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unglückliche Wendung, selbst jedes unglückliche Naturereignis Katastrophe zu nennen.
unglückliche Wendung, selbst jedes unglückliche Naturereignis Katastrophe zu nennen.
Bergzug, s. Appalachen.
(grch.), Spannungsirresein, Bezeichnung für eine sehr häufige Form von Geisteskrankheit, die sich durch einen gesetzmäßig gegliederten Verlauf auszeichnet, innerhalb dessen es zeitweise zu völliger Regungslosigkeit, jeweilig mit krampfartigen Zuständen der willkürlichen Muskeln, kommt. Die letztern führen zur Annahme gewisser Haltungen und Stellungen einzelner Glieder oder des ganzen Körpers, die tage-, wochen-, ja monatelang unverändert (statuenartig) beibehalten werden (dann auch Katalepsie oder Starrsucht [s. d.] genannt). In einer andern Phase der Krankheit zeigen die Kranken ein eigentümlich läppisches Gebahren mit Neigung zu allerhand sinnlosem Geschwätz, sonderbaren stereotypen Bewegungen. Daneben finden sich (besonders im Anfang) nymphomanische Erregung, Hallucinationen, Verfolgungsideen dämonomanischen Inhalts, zuletzt ideenflüchtige Verworrenheit u. s. w. Die Krankheit ist heilbar, zeigt aber häufige Rückfälle und geht nicht gar selten in dauernden, lange Zeit währenden Blödsinn über.
(Kathe, Kothe, Kotte), Bezeichnung eines einzelnen Bauern- oder ländlichen Arbeiterhauses im Gegensatz zu einem geschlossenen Bauerngut. Die Besitzer einer Kate heißen Kätner, Eigenkätner, Kötter, Kossaten (s. Hintersassen und Bauer, Bauerngut, Bauernstand).
Jan Jacob Lodewijk ten, niederländ. Dichter, geb. 23. Dez. 1819 im Haag, studierte 1838–44 in Utrecht Theologie, erhielt 1815 eine Predigerstelle auf der Insel Marken, ging 1817 nach Almkerk, 1850 nach Middelburg und lebte seit 1860 in Amsterdam, wo er 25. Dez. 1889 starb. In seinen zahlreichen Werken und Übersetzungen zeigt Kate eine große Sprachgewandtheit und dieselbe Leichtigkeit des Versbaues, wodurch er auch als Improvisator hervorragte. Hervorzuheben sind: «De Schepping» (Utr. 1866; deutsch von Zimmermann, Hamb. 1890), das populärste seiner Werke: «De Planeeten» (Arnh. 1869), «De Jaargetijden» (Groningen 1871), «Palmbladen en dichtbloemen» (Amsterd. 1884), sowie die Balladen, Romanzen, Legenden und andere kleinere Gedichte in den «Kompleete Dichtwerken» (8 Bde., Leid. 1867–73). Die Prosawerke K.s bestehen größtenteils aus Kanzelreden und andern Beiträgen zur erbaulichen Litteratur; außerdem schrieb er «Italië. Reisherinneringen» (Arnh. 1857) und «Nieuwe bladen uit het dagboek der reisherinneringen» (ebd. 1860–62) u. s. w. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in 12 Bänden (ebd. 1889–93).
Katechet, s. Katechetik.
(grch.), die Lehre von der Kunst des Unterrichtens durch Frage und Antwort. Ursprünglich bezieht sich der Ausdruck nur auf die religiöse Unterweisung. Katechese bezeichnete die Zubereitung derer für das christl. Gemeindeleben, die in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen werden sollten (der Katechumenen, s. d.); die von der Kirche mit ihrer Zubereitung Betrauten hießen Katecheten. In Alexandria bestand seit Mitte des 2. Jahrh. eine eigene Katechetenschule (s. Alexandrinische Schule). In der alten Kirche waren die Katechumenen Erwachsene; für ihre Unterweisung waren verschiedene Schriften der Kirchenlehrer, wie des Cyrillus von Jerusalem, des Augustinus u. a. bestimmt. Eine einzelne ausgeführte religiöse Unterredung ist eine Katechese, und das dabei angewendete Unterrichtsverfahren wird Katechisation oder Katechisieren genannt, die Methode heißt katechetische, katechisierende, auch dialogische oder erotematische Lehrform im Gegensatz zum Akroamatischen Unterricht (s. d.). – Die Ausbildung der Katechese für die Schule wurde zuerst durch die Reformation veranlaßt und dann namentlich durch die pietistische Schule, Spener an der Spitze, gepflegt. Diese Schule legte zugleich großes Gewicht auf die Lehrform und erkannte insbesondere die Frage (s. d.) als nicht zu entbehrendes Kunstmittel. In der folgenden Zeit wurde nicht selten der Geschicklichkeit in Handhabung der Fragform, nicht nur bei den religiösen Unterredungen, sondern bei allem Unterrichte eine übermäßige Bedeutung beigelegt. Man setzte die Kunst des Unterrichtens fast allein darin, alles durch Frage und Antwort zu entwickeln. Die Unterredungen des Sokrates mit seinen Schülern galten dabei als klassisches Vorbild, und die bezeichnete Methode erhielt den Namen sokratische Methode oder Sokratik. Als berühmte Meister darin galten ihrer Zeit Dinter und Gräfe. Ihrer Überschätzung gegenüber wies schon Pestalozzi darauf hin, daß man den Kindern auch vieles geben, ihnen wirkliche Anschauungen darbieten müsse. – Vgl. Dinter, Die vorzüglichsten Regeln der Katechetik (13. Aufl., Plauen 1862); von Zezschwitz, System der christl.-kirchlichen Katechetik (2 Bde., Lpz. 1863–74); Palmer, Evangelische Katechetik (6. Aufl., Stuttg. 1875); Encyklopädie des gesamten Erziehungs- und Unterrichtswesens, hg. von Katechetik A. Schmid, Bd. 3 (2. Aufl., Gotha 1880).
