So hat der Spieler die Wahl zwischen mehrern Anschlagstellen frei, und das sichert ihm eine natürliche und bequeme Haltung
der Hand (Fig. 3). Es bietet dabei keine Schwierigkeit, diese Klaviatur über einer gewöhnlichen
so anzubringen, daß ihre einzelnen Tasten auf die der letztern (durch Knöpfe u. dgl.) aufschlagen und sie in
Bewegung setzen. Andere Neuerungen der Jankóklaviatur gegenüber der alten sind: die nach dem Spieler zu geneigte Lage der Klaviatur, die
eine allzu starke Beugung des Handgelenkes nach unten überflüssig machen soll, sowie die Abrundung der Tastenkanten, wodurch
der Anschlag zweier Nachbartasten vermieden wird. –
Vgl. H. J. Vincent, Die Einheit in der Tonwelt (Lpz.
1862);
ders., Die Neuklaviatur (Malchin 1874);
von Jankó, Mitteilungen über die Jankóklaviatur (Heft 1, Wien 1890).
auch schlechthin Klavier, das einfachste und wohl auch älteste Klavier-Saiteninstrument, entstanden aus
dem Monochord (s. d.). Es besteht aus einem viereckigen Kasten mit einer Anzahl
ursprünglich gleichlanger Saiten, die an eisernen, in einem kurzen Resonanzboden steckenden Stimmstiften
befestigt sind. Unter den Saiten liegen, vom Resonanzboden, der nur eine kurze Strecke unter ihnen herläuft, unbedeckt, die
Tastenhebel, die vorn in der Klaviatur enden.
Auf ihren hintern Enden stecken spatelförmige Tangenten von Messingblech. Letztere werden vermittelst der Tasten an die Saiten
geschleudert, die so wie beim Hammerklavier (s. Pianoforte) angeschlagen werden. Während aber bei letzterm jede Saite auf
einen bestimmten Ton abgestimmt ist, sind beim Klavichórd sämtliche auf einen einzigen gestimmt, und die Verschiedenheit der
Töne erzeugt erst der Anschlag der Tangenten an die Saiten, indem von den Tangenten die einen ein kürzeres,
die andern ein längeres Stück der Saiten abgrenzen, das nun erklingt, während der Teil der Saiten, der nicht mitklingen soll,
durch umwundene Tuchstreifen abgedämpft ist.
Dadurch wird es möglich, daß dieselbe Saite verschiedene Töne giebt, indem verschiedene Tasten zu ihr gehören. Bei den ältesten
Klavichórd kamen 2‒4 Tasten auf je eine Saite, was man als «gebunden» bezeichnete. Durch diese Bindung kann man
Klangwirkungen hervorbringen, die kein anderes Klavier zu erzeugen vermag, z. B. die Bebung (eine Art Tremolo); doch hatte sie
auch Nachteile, weshalb man um 1700 die Klavichórd «bundfrei» machte,
d. h. jeder Taste ihre eigene Saite (oder zwei gleichgestimmte) gab, sodaß nun das Klavichórd ebensoviel Saiten
als Tasten hatte. In dieser Gestalt ward das Klavichórd noch im Anfang des 19. Jahrh.
gebaut. Solange das Pianoforte noch in der Entwicklung begriffen war, wetteiferte das Klavichórd erfolgreich mit dem Clavicymbel und
Spinett, sodaß Phil. Em. Bach, Mattheson u. a. das Klavichórd den letztern vorzogen,
weil es in Sauberkeit und Nuancierung beim Spiel diesen weit überlegen war.
eine Art des Spinetts (s. d.) mit vertikal zu den Tasten gestellten freistehenden Saiten, schon Anfang
des 16. Jahrh. in Deutschland und Italien beliebt, als Vorläufer der aufrechtstehenden Klaviere, wie es das heutige überall
verbreitete Pianino ist, zu betrachten.
Das alte Klavicitherium ist, wie alle Spinettkonstruktionen, ganz außer Gebrauch.
die Kunst, auf dem Klavier zu musizieren. Sie zerfällt in einen technischen und
einen allgemeinen musikalischen Teil. Die Technik des Klavierspiel bezweckt, die Finger, Hände, Arme und die Gelenke und Muskeln derselben
so zu üben, daß sie sich auf der Klaviatur (s. d.) mit Freiheit und Sicherheit bewegen. Die Anforderungen an die Technik des
Klavierspiel haben sich seit drei Jahrhunderten im gleichen Schritt, in dem der Klavierbau den Umfang und die Klangfülle der Instrumente
weiter bildete, fortwährend gesteigert.
