Kern (Herm.) - Kerner (Anton, Ritter von Marilaun)
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(Leid. 1874); die
Abhandlung «Over de jaartelling der zuidelijke Buddhisten» (Amsterd.
1873),
«Geschiedenis
van het Buddhisme in
Indië» (2 Bde., Haarl. 1881–83; deutsch von H. Jacobi, Lpz.
1882–84),
die
Ausgabe der «Jâtakamâlâ» (Bost. 1891) u. s. w. Von seinen übrigen,
sich teils auf orient., teils auf germanistische
Studien gründenden
Arbeiten sind hervorzuheben: «Zur Erklärung der altpers.
Keilschriften» (in der «Zeitschrift der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», 1869),
«Notes on the Frankish words» (in der Hesselsschen
Ausgabe der «Lex Salica», Lond. 1880) und
die nach Grimms Grundsätzen bearbeitete «Niederländ. Schulgrammatik»
(7. Aufl., Amsterd. 1884).
Herm.,Pädagog der Herbartschen Schule, geb. zu Jüterbog,
[* 3] wurde 1846
Lehrer am
Pädagogium zu
Halle,
[* 4] 1848 Professor
am Gymnasium zu Coburg,
[* 5] wo er von 1853 ab zugleich die Alexandrinenschule, eine höhere
Töchterschule,
leitete. Von 1853 bis 1856 redigierte er die
«PädagogischenBlätter». 1861 wurde er Direktor der Realschule erster Ordnung
zu
Mülheim
[* 6] a. d.
Ruhr, 1865 Direktor der Luisenstädtischen Gewerbeschule (jetzigen Oberrealschule) zu
Berlin.
[* 7]
Seit 1876 war er Direktor des königl.
Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums und (bis 1879) zugleich der königl.
Realschule zu
Berlin. Er starb 4. Juli 1891 in
Bruneck in
Tirol.
[* 8] Von seinen
Schriften sind zu erwähnen die Programmabhandlungen
«De Leibnitii scientia generali»
(Halle 1847),
«Die
philos. Propädeutik in
Verbindung mit dem mathemat. und physik. Gymnasialunterricht» (ebd. 1861),
«Die
Konzentration des Unterrichts und die Realschule» (Mülh. a. d. R. 1863) und «Zur
Realschulfrage» (Berl. 1869),
ferner seine «Naturlehre, methodisch bearbeitet für den elementaren Unterricht»
(Halle 1853) und sein «Grundriß der
Pädagogik» (Berl. 1873; 4. Aufl. 1887),
sowie verschiedene pädagogische
Aufsätze der
von ihm mit H. J. Müller herausgegebenen «Zeitschrift für das Gymnasialwesen».
Jak. Konr., schweiz.
Staatsmann und
Diplomat, geb. 1808 zu Berlingen (Kanton
[* 9] Thurgau),
studierte 1825–31 in Zürich,
[* 10] Basel,
[* 11]
Berlin,
Heidelberg
[* 12] und
Paris
[* 13]
Rechts- und
Staatswissenschaften,
widmete sich dann, 1831 in die
Heimat zurückgekehrt, der Advokatur und wurde 1832 in den thurgauischen
GroßenRat, bald darauf
in den Erziehungsrat gewählt. Von 1833 bis 1848 vertrat er seinen Heimatskanton in der eidgenössischen
Tagsatzung, in der er 1845–47 als energischer Bekämpfer des
Sonderbundes (s. Schweiz) eine wichtige Rolle spielte. Als
(1847) der
Sonderbund besiegt war, war Kern an dem neuen Verfassungsentwurf in hervorragender
Weise beteiligt, und nachdem dieser
12. Sept. 1848 angenommen worden war, wurde er, der inzwischen für kurze Zeit als eidgenössischer
Gesandter in
Wien
[* 14] fungiert hatte, in die neugeschaffene Bundesversammlung gewählt. Nach dem
Aufstand der Neuenburger Royalisten
(3. Sept. 1856) gelang es Kern als außerordentlichem Gesandten, Napoleon III. zu einem für die
Schweiz
[* 15] günstigen Vergleichsvorschlag
zu
bestimmen; auch nahm er an der Konferenz inParis zur Lösung der Neuenburger Frage als Delegierter
der
Schweiz teil.
