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dem letzten Rest in den vorigen Divisor, bis die Di- vision aufgeht; die erhaltenen Quotienten bilden nach der Reihe die Partialnenner des Kettenschleppschiffahrt, während die Zähler desselben sämtlich der Einheit gleich sind. Behält man von den Partialnennern nur den ersten oder die zwei, drei, vier ersten mit Weglassung aller solgenden bei und verwandelt den so entstehenden unvollständigen in einen gemeinen Bruch, so heißt dieser ein Näherungswert des Kettenschleppschiffahrt. Von diesen ist der erste größer, der zweite kleiner und so alle folgenden abwechselnd größer und kleiner als der Kettenschleppschiffahrt, dem aber jeder folgende Näherungswert näher kommt als der vorhergehende.
Die Kettenschleppschiffahrt mit ihren Näherungswerten dienen dazu, einen gemeinen Bruch, dessen Zähler und Nenner große Zahlen sind, oder eindurch großeZahlen ausgedrücktes Verhältnis durch kleinere Zahlen mit beliebig großer Genauig- keit auszudrücken. In der Algebra wendet man sie an zur Auflösung unbestimmter Gleichungen, in der Analysis zum Ausdruck von Funktionen. Ein un- endlicher Kettenschleppschiffahrt, dessen Partialnenner periodisch wieder- kehren, ist eine Wurzel [* 2] einer bestimmten quadra- tischen Gleichung, und jede irrationale Quadrat- wurzel läßt sich durch einen periodischen Kettenschleppschiffahrt darstellen. -
Vgl. Günther, Darstellung der Näherungswerte von in ind ep end enter Form (Erlangen [* 3] 1873).
Kettenbrücken, s. Hängebrücken (Bd. 8, S.782 3.). Kettendruck, s. Zeugdruck. Ketten-Glevatoren, s. Elevatoren. Kettenfäden oder kurz Kette, in der Weberei [* 4] die vor Beginn des Webens im Webstuhl [* 5] ausge- spannten, die Grundlaqe des Arbeitsprozesses bil- denden, beim fertigen Stoff in der Längsrichtung verlaufenden Fäden, mit denen beim Weben [* 6] die querlaufenden Schußfäden nach gewissen Regeln verschränkt werden. Kettenfähren, s. Fähre. Kettengarn, ziemlich stark gedrehtes Garn, wel- ches zu den Kettenfäden verwendet wird.
Kettengaze, s. Fadengebilde (Bd. 6, S. 516 a). Kettengebirge, s. Gebirgsbildnng. Kettengebläfe, s. Gebläse [* 7] (Bd. 7, S. 024 a). Kettenhemd, s. Kettenpanzer. Kettenkokken, s. Streptokokken. Kettenkorallen, s. Tabulaten. Kettenkugel, zwei mit einer Kette verbundene Zohl- oder Vollkugeln (s. Geschoß, [* 8] Bd. 7, S. 903d), die aus einem Geschütz gleichzeitig verschossen wur- den, um eine größere Wirkung zu erzielen; da die Kette jedoch meist zerriß, wurde dieser Zweck nur selten erreicht.
