Joh. Friedr., Dichter und Schriftsteller, geb. zu
Leipzig,
[* 2] studierte daselbst die
Rechte, wurde 1793
Advokat in
Dresden
[* 3] und schrieb «Lenardos Schwärmereien» (Lpz.
1792). 1816 legte er die jurist. Praxis nieder, wurde 1818 gothaischer
Hofrat und starb zu
Dresden. Seine «Gedichte»
(Lpz. 1808; 2. Aufl., 5 Bde.,
1817-25) sind gewandt in der äußern Form, aber ohne die geringste Originalität. Dasselbe gilt von seinen «Erzählungen
und
Romanen» (5 Bde., Lpz.
1820-27). Unter seinen Bühnenarbeiten ist zu erwähnen das Künstlerdrama
«Van Dycks Landleben» (2. Aufl., Lpz. 1821),
worin
nach
Meisterstücken der niederländ. Schule eine Art lebender
Bilder vorgeführt wurde. Auch ist Kind Verfasser
des
Textes zu Kreutzers
Oper «Das Nachtlager von Granada»
[* 4] und zu
Webers «Freischütz» (1821). K.s «Theaterschriften»
erschienen in vier
Bänden (Lpz. 1821-25).
Puerperalfieber (Febris puerperalis), eine
Krankheit der Wöchnerinnen, die zeitweilig in epidemischer
Verbreitung auftritt und sehr leicht durch
Ansteckung von einer Wöchnerin auf die andere übertragen werden
kann. Während man früher die
Ursache in einem besondern
Miasma suchte, führte zuerst Professor Semmelweiß in
Wien
[* 5] den jetzt
von zahlreichen andern Forschern bestätigten Nachweis, daß die
Krankheit durch Übertragung gewisser niedrigster Mikroorganismen
aus der
Klasse der kugelförmigen Mikrokokken (besondersStreptococcus pyogenes) auf die innern wunden
Geschlechtsorgane der Wöchnerin entsteht, in denen sie
Entzündungen und gewisse Zersetzungsvorgänge nach Art der Pyämie
(s. d.) und Septichämie (s. d.)
veranlassen und schließlich durch das anhaltende hohe
Fieber, eiterige
Entzündung der
Lymphgefäße und
Venen in der Umgebung
der
Gebärmutter,
[* 6] allgemeine
Bauchfellentzündung und rasch eintretende
Vergiftung der allgemeinen Säftemasse
in den meisten Fällen zum
Tode führen.
Die Übertragung der
Streptokokken in den Organismus der Wöchnerin erfolgt gewöhnlich während oder kurz nach der Entbindung,
z. B. durch bereits vorhandene entzündliche
Krankheiten der Scheide und ihrer Umgebung, ferner ganz besonders durch unreine
Instrumente und
Utensilien, durch den untersuchenden Finger der
Hebamme oder des
Arztes, wenn dieselben vorher
kindbettfiebernde Wöchnerinnen besucht und sich nicht gründlich desinfiziert hatten, durch unsaubere Schwämme,
[* 7]
Verbandstoffeu. dgl. Die pathol.-anatom.
Veränderungen sind verschieden und hängen sowohl von der Menge des eingedrungenen Infektionsstoffs
als auch von der
Lokalisation der stattfindenden
Infektion ab.
Beschränkt sich der entzündliche Prozeß
auf die Innenwand der
Gebärmutter, so entsteht eine
Endometritis puerperalis, bei welcher sich alle Übergänge von einfacher
entzündlicher Schwellung bis zur schwersten diphtheritischen oder brandigen
Entzündung und Verjauchung vorfinden können.
Greift der Prozeß auf die Muskulatur der
Gebärmutter über, so kommt es zu einer Metritis puerperalis; durch Beteiligung
der breiten
Mutterbänder entsteht die
Parametritis, durch Weiterschreiten auf den Bauchfellüberzug der
Gebärmutter die gefürchtete
Perimetritis puerperalis, welche sich sehr leicht zu einer allgemeinen
Bauchfellentzündung steigern
kann.
gewöhnlich beginnt es mit heftigem
Fieber (40° C. und darüber)
und hoher Pulsfrequenz
(120 und mehr
Schläge in der Minute), mit Schüttelfrösten, Delirien und großem Durst;
dabei ist der
Leib aufgetrieben und sehr empfindlich, der Wochenfluß wird sparsam, übelriechend, selbst jauchig stinkend, und die vordem
ergiebige Milchabsonderung hört gewöhnlich bald ganz auf;
unter den Erscheinungen einer rasch sich ausbreitenden schweren
Bauchfellentzündung (s. d.) erfolgt der
Tod oft schon wenigeTage nach dem Beginn der Erkrankung.
