denten (M. Schaschkewitsch, J. ^[Jakow]
Golowazkij u. a.), die «Rusalka vom Dnjestr»,
wurde 1837 in
Pest gedruckt, aber in Galizien verboten. Diesem ersten Versuch folgten andere, bei denen aber die Volkssprache
nicht zu ihrem
Recht kam. Mit 1848 schien eine neue Zeit gekommen. Es entstanden
Vereine zur Wahrung der Volksinteressen und
Hebung
[* 2] der Volksbildung, in Lemberg
[* 3] wurde eine russ. Professur gegründet, der russ.
Unterricht auf ostgaliz. Gymnasien eingeführt u. s. w. Die
Entwicklung der Litteratur wurde gehemmt durch den
Mangel einer
einheitlichen Schriftsprache.
Von den in der Volkssprache schreibenden Schriftstellern ist der bedeutendste
Joseph Fedkovič (s. d.) aus der
Bukowina. Trotz
dieser ungünstigen Verhältnisse hat das geistige Leben der galiz. und
bukowinaer
Russen in den letzten 20 Jahren einen großen Aufschwung gewonnen.
Kleinruss. Lehrkanzeln an den
Universitäten Lemberg
und
Czernowitz,
[* 4] Einführung des Kleinrussischen in den Lehrplan der Schulen, Seminarien und Gymnasien, die Thätigkeit der
litterar. Gesellschaften «Proswita» und «Schewtschenkoverein»,
der
Abgeordneten im
Land- undReichstag, der Journalistik, eines ständigen
Theaters haben das nationale
Selbstbewußtsein in einer
Weise gehoben, daß fortan von einer Unterdrückung des
Volks und seiner Litteratur nicht mehr die
Rede sein kann. - Ausführliche
Darstellung namentlich der modernen Litteratur enthält: Ogonowskij, Geschichte derkleinrussische Litteratur (in
kleinruss.
Sprache,
[* 5] 3
Tle., Lemberg 1887-93); Petrov,
Skizzen aus der Geschichte der ukrain.
Litteratur des 19. Jahrh. (russ., Kiew
[* 6] 1884). Von Sammlungen kleinruss.
Volkslieder, die in epische (dumy) und lyrische Lieder zerfallen und mit zu der schönsten slaw.
Volksdichtung gehören, zeichnen sich durch treue Wiedergabe besonders aus die von Antonowitsch und Dragomanow, «Histor.
Lieder des kleinruss.
Volks» (2 Bde., Kiew 1874-75).
Märchen und Sagen sind gesammelt von Rudtschenko,
Dragomanow u. a. Die bedeutendste Leistung auf dem Gebiete der kleinruss.
Volkskunde sind aber die großartigen und vielseitigen
Arbeiten (Trudy) der von der kaiserl. russ. Geographischen
Gesellschaft ausgerüsteten Expedition in das westruss. Gebiet: «Materialien und
Abhandlungen», gesammelt vonTschubinskij (7 Bde., Petersb.
1872-78). Die größte galiz. Volksliedersammlung ist die von J. ^[Jakow]
Golowazkij.
russ.
Malorossija, auch wohl
Ukraine (s. d.) im weitern
Sinne genannt, im Gegensatz zu Großrußland,
ein von diesem, den ehemals poln.
Provinzen und
Neurußland umgebener Landstrich im südwestl.
Teil des europ.
Rußland, umfaßt
die Gouvernements:
(Microlepidoptera) oder Kleinfalter, zusammenfassende Bezeichnung für die
Zünsler, Wickler, Motten
und Federmotten (s. diese
Artikel).
Sie unterscheiden sich in keinem wesentlichen Punkte ihrer Organisation
von den Großschmetterlingen, und die
Trennung der Ordnung der
Schmetterlinge
[* 7] (s. d.) in diese beiden
Abteilungen ist eine rein
willkürliche und mehr gewohnheitsmäßige, bei der eigentlich bloß auf die Größenverhältnisse Rücksicht
genommen ist.
Friedr., Nationalökonom, geb. zu
Prag, studierte daselbst und habilitierte sich 1866 an der
dortigen
Universität. 1871 wurde er
Lehrer an der landwirtschaftlichen Lehranstalt Liebwerd bei
Tetschen-Bodenbach
in
Böhmen,
[* 10] 1872 ord. Professor am Polytechnikum in
Riga,
[* 11] 1875 an der neugegründeten
UniversitätCzernowitz. Er schrieb außer
verschiedenen
Abhandlungen in Zeitschriften: «Zur
Reform der Handwerksverfassung» (Berl. 1875),
«Die Nationalökonomie als
Wissenschaft und ihre
Stellung zu den übrigen Disciplinen» (ebd. 1883),
«Die Kartelle» (Innsbr. 1883),
«Die Grundlagen und Ziele des sog. wissenschaftlichen
Socialismus» (ebd. 1885),
(Cicadellidae), Familie der
Zirpen, zu der die meisten europ.
