Werk, das meist dieselbe Grundrißform wie das
Bastion, jedoch eine weit höhere Feuerlinie besitzt und zuweilen durch einen
revetierten
Graben völlig von demselben getrennt ist. Der Kavalier hatte in dieser
Anordnung den Zweck, eine bessere Übersicht
über das Vorgelände zu verschaffen, die Facen und Flanken des
Bastions gegen Rückenfeuer zu schützen
und nach Eroberung des äußern
Bastions als innerer
Abschnitt zu dienen. Auch in polygonalen Befestigungen kommen in der Form
und mit der
Aufgabe von
Traversen, an den Bruchpunkten des Grundrisses und auf der Mitte langer Fronten vor.
Über den
Tranchéekavalier
s. d.
der Parteiname, mit dem in England die
Anhänger des Königs in dem Bürgerkriege unter
Karl I. bezeichnet wurden (s. Karl I. und
Großbritannien,
[* 2] Bd. 8, S. 432).
Ihre Gegner, die
Anhänger des Parlaments, nannte
man Rundköpfe (s. d.).
in der Zeichenkunst
[* 3] eine Art der geometr.
Projektion,
[* 4] bei der der Gegenstand über
Eck angesehen wird, daher das
Auge
[* 5] schief über demselben gedacht und er halb von
der Seite, halb von oben dargestellt wird. An ihre
Stelle tritt jetzt die axonometrische oder
isometrische Projektion.
(vom lat. caballus; ital. cavallo,
Pferd),
[* 8] Reiterei, die zu
Pferde fechtende
Truppe, welche neben Infanterie
und
Artillerie einen der drei Hauptbestandteile der
Heere bildet. Die Hauptwaffe der Kavallerie ist das
Pferd, dessen Kraft,
[* 9] Schnelligkeit
und Gewicht auszunützen nur im
Anlauf
[* 10] möglich ist, weshalb die Gefechtsthätigkeit der Kavallerie als solcher, d. h. solange
sie zu
Pferde, nur als
Angriff möglich ist und vorzugsweise in einem Anreiten in geschlossener
Masse
(Attacke,
Chok) besteht,
wobei die Wucht des
Stoßes und die blanke Waffe die
Entscheidung herbeiführen.
Die Verteidigung der Kavallerie besteht in einem Gegenangriff, denn eine Kavallerie, welche den
Angriff stehenden Fußes erwarten wollte,
würde (ganz abgesehen von dem moralischen
Moment) nach rein Physik. Gesetz stets geworfen werden. Vermöge
ihrer Schnelligkeit vorzüglich zum
Aufklärungs- und Sicherheitsdienst befähigt, ist die Kavallerie gewissermaßen das
Auge der
Armee.
Um die Kavallerie zu den beim
Aufklärungsdienst an sie herantretenden Gefechtsaufgaben noch mehr zu befähigen, ist sie neben der
blanken Waffe (Säbel, Lanze) auch mit einer weittragenden Feuerwaffe (Karabiner) ausgerüstet, welche
indessen
nur für das Fußgefecht abgesessener Kavallerie bestimmt ist.
Grundsatz ist, daß die Kavallerie zu
Pferde überhaupt kein Feuergefecht führt und daß das Feuergefecht zu Fuß stets nur ein wenn
auch unter Umständen wichtiges, im ganzen aber doch nur nebensächliches Aushilfsmittel ist. (S. Fußgefecht
der Kavallerie.) Vermöge ihrer Zusammensetzung aus Mann und
Pferd ist die Kavallerie abhängig von dem Zustand und der Dressur ihrer
Pferde, kostspielig zu beschaffen und zu erhalten und schwierig auszubilden. Schwierig ist ferner die
Führung der Kavallerie, welche
an die geistigen Fähigkeiten des Führers ebenso hohe Anforderungen stellt, wie auch an seine körperlichen
Fähigkeiten.
