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eigentliche Kehlkopfinnere gelangt so beim Schlingakt kein Teil des Verschluckten; nur bei dem sog. Verschlucken, wenn etwas in die «unrechte Kehle» kommt, wie der Laie sich auszudrücken pflegt, gelangt ein Teil des Geschluckten in die Kehlkopfhöhle und bewirkt sofort einen heftigen Hustenanfall, welcher das fälschlich in den obern oder mittlern Kehlkopfraum Gelangte wieder nach außen hinausbefördert. Kalte oder mit Rauch oder Staub geschwängerte Luft, reizende Gasarten, Schleim, aus den Lungen in den Kehlkopf [* 2] gelangt, reizen gleichfalls die Schleimhaut und die in dieser verlaufenden Nerven [* 3] des und erregen Husten.
Unter den Krankheiten des Kehlkopf, für deren Erforschung und Behandlung die Untersuchung mit dem Kehlkopfspiegel [* 4] (s. d.) von der größten Wichtigkeit ist, kommen am häufigsten vor:
1) Der Kehlkopfkatarrh (Laryngitis), bei welchem die Schleimhaut des in größerer oder geringerer Ausdehnung [* 5] verschwollen, blutreicher und entzündet ist. Seine Haupterscheinungen sind ein fortwährendes Brennen und Kitzeln im Halse, eine heisere, belegte und klanglose Stimme, öfterer kurzer bellender Husten und ein anfangs dünnflüssiger, später zäher schleimig-eiteriger Auswurf. Gewinnt der Kehlkopfkatarrh eine chronische Form, so besteht andauernde Heiserkeit und Stimmlosigkeit, große Trockenheit in der Kehle, periodischer Krampfhusten und erschwerte Atmung, wozu sich nicht selten Geschwüre und polypöse Wucherungen auf der Kehlkopfschleimhaut gesellen.
Bei kleinen Kindern verursacht der akute Kehlkopfkatarrh heisern, bellenden Husten, ähnlich wie bei der Bräune, langgezogene pfeifende Einatmung, selbst Erstickungssymptome (sog. Pseudokrupp oder falsche Bräune). Die Ursachen des Kehlkopfkatarrhs bestehen am häufigsten im Einatmen kalter, staubiger oder rauchiger Luft, in Erkältungen der äußern Haut, [* 6] insbesondere des Halses und der Füße, sowie in übermäßigen Anstrengungen des Stimmorgans (anhaltendes Sprechen, Singen, Schreien und Kommandieren); auch Excesse im Essen [* 7] und Trinken, namentlich der Mißbrauch von Spirituosen, begünstigen die Entstehung von Kehlkopfkatarrhen.
Die Behandlung erfordert in frischen Fällen vollkommene Schonung des Stimmorgans (Vermeidung des Sprechens, Singens, Schnupfens und Rauchens), Aufenthalt in warmer, gleichmäßiger, reiner Luft, den Genuß warmer schleimiger Getränke und öftere Einatmung von warmen Dämpfen und fein zerstäubter Kochsalzlösung; in veralteten und hartnäckigen Fällen ist eine sachkundige örtliche Behandlung der erkrankten Kehlkopfschleimhaut (durch Pinselungen, Ätzungen, Einatmungen u.dgl.) unerläßlich. Von den Brunnenkuren werden die Wässer von Weilbach, Ems, [* 8] Salzbrunn, Soden, Marienbad u. a. gerühmt.
2) Kruppöse und diphtheritische Kehlkopfentzündung, s. Krupp und Dipbtheritis.
3) Die Kehlkopfschwindsucht, Kehlkopftuberkulose, Luftröhren- oder Halsschwindsucht (Phthisis laryngea s. trachealis), die Verschwärung und Zerstörung des Kehlkopf durch mehr oder minder umfängliche tuberkulöse Geschwüre in der Kehlkopf- und Luftröhrenschleimhaut, tritt niemals, wie so viele Laien irrtümlich fürchten, als selbständige, für sich bestehende Krankheit auf, sondern wird immer nur bei solchen Menschen beobachtet, deren Lungen schon in umfänglichem Maße von tuberkulösen Geschwüren zerstört sind. Hinsichtlich ihrer Behandlung gilt ganz dasselbe wie von derjenigen der Lungenschwindsucht (s. d.).
4) Das Kehlkopf- oder Glottisödem (s. d.).
5) Kehlkopfpolypen, kleine warzenförmige oder gestielte Geschwülste, welche auf den Stimmbändern oder deren nächster Umgebung sitzen und Heiserkeit oder vollständige Stimmlosigkeit, bisweilen auch durch Verengerung der Stimmritze Atemnot und plötzliche Erstickungsgefahr erzeugen. Ihre häufigste Ursache ist ein vernachlässigter und verschleppter Kehlkopfkatarrh. Sie sind nur vermittelst des Kehlkopfspiegels zu erkennen und werden unter der Leitung des letztern am besten vermittelst der galvanokaustischen Schneideschlinge oder vermittelst messer- oder pincettenartiger Instrumente von der Mundhöhle aus entfernt.