Seit 1857 war Kern außerordentlicher Gesandter und
bevollmächtigter Minister der Eidgenossenschaft in
Paris und erwarb sich
in dieser
Stellung hohes Ansehen in seiner
Heimat wie im
Auslande. 1882 nahm er seine Entlassung und verbrachte seine letzten
Jahre abwechselnd in derHeimat, in
Paris und in Zürich,
wo er starb. Von seiner Thätigkeit zeugen
der 1864 abgeschlossene Handelsvertrag zwischen
Frankreich und der
Schweiz, der
Vertrag zum Schutz des litterar. und künstlerischen
Eigentums, der Auslieferungsvertrag von 1869 und der
Vertrag zum Schutz der Grenzwaldungen. Während der
Belagerung vonParis
1870–71 trat Kern mehrmals kräftig für den Schutz der ausländischen Einwohner gegenüber den fremdenfeindlichen
Anwandlungen des
Pariser Stadtregiments ein. Er veröffentlichte:
«Souvenirs politiques 1838–83» (Bern
[* 16] 1887; auch deutsch von K. Dubois,
Frauenfeld 1887). –
Vgl. H. Kesselring, Dr. J. C. Kern (Frauenfeld 1888).
(vonKern.), hinter lat. Pflanzennamen
Abkürzung für
Anton vonKerner (s. d.), hinter lat.
Tiernamen für Joh.
Simon von
Kerner, geb. 1755, gest. 1839 als Professor zu
Stuttgart.
[* 17]
(Coccothraustes), eine Gruppe der finkenartigen
Vögel,
[* 18] zeichnet sich durch einen kurzen, sehr dicken, genau
kegelförmigen Schnabel, einen kurzen
Schwanz und durch die Länge der dritten Schwungfeder aus. Zu ihr
gehört der gemeine Kernbeißer oder
Kirschkernbeißer
(Coccothraustesvulgaris Pall.,
s.
Tafel: Mitteleuropäische
Singvögel I,
[* 1]
Fig. 2, beim
ArtikelSingvögel), welcher von den
Apenninen bis nach
Schweden
[* 19] und
vom mittlern
Frankreich bis an den
Ural verbreitet ist. Er ist 18 cm lang, auf dem
Kopfe, den
Wangen und dem Rücken braun,
auf demNacken hellgrau, an der Unterseite graulichfleischfarben, und die zusammengelegten Schwingen und
Flügeldeckfedern sind nebst der
Kehle sammetschwarz. Mit seinem harten Schnabel knackt er ohne große Mühe die
Buchnüsse
und die
Kerne der
Steinfrüchte, besonders der Kirschen, deren
Fleisch er verschmäht, und fügt den Kirschpflanzungen und Gartensämereien
großen Schaden zu. Als rosenbrüstigen Kernbeißer bezeichnet man auch den häufiger in den
Handel kommenden und
zu den
Kernknackern (s. d.) gehörigen Rosenbrustknacker.
Anton, Ritter von Marilaun,
Botaniker, geb. zu
Mautern in Niederösterreich, studierte
Medizin und war zwei Jahre als praktischer
Arzt am
WienerAllgemeinenKrankenhause thätig, wandte sich aber bald ganz der
Botanik
zu. 1858–60 war er Professor der
Botanik am Polytechnikum zu Ofen, von da wurde er als Direktor des
BotanischenGartens nach
Innsbruck
[* 20] berufen, Seit 1878 ist er Professor der
Botanik und Direktor des
BotanischenGartens in
Wien; 1876 wurde
er in den Ritterstand erhoben. Kerner schrieb: «Das Pflanzenleben der Donauländer» (Innsbr.
1863),
«Die Abhängigkeit der Pflanzengestalt von
Klima
[* 21] und
Boden» (ebd. 1869),
«Vegetationsverhältnisse des mittlern
Ungarn
[* 22] und angrenzenden Siebenbürgen» (Lief. 1
u. 2, ebd. 1875),
¶
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«Die Schutzmittel der Blüten gegen unberufene Gäste» (ebd. 1879),
«Pflanzenleben» (2 Bde.
der «Allgemeinen Naturkunde», Lpz. 1886‒91).
