forlaufend
416
steht man unter Klima [* 2] den durchschnittlichen Zustand der Atmosphäre an irgend einem Punkt der Erdober- fläche unter dem Einfluß des Zusammenwirkens aller Meteorolog.
Erscheinungen, und insofern ist Klima wohl zu unterscheiden von Witterung, dem klimatischen Einzelzustand eines bestimmten Zeit- punktes oder eng begrenzten Zeitraums, sodah man Klima auch als die mittlere oder durchschnittliche Ge- samtheit aller Witterungen eines kleinern oder größern Zeitraums definieren könnte.
Kann man also recht wohl von der Witterung eines Monats, ja selbst eines Tages oder einer bestimmten Stunde sprechen, so ist das Klima eines Monats, einer Jahres- zeit oder eines Jahres für eine Ortlichkeit der Durch- schnittszustand , wie er sich nur aus vielen Einzel- beobachtungen ermitteln läßt, die über lange Zeiten hin gleichmäßig angestellt sind. Die Grundurfache aller klimatischen Gegensätze auf der Erde ist die verschiedene Größe des Einfalls- winkels der erwärmenden Sonnenstrahlen, und da dieser Winkel [* 3] von der Stellung der Erdkugel zur Sonne [* 4] abhängt, spricht man von einem mathema- tischen oder solaren Klima, sobald eben nur von den ungestört gedachten Wirkungen der Sonnenstrahlung auf die Erde die Rede ist.
Hätte also die Erde keine Atmosphäre, und fehlte der Gegensatz von Wasser und Land, von hoch und nieder, so käme für die Erwär- mung neben der Entfernung von der Sonne nurin Be- tracht die Dauer der Sonnenstrahlung und die Größe des Einfallswinkels.
Stünde die Erdachse auf der Ebene der Erdbahn senkrecht, so fehlte der Unterschied der Jahreszeiten, [* 5] Tag und Nacht wären überall und stets gleich lang, die Erwärmungsintensität nähme vom Äquator zum Pol regelmäßig ab im Verhält- nis des Cosinus der geogr. Breite. [* 6]
Die Schiefe [* 7] der Ekliptik bewirkt nun aber den Unterschied der Jah- reszeiten, die verschiedene Tages- oder Bestrahlungs- dauer innerhalb der Jahreszeiten sowie den Um- stand, daß innerhalb der Zone zwischen den Wende- kreifen jeder Ort zweimal jährlich zur Mittagszeit von senkrechten Sonnenstrahlen getroffen wird, während in der Kalotte jenfeit der Polarkreise der Wechsel von Tag und Nacht innerhalb 24 Stunden sich nicht mehr gleichmäßig vollzieht und Perioden langdauernder Bestrahlung und langdauernder Nacht miteinander abwechseln.
Hiernach unter- scheidet man beiderseits vom Äquator bis zu den Wendekreisen eine heiße Zone (40 Proz. der Erd- oberfläche), ferner zwei kalte Zonen, nämlich die Polartalotten (zusammen 8 Proz. der Erdoberfläche), und dazwischen eine nördliche und eine südliche ge- mäßigte Zone (je 26 Proz. der Erdoberfläche), die zwar niemals senkrechte Sonnenstrahlen er- halten, aber innerhalb 24 Stunden auch nie der Bestrahlung entbehren. Da in den gemäßigten Zonen die Wärmeabnahme gegen die Pole zu be- sonders in pflanzengeogr.
Hinsicht sehr fühlbare Gegenfätze hervorruft, trennt man sie noch in eine subtropische, eigentlich gemäßigte und sub- arktifche Unterabteilung. In Wirklichkeit kommt nun aber das polare Klima durchaus nicht rein zur Geltung.
Denn in der Atmosphäre entstehen durch die verschiedenen Erwärmungsgrade Ausgleichsströ- mungen (Winde). [* 8]
So ist fast in den meisten Ge- genden der Erde das thatsächlich vorhandene, das physische oder tellurische Klima, vom solaren in weitgehender Weise verschieden, und da die einschnei- dendsten Gegensätze durch die wechselnde Wasser- und Landbedeckung hervorgerufen werden, fo unter- scheidet man zweckmäßig als Haupttypen des physi- schen Klima das Kontinental- oder Landklima ls.