6) Der Stimmritzenkrampf (Spasmus glotidis, Laryngismus stridulus), die krampfhafte Zusammenziehung der kleinen Kehlkopfmuskeln, welche die Stimmritze verschließen, kommt fast nur bei Kindern in den ersten Lebensjahren, insbesondere bei zahnenden und künstlich aufgefütterten Kindern vor und äußert sich in periodischen, bald häufiger, bald seltener auftretenden Anfällen von Erstickungsnot, wobei die Kinder eine plötzliche gewaltsame Unterbrechung des Atmens erfahren («wegbleiben» oder «stecken bleiben»),
blau im Gesicht [* 9] werden, die höchste Angst und Unruhe zeigen und angestrengte Bewegungen machen, um zu atmen; Husten, Heiserkeit und Fieber fehlen dabei gänzlich (sog. Asthma der Kinder). Die Behandlung besteht während des Anfalls im Aufrichten des Kindes, kräftigem Reiben des Rückens mit Essig oder kaltem Wasser, kalten Bespritzungen des Gesichts und Klystieren von Seifenwasser, Kamillen- oder Baldrianthee; die Hauptsache aber besteht in einer möglichst zweckmäßigen Ernährung des Kindes, ohne welche eine Heilung des Stimmritzenkrampfes nicht möglich ist. (S. Auffütterung.)
7) Die Stimmbandlähmung (Paralysis glottidis), die teilweise oder vollständige Lähmung eines oder beider Stimmbänder, mit schweren Sprachstörungen verbunden, entsteht am häufigsten durch anhaltende Überanstrengungen des Kehlkopf, nach schweren Erkältungen sowie durch den Druck von Geschwülsten auf die den Kehlkopf versorgenden Nervenäste oder durch Verletzung der letztern; kann nur vermittelst des Kehlkopfspiegels (aus der Unbeweglichkeit und abnormen Stellung der Stimmbänder) erkannt werden und erfordert zu ihrer Heilung außer einer sehr sorgfältigen Schonung des Sprachorgans die Anwendung des galvanischen Stroms auf die gelähmten Kehlkopfmuskeln.
8) Die Entzündung der Knorpelhaut des Kehlkopf (Perichondritis) besteht in einer Eiterung am Ring- [* 10] und Gießkannenknorpel, welche gewöhnlich zur Nekrose und Ausstoßung dieser Knorpel [* 11] und damit zu einer mehr oder minder hochgradigen Verengerung der Kehlkopfhöhle und mannnigfachen Funktionsstörungen führt. Die Krankheit kommt fast niemals als selbständiges Leiden [* 12] vor, sondern gesellt sich fast nur zu tuberkulösen, syphilitischen oder krebsigen Geschwüren der Kehlkopfschleimhaut und kann schweres Glottisödem (s. d.), selbst plötzliche Erstickung zur Folge haben, wenn der Kranke nicht durch die rechtzeitige Ausführung der Tracheotomie (s. d.) hiervor bewahrt wird. Bleibt nach glücklicher Abheilung der Krankheit eine dauernde Verengerung der Kehlkopfhöhle zurück, so
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶
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muß eine Trachealkanüle oft noch für lange Zeit, mitunter für das ganze Leben, getragen werden.
9) Die syphilitischen Geschwüre der Kehlkopfschleimhaut können teils durch die von der Schleimhaut ausgehende Verschwärung, teils durch die sich hieran anschließenden umfangreichen Narbenbildungen tiefgreifende Zerstörungen des ganzen und damit die vollständige Vernichtung der Stimme zur Folge haben; häufig kommt es dabei auch zu einer so hochgradigen narbigen Verengerung der Stimmritze, daß die Kranken nur durch den Luftröhrenschnitt vor der drohenden Erstickung bewahrt werden können. Nur eine rechtzeitige und energische Allgemeinbehandlung der Syphilis vermag solchen üblen Ausgängen vorzubeugen.
10) Der Kehlkopfkrebs (Carcinoma laryngis) entwickelt sich fast nur bei ältern Personen und bildet sich entweder primär an den Stimmbändern oder den Morgagnischen Ventrikeln des Kehlkopf oder geht sekundär von krebsigen Nachbarorganen (Zunge, Rachen, Speiseröhre) aus auf den Kehlkopf über. Die Krankheit, welche in ihren frühen Stadien nur vermittelst des Kehlkopfspiegels sicher erkannt werden kann, führt, sich selbst überlassen, gewöhnlich nach 1-2 Jahren unter schrecklichen Qualen zum Tode; eine Heilung ist nur durch die möglichst frühzeitige partielle oder totale Exstirpation des erkrankten Kehlkopf möglich, eine Operation, welche zuerst 1878 von Billroth, später auch von andern Chirurgen mit dauerndem Erfolge ausgeführt wurde. Nach erfolgter Heilung erhalten die Kranken einen künstlichen Kehlkopf (eine silberne Kanüle mit federnder Metallzunge), vermittelst dessen dieselben mit deutlich vernehmbarer, wenn auch ziemlich eintöniger Stimme sprechen können.
Vgl. Türk, Klinik der Krankheiten des und der Luftröhre (Wien [* 14] 1866);
Tobold, Laryngoskopie und Kehlkopfkrankheiten (3. Aufl., Berl. 1874);
Stoerk, Klinik der Krankheiten des Kehlkopf, der Nase [* 15] und des Rachens (Stuttg. 1880);
Schrötter, Vorlesungen über die Krankheiten des Kehlkopf, der Luftröhre, der Nase und des Rachens (Wien 1887 fg.);
Schnitzler, Klinischer Atlas [* 16] der Laryngologie und Rhinologie (ebd. 1891 fg.);
Gottstein, Die Krankheiten des Kehlkopf s4.
Aufl., ebd. 1893).