Arten gehören, sindklein,
haben frei vortretenden
Kopf, dreigliedrige Fühler und lederartige Vorderflügel.
In der
Schlacht bei
Kunersdorf
[* 23] wurde ihm bei dem heldenmütigen
Angriff auf eine feindliche
Batterie durch einen
Kartätschenschuß das rechte
Bein zerschmettert. Erst am andern
Tage ließ ihn ein russ. Offizier nach
Frankfurt
[* 24]
a. O. bringen,
wo er 24. Aug. starb. Am bekanntesten ist Kleist durch sein Gedicht «Der
Frühling», das, zuerst 1749 bloß für die Freunde des
Verfassers gedruckt, viele
Auflagen erlebte (neueste Aufl., Berl. 1821).
Zwar herrscht kein durchgehender bedeutender
Gedanke vor, vielmehr sind nur einzelne
Bilder aneinander gereiht, aber die Natur
ist hier mit wahrhaft dichterischem
Sinne geschildert. Auch seine andern Gedichte (Oden, Elegien, Lieder, vortreffliche
^[Artikel, die man unter K vermißt werden, sind unter C aufzusuchen.]
¶
mehr
Idyllen und ein kleines Epos «Cissides und Paches») zeichnen sich durch
wahre Naturempfindung, oft mit melancholischer Grundstimmung, gesunde Objektivität und einfache und korrekte Sprache aus.
Nachdem Kleist selbst 1756 eine erste und 1758 eine Zweite Sammlung seiner «Gedichte» in Berlin
[* 26] hatte erscheinen lassen, besorgte
nach seinem Tode sein Freund Ramler eine Ausgabe der «Sämtlichen Werke» (2 Bde.,
Berl. 1760 u. ö.). Eine gute Ausgabe von A. Sauer erschien in Hempels «Nationalbibliothek» (3 Bde.,
Berl. 1880-82). -
Vgl. Chuquet, De Ewaldi Kleistii vita et scriptis (Par. 1887).
von Nollendorf, Friedr. Heinr. Ferd.
Emil, Graf, preuß. Feldmarschall, geb. zu Berlin, wurde 1774 Page am Hofe des Prinzen Heinrich
von Preußen
[* 27] und 1778 Infanterieoffizier im Regiment von Bülow, mit dem er am Bayrischen Erbfolgekriege teilnahm. Er wurde
später Adjutant des Feldmarschalls von Möllendorf und 1790 im Generalstabe angestellt, in dem er als Hauptmann die Französischen
Revolutionskriege mitmachte. Nachdem er einige Jahre lang ein Grenadierbataillon befehligt hatte, war
er 1803-7 vortragender Generaladjutant des Königs.
Ende 1808 erhielt er als Generalmajor das Kommando der niederschles. Brigade in Frankfurta. O. und 1809 die Kommandantur von
Berlin. Im Kriege gegen Rußland 1812 befehligte er die Infanterie des preuß. Hilfskorps unter Yorck, und bei
Beginn des Feldzugs gegen Frankreich 1813 als Generallieutenant ein preuß.-russ. Korps, mit dem er in der Nacht zum 17. April bei
einem Versuche gegen Wittenberg
[* 28] ein rühmliches Gefecht bestand. Als das verbündete Heer bei Dresden
[* 29] die Elbe überschritten
hatte, besetzte er den Saaleübergang bei Halle.
[* 30] Er behauptete sich hier 28. April, zog sich aber am folgenden
Tage über Schkeuditz zurück.
Bei Bautzen verteidigte er 20. Mai mit geringen Kräften den Spreeübergang bei Burg so lange, bis MiloradowitschBautzen verlassen
hatte. AIs preuß. Bevollmächtigter schloß er sodann 4. Juni den Waffenstillstand zu Poischwitz ab. Nach dessen Ablauf
[* 31] befehligte
Kleist das 2. preuß. Armeekorps, das zum Hauptheere der Verbündeten in Böhmen stieß. In der Schlacht bei
Dresden führte er die zweite Angriffskolonne. Auf dem Rückzüge marschierte er über den Kamm des Gebirges nach Nollendorf
in den Rücken Vandammes und entschied 30. Aug. durch seinen Angriff die Schlacht bei Kulm.
In der Schlacht bei Leipzig
[* 32] kämpfte er mit Glück auf dem linken Flügel des großen Heers bei Markkleeberg.
Dann blockierte er mit seinem Korps Erfurt,
[* 33] und folgte später dem Heere nach Frankreich, wo er bei Etoges unter Blücher
mitkämpfte. Der Sieg bei Laon 9. März wurde vornehmlich durch seinen und Yorcks Entschluß, den Feind am
Abend zu überfallen, errungen. Vor Paris
[* 34] kämpfte Kleist bei Villette. Der König ernannte ihn zum General der Infanterie und erhob
ihn unter dem Namen Kleist von Nollendorf in den Grafenstand. Nach dem Frieden erhielt er das Generalkommando des 4. Armeekorps
(Magdeburg).
