stark zu kleben, bei 200° geht es in eine braunschwarze, schmierige
Masse über, welche durch Abkühlen nicht wieder in ihren
frühern Zustand zurückkehrt. Noch weiter erhitzt, verbrennt es an der Luft mit rötlicher, stark rußender Flamme.
[* 2] Mit
geschmolzenem Schwefel verbindet sich Kautschuk zu eigenen
Massen, die bei mäßigem Gehalt an Schwefel bei allen
Temperaturen weich bleiben (vulkanisiertes Kautschuk), bei höherm Gehalt an Schwefel und längerm Erhitzen hornartige
Beschaffenheit zeigen (Hartgummi, Ebonit). (S.
Gummiwarenfabrikation.)
Trockne Destillation des Kautschuk liefert reichliche Mengen
eines farblosen, stark riechenden, ätherischen Öls,
[* 3] welches durch
fraktionierte Destillation in mehrere
Kohlenwasserstoffe
zerlegt werden kann, nämlich das
Kautscheen, welches bei 14°, das
Kautschin (s. d.), das bei 171°, und
das Heveen, das erst bei 315° siedet. Doch sind diese und andere auf ähnliche
Weise erhaltene Produkte noch sehr wenig untersucht.
Sein spec. Gewicht ist 0,925. Seine chem. Zusammensetzung ist nach Payen C₄H₇, nach Soubeiran
C₆H₁₀, nach Williamson C₁₀H₁₆.
Geschichtliches. Anfänglich benutzte man das Kautschuk (seit 1770 nach dem
Vorschlage Priestleys) nur zum Ausreiben
der Bleistiftstriche, teilweise auch zu elastischen
Bällen und ähnlichen Spielwerken. Man zahlte damals in England für
ein würfelförmiges
StückKautschuk von kaum über 12 mm
Größe 3 M. Seit 1790 machte man elastische
Binden daraus und bereits 1791 verwendete
es der Engländer Sam.
Peal, um Leder und andere
Stoffe wasserdicht zu machen. 1820 erfand
Nadler die aus
Gummifäden gewebten dehnbaren
Stoffe, und 1823 nahm Mackintosh das
Patent auf die nach ihm benannten wasserdichten Zeuge.
Um die nämliche Zeit kam auch der Gebrauch des Kautschuk zu Verschlüssen und Röhrenverbindungen bei
chem.
Apparaten, zu elastischen chirurg.
Verbänden, zu
Bougies und
Kathetern auf. 1830 machteThomas Hancock die ersten Versuche
mit der Herstellung von
Überschuhen aus Kautschuk (Gummischuhe).
Der eigentliche Aufschwung der
Gummi-Industrie begann jedoch erst 1836 mit den von Chaffee in Nordamerika
[* 4] und
Nickels in England
erfundenen
Maschinen, welche das Kautschuk durch bloßes Kneten bei mäßiger Wärme
[* 5] in einen erweichten,
fast unelastischen Körper umwandeln, der mit Leichtigkeit jede erwünschte Gestalt annimmt.
Bald darauf folgte die Erfindung
des Vulkanisierens des (S.
Gummiwarenfabrikation.) –
In der Höhe der Produktion steht das
Paragummi, die geschätzteste Sorte, obenan. Der Export hat sich
innerhalb der letzten 25 Jahre verfünffacht; er betrug 1865: 3½ 1875: 7, 1885: 13, 1889: 15, 1892: 19 Mill. kg;
letztere
Menge ist mehr als die Hälfte des überhaupt produzierten Kautschuk
Afrika
[* 6] produziert 7 Mill. kg,
Ostindien
[* 7] und
Centralamerika je
3 Mill. kg.
Eingeführt wurden 1892 in den freien Verkehr des deutschen Zollgebietes 4,692 Mill. kg
im Werte von 25 808 000 M. Als Herkunftsländer stehen
Großbritannien,
[* 8] Westafrika,
Britisch-Ostindien und
Brasilien
[* 9] obenan.
Englands Einfuhr betrug 1891 gegen 14 Mill. kg im Werte von 3⅓ Mill. Pfd. St. –
Vgl. Hoffer, und Guttapercha (2. Aufl.,
Wien
[* 10] 1892.)
ein rasch trocknender, nicht glänzender, zum Tränken von wasserdicht zu machenden
Geweben sowie zum Überziehen von Landkarten
[* 11] und
Fixieren von
Bleistift- und Kreidezeichnungen verwendbarer
Firnis, den man
nach
Bolley herstellt, indem man
Kautschuk in Schwefelkohlenstoff quellen läßt und ihn dann in
Benzol löst;
die Lösung wird
durchgeseiht, durch
Destillation
[* 12] vom Schwefelkohlenstoff befreit und beliebig mit
Benzol verdünnt.
