in Göttingen
[* 2] fort. Der
Ausgabe des «Anglo-Saxon poem of
Beowulf» (Lond. 1833; Neudruck 1835) folgte als zweiter
Band
[* 3] eine engl.
Übersetzung des Gedichts (ebd. 1837). In
Cambridge hielt er 1834 die ersten Vorlesungen über angelsächs. Litteratur, die
als «First history of the English language or Anglo-Saxon period» (Cambr.
1834) erschienen. Ferner veröffentlichte er: «Über die
Stammtafeln der Westsachsen»
(Münch. 1836),
«The
poetry of the
Codex Vercellensis» (2 Bde., Lond.
1843–56),
«The Saxons in England» (2 Bde.,
ebd. 1848; neue Ausg. 1876; deutsch von
Brandes, 2 Bde., Lpz. 1853–54).
Sein
«Codex diplomaticus aevi Saxonici» (6 Bde., Lond.
1839–48) erschien auf Kosten der von ihm mitbegründeten English Historical
Society of Science. Kemble war
Redacteur der seit 1835 erscheinenden
«British and Foreign Review», verlebte aber von 1849 an wieder mehrere Jahre in
Deutschland.
[* 4] Sein letztes Werk waren die
«State papers and correspondence illustrative of the social and political state of Europe from
the revolution to the accession of the house of
Hanover» (Lond. 1857); in der Bearbeitung der
«Horae Ferales,
or studies in the archaeology of northern nations» (vollendet und hg. von Latham, Lond.
1864) wurde er durch seinen in der Nacht vom 26. zum zu Dublin
[* 5] erfolgten
Tod unterbrochen.
(spr. kemmbl),JohnPhilip, engl. Schauspieler, Sohn
des Schauspielers Roger Kemble (gest. 1802),
Bruder von Charles Kemble, geb. in
Preston, studierte in
Douai, ging aber 1776 zur
Bühne, die er zuerst in Wolverhampton mit Beifall betrat, besuchte dann Manchester,
[* 6] Liverpool
[* 7] und
York, kam 1781 nach Dublin, 1783 nach
London,
[* 8] wo er am Drurylanetheater spielte und zehn Jahre später
Regisseur wurde. 1801 zog er sich zurück, bereiste 1802 und 1803
Frankreich
und
Spanien,
[* 9] kaufte nach seiner Rückkehr einen Anteil am Coventgardentheater, bei welchem er nun mit seiner Schwester,
Mrs.
Siddons, eine glanzvolle Thätigkeit entwickelte. In heroischen Rollen,
[* 10] namentlich als Hamlet, Macbeth,
Othello u. s. w. ist er wohl unerreicht geblieben. Er war von imponierender Gestalt, klarem Organ und wußte von seinen
Mitteln einen das Publikum hinreißenden Gebrauch zu machen. Auch als Schriftsteller versuchte er sich mit Erfolg. Aus
ShakespearesDramen hat er viele ungehörige Zusätze wieder entfernt. 1817 verließ er England und starb zu
Lausanne.
[* 11] Seine
Statue von
Flaxman wurde 1833 in der Westminsterabtei aufgestellt. –
Vgl. Boaden, Memoirs of the life of
John Philip Kemble (2 Bde., Lond.
1825);
Fitzgerald, Account of the Kemble family (2 Bde., ebd. 1871).
(auch
Kemnad), ein mittelhochdeutsches Wort (entstanden aus dem althochdeutschen cheminâta;
mittellat. caminata [scil. camera],
d. i. Zimmer mit einem Kamin), das von einigen neuern Dichtern, wie
Goethe,
Lenau u. a.,
wieder aufgenommen worden ist;
es bezeichnet zunächst das heizbare Wohnzimmer, dann auch das gewöhnliche
Wohnhaus
[* 12] gegenüber
dem alten Hauptteil der
Burg, dem (meist unheizbaren)
Saal;
im besondern auch ein Frauengemach, Schlafzimmer,
Krankenzimmer u. s. w.
(spr. kémmehnj),Johann, Fürst von Siebenbürgen, geb. 1607 in Bükös, studierte in Karlsburg und war seit 1622
Page
am
HofeBethlen Gabors, der ihn wiederholt in polit. Sendungen, so 1628 nach
Konstantinopel,
[* 15] verwendete. Nach
BethlensTode (1629)
gehörte Kemény zur Partei derWitwe, ging aber bald zu Georg I.