Kettenkunst, soviel wie Paternosterwerk [* 9] (s. d.). Kettenlinie, diejenige krumme Linie, die ein in allen Teilen gleich schwerer, vollkommen biegsamer, undehnbarer Faden [* 10] bildet, sobald man ihn an zwei Punkten, deren Entfernung geringer ist als die Länge des Fadens, frei aufhängt. Die Kettenschleppschiffahrt ist in der Baukunst [* 11] wichtig, indem Gewölbe, [* 12] nach derselben ausgeführt, geringsten Druck auf die Widerlager üben. Dagegen bildet die Kette bei einer Ketten- brücke mit horizontaler Gehbahn keine Kettenschleppschiffahrt, sondern nähert sich der Parabel. [* 13]
Auf Tafel: Kurven II, [* 1] Fig. 3 ist in der starken Linie eine Kettenschleppschiffahrt gezeichnet;
[* 1] Fig. 12a derselben Tafel zeigt die Kettenschleppschiffahrt als Evolute einer tzuyghensschen Traktorie. Kettenmeffung, s. Meßkette. Kettenpanzer, Panzerhemd, aus eisernen Ringen bestehende oder aus Eisendraht geflochtene Panzer (s. d.), durch die Kreuzzüge vom Orient her Artikel, die man unter K vern, in Europa [* 14] eingeführt. Er wurde vom 11. bis zum Ende des 13. Jahrh, getragen. Zum Schutze des Oberkörpers diente das langärmelige, bis an die Knie reichende Kettenhemd, unter dem man ein gestepptes Wams trug; dazu kamen Kettenhand- schuhe und eine die Beine und Füße schützende Kettenhose, außerdem zum Topfhelm (s.Helm, [* 1] Fig. 3) die Helmbrünne. (S. auch Brünne.) Kettenpumpe, s. Pumpe. [* 15]
Kettenrechnung,, in der Arithmetik das Ver- fahren, zwei Größen mit Hilfe von Mittelgrößen zu vergleichen. Will man z. B. wissen, wie viel Ar ein preuß. Morgen ausmacht, so schließt man so: 1 prcuh. Morgen ist 180 Quadratruten, 1 Quadrat- rute ist 144 preuß. Quadratfuß, 1 Quadratfuß ist 0,0985 Quadratmeter, 100 Quadratmeter ist 1 Ar. Das Produkt dieser Verhältnisse (180 X144 X0,0985 X'/ioo) giebt 25,533, die Anzahl der Ar, die auf einen Morgen gehen. Die Zusammenstellung und Anordnung der verbundenen Größen bei dieser Rech- nung nennt man in den Rechenbüchern einen Ket- tensatz und die Vorschrift dieses Verfahrens Ket- tenregel oder auch Reessche Regel nach Kettenschleppschiffahrt F. de Rees. -
Vgl. Olbncht, Lehrbuch der Schluß- und Kettenrechnung (Stuttg. 1891).
Kettenregel, s. Kettenrechnung. Kettenrolle, eine bei Flaschenzügen, Kränen oder auch als Transmissionsteil vorkommende Rolle zur Leitung einer Last- oder Treibkette. Für Ning- ketten haben die Kettenschleppschiffahrt die in [* 1] Fig. 4 des Artikels Flaschen- zug ersichtliche Form; zur Ausnahme einer Galleschen oder Ewartschen Treibkette bestimmte Kettenschleppschiffahrt müssen mit Daumen versehen sein (Daumenrolle, s. Fig. 7 beim Artikel Kette). Kettensäge, s. Säge. [* 16] Kettensatz, s. Kettenrechnung. Kettenfchermafchine, s. Weberei.
Kettenfchleppschiffahrt, Drahtseilschlepp - schiffahrt, Tauerei, eine Art der Schiffahrt, die auf dem Gedanken beruht, die Bewegung eines Schiffs und der daranhängenden Schleppkähne da- durch zu erleichtern, daß man das schiff mit einer in der Sohle des Flusses oder Kanals gelegten, an den Enden verankerten Kette (oder Seil) derart ver- bindet, daß die Kette sich über zwei am Schiff [* 17] an- gebrachte Trommeln auf- und abwickelt und dadurch feste Stützpunkte für die Vorwärtsbewegung schafft.
Die Trommeln werden durch eine Dampfmaschine [* 18] in Umdrehung versetzt; um sie windet sich die Kette und wird dann ins Flußbett zurückgeführt. Die Steuerung besteht aus zwei Steuern, einem vordern und einem hintern, die das Schiff nach Bedürfnis zur Seite bewegen lassen. Die Kettenschleppschiffahrt hat gegenüber der gewöhnlichen Schleppschiffahrt den Vorteil besserer Ausnutzung der Maschinenkraft, insbeson- dere beim Transport stromaufwärts. Die Idee der Kettenschleppschiffahrt ist schon alt; die ersten Versuche damit im großen wurden 1820 von Courteaud und Tourasse auf der Saöne angestellt; die Fortbe- wegung geschah jedoch noch in der Art, daß, wäh- rend ein Schiff eine Strecke von 1000 m befuhr, eine zweite solche Strecke erst vorweg mit einer gleichlangen Kette belegt werden mußte, und so fort abwechselungsweise. Die in ihrer jetzigen Ver- vollkommnung ist erst seit 1853, und zwar auf der Seine, in Anwendung. In Deutschland [* 19] gebührt der Hamburg-Magdeburger Dampfschisfahrtskom- pagnie das Verdienst, dieses System zuerst in An- wendung gebracht zu haben (1866), und zwar auf liißt, sind unter C aufzusuchen. ¶