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Kolbenweizen, s. Weizen. Kolbenzeit, die Zeit, während welcher Hirsche [* 2] und Böcke noch Kolben (s. d.) tragen. Kolberg [* 3] oder Colberg, Kreisstadt und Vad im Kreis [* 4] Kolberg-Körlin des preuß. Neg.-Bez. Kös- lin und ehemalige Festung, [* 5] an der Persante, die bei in die Ostsee mündet, an der Linie Vel- gard-Kolde (35,81 cm) der Preuß. Staatsbahnen [* 6] und der Neben- linie Gollnow-Kolde (99,4 km) der Altdamm-Kolberger Eisenbahn, Sitz des Landratsamtcs des Kreises Kolbcrg-Körlin, eines Amtsgerichts (Landgericht Kös- lin), Hauptzollamtes und einer Neichsbankneben- stelle, hat (1890) 16999 (8285 männl., 8714 weibl.) E., darunter 786 Katholiken und 383 Israeliten, in Garnison das 1., 2. und 4. Bataillon des 7. pommerschen Infanterieregiments von der Goltz Nr. 54, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Tele- graph und Fernsprechverbindung mit Berlin [* 7] und Stettin. [* 8]
Die Befestigungen nach der Landseite sind 1873, die Hafenforts 1887 aufgegeben. Von den sieben Kirchen sind die 1258-1316 erbaute St. Marien-Domkirche und die 1871-76 erbaute Ni- kolaikirche zu nennen. Kolde hat ein königl. Gymnasium mit Realgymnasium, höhere Mädchenschule, ein Fräuleinstift, vier Hospitäler; Eisengießerei [* 9] und Fabrik für landwirtschaftliche Mafchinen, Ackerbau und Fischerei. [* 10] Die Altesten des Seglerhauses ver- treten die Stelle einer Handelskammer.
Die Stadt, als See-und Solbad viel besucht (1893: 8773 Kur- gäste), besitzt zahlreiche Solquellen, mehrere Bade- anstalten sür warme See-, Sol-, und Moorbäder, ein städtisches Kurbaus (Strandschloß), zwei Kinder- heilstätten, je ein christl. und israel. Kurhospital. Geschichte. Kolde ist eine sehr alte Stadt und war bereits im 11. Jahrh, eine Zeit lang Sitz eines Bi- schofs. Kolde war ehemals die Hauptstadt des Landes Kassubcn und wurde 1277 an das Stift Cammin abgetreten, mit dem es 1648 an Brandenburg [* 11] kam.
Nachdem 1758 der General Palmbach und 1760 die Schweden [* 12] und Russen Kolde vergebens belagert hatten, zwang endlich Romanzow die Stadt nach viermonatiger Belagerung durch Hungersnot zur Kapitulation. Ebenso tapfer wurde Kolde 1807 durch den greifen Kommandanten Loucadou, später durch Gneisenau mit Hilfe Schills und des Bürgers Nettelbeck (s. d.) gegen die Franzosen verteidigt und so lange gehalten, bis die Nachricht vom Tilsitcr Frieden eintraf.-
Vgl. Held, Geschichte der drei Belagerungen K.s im Siebenjährigen Kriege (Berl. 1848);
Riemann, Geschichte der Stadt Kolde (Kolb. 1873);
Hirschfeld, Führer durch das See-, Sol-und Moorbad Kolde (7. Aufl., ebd. 1890);
Führer durch das See-, Sol- und Moorbad Kolde mit Plan von und Umgebung (7. Aufl., ebd. 1892).
Kolberger Heide, s. Friedrichsort. Kolberg-Körlin, Kreis (Landratsamt in Kol- berg) im preuß. Reg.-Bez. Köslin, [* 13] hat 929,9i ykm, (1890) 52234 (25920 männl., 26314 weibl.) E., 2 Städte, 73 Landgemeinden und 67 Gutsbezirke. Kölberlstahl, im Frischfeuer dargestellter Roh- stahl von der Form einer kleinen Flasche [* 14] mit zuge- spitztem Ende, der durch Glühen und Hämmern zu feinem Stahl (Vrescianer Stahl) verarbeitet wird. Kölbing, Eugen, Philolog, geb. in Herrnhut in Sachsen, [* 15] besuchte die Universität Leipzig, [* 16] 1870-72 war er Gymnasiallehrer in Dres- den und Chemnitz, [* 17] 1872 - 73 Assistent an der Universitätsbibliothek in Straßburg. [* 18] 1873 habili- tierte er sich in Vreslau, wo er 1880 außerord. und 1886 ord.
