oder Beinbearbeitung, die Bearbeitung der stärkern Röhrenknochen größerer
Tiere durch Drehen
und Schnitzen, eine
Industrie, welche namentlich in
Nürnberg,
[* 5]
Fürth
[* 6] sowie in Geislingen
(Württemberg)
[* 7] zahlreiche Gegenstände,
wie Knöpfe, Dominosteine, Falzbeine, Schachfiguren,
Messer- und Gabelhefte,
Broschen u. s. w. liefert;
dieselben kommen an Feinheit und Schönheit den in derselben
Weise aus Elfenbein hergestellten nahezu gleich.
Die
Knochen werden zu diesem Zweck einer Vorbereitung durch Auskochen, Absägen der
Enden und
Bleichen mit Pottaschenlauge unterworfen.
Zur Verkleinerung bedient man sich einer Handsäge, die der Bogensäge der Schlosser ähnlich ist, oder auch
einer kleinen Kreissäge mit feinen, nicht geschränkten
Zähnen. Die weitere Ausarbeitung erfolgt auf der
Drehbank
[* 8] mit Anwendung
mittelgroßer
Feilen, des Schabmessers, der
Fräsen,
Bohrer,
[* 9] Metallhobel u. s. w. Bei ordinären
Arbeiten findet das
Schleifen
mit
Schachtelhalm, das Polieren mit Beinspänen statt; feinere
Arbeiten werden mit
Bimsstein geschliffen und mit Schlämmkreide
oder Kalk und Seife naß poliert. Manche
Artikel aus
Knochen werden gefärbt. Zu den als Belegung der Klaviertasten
dienenden weißen Beinplatten werden Hirschknochen verwendet. -
Vgl.
Andés, Die Verarbeitung des
Horns, Elfenbeins, Schildpatts,
der
Knochen u. s. w.
(Wien 1885).
eckige Bruchstücke von
Knochen,
Zähnen und
Schuppen von Wirbeltieren, die durch
ein eisenschüssiges, sandiges oder kalkiges
Bindemittel zusammengekittet sind.
Solche Knochenbreccie füllen entweder
Spalten in Kalkstein
(am Mittelmeere) aus, oder überziehen den
Boden von
Höhlen
(Knochenlager), oder bilden auch förmliche
Bänke zwischen andern
Schichten, wie das
Bonebed (s. d.) im obern Keuper
Deutschlands.
[* 11]
(Fracturae ossium), plötzlicheTrennungen des Zusammenhangs eines
Knochens, entstehen
in der Regel durch Einwirkung äußerer Gewalt, seltener durch heftige Muskelkontraktionen. Gesunde
Knochen besitzen eine
große Festigkeit,
[* 12] sodaß ein
Stoß oder
Schlag schon mit großer Kraft
[* 13] einwirken muß, wenn ein Knochenbruch herbeigeführt
werden soll. Gewisse krankhafte
Veränderungen der
Knochen (Auflockerung und Brüchigkeit infolge vonSyphilis,
von
Englischer Krankheit, von
Knochengeschwülstenu. dgl.) begünstigen das Entstehen der und bei alten Leuten brechen die
Knochen infolge der senilen
Atrophie des
Knochengewebes leichter als bei jungen.
Man teilt die
Brüche ein in vollkommene und unvollkommene. Letztere sind diejenigen, bei welchen die Bruchenden noch in
Verbindung
gehalten werden, entweder durch die
Beinhaut oder dann, wenn der
Knochen bloß geknickt ist (infractio).
Zu den unvollkommenen
Brüchen zählt man auch die Spaltungen
(Fissuren) der
Knochen, die
namentlich am Schädel häufig zu
stande kommen. Ist der
Bruch ein vollkommener, so haben sich die Bruchenden, schon durch den Zug
der
Muskeln,
[* 14] meist
gegeneinander verschoben (sie reiten aufeinander).
Manchmal keilt sich auch ein Bruchende in das andere ein. Eine andere
Einteilung der Knochenbrüche ist die in einfache (ohne Verletzung
der
Haut,
[* 15] großer
Gefäße und Nervenstämme) und in komplizierte (mit solchen Verletzungen), welch letztere die gefährlichern
sind, weil durch die Hautwunde sehr leicht die Fäulniserreger der Luft zu der Knochenwunde gelangen
und in dieser
Entzündungen und
Vereiterungen, ja selbst lebensgefährliche Verjauchungen bewirken können. In der Regel bricht
der
Knochen nur in zwei
Stücke; sind mehrere
Stücke entstanden, so nennt man dies einen
Splitterbruch (fractura comminutiva).