Die Studienwerke zur Ausbildung in der Klaviertechnik sind zahlreich und mannigfaltig. An der Etüdenlitteratur haben mehrere
Jahrhunderte gearbeitet und Meister wie Seb. Bach und Beethoven beigetragen. Sie enthält Arbeiten, die sich,
wie die von C. Czerny, auf die Erziehung der Finger beschränken; in ihrem größern Teile besteht sie aus Kunstwerken, die
sich an Geist und Herz der Spieler wenden. Kein anderes Instrument besitzt solche geistvolle Studienwerke wie das Klavier in dem
«Gradus ad Parnassum» von Clementi, in den Etüden
von Cramer, Moscheles, Chopin, zum größten Teil Kunstwerken von hohem Wert. Die neuere Zeit hat den die Erlernung der Klaviertechnik
dienenden Werken noch eine Klasse hinzugefügt, in der mit Verzicht auf künstlerische Fassung das ganze technische Pensum
auf eine Reihe von Grundformen zurückgeführt wird. Bekannte Arbeiten dieser Art sind die «Technischen
Studien» vonL. Plaidy und von Bruno Zwintscher.
Den zweiten und höhern Teil in der Kunst des Klavierspiel bildet die Beherrschung des Vortrags. Die Leistungsfähigkeit hierin beruht
in erster Linie auf allgemein menschlichen und künstlerischen Fähigkeiten: auf der angeborenen poet. Begabung, auf Tiefe,
Feinheit der Empfindung, auf Stärke der Phantasie, auf der Vornehmheit des Geschmacks, auf Charakter und
allgemeiner Bildung. Die Etüdenlitteratur nimmt auch auf diesen Teil des Klavierspiel Bezug. Aufgaben, die den Vortrag angehen, finden
sich überall. Dagegen sind wir arm an Unterrichtswerken, die diesen Teil des Klavierspiel umfassend und systematisch behandeln. Das
bedeutendste ist des Hamburger Phil. Em. Bach, «Versuch über die wahre Art, das Klavier zu spielen» (2 Tle.,
Berl. 1759‒62; 3. Aufl., Lpz. 1787‒91).
Ihm steht, auch zeitlich, Türks «Anleitung zum Generalbaßspielen» (Halle 1791; 4. Aufl. 1824) nahe.
Das 19. Jahrh. hat aber, und nicht bloß in der Klaviermusik, die Kunst des
Vortrags als Lehrgegenstand vernachlässigt und sich daran gewöhnt, diese Kunst als das Geheimnis bevorzugter Geister zu betrachten.
Erst die Arbeiten H. Riemanns zur «Phrasierungslehre» beginnen einen Wandel zum Bessern vorzubereiten. –
Vgl. C. F. Weitzmann,
Geschichte des Klavierspiel (2. Aufl., Stuttg. 1879);
O. Paul, Geschichte des Klaviers (Lpz. 1868);
Werkenthin, Die
Lehre vom Klavierspiel (3 Bde., Berl.
1889).
eine von den ion. Zwölfstädten, ursprünglich an der Küste Ioniens am Hermäischen Meerbusen, westlich
von Smyrna erbaut, kam früh in die Hände der Lyder und Perser. Als aber Athen 479 v. Chr. seinen ersten
Seebund gründete, trat Klazomenä diesem bei. Zugleich scheint damals die Stadt auf eine der gegenüber liegenden
Inseln (jetzt San Gio-
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
mehr
vanni) verlegt worden zu sein. Nach kurzer Selbständigkeit am Ende des 5. Jahrh. wurde Klazomenä im
Antalcidischen Frieden 387 v. Chr. Persien wieder überlassen. Alexander d. Gr. verband die Insel mit dem Festlande durch einen
Damm, von dem heute noch Reste erhalten sind. In der Nähe des alten Klazomenä liegt jetzt Burla.
-
Vgl. Labahn, De rebus Clazomeniorum (Dissertation, Greifsw. 1875).