Katechusäure, Tanningensäure, ein wesentlicher Bestandteil des Katechus, dessen Zusammensetzung noch nicht mit Sicherheit festgestellt ist (C₂₁H₂₀O₉ + 5H₂O oder C₁₈H₁₈O₈). Katechin wird aus Bombaykatechu oder Gambir nach dem Auswaschen dieser Stoffe mit kaltem Wasser durch kochendes Wasser ausgezogen. Aus den erkaltenden Lösungen scheidet es sich in braunen Krystallmassen aus, die durch Umkristallisieren aus heißem Wasser unter Zuhilfenahme von Tierkohle gereinigt werden. Das Katechin bildet feine weiße, seidenglänzende Nädelchen, schmilzt bei 127°, löst sich sehr schwer in kaltem Wasser, leicht in Alkohol und heißem Äther. Die wässerige Lösung schmeckt etwas bitter und zusammenziehend. Beim Erhitzen liefert das Katechin Brenzkatechin, Wasser, Kohlensäure und Kohlenoxyd. Im feuchten Zustande färbt es sich, namentlich beim Erwärmen an der Luft, braun, durch oxydierend wirkende Stoffe wird es rasch tiefbraun gefärbt; mit Eisenoxydsalzen giebt es eine intensiv grüne Färbung, mit Basen geht es keine Verbindung ein.
Katechisieren, s. Katechetik.
(grch.), ein in Fragen und Antworten abgefaßtes Lehrbuch; in der Kirchensprache besonders die so gefaßte Erklärung der Hauptstücke der Glaubenslehre zum Zwecke des Volksunterrichts. Das Bedürfnis der religiösen Jugendbildung führte schon im 8. und 9. Jahrh. zur Abfassung solcher Katechismen, unter denen der von Kero, Mönch in St. Gallen, und der wahrscheinlich von dem Mönche Otfried von Weißenburg geschriebene die berühmtesten sind. Späterhin finden sich solche Bücher vorzüglich bei den Böhmischen Brüdern, die auch den Namen Katechismus zuerst gebraucht zu haben scheinen. Diese Katechismen enthielten als Hauptstücke des Kirchen-
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
glaubens vornehmlich das Apostolische Symbolum, die Zehn Gebote und das Vaterunser. Luther gab schon 1520 die Zehn Gebote, die drei Artikel des christl. Glaubens und das Vaterunser mit Erklärungen versehen u. d. T. «Eine kurze Form, die Zehn Gebote und den Glauben Zu betrachten und das Vaterunser zu beten» heraus. Nach der kursächs. Kirchenvisitation schrieb Luther 1529 seinen Großen Katechismus für Geistliche und Lehrer und den Kleinen Katechismus für die Kinder. Außer den drei ersten Hauptstücken enthielten diese noch die beiden Hauptstücke von der Taufe und vom Sakrament des Altars. Das sog. sechste Hauptstück, vom Amte der Schlüssel, ist spätern Ursprungs. An seiner Stelle findet sich jetzt meist der Artikel von der Buße, Beichte und Absolution (als fünftes Hauptstück). Einen Anhang, der aber auch nicht von Luther herrührt, bilden der Morgen- und Abendsegen, das Tischgebet, die Haustafel und Fragestücke für Kommunikanten. Beide Katechismen wurden später unter die Symbolischen Bücher aufgenommen.