Mit Rücksicht auf die
Richtung der Knochentrennung unterscheidet man ferner Querbrüche,
Schief- oder
Schrägbrüche und Längsbrüche. Auch bloße Absplitterungen von Knochenstücken (Lamellen) kommen vor.
Die falsche
Stellung der Extremität, die beträchtliche Anschwellung, die Schmerzhaftigkeit, die Beweglichkeit der Bruchenden
und das Knirschen (Krepitation) beim Bewegen der Bruchenden gegeneinander sowie die. Beeinträchtigung der Funktionen des
betroffenen
Gliedes zeigen die
Fraktur an. In manchen Fällen ist die Erkennung schwer, namentlich wenn
der
Knochen in der Nähe eines
Gelenks zerbrochen, wobei die
Fraktur mit einer Verrenkung (s. d.) verwechselt werden kann.
Erleichtert wird die Diagnose durch eine große Regelmäßigkeit der
Brüche unter gleichen Verhältnissen. So brechen
Kinder
beim Fallen
[* 16] sehr häufig das
Schlüsselbein, Erwachsene, wenn sie auf die vorgestreckte
Hand
[* 17] fallen, das
vordere Ende der
Speiche, alte Leute den Oberschenkelhals (den
Teil zwischen dem Gelenkkopf und dem großen Rollhügel des
Oberschenkelknochens). Dieser Schenkelhalsbruch heilt gewöhnlich am schwersten und hinterläßt meist
Hinken.
Zur
Heilung der einfachen Knochenbrüche ist nach der möglichsten
Annäherung der Bruchenden (oder Reposition) Festhalten
derselben in dieser
Lage (Retention) und vollständige Ruhe der
Gliedmaßen nötig. Man lagert daher das
Bein oder den
Arm zwischen
Schienen, legt einen
Verband
[* 18] aus
Pappe, die man mit
Watte füttert, und mit
Kleister oder Dextrin bestrichene
Binden an
(Watte-,
Kleister-, Dextrinverband) oder gipst die
Binden ein
(Gipsverband). Die
Heilung erfolgt um so schneller,
je jünger und gesünder das Individuum ist; Schlüsselbeinbrüche der
Kinder heilen oft ohne alle Behandlung, während Oberschenkelhalsbrüche
alter Leute häufig gar nicht heilen. In falscher
Stellung geheilte
Brüche müssen wieder gebrochen und neu eingerichtet werden.
In den meisten Fällen wird ein einfach gebrochenesGlied
[* 19] wieder vollkommen brauchbar; der gebrochene
Knochen,
besonders z. B. der Extremitäten, erleidet jedoch infolge eines
Bruchs häufig eine Verkürzung. Während der Nachkur ist
die eingetretene
Steifigkeit und Schwäche des gebrochenen
Gliedes durch allmählich gesteigerte
Übung, spirituöse Einreibungen
und Massage, Elektrisieren und warme
Bäder zu behandeln.
Von ganz besonderer Wichtigkeit sind bei allen Knochenbrüche die ersten Hilfeleistungen, welche
der Verletzte erfährt. Nachdem man Kleidungsstücke
bez. Stiefel so weit aufgeschnitten hat, daß die Verletzung
Knochenbrüchigkeit - K
* 20 Seite 60.449.
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
¶
mehr
übersehen werden kann, befestige man das kranke Glied mit Binden oder mit Tüchern, zerschnittenen Hemden, Bettlaken u. dgl.
auf einer festen Unterlage (Schienen aus Latten, Brettern, Cigarrenkisten, Pappstücken, Draht,
[* 21] zusammengebundenen Zweigen
u. ähnl.) derart, daß es nicht mehr schmerzt und sich nicht verschieben kann, und lege bis zur Ankunft des
Arztes kalte Umschläge von Eis,
[* 22] Schnee
[* 23] oder Wasser auf die Bruchstelle auf. Im äußersten Notfalle kann man auch das gesunde
Bein als Schiene benutzen, indem man das zerbrochene Bein mit Tüchern an dasselbe festbindet. Kann man das zerbrochene Glied
nicht hinreichend fixieren, so mag man den Verletzten lieber noch längere Zeit bis zum Erscheinen des
Arztes auf der Stelle, wo das Unglück geschehen ist, liegen lassen, als daß man ihn den Schmerzen und Gefahren eines längern
Transports ohne hinreichende Sicherung der gebrochenen Knochen aussetzt.
Vgl. Esmarch, Die erste Hilfe bei Verletzungen (Hannov. 1875);
Hoffa, Lehrbuch der Frakturen und Luxationen (Würzb.
1888);
Esmarch, Die erste Hilfe bei plötzlichen Unglücksfällen (9. Aufl., Lpz.
1891);