Justinus, Dichter und mediz. Schriftsteller, geb. zu Ludwigsburg
[* 24] in Württemberg,
[* 25] erhielt dort und
im KlosterMaulbronn seinen ersten Unterricht, kam nach dem Tode des Vaters gegen seine Neigung als Lehrling
in eine Tuchfabrik zu Ludwigsburg, wurde aber bald durch den damals in Ludwigsburg als Prediger lebenden Dichter Conz aus dieser
Stellung befreit und bezog 1804 die Universität zu Tübingen,
[* 26] wo er Medizin studierte und sich bald mit Uhland und G. Schwab befreundete. 1809 begab
er sich auf Reisen, wurde 1811 Badearzt in Wildbad, 1812 praktischer Arzt in Welzheim, 1815 Oberamtsarzt
in Gaildorf und 1819 in Weinsberg. Die «Bestürmung der Stadt Weinsberg 1525» beschrieb er nach handschriftlichen Quellen (2.
Aufl., Heilbr. 1848). Fast ganz erblindet, legte Kerner 1851 Amt und Praxis nieder und lebte seitdem zu Weinsberg, wo er starb.
Als Dichter gehört Kerner zu den namhaftesten Vertretern der Schwäbischen Dichterschule. AllgemeineAufmerksamkeit erregte er
schon durch seine «Reiseschatten von dem Schattenspieler Luchs» (Karlsr.
1811),
die von einer traum- und spukhaften Phantasie und originellem Humor, zugleich aber auch von einer scharfen satir. Beobachtungsgabe
zeugten. Um dieselbe Zeit besorgte er mit Uhland, Schwab u. a. den «Poet. Almanach» (Heidelb. 1812) und den
«Deutschen Dichterwald» (Tüb. 1813),
in denen sich seine schönsten Gedichte finden. 1826 ließ er eine Sammlung seiner «Gedichte»
erscheinen, die er in den spätern Auflagen (5. Aufl., Stuttg. 1854) sehr vermehrte und durch neuere
Gedichte u. d. T. «Der
letzte Blütenstrauß» (ebd. 1852) und «Winterblüten» (ebd. 1859)
ergänzte. Zu seinen beliebtesten Dichtungen gehört die Ballade «Der reichste Fürst», das Trinklied «Wohlauf
noch getrunken», der melancholische «Wanderer in der Sägemühle».
Die Sehnsucht nach dem Jenseits, der Gedanke an den Tod, der Hang zum Überirdischen beherrscht fast seine ganze Lyrik. Seine
«Dichtungen» (in Versen und Prosa) erschienen Stuttgart 1834 (3. Aufl., 2 Bde.,
1841),
«Ausgewählte poet. Werke» in 2 Bänden (ebd. 1878‒79). Seine überhaupt dem unvermittelten Gefühlsleben zugekehrte
Richtung bekundete Kerner durch eine Reihe von Schriften, in denen er sich mit den Erscheinungen des tierischen Magnetismus
[* 27] und
den zweifelhaften Thatsachen des Dämonismus beschäftigt. Dahin gehören: die «Geschichte zweier Somnambulen»
(Karlsr. 1824),
die mit Eschenmayer, G. H. von Schubert, G. Görres, F. von Baader u. a. gemeinschaftlich herausgegebenen
«Blätter aus Prevorst» (1. bis 7. Sammlung, Karlsr. 1831‒35; 8. bis 12. Sammlung, Stuttg.
1837‒39),
«Erinnerungen an FranzAntonMesmer» (Frankf. 1856). Rein wissenschaftliche Schriften sind «Das Fettgift oder die Fettsäure und ihre Wirkungen auf den tierischen
Organismus» ^[] (Stuttg. 1822) und «Das Wildbad
im
Königreich Württemberg» (Tüb. 1813; 4. Aufl. 1839). Eine anmutige
Schilderung seiner Jugendjahre gab Kerner selbst im «Bilderbuch aus
meiner Knabenzeit» (Braunschw. 1849; 2. Abdruck, Stuttg. 1886) heraus; die fast zu harmlosen «Kleksographien»
veröffentlichte sein Sohn Theobald (Stuttg. 1890).
Theobald, Dichter, Sohn des vorigen, geb. zu Gaildorf, studierte seit 1835 in
TübingenMedizin, lebte dann zeitweise in München,
[* 29] Wien und Würzburg.
[* 30] Wegen seiner Teilnahme an der Bewegung von 1848 mußte
er nach Straßburg
[* 31] fliehen und wurde, als er 1850 zurückkehrte, zu 10 Monaten Festungshaft verurteilt. 1852 gründete
in Stuttgart eine galvano-magnetische Heilanstalt, die er 1856 nach Cannstatt verlegte. Seit 1863 lebt er als Arzt im väterlichen
Hause zu Weinsberg.