schweiz. Geschichte und
Altertumskunde» (Zür. 1855–68) und im «Anzeiger
für schweiz.
Altertumskunde» (ebd. 1868 fg.) veröffentlichte er viele
Abhandlungen über die helvet.-röm. und frühmittelalterliche
Periode der Schweizergeschichte. Besonders zu nennen sind noch: «Bauriß des
Klosters St.
Gallen von 820» (Zür. 1844) und die «Archäol.
Karte der Ostschweiz» (ebd. 1874).
Ferd., Historienmaler, geb. zu
Karlsruhe,
[* 2] lebte in der
Jugend mehrere Jahre mit seinem
VaterJoseph
Keller (geb. 1804, gest. und seinem ältern
BruderFranzKeller-Leuzinger (geb. 1835, gest. die als Ingenieure
zu
Straßen- und Brückenbauten nach Rio
[* 3] berufen worden waren, in
Brasilien,
[* 4] studierte 1862 an der Karlsruher
Kunstschule zuerst unter
Schirmer, in dessen
Atelier er brasil. Landschaften malte, dann (seit 1863) unter dem Historienmaler
Canon, dann vier Jahre in
Rom und
[* 5] lieferte hierauf eine Reihe von größern Schöpfungen, in welchen er das blühende
KoloritCanons womöglich noch zu überbieten suchte.
Auf der
Pariser Weltausstellung erregte 1867 sein
Tod Philipps II. Aufsehen, welches
Bild in Rio de Janeiro
den ersten Ausstellungspreis gewann. Hierauf folgten: Der
Brand von
Rom unter Nero (1873) und der
Sieg des Markgrafen
Ludwig
Wilhelm von
Baden
[* 6] über die
Türken bei
Salankemen am (1879; Kunsthalle zu
Karlsruhe). In
Dresden
[* 7] siegte Keller bei der Konkurrenz für den neuen
Vorhang des
Theaters, den er 1876 auch ausführte, und malte dann (1880): Hero
findet die
Leiche des Leander (in der
Galerie der
Akademie zu
Wien).
[* 8]
Nachdem er sich in
Karlsruhe und
Heidelberg
[* 9] mit Erfolg auch als Freskomaler versucht hatte, feierte er 1886 mit
einem großen allegorischen Gemälde für die
Aula der
UniversitätHeidelberg, die Gründung der
Universität durch einen Triumphzug
der Pallas
Athene
[* 10] mit
Studenten und Professoren vor dem von der Stadtgöttin gekrönten Kurfürsten Ruprecht darstellend, einen
Triumph in dekorativer und koloristisch stimmungsvoller Haltung, den er mit derApotheose:
Kaiser Wilhelm
der Siegreiche,
Gründer des
DeutschenReichs (1888; Nationalgalerie zu
Berlin),
[* 11] nicht ganz wieder erreichte. Auch als Porträtmaler
ist Keller gesucht. Der Künstler lebt in
Karlsruhe.
Friedr. Ludw.
von, Jurist und Staatsmann, geb. zu Zürich,
[* 12] studierte zu
Berlin und Göttingen,
[* 13] wurde 1825 Professor des Civilrechts
in Zürich,
1826 zugleich
Amtsrichter daselbst. Keller wirkte beim
Ausbruch der durch die franz. Julirevolution hervorgerufenen
Bewegungen
an der
Spitze der liberal-radikalen Partei in Zürich,
wurde 1830 in den
GroßenRat gewählt und 1831 zum Präsidenten des Obergerichts
ernannt. 1843 folgte er einem Rufe als Professor der
Rechte nachHalle,
[* 14] und 1847 siedelte er als Nachfolger
Puchtas nach
Berlin über. Als Mitglied der preuß.
Zweiten Kammer wie auch im
Erfurter Parlament war er ein Hauptwortführer
der konservativen Partei.
Bald darauf erfolgte seine
Erhebung in den Adelstand unter dem
Namen Keller vom
Steinbock. Keller starb in
Berlin. Seine Hauptwerke sind: «ÜberLitis-Kontestation und
Urteil» (Zür. 1827) und «Der röm.
Civilprozeß und die
Aktionen» (Lpz. 1852; 6. Aufl., bearbeitet von A. Wach,
1883);
wertvoll sind auch seine «Semestria ad M. Tullium Ciceronem» (Bd.
1,
Buch 1–3, Zür. 1843–51).
Außerdem veröffentlichte er «Monatschronik der
Züricher Rechtspflege» (12 Bde.,
ebd. 1833–38),
«Grundriß zu Vorlesungen über Institutionen und
Antiquitäten
des röm.
Rechts» (Berl. 1854–58) und «Institutionen»
(Lpz. 1861). Friedberg
[* 16] gab K.s «Vorlesungen über die
Pandekten» (Lpz. 1861; 2. Aufl. in 2 Bdn.,
besorgt von Lewis, 1866–67) heraus.
Gottfr., Dichter, geb. zuZürich,
bildete sich 1840–42
in
München
[* 17] in der Malerei aus, kehrte dann nach Zürich
zurück und wandte sich nun litterar.
Studien und poet. Versuchen zu. Nach 1848 lebte
Keller längere Zeit in
Heidelberg und
Berlin und erhielt 1861 das
Amt des ersten Staatsschreibers des Kantons Zürich,
das er 1876 niederlegte.
Er starb in Zürich.
Ein
Band
[* 18] «Gedichte» (Heidelb. 1846),
die «Neuern Gedichte» (Braunschw. 1851),
endlich die «Gesammelten Gedichte» (Berl. 1883; 3. Aufl.