Nimmt
die
Krankheit einen günstigen Ausgang, so bleibt oft ein langes und schweres Siechtum zurück.
Die Behandlung muß durch energische und fleißige Ausspülungen der Geburtswege mit fäulniswidrigen
Mitteln (Lösungen von
Carbolsäure, Kreolin, Salicylsäure,
Sublimat u. a.) das vorhandene Wundsekret (Wochenfluß) nach außen entfernen und das
begleitende
Fieber durch Anwendung der Kälte (in Form kalter
Kompressen, Eisbeutel, kalter
Bäder) sowie
der antipyretischen Heilmittel
(Chinin,
Antipyrin, salicylsaures Natron u. a.) bekämpfen. Daneben muß für die
Erhaltung der
Herzthätigkeit durch öftere Darreichung von Reizmitteln
(Wein, starker
Kaffee,
Kampfer,
Ätheru. dgl.) sowie für eine kräftige
Ernährung (unter Umständen selbst durch ernährende
Klystiere) gesorgt werden.
Da die Prognose des O. durchschnittlich sehr ungünstig ist, so hat der
Arzt seine ganze Sorgfalt auf die Verhütung der
Krankheit
zu verwenden. In dieser
Beziehung sind äußerste Reinlichkeit, fleißige und ausgiebige
Ventilation in den Wochenstuben und
in den Entbindungshäusern strenge
Absonderung der kranken von den gesunden Wöchnerinnen von der allergrößten
Wichtigkeit.
Hebammen und Wärterinnen, welche mit kranken Wöchnerinnen in Berührung kommen, dürfen unter keiner
Bedingung
die Pflege gesunder Wöchnerinnen übernehmen; die
Ärzte, welche Kindbettkranke behandeln, müssen sich nach jedem Besuch
derselben auf das sorgsamste desinfizieren und erst der frischen Luft aussetzen, bevor sie andere Wöchnerinnen
besuchen.
Während der Entbindung selbst muß darauf geachtet werden, daß die
Hebamme vor jeder Untersuchung sich
Hände und
Vorderarme
mit einer scharfen Nagelbürste und fünfprozentiger Carbolsäurelösung oder mit Sublimatlösung 1:1000 gründlich desinfiziert,
zum Einfetten der
Hand
[* 8] und der
Instrumente nur reines Carbolöl verwendet und die äußern Genitalien der Gebärenden gleichfalls
mit warmem Wasser, Seife und einer zweiprozentigen Carbolsäurelösung sorgfältig desinfiziert.
Während des Wochenbettes sind die äußern Genitalien täglich wenigstens einmal, nach Befinden öfters mit Salicylwatte
und zweiprozentigem
Carbolwasser sorgsam zu reinigen; an
Stelle der Stopftücher sind nur Salicylwattebäusche, als Unterlagen
nur reine, täglich zweimal zu erneuernde leinene
Tücher zu verwenden. Schwämme dürfen unter keiner
Bedingung in der Wochenstube benutzt werden, da sie nur zu leicht die
Träger
[* 9] von Ansteckungsstoffen werden. Bei jeder, auch
der geringfügigsten
Störung des Wochenbettes ist sofort ärztlicher
Rat einzuholen. Durch die energische Anwendung der eben
beschriebenen Verhaltungsmaßregeln ist in den Entbindungshäusern die Sterblichkeitsziffer, die in frühern
Zeiten oft 15-20 Proz. betrug, auf ein Minimum herabgesunken, und auch in der Privatpraxis
haben sich peinlichste Reinlichkeit und die ausgiebigste Anwendung der antisep-
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
¶
mehr
tischen Mittel unter allen andern Maßregeln als wirksamster Schutz bewährt.