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Oper «Das Mädchen vom See» (1889), Klavier
stücken,
Variationen, Liedern und
Kammermusik.
Oper «Das Mädchen vom See» (1889), Klavier
stücken,
Variationen, Liedern und
Kammermusik.
(vom lat. clavis, die Taste, eigentlich Schlüssel) oder Tastatur, die Tastenreihen des Klaviers, der Orgel, des Harmoniums, der Drehleier, des Klavichords u. a. Die Orgel hat eine Klaviatur für die Hände (Manual) und eine andere für die Füße (Pedal). Schon im 10. Jahrh. erscheint eine Klaviatur an dem Organistrum (Drehleier), im 16. Jahrh. an Zithern und Geigen, im 18. Jahrh. an Lauten, Theorben, Harfen u. s. w. Die Klaviatur brachte man an allen Instrumenten an, z. B. an Cister, Glasharmonika, und schließlich verdanken demselben Streben die Blasinstrumente ihre Klappen und Ventile.
Die jetzt noch bei den Orgel- und den Pianoarten (letztere schlechthin gewöhnlich Klaviere genannt) übliche Klaviatur besteht aus einer Reihe horizontal und eng nebeneinander liegender (weißer) Tasten für die diatonische Tonleiter, zwischen die an den betreffenden Stellen (schwarze) Obertasten für die chromatischen Halbtöne cis dis fis gis ais eingeschoben sind. Das Spielen wird hierdurch sehr erschwert, und da jede Tonleiter einen andern Fingersatz verlangt, so müssen sich die Hände in je 12 verschiedenen Tonleitern für jede der verschiedenen Tongeschlechter (Dur, Moll) besonders einüben. Versuche, diesen Übelstand zu beseitigen, sind im 19. Jahrh. vielfach gemacht. Heinr. Joseph Vincent verteilte die 12 Halbtöne einer Oktave völlig gleichmäßig zwischen Ober- und Untertasten:
[* 1] ^[Abb. ]
Dadurch ermöglichte er es, mit einem und demselben Fingersatze, nämlich:
[* 1] ^[Abb.]
sämtliche Dur-Tonarten zu spielen, und ebenso mit einem einzigen Fingersatze, nämlich:
[* 1] ^[Abb.]
sämtliche gleichgebildete Moll-Tonarten. Nur tritt die Tonleiter, wenn man sie von einer Obertaste beginnt, auf die Untertasten über und umgekehrt. Durch diesen theoretisch geringfügigen Umstand aber ward die praktische Verwendbarkeit ganz in Frage gestellt, weil die erste der beiden obengenannten Schwierigkeiten der alten Klaviatur hier in um so stärkerm Maße hervortrat, als die andere beseitigt wurde: die Obertasten, deren Verwendung die Behandlung der alten Klaviatur erschwert, spielen bei der Vincentschen Klaviatur eine so große Rolle, daß hier auch nicht einmal eine einzige Tonart ohne Zuhilfenahme der Obertasten zu spielen ist.
Die Obertasten beseitigte nun Paul von Jankó (geb. zu Totis in Ungarn) [* 2] in der nach ihm benannten Jankóklaviatur (1882) im Princip dadurch, daß er die Reihe der Vincentschen Obertasten cis dis f g a h cis so dicht nebeneinander rückte, daß zwischen ihnen ebensowenig ein Zwischenraum bleibt wie zwischen den Untertasten c d e fis gis ais c. So erhielt er zwei nicht unterbrochene Reihen von je 6 Tasten für die Oktave, deren eine mit c, die andere mit cis beginnt. Wo ein Halbtonschritt vorkommt, kann er nur durch übersetzen der Hand [* 3] auf die andere Reihe erreicht werden, und das geschieht, wie aus obigen Schemata ersichtlich, in der Reihe von c nach oben, in der Reihe von cis aber nach unten hin.
Um nun auch in diesem Punkte Gleichmäßigkeit des Fingersatzes herbeizuführen, brauchte Jankó nur noch eine der beiden Reihen unten oder oben hinzuzufügen [* 1] (Fig. 1).
Nun konnte man nicht nur die Tonleitern der c-Reihe mit der Ausweichung nach der obern Reihe spielen, sondern ebenso gut auch die der cis-Reihe; und umgekehrt: nicht nur die Tonleitern der cis-Reihe können in ihrem Verlaufe nach unten ausweichen, sondern auch die der c-Reihe. Nun erst ist der Fingersatz in Wirklichkeit und auch für die Praxis für alle gleichartigen Tonleitern und -Gänge genau der nämliche. Welche Vorteile dies auch für die Transposition bietet, ist klar, da es sich ja für den Fingersatz gleichbleibt, mit welchem Tone man auch immer beginnen mag. Indem ferner ein Oktavton schon mit der siebenten statt der achten Taste erreicht wird, so wird durch diese Kompression der
Oktavspannung das Oktavenspiel erheblich leichter. Das sind im wesentlichen die Vorteile der neuen Klaviatur gegenüber der allgemein üblichen. Um sie noch besser ausbeuten zu können, verdoppelte Jankó obiges Schema, er wendet also sechs Reihen statt der
obigen drei an, wobei sich je eine c- und eine cis-Reihe abwechseln. Es giebt also dabei drei c-Reihen und drei cis-Reihen. Trotzdem aber hat nicht jede Taste ihren eigenen Tastenhebel, sondern die drei c sind nur drei verschiedene Anschlagstellen des treppenförmig gestalteten Tastenhebels [* 1] (Fig. 2).
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶
So hat der Spieler die Wahl zwischen mehrern Anschlagstellen frei, und das sichert ihm eine natürliche und bequeme Haltung der Hand (Fig. 3). Es bietet dabei keine Schwierigkeit, diese Klaviatur über einer gewöhnlichen so anzubringen, daß ihre einzelnen Tasten auf die der letztern (durch Knöpfe u. dgl.) aufschlagen und sie in Bewegung setzen. Andere Neuerungen der Jankóklaviatur gegenüber der alten sind: die nach dem Spieler zu geneigte Lage der Klaviatur, die eine allzu starke Beugung des [* 5] Handgelenkes nach unten überflüssig machen soll, sowie die Abrundung der Tastenkanten, wodurch der Anschlag zweier Nachbartasten vermieden wird. –
Vgl. H. J. Vincent, Die Einheit in der Tonwelt (Lpz. 1862);
ders., Die Neuklaviatur (Malchin 1874);
von Jankó, Mitteilungen über die Jankóklaviatur (Heft 1, Wien [* 6] 1890).