novellistisches Talent und eine originelle Kraft der Darstellung, die mit den gewagtesten Stoffen fertig wird. An der patriotischen
Lyrik hat sich Kleist mit Kriegsliedern beteiligt. Seine «Gesammelten
Schriften» gaben Tieck (3 Bde., Berl. 1826),
Th. Zolling (Stuttg. 1885) heraus. Hierzu kommen noch «Polit.
Schriften und andere Nachträge zu seinen Werken», hg. von Köpke (Berl. 1862) und Köhler,
«Zu Heinrich von K.s Werken etc.» (Weim. 1862). «Ausgewählte
Dramen» von Kleist gab Siegen heraus (Lpz. 1877),
derselbe «Das Käthchen von Heilbronn: auf Grund des ursprünglichen
Plans neu für Bühne und Haus bearbeitet» (ebd. 1890). Briefe K.s wurden herausgegeben von E. von Bülow («Heinrich von K.s
Leben und Briefe», Berl. 1848),
Koberstein («Heinrich von K.s Briefe an seine Schwester Ulrike», ebd. 1860),
Biedermann («Heinrich
von K.s Briefe an seine Braut», Bresl. 1884). –
Vgl. Wilbrandt, Heinrich von Kleist. (Nördl. 1863);
Brahm,
Heinrich von Kleist (3. Aufl., Berl. 1892).
ein Klebmittel für Papier und Pappe, also namentlich für Buchbinderarbeiten. Der Kleister wird bereitet, indem
man Stärkemehl (Weizen-, Reis- oder Maisstärke) mit kaltem Wasser zu einem nicht zu dicken Brei anreibt und
dann siedendes Wasser in einem dünnen Strahle unter raschem Umrühren zusetzt, bis die Kleisterbildung beginnt, was man an
dem Durchsichtigwerden wahrnimmt, und endlich den Rest des erforderlichen Wassers schnell zugießt. Kochen der fertigen Masse
ist nachteilig und giebt einen Kleister, der leicht abspringt. Von größerer Bindekraft ist der aus Roggenmehl
hergestellte Kleister wegen seines Klebergehalts. Jedoch ist dieser Kleister nicht weiß, sondern grau bis
graubraun. Um den Kleister haltbarer zu machen, löst man in dem Wasser, das zur Kleisterbildung dient, etwas Alaun oder ein wenig
Salicylsäure oder brüht das Mehl mit siedendem Leimwasser.
1834 von Seutin in die Chirurgie eingeführt, wird neben dem Gipsverband noch von manchen Chirurgen,
z. B. bei Knochenbrüchen, angewandt.
Der Kleisterverband wird in der Weise angelegt, daß man z. B. den gebrochenen Arm mit einer Flanellbinde,
dann mit einer Mullbinde einwickelt und nun gekochten Stärke- oder Buchbinderkleister aufstreicht.
Zur
Verstärkung und Sicherung dienen biegsame Pappschienen.
Die Kleisterschichten wechseln mit den Mullbinden in etwa 3‒4
Lagen ab.
(lat. Clisthenes), der letzte und berühmteste Tyrann aus der Dynastie der Orthagoriden in Sikyon (596‒565
v. Chr.), unterdrückte die dor. Einwohner seines Landes, zerstörte im ersten Heiligen Kriege (seit 592 v. Chr.)
die Delphi feindliche Stadt Krissa, erneuerte die Pythischen Spiele und lud als Sieger zu Olympia (582) alle Hellenen nach
Sikyon ein, sich um seine Tochter Agariste zu bewerben. Agariste wurde die Gattin des athenischen Ritters Megakles aus
dem Hause der Alkmäoniden. Kleisthenes starb 565 ohne männliche Erben zu hinterlassen, wodurch die Tyrannis in
Sikyon ihr Ende fand.
