219 das M. und der
Aralsee in der Nachpliocän- oder Quartärperiode viel größer als heute sowie untereinander und mit dem
SchwarzenMeere durch
Arme verbunden. Die damaligen Grenzen
[* 2] des M. waren ungefähr: im
NO. der
Ust-Urt und das Mugodschar-Gebirge,
im N. der 50. Breitengrad, im W. die Wolga von Kamyschin abwärts und der
Jergeni, an dessen Südende
auf dem heutigen Manytsch ein Verbindungsarm zum
SchwarzenMeere ging. Im S. gehörte ein großer
Teil des jetzigen
Flußgebietes
der
Kuma und der Unterlauf des
Terek, im
SW. weit ins Land hinein der Unterlauf der Kura und des
Aras, im SO.
das Land zwischen den Chorassanschen
Bergen
[* 3] und dem
KleinenBalkan dazu.
Zwischen dem
Kleinen und
GroßenBalkan führte im sog.
Usboj (s.
Amu) eine
Verbindung zum
Aralsee. Die ehemalige Nordgrenze des
letztern reichte wahrscheinlich nicht über den 48.° nördl.
Br. hinaus, die Ostgrenze ging bis zum 70.° östl. L. von
Greenwich. Nach SO. breitete sich der See ziemlich weit am linken Ufer des
Syr-darja aus und im S. fast bis zum heutigen Merw.
Die Umwandlung dieses Wasserbeckens in seinen gegenwärtigen Zustand hat wahrscheinlich begonnen, als das
SchwarzeMeer den
Bosporus
[* 4] durchbrach und dadurch einen Abfluß ins Mittelmeer erlangte.
Die dadurch entstandene
Senkung des Wasserniveaus führte zuerst zu einer
Trennung des
SchwarzenMeers vom
M. und vom
Aralsee. Infolge verminderter Wasserausdünstung begann zugleich eine Versiegung der Zuflüsse, die von NW.
her das
AralokaspischeBassin speisten, während von
Süden her die Menge des zugeführten Wassers abnahm durch die wahrscheinlich
fortschreitendeHebung
[* 5] der dortigen großen
Gebirge. Die Folge dieser allgemeinen Austrocknung war, daß
sich nun auch das M. vom
Aralsee trennte und das Niveau des erstern jetzt sogar bedeutend unter den
Spiegel
[* 6] des
Meers herangegangen
ist.
Der Charakter der so entstandenen Niederung ist der der
Steppe. Es finden sich in ihr nur Salzseen und
Salzmoore vor, aber keine fließenden
Gewässer, die in der Niederung selbst ihren Ursprung nehmen, außer zeitweilig infolge
großer Regengüsse und beim Schmelzen des Schnees. Der Salzgehalt des
Bodens wird daher nicht ausgelaugt und dem
Meere zugeführt.
Die Trockenheit verhindert die
Bildung einer Humusdecke. Dagegen führen die häufigen
Stürme
(Burans)
alles Verwitterte fort und setzen es als Löß ab: sie halten auch die zahlreichen Sandhügel in fortwährender
Bewegung,
die zum
Teil aus den Dünen an den Ufern des frühern
Bassins, zum
Teil aus Flußsand und verwittertem Sandstein entstanden
sind.
Ein seßhaftes Leben ist daher nur in beschränkterWeise möglich. Das M. wird von drei Seiten von
Rußland
und nur im S. von
Persien
[* 7] begrenzt. Es ist als russ.
Binnenmeer anzusehen und wird nicht nur von russ. Segel- und Dampfbooten
befahren, sondern auch durch eine eigene Kaspiflotte beherrscht, die aus 2 Kanonenbooten, 1 Schoner, 3 Raddampfern, 1 Segelfahrzeug
besteht. Den
Russen gehören am See oder nahe daran als wichtigste
Städte und
Forts:
Gurjew,
Astrachan,
Kisljar,
Petrowsk, Tarki, Derbent,
Baku, Saljany,
Lenkoran und an der Halbinsel
Mangischlak die Feste Nowo-Alexandrowsk, ja selbst an der
pers.
Küste die
Insel Aschurade bei
Astrabad.
Die pers.
StädteRescht, Hassanabad,
Amol,
Barferusch, Sari, Ferabad,
Aschraf und
Astrabad nehmen zwar an dem
Ein- und
Ausfuhrhandel teil, derselbe wird aber hauptsächlich durch russ.
Kauffahrer vermittelt. Die Schiffahrt
ist gefährlich
wegen zahlreicher
Bänke an den
Küsten und wegen heftiger
Stürme besonders aus Südost. Der nördl.
Teil friert im Winter zu.