Die zur Augsburgischen Konfession sich bekennende Brüdergemeine gebraucht als Katechismus hauptsächlich das von Lieberkühn verfaßte Buch u. d. T. «Der Hauptinhalt der Lehre Jesu Christi» (Barby 1778; letzte Ausg. 1877). Unter den Katechismen der schweiz. Reformation sind namentlich der zweite Genfer, der Züricher und der Heidelberger oder Pfälzer Katechismus zu nennen. Den Genfer Katechismus verfaßte Calvin (französisch 1542, lateinisch 1545); derselbe wurde auf verschiedenen franz. Synoden sanktioniert und auch vielfach in andern reform. Kirchen in Gebrauch genommen. Der Züricher Katechismus (1609) ist aus den Katechismen von Judä (1534) und Bullinger (1554) entstanden und hatte früher besonders in der Züricher Kirche großes Ansehen. Der bekannteste aber ist der Heidelberger Katechismus (s. d.) geworden.
In der anglikanischen Kirche erlangte der sog. «Church catechism», von Joh. Poinet 1552 lateinisch verfaßt, von König Eduard VI. sanktioniert und 1553 zu London herausgegeben, großes Ansehen. Er umfaßte 24 Fragestücke, eine Erklärung des Taufgelübdes und der Glaubensartikel, die Zehn Gebote, das Vaterunser. Später (1572) wurde durch Al. Nowel noch ein Unterricht über die Sakramente beigefügt. Die presbyterianische Kirche in England und Schottland gebraucht «The assembly-catechism», der bald nach dem von der Westminstersynode (1643) verfaßten Puritanerbekenntnisse veröffentlicht wurde. Die Socinianer gebrauchenden Rakauer Katechismus («Catechismus Rakoviensis»), von Valentin Schmalz und Hieron. Moskorzowsky 1605 in poln. Sprache verfaßt, dann auch deutsch und lateinisch erschienen; die Quäker den Katechismus von Robert Barclay (1673) u. s. w.
In der lutherischen Kirche begann man schon frühzeitig den Lutherschen Katechismus durch Erklärungen zu erweitern, daher beinahe jedes Land seinen eigenen Katechismus erhielt. Zu Ende des 18. Jahrh. wurden vielfach die orthodoxen Katechismen durch solche ersetzt, die den Meinungen der Aufklärungszeit mehr Einfluß gestatteten. Nach Vereinigung der beiden prot. Kirchen in mehrern deutschen Staaten entstand das Bedürfnis von Unionskatechismen. Die moderne Orthodoxie betrachtete es als eine ihrer Hauptaufgaben, die rationalistischen Katechismen überall zu beseitigen und dafür die ältern wieder einzuführen oder neue im dogmatischen Geschmacke des 17. Jahrh. zu verfassen. Ihre Bestrebungen sind vielfach von Erfolg gewesen, scheiterten aber anderwärts an dem Widerstande der Gemeinden.
In der römisch-katholischen Kirche erlangte der durch das Tridentinische Konzil veranlaßte, vom Erzbischof Leon Marino, dem Bischof Ägidius Foscarari und dem portug. Dominikaner Franciscus Foreiro ausgearbeitete, von Papst Pius V. bestätigte Römische oder Tridentinische Katechismus («Catechismus Romanus») symbolisches Ansehen. Derselbe erschien zuerst zu Rom 1566. Er zerfällt in vier Hauptabschnitte: Apostolisches Symbolum, Sakramente, Dekalog, Gebet. Eine sehr weite Verbreitung fanden die beiden Katechismen des Jesuiten Petrus Canisius (s. d.). Die griechisch-katholische Kirche hat ihren größern in dem von Petrus Mogila, Metropoliten zu Kiew, verfaßten Rechtgläubigen Bekenntnis der kath. und apostolischen Kirche des Morgenlandes («Confessio orthodoxa», 1642), das von der Synode zu Konstantinopel (1643) durch die Patriarchen von Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem angenommen und durch die Synode von Jerusalem (1672) sowie (1721) durch Peter d. Gr. aufs neue sanktioniert wurde. Dieser Katechismus heißt auch «Der größere Katechismus der Russen», zum Unterschied von dem Kleinern Katechismus, den Peter I. abfassen ließ, und zerfällt in die drei Teile: Vom Glauben, Von der Hoffnung und Von der Liebe zu Gott und dem Nächsten. Deutsch erschien er von Frisch (Frankf. und Lpz. 1724). Aus einer 1832 veranstalteten Revision durch den Metropoliten Philaret von Moskau ist der jetzt gebräuchliche Katechismus hervorgegangen, der 1866 zu Moskau erschien. - Vgl. Ehrenfeuchter, Zur Geschichte des Katechismus (Gött. 1857).