich auf die Fabrikation von Zucker, [* 28] Tabak, [* 29] Leim (Kölnischer Leim), Goldleisten, Tapeten, Eau de Cologne (s. d.), Seife, Leder, Möbeln, Klavieren, Maschinen (Deutzer Gasmotorenfabrik), Chemikalien, Spiritus, [* 30] Korsetts, Schirmen, Handschuhen u. s. w. In Köln haben ihren Sitz die 5. Sektionen der Papiermacher- und der Rheinisch-Westfälischen Baugewerks-, die 10. der Müllerei- und Brennerei-Berufsgenossenschaften, die 2. Sektionen der Buchdrucker- und der Leinen-, die 4. der Steinbruchs-, 6. der Rheinisch-Westfälischen Maschinenbau- und Kleineisenindustrie-, 9. der Norddeutschen Holz-, 11. der Ziegelei-, 23. der Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft und die 4. Sektion der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie.
Der bedeutende Handel wird unterstützt durch eine Handelskammer und eine Reichsbankhauptstelle (Gesamtumsatz 1892: 3219,520 Mill. M.). Dem Geld- und Kreditverkehr dienen der A. Schaafhausensche Bankverein, die Kölner Gewerbebank, Bank für Rheinland und Westfalen, [* 31] Kölnische Wechsler- und Kommissionsbank, Bergisch-Märkische Bank, Rheinische Volksbank und zahlreiche private Bankhäuser; das Versicherungswesen ist vertreten durch die Lebensversicherungsgesellschaft Concordia, Feuerversicherungsgesellschaft Colonia, eine Hagelversicherungsgesellschaft, die Versicherungs-Aktiengesellschaft Rhenania, Kölnische Unfallversicherungs-Aktiengesellschaft, Rückversicherungsgesellschaft, Retrocessions- und Rückversicherungsgesellschaft Minerva und die See-, Fluß- und Landtransport-Versicherungsgesellschaft Agrippina.
Verkehrswesen. O. liegt an den Linien Hannover-Köln (326,6 km), Hamburg-Bremen-Köln (448,1 km), Kalk-Deutz-Köln-Barmen (52 km), Deutz-Köln-Gießen (166,8 km), Frankfurt-Köln (220,i km), Köln-Cleve (119,9 km), Köln-Aachen-Herbesthal (85,4 km), Köln-Trier (180 km) und Köln-Koblenz-Bingerbrück (153,6 km) der Preuß. Staatsbahnen [* 32] und hat vier Bahnhöfe [* 33] (s. den Stadtplan). Der gesamte Eisenbahngüterverkehr betrug (1892/93) 2446715,8 t, darunter abgegangen 743752,6 t. Straßenbahnen führen nach Bayenthal, Ehrenfeld, Lindenthal, Kalk, Mülheim a. Rh. und Nippes, eine solche mit Dampfbetrieb nach Frechen, außerdem durchziehen zahlreiche Pferdebahnlinien die Stadt und verbinden die Altstadt mit den Vororten. Köln hat 4 Postämter erster Klasse, ein Telegraphenamt erster Klasse mit Zweigstelle, Stadtfernsprechamt, 4 Bahnpostämter, 2 Postämter zweiter Klasse, 7 Stadtpostanstalten und 4 Postämter dritter Klasse, sämtlich mit Telegraphen-, eins der letztern mit Fernsprechbetrieb.
Die Fernsprecheinrichtung hatte (1893) 2417 Fernsprechstellen. Köln hat mehrere Häfen und einen bedeutenden Schiffsverkehr, direkte Fracht- sowie Personendampferverbindung mit zahlreichen Orten. Köln ist Sitz der Kölnischen Dampfschleppschiffahrtsgesellschaft, der Preußisch-Rheinischen Dampfschiffahrtsgesellschaft sowie der Rhein- und Seeschiffahrtsgesellschaft. 1892 kamen an (gingen ab) 5259 (4753) Fahrzeuge mit Ladungen von 372835 (170729) t. Festung. [* 34]
Nach 1872 erfolgte der Umbau von Köln zu einem Waffenplatze. Auf dem linken Rheinufer liegen, zum Teil bis 6 km vorgeschoben, acht starke Forts und in deren Zwischenräumen kleinere Werke; die Stadtumwallung ist in die Höhe der alten Fortslinie hinausgeschoben. Die neue Umwallung schließt die 1888 eingemeindeten Vororte (Ehrenfeld u. s. w.) nicht ein. Auf dem rechten Rheinufer sind gleichfalls starke Forts vorgeschoben worden. Geschichte der Stadt und des Erzstifts.
Köln, Colonia, ist als röm. Militärkolonie entstanden. Marcus Agrippa versetzte 38 v. Chr. die Ubier von dem rechten auf das linke Rheinufer, und zwei röm. Legionen erhielten hierauf ihr Standquartier bei der Ara Ubiorum. Agrippina, Gemahlin des Kaisers Claudius, wurde in diesem Lager [* 35] geboren und führte dort 50 n. Chr. eine Veteranenkolonie ein; seitdem hieß die neue Römerstadt Colonia Agrippina oder kurz Agrippina, gedieh rasch zu hoher Blüte [* 36] und war in der röm. Kaiserzeit wiederholt der Schauplatz wichtiger Ereignisse. Im 4. Jahrh. fiel sie an die Franken und wurde Sitz der ripuarischen Könige, kam 511 an Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. ¶