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Kiel [* 2] oder Schiffchen, die beiden vordern Blu- menblätter in der Schmetterlingsdlüte (s. Legumi- nofen), die entweder blos; zusammengeneigt oder auch miteinander verwachsen sind. Kiel, der unterste Balken eines Schiffs, der vom vordern bis zum hintern Ende des Schiffs geht und die Grundlage des ganzen Gebäudes ist, daher man poetifch Kiel für Schiff [* 3] fagt. Bei eifernen Schiffen wird der Kiel durch Eilenplatten gebildet. Auf den Kiel stoßen vorn und hinten der Vor- und Hinter- steven des Schiffs, welcke die Begrenzung des Rumpfes bilden.
Große eiferne Schiffe, [* 4] namentlich Panzerschiffe, [* 5] haben häufig keinen eigentlichen Kiel, erhalten statt dessen von jeder Seite in der Kim- mung einen oder zwei Seitenkiele, die auch Schlängerkiele genannt werden, weil sie die Be- wegungen des Schlängerns mäßigen sollen. Kiel- gang ist der Plankengang zunächst dem Kiel Los- kiel ist eine Plankenlage unter dem Kiel, die ihn bei Grundberührungen schützen soll, dabei selbst «los» gehen darf, ohne das Schiff zu schädigen. Kiel.
1) Landkreis, ohne die Stadt Kiel, im preuß.Neg.-Bez. Schleswig, [* 6] hat 704,38 ykm, (1890) 51147 (26728 männl., 24419 weibl.) E., 1 Stadt, 76 Landgemeinden und 16 Gutsbezirke. Sitz des Landratsamtes ist Bordesholm. - 2) Kiel, Stadt und Stadtkreis (15,47, mit der Gemeinde Wik 20/,2 hivin), 16 m über der Ostsee, am Südende der 15 km langen Kieler Führde (s. S. 326a), einem Meerbusen der Ostsee, an dessen westl. Ufer sich die schöne städtische Waldung Dusternbro ot hinzieht, und hatte 1880:43594, 1885: 51706, 1890: 69172 (36624 männl., 32 548 weibl.) E., darunter 65 663 Evange- lische, 2724 Katholiken, 346 andere Christen und 350 Israeliten.
Die einverleibte Gemeinde Wik hatte (1890) 1380 E. In Garnison liegen das 3. Bataillon des Infanterieregiments Herzog von Holstein Nr. 85, das 1. Seebataillon, die 1. Torpedoabteilung und die 1. Matrosendivi- sion. Rechnet man zu der Einwohnerzahl von 70552 noch diejenigen der benachbarten Ortschaften, welche durch wirtschaftliche Interessen mit Kiel verbunden sind, nämlich Gaarden (Kreis [* 7] Plön, 10452), Gaar- den (Landkreis Kiel, 1414), Ellerbek (3365), Welling- dorf (1657), Neumühlen (882), Dietrichsdorf (2531) und Hasfee (1579), so ergiebt sich eine Einwohner- zahl für Groß-Kiel von 92432 E. (Hierzu ein Situationsplan: Kiel und Kieler Föhrde.) Gebäude. Kiel hat sechs Kirchen, darunter zwei katholische: in der Altstadt die Nicolaitirche (1241) mit Schnitzaltar, ferner das Mufeum für Volker- kunde und die Kunsthalle, das ehemalige Schloß der Herzöge von Holstem-Gottorp, 1838 nach einem großen Brande neu hergestellt, ietzt Wohnsitz des Prinzen Heinrich von Preußen, [* 8] das Schleswig- Holsteinische Museum vaterländischer Altertümer, am Nordende des Schloßgartens das neue Universi- tätsgedäude, in der Nähe die Universitätsbibliothek und das Zoologische Institut und dem Balmhof gegenüber das Thaulow-Mufeum mit der 1875 von Professor Thaulow in Kiel (gest. 1883) der Provinz geschenkten Sammlung schleswig - Holstein.