Rákóczy über, beteiligte sich an dem ungar.
Feldzuge desselben 1644–45 und hatte wesentlichen Anteil an dem
Abschlusse des Linzer Friedens. Unter Georg II.
Rákóczy führte er einen glänzenden Feldzug in der Moldau, geriet aber 1657 während des poln.
Feldzugs in die Gefangenschaft der
Tataren, die ihn zwei Jahre in der Krim
[* 16] zurückhielten. Nach Georgs II.
Tode wurde er 1661 Fürst von Siebenbürgen, fiel aber schon 23. Jan. 1662 bei Nagy-Szöllös im Kampfe mit den
Türken, den
Bundesgenossen des Gegenfürsten Michael I.
Apafy. Kemény schrieb in der Krim einen «Psalter», den 1659 Susanne
Lorántffy drucken ließ; seine wertvolle
«Autobiographie» (1607–55) gab
Karl Rumy
(Pest 1817) und aus
K.s HandschriftLad.
Szalay (ebd. 1856) heraus.
(spr. kemmehnj),Sigmund,Baron von, ungar. Dichter und Publizist, geb. zu Magyar-Kapud
in Siebenbürgen, studierte in Zalathna und Nagy
Enyed die
Rechte und redigierte seit 1840 das Organ der siebenbürg. Opposition
(«Erdélyi Hiradó»),
deren Führer er auf dem neueröffneten siebenbürg. Landtage wurde. 1842 zog er
sich auf sein Gut zurück und schrieb den
Roman «Gyulai Pál»
(«Paul Gyulai»,
Pest 1846). 1848 war er Mitglied der ungar. Nationalversammlung
und schrieb nach der
Katastrophe von Világos zwei Flugschriften: «Forradalom után» («Nach
der Revolution»,Pest 1850) und «Még egy szó a forradalom után» («Noch
ein Wort nach der Revolution», ebd. 1851) und die zwei meisterhaften Charakterbilder der beiden
GrafenWesselényi und des
GrafenStephanSzéchenyi (ebd. 1850). 1851 übernahm er die Redaktion des «Pesti Napló»,
des Organs der
Deák-Partei, und wirkte für einen friedlichenAusgleich mit
Osterreich.
Nach 1867 trat er in den
Reichstag und starb auf seinem Gute Pußta-Kamarás in Siebenbürgen. Er ist als Romanschriftsteller
wie als Publizist ein Klassiker der ungar. Litteratur. Seine bedeutendsten
Romane sind: «Sziv örvényei» («Die Abgründe
des
Herzens», 1854),
«Férj és nö» («Mann und Weib»,
1852),
«Az özvegy és léanya» («Die
Witwe und ihre Tochter», 1856),
«Zord idö» (3 Bde.,
1857; deutsch:
«RauheZeiten», 3 Bde., Zürich
[* 17] 1867) u. a.
Meisterhaft sind seine
«Studien» (2 Bde., 1870).
finn.
Kemi-joki, der größte
FlußFinlands, im
LänUleåborg, entspringt im
Bezirk Lappmarken in einem Sumpf des
Maanselkä, fließt im allgemeinen südwestlich durch den Kemisee (finn.
Kemi-järvi) und mündet an der Nordküste des Bottnischen
Meerbusens. Er ist 494 km lang, sehr wasserreich und im Unterlauf
schiffbar.
Hauptzuflüsse sind der Kitinen und Ounas-joki (beide von rechts).
1)
Bezirk (härad) in der Mitte des westl.
Teils des finn.
LänUleåborg, hat 36 976,7 qkm (davon 1166,2 qkm
Seen).
– 2) Bezirksstadt im
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
¶
mehr
Bezirk Kemi am Bottnischen Meerbusen, 2 km südlich von der Mündung des Flusses Kemi (s. d.), an dessen Mündung rechts das
Dorf Kemi liegt, hat mit letzterm (1892) 655 E., Post, Telegraph,
[* 19] Zollamt;
Ausfuhr von Holzwaren und Dampferverbindung mit
Uleåborg und Torneå.