Kontinentalklima), das oceanische oder See- klima (s. d.), und als Übergangsstufe von einem zum andern das Küsten- oder Übergangs- klima (f. Küstenklima).
Die ebenfalls wichtige Form des Höhen- oder Gebirgsklimas (s. d.) ist in der Hauptsache dadurch bedingt, daß die über einem hochgelegenen Orte liegende Luftfchicht wegen ihrer geringern Mächtigkeit und ihrer verhältnis- mäßig geringen Dichte von der einstrahlenden Son- nenwärme einen nur kleinen Bruchteil abforbiert, fodaß die direkte Strahlungswärme außerordentlich kräftig zur Geltung kommt.
Höhenstationen zeichnen sich also auch im Winter, solange die Sonne am Himmel [* 9] steht, durch hohe Strahlungswärme aus, ein Umstand, der trotz der kalten strahlungslosen Zeit in Verbindung mit der Trockenheit, Reinheit, Nebel- und besonders Staubfreiheit der Luft neuer- dings als Heilfaktor wichtige Anwendung gefunden hat. Da im Winter bei hohen: Barometerstand die fchwere kalte Luft in die Tiefe sinkt und durch ihre niedere Temperatur gern zur Nebelbildung neigt, während die dünnern höhern Luftschichten bei ge- ringem Wasserdampfgehalt den wärmenden Sonnen- strahlen kein Hindernis in den Weg legen, stellt sich in der Höhe sehr leicht die Temperaturum- kehr ein, d. h. die Luftwärme nimmt im Winter häufig von unten nach oben nicht ab, sondern zu. Neben der Erwärmung und der Niederfchlags- menge sind herrschende Windrichtungen für die Eigenart des Klima vieler Gegenden bestimmend. So ist die Passatregion notwendigerweife niederfchlags- arm, in ihr liegen die größten Wüsten oder doch Steppengebiete;
die nur vom Sommerpassat be- strichene subtropische Zone hat Sommerdürre und Winterregen, auch die Monsungebiete zeichnen sich durch strenge jahreszeitliche Wechsel der Nieder- schläge aus. In höhern Breiten, wo westl. Winde vorherrschen und von Westen und Südwesten kom- mende lauwarme Meeresströmungen [* 10] erzeugen, sind die Westseiten der Kontinente durch gemäßigte Sommer, milde Winter und ansehnlichen Nieder- schlagsreichtum ausgezeichnet, während unter glei- chen Breiten die Ostseiten der Erdteile scharfes Kon- tinentalklima haben. So wirken also die allerver- schiedensten Ursachen zusammen, die Klimate der einzelnen Länderräume überaus mannigfaltig zu ge- stalten und Supan hat mit feinen 34 Klimapro- vinzen nicht zu viele unterschieden, da sie alle grundsätzliche Verschiedenheiten aufweifen.
Dabei ist natürlich auf lokale Abweichungen, wie sie gar häufig an nächst benachbarten Orten auftreten, noch keine Rücksicht genommen;
denn zur Ausgestaltung lokal beschränkter Klimatypen wirken örtliche Ver- hältnisse , die sich rasch von einem Punkt zum an- dern ändern, ganz außerordentlich mit, so z. B. Höhenlage, Exposition gegen die einzelnen Him- melsrichtungen, Gefalle des Bodens oder benach- barter Gehänge, vorherrschende Winde thalauf- oder abwärts, Himmelsrichtung derfelben u. s. w. Man vergleiche z. B. das Rheinthal von Mainz [* 11] bis Bonn [* 12] und den Westerwald oder die Eifel, Alpen- gehänge, oberitalien.
Seen und Po-Ebene u. s. w. Um nun die Klimatypen in ihrer Vielgestaltig- keit übersichtlich vergleichbar zu machen, charakteri- siert man sie durch mittlere Iahlenwerte ihrer Wärme-, Luftdrucks-, Wind-, Niederschlagsverhält- nisse u. s. w., die durch regelmäßige Beobachtungen Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. ¶