Holz- schnitzwerke aus dem 16. und 17. Jahrh. Verwaltung, Finanzen. Die Stadt wird verwaltet von einem Oberbürgermeister (Fuß, 10000 M.), einem Bürgermeister (Lorey, 8000 M.), zusammen 9 Magistratsmitgliedern l5 besoldete) und 24 Stadtverordneten und hat eine ständige Feuer- wache, städtische Wasserleitung, [* 9] Kanalisation, Gas- anstalt, Desinfektionsanstalt (1891), Straßen-Rei- nigungsanstalt (1892) und einen Schlachthof (1887). Die städtischen Einnahmen betrugen (1892/93) ohne die Kassenbestände aus Vorjabren (704032 M.) 3,529 Mill. M., die Ausgaben 3,558 Mill. M., die Schulden 8,85 Mill. M. Behörden. Kiel ist Sitz eines Oberlandesgerichts für die Provinz Schleswig-Holstein [* 10] und Helgoland [* 11] (Landgerichte Altona,Flensburg, Kiel), eines Land- gerichts mit 22 Amtsgerichten, eines Amtsgerichts (zugleich Schiffsregisterbehörde), des Landesdirektors für die Provinz, eines evang.-luth.
Konsistoriums, Medizinalkollegiums, Aichungs-, Hauptzoll-, Ka- tasteramtes, einer königl. Steuerkasse, kaiserl. Kanal- kommission, Oberpostdirektion, eines Betriebs- amtes der preuß. Eisenbahndirektion Altona, [* 12] der Versicherungsanstalt für Schleswig-Holstein, einer Neichsbankstelle, Handelskammer, der 8. Festungs- inspektion und zahlreicher kaiserl. Marinebehörden, nämlich der Marinestation der Ostsee und der In- tendantur derselben, der Inspektionen der Marine- Infanterie und des Torpedowesens, einer Schiffs- prüfungskommission, eines Hafentapitanats, der Direktion des Bildungswesens der Marine sowie des Kommandos der 1. Werftdivision.
Vildungs- und Vereinswesen. Die Chri- stian-Albrechts-Universität ist 1665 von Herzog Christian Albrecht gegründet. 1768 wurde ein neues Universitätsgebäude errichtet, und dieses wiederum durch das im Okt. 1876 eingeweihte ersetzt. Die Zahl der Docenten betrug (Wintersemester 1893 94) 90, einschließlich 2 Lektoren und 3 Lehrer der Künste, der Studierenden 504. Die Bibliothek hat 192500 Bände, 2000 Inkunabeln, 2350 Handschriften. Zur Universität gehören ferner die Museen vaterlän- discher Altertümer und für Völkerkunde. - Ferner hat Kiel ein königl. Gymnasium, 1320 gegründet, eine städtische Oberrealschule, höhere Mädchenschule, eine Marineakademieund-Schule, Maschinisten-Steuer- manns- und Torpedoschule; eine Historische Gesell- schaft, einen Naturwissenschaftlichen Verein, Kunst- verein, Landwirtschaftlichen Generalverein für Schleswig-Holstein, Gesellschaft freiwilliger Armen- freunde (1793) sowie zahlreiche andere Vereine.
Wohlthätigkeitsanstalten. Außer den zur Universität gehörigen Heilanstalten die Provinzial- blindenanstalt, das Marinelazarett, das städtische Armen- und Krankenhaus, [* 13] Damenstift aus Dank- barkeit, Kaiser-Wilhelms-Stift, das Stadtkloster für Arme und die Idiotenanstalt. Industrie und Gewerbe. Die Industrie er- streckt sich gleichwie in den benachbarten Orten Gaarden (s."d.) und Ellerbek (s. d.), wo sich die kaiserliche und die Germaniawerft sowie die Ho- waldtswerke befinden, hauptsächlich auf den Bau eiserner und hölzerner Schiffe und die Fabrikation von Maschinen und Geräten für dieselben.
Die Kieler Dockgesellschaft dockte (1892) 152 Schiffe mit 409 Stehtagen. Ferner bestehen noch mehrere kleinere Schiffbauanstalten, Maschinenfabriken (C. Daevel für Dampf-, Gas- und Benzinmotoren mit 104 Ar- beitern) und Fabriken zur Herstellung von Bau- und Haushaltungsartikeln, Geldschränken, Rettungs- apparaten, elektrischen Anlagen, Papier (Nastorfer Mühle), Goldleisten, Seife und Spiritus. [* 14] Hervor- Artikel, die man unter K vermißt, sind untcr C aufzusuchen. ¶