Julius, ungar. Nationalökonom und Politiker, geb. in
Raab,
[* 13] studierte dort, in
Pest und
Leipzig
[* 14] und wurde 1859 Privatdocent, 1863 ord. Professor der Nationalökonomie an der
PesterUniversität. Von 1865 bis 1881 gehörte er als Deputierter dem ungar.
Reichstag an. 1882 wurde er zum
Vicegouverneur, 1892 zum Gouverneur der Österreichisch-Ungarischen
Bank und 1885 zum lebenslänglichen Mitglied des Oberhauses
ernannt. Seine Hauptwerke in ungar.
Sprache
[* 15] sind: «Handbuch der
Staatswissenschaften» (2 Bde.,
Pest 1861),
Emil Friedr., prot. Theolog, geb. zu Plauen
[* 18] i. V., studierte in
LeipzigTheologie und orient.
Sprachen, war dann
Lehrer am dortigen Nikolaigymnasium, habilitierte sich 1869 an der
Universität für Exegese des Alten
Testaments und wurde 1871 außerord. Professor, ging 1872 als ord. Professor der
Theologie
nach Basel,
[* 19] 1880 nach
Tübingen,
[* 20] 1888 nach
Halle.
[* 21] Mit
Socin wies er in der
Schrift «Die Echtheit der moabitischen
Altertümer» (Straßb.
1876) die Fälschung der 1872 von der preuß. Regierung angekauften sog.
moabitischen
Thonwaren
[* 22] nach. Von seinen
Schriften sind außer den Neubearbeitungen von Gesenius’ «Hebräischer
Grammatik»
(25. Aufl., mit einer ausführlichen Neubearbeitung der
Syntax, Lpz. 1889),
Scholz’ «Abriß der hebr.
Laut- und Formenlehre»
(7. Aufl., Lpz. 1893) und
Hagenbachs«Encyklopädie und
Methodologie der theol. Wissenschaften» (11. Aufl., ebd. 1884) noch
zu nennen: «Übungsbuch zu Gesenius’ Hebräischer
Grammatik» (4. Aufl., edd. 1893),
«Die Genesis mit äußerer Unterscheidung der Quellenschriften
übersetzt» (Freib. i. Br. 1888; 2. Aufl. 1891, mit
Socin) und besonders «Die
Heilige Schrift des Alten
Testaments in
Verbindung
mit andern Gelehrten übersetzt» (ebd. 1890 fg.).
Stadt im türk. Wilajet Saloniki,
[* 25] am Ägäischen
Meere, der
InselThasos gegenüber, amphitheatralisch gebaut,
hat etwa 3000 E., eine alte Wasserleitung,
[* 26] eine höhere Schule (Medresse), alte Moschee und bedeutenden
Handel, besonders
mit
Tabak.
[* 27] Kavala ist Ausfuhrhafen für die Gegenden von Seres,
Drama u. s. w., Dampferstation und Sitz eines
deutschen
Konsularagenten.
(frz. cavalier; ital. cavaliere; span.
caballero), ursprünglich Reiter, dann Ritter, Edelmann, Herr. – In der
Befestigungskunst heißt Kavalier (veraltet
Katze)
[* 28] ein
in ältern Befestigungen, namentlich im Innern der
Bastion häufig vorkommendes
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
¶
mehr
Werk, das meist dieselbe Grundrißform wie das Bastion, jedoch eine weit höhere Feuerlinie besitzt und zuweilen durch einen
revetierten Graben völlig von demselben getrennt ist. Der Kavalier hatte in dieser Anordnung den Zweck, eine bessere Übersicht
über das Vorgelände zu verschaffen, die Facen und Flanken des Bastions gegen Rückenfeuer zu schützen
und nach Eroberung des äußern Bastions als innerer Abschnitt zu dienen. Auch in polygonalen Befestigungen kommen in der Form
und mit der Aufgabe von Traversen, an den Bruchpunkten des Grundrisses und auf der Mitte langer Fronten vor. Über den Tranchéekavalier
s. d.