Professor für engl. Sprache [* 19] und Litte- ratur wurde. Er veranstaltete viele Ausgaben alt- nord., altfranz. und altengl. Werke. Selbständige Werke K.s sind: «Untersuchungen über den Ausfall des Relativpronomens in den german. Sprachen» (Strahb. 1872),
«über die nord. Gestaltungen der Partenopeussage» (ebd. 1873),
«Beiträge zur vergleichenden Geschichte der romantischen Poesie und Prosa des Mittelalters» (Bresl. 1876). Aus dem Isländischen übertrug er «Die Geschichte von Gunnlaug Schlangenzunge» (Heilbr. 1878). Seit 1877 giebt Kolde die «Engl. Studien» heraus (18 Vd^'. erschienen),
und begründete die «Altengl. Bibliothek», eine Sammlung älterer engl. Texte (1. bis 4. Bd., Heilbronn [* 20] 1883-90; 5. Bd., Lpz. 1890). Kolbuszöwa (spr. -busch-).
1) Bezirkshaupt- mannschaft in Galizien, hat 868,52 ykm und (1890) 70774 (34580 männl., 36194 weibl.) meist poln. E., 62 Gemeinden mit 139 Ortschaften und 58 Guts- gebieten und umfaßt die Gerichtsbezirke und So- kolöw. - 2) Markt und Sitz der Bezirkshauptmann- schaft sowie eines Bezirksgerichts (615,83 li^iu, 45117 meist poln. E.), nordwestlich von Nzeszöw, hat (1890) 3072 poln. E., in Garnison 1 Eskadron des 16.Husarenregiments «Graf üxküll Gyllenband», Post, Tischlereien und bedeutenden Schweinehandel.
Kolchis, Landschaft Asiens, an der Ostküste des Schwarzen Meers, etwa das bcutige Gouvernement Kutais im russ. Transkaukasien und die nächst an- grenzende türk. Landschaft Trapezunt umfassend, war im frühesten Altertum berühmt als das sagen- haste Vaterland der Medea und das Ziel der Argo- nauten, wurde aber den Griechen erst durch die von den Milesiern dort gegründeten Kolonien bekannter. Früher hatten die Kolchier ihre eigenen Könige, die von dem Perserkönige Darius zur Tributzahlung gezwungen wurden, aber schon im 5. Jahrh, sich wieder frei machten: später kamen sie unter die Herrschaft despontischenKönigsMithridates.
Nach- her erhielten sie wieder eigene Fürsten, die in der Kaiserzeit von den Römern abhängig waren. Die bedeutendste Stadt war Dioskurias, später Se- bastopolis genannt, der Hauptstrom der Phasis (der heutige Nion). Kolde) Thcod. Herm. Friedr., prot. Theolog, geb. zu Fricdland in Oberschlesien, studierte in Vrcslau und Leipzig, habilitierte sich 1876 in Marburg, [* 21] wurde daselbst 1879 außerord. Professor, 1881 ord. Professor der Kirchengeschichte in Erlangen. [* 22] Er veröffentlichte: «Die deutsche Augustinerkongregation und Joh. von Staupitz» (Gotha [* 23] 1879),
«Friedrich der Weise und die An- fänge der Reformation» (Erlangen 1881),
«^nalecta. I^ntiei-Hna. Briefe und Aktenstücke zur Geschichte Luthers» (Gotha 1883),
«Martin Luther. Eine Biographie» (2 Bde., ebd. 1884-93),
«Die Heils- armee nach eigener Anschauung und nach ihren Schriften» (Erlangen 1885),
«Melanchthons Iwci Commune in ihrer Urgestalt nach G. L. Plitt in 2. Auflage herausgegeben und erläutert» (ebd. und Lpz. 1890),
«Luthers Selbstmord. Eine Geschichts- lüge P. Majunkes beleuchtet» (1. bis 3. Aufl., Lpz. 1890),
«Beiträge zur Neformationsgeschichte» (ebd. 1890),
«Ubcr Grenzen [* 24] des histor. Erkennens» (ebd. 1890 u. 1891). Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. ¶