Dazu kommt die geringe Zugänglichkeit der
Küsten infolge der geringen Anzahl von sichern Häfen.
Sichere Ankerplätze finden sich nur auf der Südküste bei den Häfen von Enseli, Meschedisar, Langerud und Astradad. 1890 trafen
in den russ. Häfen ein 37058 Schiffe,
[* 8] 74146 Flöße, zusammen mit 517609000 Pud Fracht im Werte
von 126557001 Rubel. An Handelsschiffen trafen ein 11778 mit 2,057 Mill.
Schiffslasten; liefen aus 11811 mit
2,052 Mill.
Schiffslasten. Befördert wurden hierbei 138856000 Pud Waren, darunter 4246000 Pud Getreide.
[* 9] Die Dampfschiffahrt
wird von der
Aktiengesellschaft Kawkas +
Merkur
[* 10] betrieben.
im
Altertum ein berühmter Engpaß (jetzt
Tengi Sirdara) in den KaspischenGebirgen (jetzt
Sirdara und Siya Kuh, «der
SchwarzeBerg») am Südufer des KaspischenMeers, der Medien von Parthien und
Hyrkanien trennte. Die durch ein
Erdbeben
[* 13] entstandene und durch Menschenhände künstlich wegbar gemachte Schlucht war acht
Millien (14 km) lang und so eng, daß nur ein Wagen durchfahren konnte. Die
Perser verschlossen den
Paß
[* 14] mit eisernen
Thoren und hielten ihn durch Wachen besetzt. Gelegentlich sind die auch mit Nebenpässen (den «Albanischen
Thoren» u. a.) verwechselt worden.
Kassabi,Kwa,Ibari,Nkutu, großer centralafrik.
Strom, linker Nebenfluß des
Kongo (s. d.), 1940 km lang,
entspringt dicht unter dem 12.° südl.
Br. und etwa 19.° östl. L., fließt zuerst in fast östl.
Richtung 200 km durch eine Sumpfregion bis zu 22° 10' östl. L., wo er durch den Lotembwa
mit dem See
Dilolo (s. d.) und durch diesen zeitweise mit dem
Sambesi in
Verbindung tritt, wendet sich scharf nach N., wird
unter 6° 40' südl.
Br. durch den
Pogge-Fall, unter 5° 50' südl.
Br. durch den Wißmann-Fall unterbrochen
und erhält von links als die wichtigsten Zuflüsse den Luembe, Luatschim, Tschikapa und Lowoa.
Nach der rechtsseitigen Einmündung des
Lulua (s. d., 5° südl.
Br.) nordwestlich und jener des
Sankuru (s. d., 4° 25' südl.
Br.) nach WNW. strömend, gewinnt sein inselreiches
Bett
[* 15] oft eine
Breite
[* 16] von 10 km. Nachdem er von rechts
den schiffbaren Lukenje oder Mfini, von links den Loange (Tenda) und etwa 200 km von der Mündung entfernt den
Kuango (s. d.)
ausgenommen, ergießt er sich unter 3° 20' südl.
Br. Und 16° 10' östl. L. (640 m breit und 36 m tief)
in den
Kongo.
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.
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220 Der Kassaï durchfließt teils Urwald, teils Savanne. Seine Ufer sind meistens dicht bevölkert. Im Oberlaufe wohnen an beiden
Ufern die Kalunda, dann links die Pende, rechts Baschilange und Baluba, weiter am linken Ufer die Bakongo und die kriegerischen,
auch als Anthropophagen gefürchteten Bankutu. Nach Beginn der Regenzeit im Oktober steigt er um etwa 4 m.
Bei hohem Wasserstande führt er an seiner Mündung 12000 cbm Wasser in der Sekunde. Er ist bis zum Wißmann-Fall schiffbar.
Insgesamt ist das Kassaisystem auf 3570 km schiffbar.
Seinen Oberlauf erkundete zuerst Livingstone 1854–55; 1874 und 1880 überschritten ihn und seine südlichen linksseitigen
Nebenflüsse Pogge und Buchner. Abermals weiter nördlich (bei Kikassa und dem Pogge-Fall) überschritten
ihn 1881 Pogge und Wißmann. 1885 waren es Wißmann, Dr. Wolf, Curt von François und H. Müller, welche seinen Lauf vom Lulua
bis zur Mündung verfolgten. 1886 erforschten Wißmann und Wolf den Kassaï stromaufwärts von der Luluamündung bis
zum Wißmann-Fall, sodaß gegenwärtig nur die kurze Strecke zwischen diesem und dem Pogge-Fall als noch nicht sicher festgestellt
gelten kann. –