[* 35] 1821 bei seinem Abschied wurde er zum Feldmarschall ernannt. Er zog sich auf seine Güter zurück
und starb zu Berlin. Nach ihm heißt seit 1889 das 1. westpreuß. Grenadierregiment Nr. 6.
HeinrichBernd Wilh. von, Dichter, geb. zu Frankfurta. O., erhielt Unterricht durch
Privatlehrer teils in Frankfurt, teils in Berlin, trat 1792 in die preuß. Armee,
machte als Junker den Rheinfeldzug von 1796 mit,
nahm jedoch, da seine geistigen Interessen im Potsdamer Garnisonleben nicht genügende Nahrung fanden, 1799, dem Widerspruch
der Familie zum Trotz, als Sekondelieutenant den Abschied. Nachdem er in Frankfurt seit Ostern 1799 hauptsächlich
Philosophie studiert hatte, sah er sich infolge seiner Verlobung mit Wilhelmine von Zenge schon bald darauf genötigt, in Berlin
sich nach einer Anstellung im preuß. Staatsdienste umzuthun.
Aber ihm fehlte jedes Beharren. Seine ruhelose Wanderlust fand in längern Reisen nach Frankreich und der Schweiz
[* 36] Ausdruck, aber
nicht Befriedigung. Im Sommer 1802 löste er sein Verlöbnis, hielt sich dann an verschiedenen Orten Deutschlands,
in Jena,
[* 37] Weimar,
[* 38] Leipzig und schließlich Dresden auf, tief versenkt in großgeplante dichterische Arbeiten, die aber zu keiner
Vollendung und Reife gediehen. Die ihn darüber anwandelnde Schwermut verließ ihn auch nicht auf einer in die
Schweiz und nach Paris unternommenen Reise.
Unter Abenteuern und Gefahren heimgekehrt, kam er 1804 wieder um eine Anstellung im preuß. Staatsdienste ein. Er ward als
Diätar bei der Domänenkammer nach Königsberg versetzt, gab aber schon 1806 diese Stellung auf, um sich ganz der Dichtkunst
zu widmen. Auf der Reise von Königsberg nach Dresden wurde er 1807 zu Berlin von den Franzosen zum Kriegsgefangenen
erklärt, nach Frankreich geschafft und dort mehrere Monate lang gefangen gehalten. Nach seiner Freilassung begab er sich nach
Dresden, wo er mit AdamMüller das Journal «Phöbus» (1808) herausgab. Er ging dann nach Berlin, wo er die
«Abendblätter» (1810-11) redigierte.
Hier lernte er Frau Henriette Adolfine Vogel kennen, zu der ihn die Sympathie ihrer trüben Stimmungen und gemeinsame Liebe
zur Musik in ein näheres Verhältnis brachte, und die ihm das Gelübde abnahm, ihr einen Dienst zu leisten, sobald sie ihn
fordern werde. Kurz darauf forderte sie ihn auf, sie zu töten. Kleist, schon längst an sich und dem Vaterlande
verzweifelnd, obendrein tief getroffen durch die Erfolglosigkeit seines poet. Schaffens und in gedrückter Lage, erschoß am
Wannsee bei Potsdam erst die Freundin und dann sich selbst.
K.s reiche dichterische Begabung, vielfach mit den Grundrichtungen der romantischen Dichterschule zusammenfallend,
war gestört durch eine übermäßige Reizbarkeit und Neigung zu selbstquälerischem Grübeln. Dennoch gehören seine Dichtungen
zu den wertvollsten der Neuzeit. Wirkliche Gestaltungskraft, feste sichere Zeichnung und lebensvolle Ausführung bleiben
ihre großen Vorzüge; kein anderer deutscher Dramatiker hat die gedrängte Kraft
[* 39] und Fülle der Rede, die Kleist besitzt.
Seine dramat. Werke sind: die Trauerspiele «Die Familie Schroffenstein» (Zür.
1803) und «Penthesilea» (Tüb. 1808),
die Lustspiele«Amphitryon» (nach Molière, Dresd. 1808) und das niederländ. Genrebild
«Der zerbrochene Krug» (Berl. 1812),
die Schauspiele «Das Käthchen von Heilbronn»
[* 40] (ebd. 1810),
«Die Hermannsschlacht» und
«Der Prinz von Homburg»;
[* 41] die beiden letztgenannten, seine vollendetsten Dramen, wurden zuerst von Tieck
in K.s «Hinterlassenen Schriften» (ebd. 1821) bekannt gemacht. Ein dramat. Plan «Robert Guiscard» blieb Fragment. K.s «Erzählungen»
(2 Bde., ebd. 1810, 1811),
unter denen sich namentlich «Michael Kohlhaas» als ein Meisterstück auszeichnet, bekunden ein glänzendes
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