Die
Heere der asiat. Eroberer und die gegen
Griechenland
[* 11] ziehenden Perserheere hatten eine zahlreiche Reiterei; die Scythen,
die Parther waren Reitervölker; ebenso
alle später von Hochasien herabflutenden tatar.
Stämme. Durch die
Perserkriege kam
der Gebrauch der Reiterei auch zu den Griechen, indessen blieb dieselbe im eigentlichen
Griechenland,
so besonders in
Athen
[* 12] und
Sparta, von untergeordneter Bedeutung; dagegen gelangte die thessalische Reiterei bald zu bedeutendem
Ruf, und unter Alexander d. Gr. spielte im macedon.
Heere die Kavallerie eine hervorragende Rolle. Die Reiterei der
Römer
[* 13] war mangelhaft und verbesserte sich im Laufe der Zeit nur
durch Verwendung fremder Reitertruppen. Im Mittelalter wurde mit der Ausbildung des
Lehnswesens der Kriegsdienst zu
Pferde
der vorherrschende. Die aus schwer gepanzerten Rittern und ihrem Gefolge bestehende Reiterei bildete den
Kern der
Heere; sie
hauptsächlich (nach Umständen bisweilen abgesessen, wo das Gelände die
Bewegung zu
Pferde verbot) kämpfte die schlachten
durch und wurde statt des immer mehr herabsinkenden Fußvolks die Hauptwaffe.
Das Auftreten und allmähliche Ausbreiten der Feuerwaffen machte sich für die Reiterei in doppelter
Weise unvorteilhaft geltend:
anfangs verstärkte die Reiterei, um sich gegen die Wirkung der Feuerwaffen zu schützen, ihre schon an und für sich schwerfällige
Panzerung und wurde dadurch noch unbehilflicher und schwerfälliger;
später legte sie allerdings ihre
schweren Schutzwaffen zum
Teil ab, aber die nun Platz greifende allgemeine Anwendung der Feuerwaffen von seiten der Reiterei
selbst mußte die Offensive schädigen.
Zwar in den niederländ. und hugenottischen
Kriegen wie auch im Dreißigjährigen
Kriege (der einige ausgezeichnete Reiterführer, wie z. B. Pappenheim,
Banér und
Johann von Werth hervortreten
ließ) spielte die Reiterei immer noch eine bedeutende Rolle, allmählich aber sank ihre Bedeutung mehr und mehr,
und sie
mußte dem Fußvolk das diesem gebührende
Recht als Hauptwaffe wieder einräumen.
Die Leistungen der brandenb. Reiterei des
Großen Kurfürsten, der engl. Cromwells und der schwed.
Karls XII. waren in ihrer Art bedeutend. Einen hervorragenden, bisher kaum wieder erreichten Aufschwung in taktischer
Beziehung
nahm die preußische Kavallerie unter Friedrich d. Gr.; Seydlitz und Ziethen sind zwei charakteristische
Typen des Reitergenerals
in seiner höchsten
Vollkommenheit. In der nun folgenden Kriegsepoche der franz. Republik und des Napoleonischen
Kaiserreichs machte die taktische Leistungsfähigkeit der Kavallerie eher Rückschritte als Fortschritte,
und die an und für sich vortreffliche preuß. und österreichische Kavallerie kam mangels
sachgemäßer Benutzung so gut wie gar nicht zur Geltung; dagegen spielte die schlechtere französische Kavallerie infolge
der genialen Benutzung durch Napoleon in der taktischen
Entscheidung wie auch in strategischer
Beziehung
eine glänzende Rolle.
Der Zeitraum nach den Napoleonischen
Kriegen ist für die Kavallerie eine Zeit des Niederganges, der besonders dadurch charakterisiert
wird, daß in der Ausbildung und Verwendung der Kavallerie mehr und mehr gewissermaßen infanteristische Grundsätze
zur Geltung kamen. Die um die Mitte des Jahrhunderts geführtenKriege zeigten die in einer durchaus nebensächlichen
Rolle; dagegen gaben die 1866 gemachten Erfahrungen in
Verbindung mit den eigenartigen Erscheinungen des Nordamerikanischen
Bürgerkrieges (1861–65) den Anstoß zu einem völligen Umschwunge in den
Anschauungen über die der Kavallerie zuzuweisende Rolle.