(lat. Clisthenes), Reformator der athenischen Verfassung, Sohn des Megakles und der Agariste, Enkel des
vorigen. Als sich Pisistratus (s. d.) zum zweitenmal zum Herrn von Athen machte und die Alkmäoniden mit vielen andern Edelleuten
Attika 538 v. Chr. verließen, wurde Kleisthenes der Führer dieser Flüchtlinge. Durch Freigebigkeit
bei dem Neubau des Tempels zu Delphi (seit 535) hatte er die Gunst der delphischen Priesterschaft gewonnen, sodaß diese durch
ein Orakel endlich die Spartaner unter Kleomenes Ⅰ. bestimmte, 510 v. Chr. die Pisistratiden aus Athen zu vertreiben. (S. Hippias.)
In dem nun in Attika entbrannten Parteikampfe zwischen der Masse des alten Landesadels unter Isagoras und
der Partei der Alkmäoniden ergriff Kleisthenes, auch hierbei noch von Delphi aus gefördert, die Sache des Demos und schuf 509 v. Chr.
die neue Phylen- und Gemeindeordnung, durch welche die sociale Übermacht des Adels erschüttert und die Weiterbildung der
Demokratie wesentlich gefördert wurde. (S. Demos.) Der Versuch des Kleomenes, zu Gunsten des Isagoras 508 die
neuen Schöpfungen zu beseitigen, scheiterte; Kleisthenes, der 508 vertrieben worden war, kehrte zurück und verteidigte 506 Athen
siegreich gegen die verbündeten Spartiaten, Thebaner und Chalkidier. Kleisthenes war auch der Schöpfer des Ostracismus (s. d.).
(grch.), eine Erscheinung bei manchen Blüten, die dadurch charakterisiert ist, daß
die Bestäubung der Narbe schon stattfindet, ehe die Blüte geöffnet ist. Es tritt hierbei also keine Wechselbestäubung zwischen
verschiedenen Blüten ein, wie bei den meisten Phanerogamen, sondern die Befruchtung wird von dem in derselben Blüte erzeugten
Pollen herbeigeführt. Trotzdem werden dadurch keimfähige Samen entwickelt. Solche kleistogamische Blüten
besitzen einige Wasserpflanzen, wie Ranunculus aquatilisL., ferner auch mehrere Landpflanzen, die neben den kleistogamischen
auch gewöhnliche Blüten tragen, so manche Arten Viola, Lamium, Oxalis, die im Frühjahr normal gebaute, im Sommer und Herbst
dagegen bedeutend kleinere und unscheinbare kleistogamische entwickeln.
Hans Hugo von, konservativer Politiker, geb. zu Kieckow bei Groß-Tychow
in Pommern, studierte in Göttingen und Berlin die Rechte, widmete sich dann beim Stadtgericht zu Berlin und beim Appellationsgericht
zu Frankfurt a. O. dem praktischen jurist. Dienst, wurde 1844 Landrat des Kreises Belgard und 1851 Oberpräsident der Rheinprovinz,
aus welcher Stellung er wegen seiner extrem-konservativen Richtung bei Einsetzung der Regentschaft 1858 scheiden
mußte. Kleist-Retzow war 1848 Vorsitzender des sog. «Junkerparlaments»,
1849‒52 Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses, 1850 auch Mitglied des Staatenhauses in
Erfurt.
Seit 1858 vertrat er die Familie von Kleist im preuß. Herrenhause, wo er Vorstand der «Fraktion Stahl» war
und als ein Führer der altkonservativen Partei in Preußen stets auf dem äußersten rechten Flügel stand. Dem Deutschen
Reichstage gehörte er seit 1877 an als Vertreter des Wahlkreises Herford-Halle. Kleist-Retzow war einer der Hauptvertreter des Hochkonservativismus
und verfocht dessen Principien in Staat und Kirche mit rücksichtsloser Entschiedenheit und bedeutender Rednergabe. 1883 erhielt
er den Titel als Wirkl. Geheimrat mit dem Prädikat Excellenz. Er starb zu Kieckow.