1888) bekunden ihn als einen eindringenden Beobachter der Natur und des Menschenherzens, der die verschiedensten Seiten des
Lebens in kräftiger, origineller, zuweilen selbst bizarrerAuffassung und doch in künstlerischer Verklärung
wiederzugeben vermag. K.s Bedeutung liegt jedoch auf epischem Gebiet. Sein erster
Roman: «Der grüne
Heinrich», zunächst 1854 (4
Bde., Braunschw.) erschienen,
in der neuen
Ausgabe (Stuttg. 1879–80) wesentlich umgestaltet, verarbeitet eine
Masse von Gehörtem und Geschautem in einer
oft losen Form, die noch nicht dem
Inhalt ebenbürtig ist, aber überreich an wunderbar wiedergegebenen
Lebensbildern und prächtigen
Episoden.
In der jüngern Fassung ist die
Technik vollendeter, die Einkleidung glatter und durchsichtiger. Künstlerisch noch bedeutender
sind K.s Erzählungen «Die Leute von Seldwyla» (Braunschw.
1856),
deren hervorragendste
Stücke «Romeo und Julie auf dem Dorfe» und «Die
drei gerechten Kammmacher» vielleicht den Höhepunkt K.scher Dichterkraft bezeichnen, sowohl nach
der edel poetischen, wie nach der grotesk humoristischen Seite hin; die Neubearbeitung in vier
Teilen (Stuttg. 1873–74; 9. Aufl., 2 Bde.,
Berl. 1891) fügte mehrere meist launige Genrebilder hinzu, die sich würdig den schalkhaft graziösen
«Sieben Legenden» (Stuttg. 1872; 4. Aufl., Berl.
1887) anreihen. Die beiden nächsten Werke wählten die Rahmenerzählung zur Einkleidung und boten gleichfalls Musterstücke
moderner Novellistik:
«Züricher Novellen» (2 Bde., Stuttg.
1878; 5. Aufl., Berl. 1889) und «Das
Sinngedicht» (Berl. 1883; 10. Aufl. 1891).
Ihnen folgte noch der
Roman «Martin Salander» (ebd. 1886; 9. Aufl.
1891), der schon durch sein enges lokales Gepräge und durch die Schwäche der Erfindung und
Komposition
hinter jenen frühern Schöpfungen zurücktritt: doch enthält auch er prachtvolle Charaktere und glänzende
Details.
Durch sinnliche
Energie, durch unerschöpfliche naturwüchsige Gestaltungskraft, durch seinen bald übermütigen, bald behaglichen
Humor ist Keller einer der größten deutschen Novellisten geworden, zumal eine männlich
feste, auch im Spott nie auflösende und im
Schmerz nie verzagende Weltanschauung ihn trägt. K.s «Gesammelte Werke»
erschienen in 10 Bdn. (Berl. 1889–90),
dazu Bd. 11: «Nachgelassene
Schriften und
Dichtungen», darunter ein prachtvolles Trauerspielfragment (1. bis 5. Aufl., ebd.
1893),
hg. von
Bächtold. Im
Englischen erschien eine Auswahl u. d. T. «G.
Keller. A selection of his tales. Translated with a memoir by
Kate Freilig-
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
¶
Jos. von, Kupferstecher, geb. zu Linz
[* 20] am Rhein,
gest. in Düsseldorf,
[* 21] ging 1827 nach Bonn,
[* 22] um sich in der Schulgen-Bettendorffschen Anstalt der Kupferstechkunst
zu widmen. 1835 wandte er sich nach Düsseldorf, wo er den Stich: Roland befreit die Prinzessin Isabella
von Galizien, nach J. Hübner, anfertigte. 1839 wurde Keller Lehrer, 1846 Professor an der DüsseldorferAkademie. Er ging 1841 nach
Rom, um dort die Zeichnung nach Raffaels Disputa zu beginnen.
Nach seiner Rückkehr aus Italien
[* 23] 1844 vollendete er 1859 diesen Stich, ein Meisterwerk der neuern deutschen
Kupferstechkunst. Neben dieser Arbeit ging der Stich von Raffaels heil. Dreifaltigkeit in San Severo zu Perugia her. Von andern
hervorragenden Leistungen K.s sind zu nennen: Die heiligen Frauen am Grabe Christi, nach Ary Scheffer (1855), Die Himmelskönigin
(1861), ein Salvator mundi und eine Mater dolorosa (1867), sämtlich nach Deger. 1871 lieferte Keller den Stich
der Sixtinischen Madonna, der aber weniger gelungen ist.
Otto, Philolog, Sohn von Adelbert von Keller, geb. in Tübingen,
[* 24] studierte daselbst und in Bonn, war dann
als Lehrer an verschiedenen Orten thätig und wurde 1866 Rektor des Lyceums in Öhringen, 1872 Professor
an der Universität zu Freiburg
[* 25] i. Br., 1876 in Graz.
[* 26] Seit 1881 ist er Professor der klassischen
Philologie an der UniversitätPrag.
[* 27] Besondere Verdienste hat er sich durch die mit A. Holder bearbeitete Ausgabe des Horaz erworben
(2 Bde., Lpz. 1864–69;
kleinere Ausg., ebd. 1878 und 2. Aufl. zusammen mit Häußner 1892);
dazu kommen: «Epilegomena zu Horaz» (3 Bde., ebd. 1879–80). Außerdem veröffentlichte
er «Untersuchungen über die Geschichte der griech.
Fabel» (ebd. 1862),
«Zur lat. Sprachgeschichte», Tl. 1 (ebd. 1893); veranstaltete Ausgaben der
«Rerum naturalium scriptores graeci minores (ebd. 1877), von Xenophons "Historia graeca" (ebd. 1889–90)
und gab Bacmeisters«KeltischeBriefe» (Straßb. 1874) sowie dessen (von Keller vollendete) Übersetzung von Horaz’Briefen (Lpz.
1891) heraus.