Eine praktische Folge war das Auftreten der preußisch-deutschen Kavallerie 1870/71,
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
¶
mehr
deren Erfolge zum Teil durch die der Beschaffenheit nach und im zweiten Teil des Krieges auch der Zahl nach vorhandene Minderwertigkeit
der gegnerischen Kavallerie begünstigt wurden. Jedenfalls bildet der Krieg 1870/71 einen überaus bedeutsamen Wendepunkt in der Geschichte
der Kavallerie, deren Entwicklung in allen Armeen von diesem Zeitpunkt an einen großartigen Aufschwung genommen
hat. Daß in einem zukünftigen Kriege Kavalleriemassen in der strategischen Einleitung eine hervorragende Rolle spielen werden,
kann als ausgemacht gelten, wenn auch über die Richtung und den Wert dieser Thätigkeit die Meinungen auseinander gehen;
wie sich dagegen die taktische Thätigkeit der auf dem Schlachtfelde den neuen Erfindungen der Waffentechnik
gegenüber gestalten wird, ist vorläufig eine offene Frage.
Was die verschiedenen Gattungen der Kavallerie betrifft, so entwickelten sich aus den schwergepanzerten Rittern des
Mittelalters allmählich die mit Pallasch und Pistolen
[* 16] bewaffneten schweren Reiter, auch einfach Reiter
genannt, die spätern Kürassiere. Aus den mit längern Feuerrohren bewaffneten und zum Gefecht häufig absitzenden Arkebusieren
entwickelten sich die Dragoner, anfangs ein Mittelding zwischen und berittener Infanterie, die aber zu Gunsten der kavalleristischen
Leistungsfähigkeit den infanteristischen Charakter früher oder später ganz ablegten; am längsten hat sich
diese Bedeutung der Dragoner als berittene Infanterie in Rußland erhalten.
Aus den nationalen leichten Reiterscharen der Ungarn
[* 17] und Polen entwickelten sich die auch in fremde Armeen übergehenden Typen
der Husaren und Ulanen, letztere besonders charakterisiert durch ihre Bewaffnung mit Lanzen. Je nach dem Material von Menschen
und Pferden sowie nach Ausrüstung und Bewaffnung unterschied man schon von den frühesten Zeiten an schwere
Kavallerie (zum geschlossenen Angriff in der Schlacht bestimmt) und leichte Kavallerie (für die Aufgaben des Aufklärungs- und Sicherheitsdienstes
und des kleinen Krieges, was eine Verwendung beider Gattungen von Kavallerie zu beiden Zwecken je nach Bedürfnis natürlich nicht
ausschloß).
Zur schweren Kavallerie zählten stets und in allen Heeren die Kürassiere, zur leichten die Husaren, während Dragoner und Ulanen bald
zur schweren, bald zur leichten Kavallerie gerechnet, bald als besondere Mittelkavallerie betrachtet wurden. Neben
den genannten vier Hauptgattungen kamen in den verschiedenen Heeren auch andere Gattungsnamen vor, die aber stets
einer der vier Hauptgattungen entsprechen: Karabiniers und Gendarmen gehörten oder gehören zur schweren, Chevaulegers und
Reitende Jäger (Chasseurs à cheval) zur leichten Kavallerie, Lanciers ist eine anderweitige Bezeichnung für Ulanen;
Rußland besitzt
in den Kosaken, Frankreich in den Spahis eine eigenartige leichte Kavallerie.
Gliederung. Die taktische Einheit der Kavallerie ist die Eskadron (Schwadron), 4–6 Eskadrons bilden ein
Regiment; die weitere Gliederung der höhern Verbände ist in den verschiedenen Heeren sowie in der Friedens- und Kriegsformation
verschieden. In Deutschland
[* 18] ist im Frieden die aus zwei oder mehr Regimentern bestehende Brigade der größte rein kavalleristische
Truppenteil, der mit je zwei Infanteriebrigaden einem einheitlichen Divisionskommando unterstellt
ist (s. Divisionskavallerie), nur das Garde- und 12. (königlich sächs.)
Armeekorps haben im Frieden geschlossene
Kavalleriedivisionen; im Kriege wird ein großer Teil der Kavallerie zu selbständigen Kavalleriedivisionen
(s. d.) zusammengestellt, während der Rest den Infanterieverbänden zugeteilt
wird. In Österreich
[* 19] und Frankreich ist die Kavallerie teils in Divisionen, teils in selbständige Brigaden zergliedert,
in Rußland durchweg in Divisionen.
In den meisten gegenwärtigen Heeresverfassungen ist der unterschiedliche Begriff der schweren und leichten Kavallerie, soweit damit
die Bestimmung zu einem besondern Kriegszweck verbunden war, d. h. das Princip der Einheitskavallerie (s. d.),
verwirklicht. Die Bezeichnung schwere und leichte Kavallerie haben, wo sie vorkommen, nur noch
die Bedeutung, daß man das vorhandene Material von Menschen und Pferden nicht unterschiedlos zusammenwürfelt, sondern je
nach dem schweren oder leichten Schlage in besondere Truppenteile zusammenstellt, was die Ausbildung erleichtert und die Wirksamkeit
erhöht; Ausrüstung und Ausbildung, mögen die einzelnen Regimenter Namen haben wie sie wollen, ist darauf
berechnet, jeden Kavallerietruppenteil zu jedem Dienst verwenden zu können. Die thatsächliche Verwendung im Kriege läßt
zwei verschiedene Richtungen erkennen: die Thätigkeit selbständiger Kavalleriemassen, denen strategische Aufgaben gestellt
sind (s. Kavalleriedivision) und die Thätigkeit kleiner Kavallerieabteilungen, welche den Infanterieverbänden zur Erfüllung
bestimmter taktischer Aufgaben zugewiesen sind. S. auch Fechtart und Raids.
In Deutschland ist seit 1889 die ganze Kavallerie mit der Lanze, dem Karabiner und einem leichten Stichdegen bewaffnet
und wird nach einheitlichen Gesichtspunkten ausgebildet; auch der Sattel (früher verschiedene Modelle, deutscher und Bock-Sattel)
ist durchweg derselbe. Die Verschiedenheit der Uniformen stört die Verwendung der deutschen Kavallerie als Einheitskavallerie durchaus
nicht, ist sogar für das schnelle Ralliieren der Regimenter in großen Reiterkämpfen, wo die Mannschaften
zahlreicher Regimenter durcheinander gewürfelt werden, von Nutzen.
Dagegen erleichtert sie allerdings auch dem Gegner die Orientierung. Am umfassendsten ist der Begriff der Einheitskavallerie
in Rußland durchgeführt, wo mit Ausnahme der verschieden uniformierten (aber ebenso wie die andere
Kavallerie ausgerüsteten und bewaffneten) Garderegimenter die ganze reguläre Kavallerie aus Dragonern (s. d.)
besteht. – Am weitesten von der Einheitskavallerie entfernt ist man in Frankreich, welches allein noch schwere Panzerreiterregimenter
besitzt.
Litteratur. GrafBismarck-Bohlen, Über dieAufgaben und die Verwendung der Reiterei im Kriege (Berl. 1870), Zur Taktik der Reiterei
(2. Aufl., Freib. i. Br. 1870), Zeitgemäße Ansichten über Kavallerie (Berl. 1872), Betrachtungen über die
Formation, Verwendung und Leistungen der Reiterei (ebd. 1872);
Ihre Entstehung u. s. w. (Hannov.
1877); Kähler, Die preuß. Reiterei von 1806 bis 1876 in ihrer innern Entwicklung (Berl. 1879); von Suttner, Reiterstudien.
Beiträge zur Geschichte der Ausrüstung u. s. w. (Wien 1880);
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
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